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Air Conflicts: Vietnam

Publisher: Bitcomposer Games
Entwicklerstudio: Bitcomposer Games
Genre: Action
Sub-Genre: Arkade-Flugsimulation
Art: Midprice
Erscheinungsdatum: 02.10.2013
USK 16

Air Conflicts: Vietnam   22.10.2013 von Torsten

Die Ära der großen Flugsimulationen ist längst vorbei. Das sperrige und einsteigerunfreundliche Genre, das in vergangenen Tagen so eindrucksvoll als Maßstab für das technisch Machbare stand, wird nur noch mit wenigen Vertretern am Leben gehalten. Einsteigerfreundlicher ist hingegen da die Zunft der Arcade-Flieger, die mit knalliger Action und hochdynamischem Spielverlauf für kurzweiligen Spaß sorgen. Eine Serie, die Nachschub für diesen Genre-Zweig bereit hält, verlagert nun nach dem durchaus überzeugenden Vorgänger Pacific Carriers den Schauplatz in, bzw. über den Dschungel Vietnams...

 

Küsse von Zoe und mir... Lisa

 

Es ist 1962 und ein Krieg, der bereits seit 20 Jahren tobt, nähert sich seinem Höhepunkt. Der kommunistische Norden liegt im Clinch mit dem verhassten Süden. Abseits des Kriegsschauplatzes des Fernen Osten befinden sich USA und Sowjetunion im Kalten Krieg. Die Konflikte überschneiden sich, als die USA ihrerseits beschließt, sich in ihrem Kampf gegen den Kommunismus Südvietnam anzuschließen. Wir übernehmen in diesem Konflikt die Rolle des US Air Force-Piloten Joe Thompson, der in der ersten Welle von amerikanischen Soldaten in dem fremden Land eintrifft. Er lässt Frau und Kind in den Vereinigten Staaten zurück und nur über Briefe halten sie über die weite Distanz hinweg Kontakt. Die persönlichen Briefe zwischen der Familie, in denen Joe, Lisa und auch die Tochter Zoe zu Wort kommen, verleihen der üblichen Geschichte des namenlosen Soldaten ein Gesicht. So wirklich bewegend wirken die kurzen Einblicke in das Privatleben des Soldaten allerdings nicht. Die Identifizierung mit Joe Thompson fällt schwer, was vor allem daran liegt, dass nicht er selbst, sondern Flugmaschinen bedient werden und innerhalb der Staffel jederzeit gewechselt werden kann und muss.

 

Moralisch verwerflich oder historisch korrekt?

 

In der Einzelspieler-Kampagne lernen wir aus dem Blickwinkel Joe Thompsons die Grausamkeiten eines moralisch höchst verwerflichen Konflikts kennen und so fragen sich mit Sicherheit viele Spieler, ob das wirklich sein muss. Wenn wir mit der C123 Provider Agent Orange über einem Waldgebiet abwerfen müssen, so heißt das schlicht „Entlauben“. Und es ist tatsächlich fragwürdig, ob das in diesem Maße nachgespielt werden muss. Doch ebenso wie die umstrittene Folterszene aus der COD-Serie soll dies zur Verdeutlichung der Gräueltaten eines sinnfreien Krieges dienen. Das Spiel macht keinen Hehl daraus, auch persönlich Stellung zu nehmen, indem es in der Erzählung der Story, das Vorgehen des amerikanischen Präsidenten Johnson scharf kritisiert und als ungerechtfertigt verurteilt: „Durch seine Fehleinschätzung kommt es zur Eskalation des Konflikts, in dem später 50000 US-Amerikaner und 200000 Vietnamesen den Tod finden werden.“ Die vermeintlichen Gräueltaten wirken allerdings derart abstrakt, dass sie beinahe gleichgültig hingenommen werden. Wenn wir beispielsweise Wälder „entlauben“, dann präsentiert sich das ebenso spannend wie verheerend, wie das Düngen eines Feldes im Landwirtschaftssimulator. Selbst das Niedermähen vietnamesischer Soldaten im MG-Stakkato eines im Tiefflug befindlichen Helikopters versprüht eher das Flair eines Moorhuhn-Shooters, denn einer grausamen Kriegssimulation. Es sind simple auf roten Kreisen stehende schwarze Schatten, die in Ermangelung jeglichen Treffer-Feedbacks plötzlich verschwinden, wenn wir im Dauerfeuer unserer Gatling-Gun das Fadenkreuz über sie halten. Zu keinem Zeitpunkt verspüren Spieler eine Hemmung, diesen Mord im Akkord auszuführen, weil die auszulöschenden Ziele kaum vermenschlicht werden. Vereinzelte Aufschreie von getöteten Soldaten mal ausgenommen.

 

Pilot mit vielfältiger Verwendungsbandbreite

 

In Air Conflicts: Vietnam bekommen Spieler die Möglichkeit in zahlreichen Fluggeräten ihr Flugvermögen unter Beweis zu stellen. Der Fuhrpark ist groß, so wird unter anderem neben den bekanntesten Flugzeugen, wie der F-100 Super Sabre, dem F-104 Starfighter oder der F-4E Phantom, natürlich auch in den für den Vietnam-Krieg charakteristischen Kampfhubschraubern Chinook, Huey und Cobra Platz genommen. Flugzeuge bedienen sich einer stark vereinfachten Steuerung. Wendungen werden mit dem linken Analog-Stick ausgeführt, ohne dass Tragflächen und Ruder getrennt bedient werden müssten. „Barrel Rolls“ und „Loopings“ werden mit einem Druck auf die Schultertasten eingeleitet. Manuell agieren oder rollen ist nicht möglich, zentriert wird ebenso automatisch. Hubschrauber steuern sich mit beiden Analog-Sticks. Das benötigt erst einmal eine Zeit der Umgewöhnung, klappt dann aber recht ordentlich. So ganz rund ist das Konzept der Steuerung allerdings nicht, denn das Auf- und Absteigen wird mit Quadrat und Dreieck geregelt. Dadurch kommen Spieler bei der Bedienung in Konflikt mit dem rechten Analog-Stick, der für die Geschwindigkeit zuständig ist. So lässt sich unter Beschuss nur schwer ein bewegendes Ziel bieten, wenn gleichzeitig die Flughöhe verringert werden soll. Auch Hubschrauber bieten mit den Schultertasten Ausweichbewegungen. Diese sind allerdings für alle Modelle gleich ausgefallen. Das wirkt bei einem Cobra Kampfhubschrauber ja noch recht einleuchtend, aber beim Transporthubschrauber Chinook ist dies, ähnlich wie beim schweren Transportflugzeug C-123, etwas übertrieben agil und wenig realistisch.

 

Die Missionen haben stets mehrere Etappenziele, für die auch oft in den Fluggeräten gewechselt wird, oder aber einfach nur in der Waffengattung und Ausrichtung. So wird zum Beispiel in der Mission „Pierce Armor“ zunächst der Luftraum von feindlichen MIGs gesäubert, bevor die Luftabwehrstellungen ausgeschaltet werden müssen. Am Ende sollen dann feindliche Öltanks zerstört werden. Für Bodenziele wird am besten gleich in den sogenannten „Türschützen-Modus“ gewechselt. Eine Bodenansicht mit Fadenkreuz, die Bombardements zum Kinderspiel macht. Das Wort Realismus möchte hierbei tunlichst keine Verwendung finden, denn Bomben fallen trotz schnellem Vorüberflug kerzengerade nach unten und treffen sogar bewegliche Ziele, ohne in deren Fahrtrichtung abgeworfen zu werden. Das gleiche gilt für den Luftkampf, bei dem nicht groß nach dem Prinzip des „Deflection Shooting“ (man schießt dorthin, wo der Flieger vermutlich bei Erreichen der Kugeln sein wird) vorgegangen werden muss. Die Dauer der jeweiligen Missionen ist sehr kurz, da die Areale sehr begrenzt sind und Spieler fast immer schon mitten im Schlachtgetümmel starten, ohne sich zuerst den Feind nähern zu müssen oder gar zu patrouillieren. Eine Mission, in der lediglich fünf Torpedo-Boote bombardiert werden mussten, konnte beispielsweise in unter einer Minute abgeschlossen werden. Dafür wechseln die Missions-Designs erfreulich oft durch, sogar einfache Stealth-Missionen gibt es zu bestreiten. Es gäbe auch die Möglichkeit, Multiplayer-Duelle online oder per LAN zu bestreiten. Leider war während des Testzeitraums lediglich ein einziger weiterer Pilot online anzutreffen. Ein Test dieses Modus war also nicht möglich.

 

Bildergalerie von Air Conflicts: Vietnam (8 Bilder)

„Drücken Start fortfahren“ ?!

 

Die Darstellungs-Qualität lässt anfangs Spieler verdutzt auf ihre Spielkonsole schauen. Da scheint etwas mit der Auflösung nicht zu stimmen. Doch besser wird es leider nicht, gleich welche Einstellungen auch vorgenommen werden, ein grobes, körniges Bild mit matschigen Texturen in allgemeiner Detailarmut sind die Folge. Das Wasser sieht zudem arg unecht aus, Boote scheinen wie auf einer Folie aufgesetzt zu stehen, anstatt in dem kühlen Nass zu versinken. Wenigstens gibt es Wasserverwehungen wenn Helikopter im Tiefflug sind. Die Flugzeug- und Hubschrauber-Modelle hingegen sind recht gelungen. Wenn sich also der Flieger in großer Flughöhe befindet, so sieht das Spiel auch akzeptabel aus. Leider spielen jedoch beinahe alle Missionen zumindest zeitweise in Bodenhöhe. Bei Bildschirmtexten fällt zudem die oft schwache Übersetzung auf. Wie die Überschrift bereits ankündigt, so werden Spieler am Anfang bereits mit der Einblendung „Drücken Start fortfahren“ begrüßt. Wie so etwas durch eine Qualitätskontrolle kommen kann ist durchaus eine Frage wert. Der größte Pluspunkt der Grafik ist der ordentliche 3D-Effekt, der sogar zeitweilig über die mäßigen Texturen hinwegzutrösten vermag. Der rockige Soundtrack mag zur damaligen Zeit und zahlreichen Vietnam-Verfilmungen durchaus passen, auch wenn er auf Dauer stark an die Nerven gehen könnte. Die Sprecher machen ihren Job dagegen recht ordentlich.


Das Fazit von: Torsten

Torsten

Air Conflicts: Vietnam ist in Anbetracht des ordentlichen Vorgängers eine Enttäuschung. Die schwache Technik kann dank des optionalen 3D-Effekts wenigstens ansatzweise gefallen, aber die viel zu eng begrenzten Areale schnüren Einsätze in unnötig enge Korsetts, sodass kaum Spannung aufkommt. Die jeweilige Einsatzdauer ist derart kurz, dass allenfalls zeitlich eng angebundene Hobby-Piloten auf ihre Kosten kommen, die dank des stark vereinfachten Flugmodells auch schnell Erfolge feiern können. Alles in allem wird nur durchschnittliche Kost geboten, Genre-Fans sollten aber ruhig einmal einen Blick riskieren.


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positiv negativ
  • Zahlreiche Flugzeuge und Hubschrauber
  • Verschiedene Kamera-Ansichten
  • Einfache und einsteigerfreundliche Steuerung
  • Optionaler und ordentlicher 3D-Effekt
  • PS-Move-Steuerung
  • Hässliche Texturen
  • Körnige Grafik
  • Nerviger Soundtrack
  • Zu eng begrenzte Areale
  • Kaum Spannungsaufbau





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