Kein Cover vorhanden: upload/articles/Cover_mBEs7DcXuoKW6AnYr3bV.jpg

Antichrist

Originaltitel: Antichrist
Genre: Drama
Regie: Lars von Trier
Hauptdarsteller: Charlotte Gainsbourg • Willem Dafoe • uvm.
Laufzeit: ca. 104 Minuten
Label: Ascot Elite
FSK 18

Antichrist   26.02.2010 von Tobi

Die Filme von Regisseur Lars von Trier sind sehr umstritten und treffen nicht immer den Geschmack eines jeden Zuschauers. Sein umstrittenster Beitrag ist zweifelsohne der Film „Antichrist“, welcher im Jahr 2009 in Cannes aufgeführt wurde. Das Publikum reagierte dort mit sehr viel Beifall, aber auch mit Ablehnung. Im Rahmen dieser Rezension habe ich die Möglichkeit die Blu-ray aus dem Hause Ascot Elite zu besprechen.

 

Der Film beginnt mit leidenschaftlichem Sex eines Ehepaares. Zur gleichen Zeit schafft es der kleine Sohn des Paares aus seinem Laufgitter zu entkommen und das Fenster in seinem Zimmer zu öffnen. Auf Grund der Unachtsamkeit der Eltern stürzt der Kleine in die Tiefe und stirbt sofort. Dieser schwere Schicksalsschlag macht besonders der Frau zu schaffen, welche einen Nervenzusammenbruch erleidet und in ein Krankenhaus eingeliefert wird. Sie braucht dringend psychische Betreuung. Ihr Mann, selbst Psychologe, hält nichts von einer Therapie mit Medikamenten und will sie auf seine Weise behandeln.

 

Seine Frau lässt sich darauf ein und wird von nun an mit der sogenannten Konfrontationstherapie behandelt. Dabei soll sie sich ihren Ängsten stellen, um diese nach und nach in den Griff zu kriegen. Der Mann findet heraus, dass seine Frau Angst vor dem Wald hat. Beide fahren in eine Waldhütte namens Eden, in der die Frau letzten Sommer ihre Dissertation geschrieben hat. Die Zeit dort hat sie nur mit ihrem kleinen Sohn verbracht, da der Mann zu sehr mit seiner Arbeit beschäftigt war. Die Therapie scheint zu funktionieren, doch mit der Zeit gerät das Ehepaar in einen Strudel aus Sex und Gewalt, in der die Natur und Satan persönlich eine große Rolle spielen.

 

Ich sage es gleich mal vorweg: Dieser Film ist starker Tobak und wird die Gemüter der Zuschauer spalten. Er ist unterteilt in einen Prolog, vier Kapitel namens „Trauer“, „Schmerz“, „Verzweiflung“ und „Die drei Bettler“, sowie einem Epilog. Dadurch ist der Aufbau recht linear. Anfangs steht die Frau als trauernde Person im Vordergrund und zu Ende hin spiegelt die Natur die Kirche Satans wieder. Das alles liest sich jetzt vielleicht ein wenig verwirrend, aber wenn man sich auf das Gezeigte einlässt wird man mit einem sehr außergewöhnlichen Film belohnt.

 

Denn die Machart ist wirklich grandios. Die Bilder sind extrem verstörend, aber auch bildschön zugleich. Allein der Prolog und der Epilog, welche in Schwarz-Weiß gehalten sind, bestechen durch ihren „stummfilmartigen“ Charme und verstärken die Gänsehautproduktion beim Zuschauer durch das Zusammenspiel mit großartiger Musik. Auch die Darstellung der Natur verdient Respekt. Anfangs wirkt alles sehr harmonisch und schön und mit der Zeit zeigt sie ihre grausame Seite, was negative Auswirkungen auf das Verhalten der Frau hat. In nahezu jedem Moment spürt man eine Bedrohung, welche durch minimalistische Klänge verstärkt wird.

 

Hinzu kommen die großartigen schauspielerischen Leistungen von Willem Dafoe und Charlotte Gainsbourg. Die beiden sind wie geschaffen für die gebrochenen Charaktere, welche sie verkörpern. Man leidet die ganze Zeit mit und durchlebt als Zuschauer eine sehr intensive Leinwandpräsenz, welche mit einer gewaltigen Bildexplosion endet. Was einem hier zum Ende hin präsentiert wird schlägt jedem Mann und besonders jeder Frau auf den Magen. Denn sowas hat man wirklich noch nicht gesehen. Erwartet hier bitte keinen Horrorfilm der klassischen Gangart, denn das ist „Antichrist“ zu keiner Zeit. Er ist viel mehr eine Portrait über Lars von Trier selbst, denn dieser Mann leidet selbst unter Depressionen. Nach Sichtigen dieses Filmes muss man sich schon fast Sorgen um ihn machen, denn er verarbeitet hier viele Erfahrungen. Dazu gibt ein sehr gutes Making-Of viele Informationen und Hintergrundberichte.

 

Damit sind wir auch schon beim nächsten Thema. Die Blu-ray-Veröffentlichung von Ascot-Elite ist sehr gut geworden. Das Bild ist AVC kodiert und wirklich gestochen scharf. Man sieht hier kaum irgendwelche Mängel, wie z.B. Rauschen in dunklen Szenen. Selten habe ich ein derart gutes Bild gesehen. Respekt für diese Leistung. Der Ton ist ebenfalls klasse geworden. Der Käufer wird mit einer deutschen und englischen DTS-HD 5.1 Tonspur belohnt, die ihre Arbeit jeweils sehr gut machen. Der Film ist zwar sehr dialoglastig, aber die atmosphärischen Klänge sorgen für eine rundum gruselige und bedrohliche Stimmung im Wohnzimmer. Beim Bonusmaterial sind reichliche Hintergrundinformationen vorhanden, welche durch diverse Interviews, Set-Berichte und ein Making-Of veranschaulicht werden. Einziges Manko ist der fehlende Trailer. Dafür wird der Käufer aber mit einem Wendecover belohnt. Für mich ist diese Veröffentlichung definitiv ihr Geld wert.

 

 

 

 

.


Das Fazit von: Tobi

Tobi

Ich muss sagen, dass diese Rezension die schwerste war, die ich je geschrieben habe. Man kann „Antichrist“ nicht einfach mal eben beschreiben oder bewerben. Jeder Zuschauer erlebt diesen Film anders, was sehr viel Raum für Interpretationen lässt. Ich will in meinen Ausführungen auch nicht zu viel verraten und ich will auch nicht irgendwie geschwollen klingen. Fakt ist, dass dieser Film polarisiert und dass ich ihn sehr gut finde. Ich empfehle diesen Film Leuten, die mal etwas Anspruchsvolleres als sonst sehen wollen. Allerdings solltet sich jeder bewusst sein, dass es Szenen gibt, die wirklich hart zu ertragen sind. Von daher muss es jeder selbst wissen.


Die letzten Artikel des Redakteurs:




Kommentare[X]

[X] schließen