Kein Cover vorhanden: upload/articles/coverps4_3b8qfUsw0eU8UjgLiD4l.jpg

7 Days to Die

Publisher: Telltale Games
Entwicklerstudio: The Fun Pimps
Genre: Survival- Adventure
Sub-Genre: Crafting- Game
Art: Midprice
Erscheinungsdatum: 01.07.2016
USK 16

7 Days to Die    15.07.2016 von GloansBunny

Survival, Zombie- Apokalypse, Crafting- System und Open World: eine Kombination aus Worten, die unsere Redakteurin GloansBunny sofort sabbern lassen wie ein ausgehungerter Untoter. Auslöser hierfür ist ein Spiel namens 7 Days to Die. Arm dran oder doch eher Arm ab? Wir werden sehen...

 

So ein Mist. Jetzt bin ich endlich der Apokalypse aus DayZ entkommen, nur um mich heute schon wieder in einer vermeintlich verlassenen offenen Welt durchs etwas ausgelaugte Leben zu schleppen. Wie immer schlage ich die Augen auf, wie immer habe ich keine Ahnung, wo ich bin und wie immer bin ich bis auf eine hübsche weiße Feinrippunterwäsche nackt und hungrig. Als alter Survival-Hase stürze ich mich natürlich sofort auf den erstbesten Müllhaufen, der allerdings kaum mehr als einen ranzigen Stapel Papier und eine leere Blechdose zu bieten hat. Da ich allerdings nicht vorhabe mir daraus ein Minikleid zu basteln, höre ich auf den Quest-Hinweis und rupfe mit bloßen Händen ein Paar Büschel Gras aus dem kargen Boden, woraufhin ich mir unter viel Gefummel im Inventar mühevoll eine Garnitur Klamotten zurecht bastle. Sieht zwar nicht besonders toll aus und schützt mich auch nur marginal vor Umwelteinflüssen, aber zumindest locke ich jetzt nicht mehr hungrigen Zombies mit meinem kilometerweit leuchtenden Nudismus an. Passt. Also schnell weiter im Text, denn langsam, aber stetig senkt sich die Dämmerung über die Open World von 7 Days to Die, das es endlich auch auf die aktuellen Konsolen geschafft hat. Während ich mir also aus allerlei gefundenem Kram allerlei anderen, nützlichen Kram crafte, ein Lagerfeuer entzünde und mitten in der Pampa auf jedes Geräusch achte, lerne ich langsam das 1x1 des Überlebenskampfes kennen. Blöd nur, dass ich meine mickrige Steinaxt ziemlich überschätze und bei einem zugegeben schlecht durchdachten Ausflug gegen Mitternacht einem schlecht gelaunten Braunbären in die Pfoten renne, der mich delikaten, mit Grashalmen panierten Leckerbissen natürlich umgehend in Hackfleisch verwandelt. Im zweiten Anlauf bin ich klüger, umgehe das Vieh und latsche prompt in eine mit Loot vollgestopfte Kleinstadt. Bingo, Jackpot!!! Voller Euphorie bearbeite ich mit meiner Axt den verbarrikadierten Eingang zu einem schmucken Einfamilienhaus, sehe mich gedanklich schon in coolen neuen Klamotten mit einer Pistole oder einem vernünftigen Messer in der Hand sattgefressen auf einem gemütlichen Bett lümmeln. Aber die Apokalypse ist nun mal kein Ponyhof, was mir ein freundlich stöhnender, sabbernder Herr im modischen Verwesungs-Look mit einem wenig sanften Biss in den Oberarm schmerzlich bewusst macht. Gerade, als ich mich zu dem Störenfried umdrehe, um ihm mit einem zarten Schwinger meiner Axt Manieren beizubringen, grapscht plötzlich eine faulige Hand durch die eben noch unüberwindbar Holzbarrikade. Was zur Hölle...?! Noch bevor ich mich über diesen allgegenwärtigen Bug aufregen kann, senkt sich Blut und Schwärze über den Bildschirm und eine kleine Textbox informiert mich wenig einfühlsam über mein virtuelles Ableben. "Herzlich willkommen bei 7 Days to Die", seufze ich und warte wie schon so viele Male zuvor darauf, dass der Ladebildschirm verschwindet und ich mich erneut in ein unfertiges, aber dennoch irgendwie fesselndes Survival- Abenteuer stürzen darf...

 

Steuerung und Sound: Himmel hilf, die Zombies sind los- überall!

 

Das erste, das einem in 7 Days to Die entgegenschlägt, sobald man die virtuellen Augen geöffnet hat, ist das gewöhnungsbedürftige Steuerungskonzept. Zwar haben sich die Entwickler von The Fun Pimps merklich Mühe gegeben, das ursprünglich für den PC entwickelte Inventarmenü an die Konsolen anzupassen, doch so wirklich gelungen ist es ihnen nicht. Nur mit viel Gefummel und Geklicke ist es möglich, im etwas unübersichtlichen Inventar Gegenstände herzustellen und auszurüsten. Ein Analogstick ersetzt nun mal keine Computermaus, eine zeitgemäße Menü- Steuerung wäre hier durchaus angebracht. Löblich erwähnen muss man hingegen das modifizierbare Controllerlayout, welches intuitiv gestaltet ist und sämtliche Aktionen des Alter Egos präzise und direkt auf den Bildschirm spiegelt. Da lässt es sich ganz bequem durch die postapokalyptische Welt von 7 Days to Die schlendern, häckseln und sammeln. Nichts desto trotz sollte man gerade zu Beginn mit einer längeren Eingewöhnungsphase bezüglich Steuerung rechnen, bis man einigermaßen vertraut durchs Inventar navigieren kann.

 
Beim Thema Sounddesign hinterlässt das Survival- Abenteuer einen zombietypisch fauligen Eindruck. Klar, 7 Days to Die ist ein Indie- Game und ja, auf dem PC gilt es noch als "fortgeschrittene Alpha- Version". Da sollte man also nicht mit markerschütternden Soundeffekten und cineastischen Musikstücken rechnen. Bis auf einen hübschen Soundtrack im Startmenü und ein paar wenigen Umgebungsgeräuschen herrscht akustische Flaute im Spiel. Vorteil: Die obligatorischen Grunz- und Stöhnlaute der ranzigen Untoten oder auch das Grollen eines Bären hört man somit meist rechtzeitig und kann entsprechend reagieren. Doch der dumpfe Einheitsbrei aus Tier-, Wetter- und Umgebungsgeräuschen wirkt insgesamt eher abwechslungsarm. Da man aber die meiste Zeit damit beschäftigt ist, irgendwelchen Kram zu sammeln oder zu bauen, während man mit einem halben Ohr auf jedes noch so kleines, alarmierendes Tönchen aus der Umgebung lauscht, registriert man die Monotonie des Sounddesigns kaum. Zur postapokalyptischen Atmosphäre, die an jeder Ecke mit Gefahren gespickt zu sein scheint, passt die Akustik aber dennoch sehr gut. Gut gebrüllt, Löwe... Äh... Zombie!
 
Grafik, Gameplay und Umfang: Verfaulende Schale, weicher Kern, mich haben alle Zombies gern...
 
Wer die PC- Version von 7 Days to Die kennt, der weiß, was einem optisch blüht. Den Kokon des Early- Access- Stadiums hat das aus der Hand von Telltale Games stammende Spiel noch lange nicht abgeworfen, auch wenn das Open World- Abenteuer auf den Konsolen PlayStation 4 und XBox One als Vollpreistitel verkauft wird. Neben kargen Texturen, hakeligen Animationen und spärlichen Details fallen hier vor allem die vielen Grafik- Bugs der alles andere als hübschen Optik merklich auf. Schwebende Hirsche und wie auf Schienen gleitende Wölfe gehören ebenso zum schlechten Ton wie durch Wände grapschende Zombie- Arme oder auf mysteriöse Weise verschwindende Bäume, Sträucher und Kisten. Zur Info: nein, wir befinden uns nicht auf einem psychedelischen Drogentrip und auch nicht in einem Wimmelbild- Spiel, sondern in einem vermeintlich "fertigen" Survivalgame, welches auf die Konsolen portiert wurde. Zugegeben, manch ein Bug ist ziemlich lustig, doch einige stören den Spielspaß ungemein. Dass das Alter Ego hin und wieder Lebenspunkte einbüßt, weil ein Untoter den Sinn einer dicken Mauer schlichtweg nicht verstanden hat, kann man meist verschmerzen und zum eigenen Vorteil nutzen. Doch wenn die Performance leidet, weil die Framerate in die morschen Knie geht oder gar Spielstände nicht geladen werden können, dann macht sich Frust breit. Abhilfe schafft dann nur ein mit langen Ladezeiten verbundener Neustart, der die Tore in eine verbuggte Welt entlässt, die weniger durch visuelle Schönheit als viel mehr mit ihrem spielerischen Inhalt überzeugt.
 

Bildergalerie von 7 Days to Die (14 Bilder)

Das Herzstück von 7 Days to Die ist nämlich tatsächlich das Gameplay selbst. Die Mischung aus Survival, Crafting und Action- RPG reißt mit und fesselt trotz nur marginal vorhandenem Tutorial von Beginn an. Merkwürdig proportionierten Charakter aussuchen, Ladezeit aussitzen und voilà, schon schlägt man die Augen auf, mitten in der Pampa, umgeben von Nichts, kargem Steinboden und ja, Nichts. Ein kleiner, zaghafter Hinweis in der oberen rechten Bildschirmecke erklärt, dass man Gras, Steine und Holz sammeln sollte, um sich eine Axt, Klamotten und einen Schlafsack zu basteln. Hat man das erledigt, steht man erst einmal da und schaut ein wenig doof aus der Wäsche, denn das war es dann auch schon mit dem "Tutorial". Wohin man gehen soll, was als nächstes zu tun ist, warum und weshalb man überhaupt hier ist- das bleibt der Fantasie des Spielers überlassen. Mit viel Klickerei und Leserei im unübersichtlichen Inventar stößt man schließlich auf unzählige Rezepte, die die Herstellung unterschiedlichster Dinge ermöglichen. Da heißt es also überall in der düsteren Welt Rohstoffe sammeln, verwalten und zusammenbasteln, und zwar möglichst bevor die Nacht hereinbricht. Denn in der Dunkelheit lauern Gefahren, wie etwa wilde Tiere, schnellere Zombies und auch Kälte. Also schnell ein paar Büsche aus der Erde rupfen, ein wenig Holz hacken und allerlei Kram craften. Äxte und Werkzeuge stehen dabei ebenso auf der virtuellen Liste wie Kleidung, Nahrungsmittel und Medikamente. Je weiter man voranschreitet, desto mehr Material und Baupläne stehen einem offen, sogar eine ganze Basis mit Abwehrmaßnahmen, Inneneinrichtung und Gemüseanbau ist möglich. 7 Days to Die entwickelt schnell ein gewisses Suchtpotential und weckt den Sammel- und Erkundungstrieb.
 
Während man immer tiefer in die unwirkliche Open World vordringt, gilt es auf das Wohl des Alter Egos zu achten. Hunger, Durst und Temperaturschwankungen müssen zwingend bekämpft, Krankheiten ausgemerzt und Nässe vermieden werden. Der Survival- Charakter ist in 7 Days to Die nicht so extrem präsent wie beim Genreverwandten DayZ, spielt aber dennoch eine große Rolle. Die Balance zwischen den Bedürfnissen nach Wasser, Schutz und Nahrung und der Crafting- Komponente gelingt dem Spiel sehr gut und macht einen Großteil des Spielspaßes aus. Dass dabei auch die Gefahr, von den überall in der Welt existenten Tieren und Zombies ausgeht, nicht unterschätzt werden sollte, versteht sich wohl von selbst.
 
Der Krieg gegen die gefräßigen Untoten erweist sich allerdings als kniffliges Unterfangen. Zum einen ist 7 Days to Die kein Action- Game, bei dem ein einziger Schlag ausreicht, um die Feinde einen Kopf kürzer zu machen, zum anderen ist das Kampfsystem selbst schlichtweg eine einzige Katastrophe. Mangels Anzeige lassen sich Dauer und Ziel der Ausholbewegungen von Waffen nur erahnen, der zugefügte Schaden wirkt wie ein Lotteriespiel und die Kollisionserkennung ist gleich Null. Hinzu kommt die unschöne Angewohnheit, nicht selten auch einfach ungewollt durch die Zombies hindurchzuglitchen, nur um statt durch die Gegner durch eine unsichtbare Falle oder ähnliches zu sterben. Pluspunkt: der Respawn erfolgt am nächstgelegenen Lager, von wo aus man mit reduzierter Ausdauer und Lebenskraft direkt wieder zum unveränderten Todesort aufbrechen kann. Durch zahlreiche optionale Einstellungen zu Beginn des Spiels dürfen zudem die jeweiligen Vorlieben des Spielers betont werden. Crafting-Junkies schrauben etwa die Aggression der Zombies herab und die Zahl an Fundstücken nach oben, während Rollenspieler alles auf Maximum stellen, um schnell zu leveln. Denn für jedes erledigte Viech, egal ob Zwei- oder Vierbeiner, und jedes gecraftete Stück erhält man Erfahrungspunkte, die in diverse Fähigkeiten wie etwa Ausdauer, Dursttoleranz und Nah- und Fernwaffenskills investiert werden dürfen. Ein Hauch von Minecraft, eine gewaltige Prise DayZ und ein hübsches RPG- Häubchen machen aus 7 Days to Die eine umfangreiche Hauptspeise mit leicht bitterem Beigeschmack.
 
Zu guter Letzt wollen noch die Mehrspieler- Optionen erwähnt werden, die genretypisch erst so richtig Freude ins öde Apokalypseleben bringen. Im stabil laufenden Splitscreen- Modus darf nach Lust und Laune zu zweit gecraftet, gelitten und gestorben werden, was das Zeug hält. Die nach sieben Tagen hereinbrechene Riesen- Zombiewelle, die dem Spiel auch ihren Namen gibt, lässt sich gemeinsam mit einem Kumpel eben einfach viel bequemer bewältigen. Noch unterhaltsamer ist der Online- Multiplayermodus, der mehrere Szenarien für bis zu vier Spieler bietet. Im Überlebensmodus versucht man, nur mit einer spärlichen Grundausstattung ausgerüstet, wahlweise gemeinsam oder im optionalen PvP- Mode irgendwie über die Runden zu kommen. Beim Deathmatch wird derjenige, der als letztes noch am Leben ist, in einer vordefinierten Welt zum Sieger erklärt, während der Zombie Horde- Mode auf direktes Teamplay und extrem schwierige Nachtszenarien setzt. Wie auch im Solo- Abenteuer können im Mehrspielermodus viele Einstellungen vorgenommen und somit auf die individuellen Bedürfnisse der Spieler ausgerichtet werden. Die Stärke des schwächelnden 7 Days to Die liegt definitiv im kooperativen Multiplayerspiel. Doch egal ob Einzelkämpfer oder Gruppentier, mit etwas Engagement und gerade zu Beginn hoher vorhandener Frusttoleranz garantiert das verbuggte, aber liebenswerte Indie- Game viele, viele spaßige Spielstunden.

Das Fazit von: GloansBunny

GloansBunny

7 Days to Die ist wirklich alles andere als fertig, viel mehr wirkt es wie eine überhastet auf den Konsolenmarkt geworfene Early-Access-Version eines Spiels im Alpha-Stadium, was es auf dem PC auch ganz offiziell noch ist. Wer DayZ mag und mit dessen Fehlern klar kommt, der wird auch mit 7 Days to Die viel Freude haben. Zumindest, wenn man über zahlreiche Grafikbugs, Performanceprobleme und ein unausgereiftes Kampfsystem hinwegsehen kann. Denn Fehler und Macken hat dieses Survivalgame an allen Ecken und Enden. Und an jedem dritten Grashalm, an unzähligen Barrikaden und an x Steinen - also quasi überall. Nichts desto trotz hat mich 7 Days to Die mit seinem komplexen Crafting-System, dem stimmigen Survival-Feeling, der großen Open World und den extrem unterhaltsamen Multiplayermodi in seinen Bann gezogen. Es ist nicht wirklich hübsch und alles andere als perfekt, aber Spaß macht dieses Abenteuer allemal, auch wenn man für einen Preis von derzeit rund 35 Euro einfach mehr erwarten kann. Wenn Telltale Games nicht bald die dringend nötigen Nachbesserungen abarbeitet oder an der Preisschraube dreht, dann zieht dieses eigentlich mit viel Potential behaftete Spiel aber ziemlich sicher in die Hall of Shame ein. Schade eigentlich...


Die letzten Artikel der Redakteurin:


positiv negativ
  • Große, atmosphärische Open World
  • Ausgeklügeltes Crafting- System
  • Survivalcharakter sehr hoch
  • Gute Mischung aus mehreren Genres
  • Unterhaltsame Multiplayermodi
  • Zahlreiche Einstellungsmöglichkeiten für individuelle Spielstile
  • Grafik und Sound unfertig und detailarm
  • Starke Performanceschwankungen und Framerateinbrüche
  • Zahlreiche Grafikbugs, die den Spielablauf beeinträchtigen
  • Inventarsteuerung viel zu ungenau und kompliziert
  • Kampfsystem und Kollisionsabfrage unterirdisch





Kommentare[X]

[X] schließen