Bad Tales - Es war einmal ein Traum

Bad Tales - Es war einmal ein Traum

Originaltitel: Favolacce
Genre: Drama
Regie: D’Innocenzo Brothers
Hauptdarsteller: Elio Germano • Barbara Chichiarelli
Laufzeit: Streaming (98 Min)
Label: Filmperlen

Bad Tales - Es war einmal ein Traum   07.12.2021 von MarS

Als italienischer Beitrag zum Wettbewerb feierte das Drama Bad Tales - Es war einmal ein Traum seine Weltpremiere auf der Berlinale 2020. Am 06.01.2022 startet der Film nun offiziell in den deutschen Kinos, und wir haben bereits jetzt einen Blick riskiert...

 

Inhalt

 

Es ist Sommer. Irgendein Sommer. In irgendeinem Vorort irgendwo am Rande Roms. Eine idyllische Wohnsiedlung, glückliche Familien, Wohlstand. Doch das ist nur die Fassade, hinter der es gewaltig bröckelt. Während die Väter versuchen, ihren Familien eine heile Welt vorzuleben, ihren Frust über die eigenen Verfehlungen und Schwächen dabei aber nicht verstecken können, haben die Mütter längst resigniert und sich mit ihrer Situation arrangiert. In dieser trügerischen Scheinwelt sind es die Kinder, die ihren Eltern gerecht werden müssen, und ohne ein Wort des Widerspruchs den ihnen auferlegten Regeln folgen sollen. Denn wenn das eigene Schicksal nicht mehr zu ändern ist, dann wenigstens das der Kinder. Doch was, wenn die Kinder das für sie vorgesehene Leben nicht wollen? Was, wenn sie ihre Zukunft lieber selbst bestimmen wollen? 

 

Ein unvollendetes Tagebuch, im Müll gefunden, und mit der eigenen Fantasie zu neuem Leben erweckt. Mit ihrem erst zweiten Langfilm werfen die Brüder Damiano und Fabio D`Innocenzo einen Blick auf eine vermeintlich heile Welt, unter deren Oberfläche es mächtig brodelt. Einen Blick aus Kinderaugen, die in diese trügerische Welt hineingeboren wurden, und sich dem ihnen aufgezwungenen Leben kaum entziehen können. Es nicht einmal wagen, denn die Regeln, Ansichten und unterschwelligen Manipulationen ihrer Eltern, aber auch des gesamten Umfelds, sind wie eine zwanghafte, unumstößliche Richtschnur, an die man sich zu halten hat. Kinder sind hier jedoch nicht einfach nur Spiegelbild der Eltern, sondern werden von ihnen als Möglichkeit angesehen, die eigenen Fehler auszugleichen, ohne jegliche Rücksicht auf deren Gefühle und eigenen Wünsche. Die Kinder wiederum ertragen ihr Schicksal, meist stumm und beinahe apathisch, während unter der Oberfläche aber bereits der Wunsch nach Aufstand, Rebellion und Eigenständigkeit lodert. Ein Wunsch, der hier auf vielfältige Weise ein Ventil findet, dabei jedoch weder echte Hoffnung weckt, noch eine Besserung in Aussicht stellt. Bad Tales - Es war einmal ein Traum ist ein bedrückendes, von Frustration durchzogenes Werk, das gleichzeitig aber auch Abgründe offenbart, wie sie überall zu finden sind. Während die eindringliche Bildsprache die scheinheilige und verzweifelte Atmosphäre perfekt unterstützt, wird hier niemals klar, wer die Geschichte eigentlich aus dem Off erzählt, wessen Eindrücke und Sichtweisen hier eigentlich im Mittelpunkt stehen. Bad Tales erzählt stattdessen von allgemeinen Dingen, vom Alltäglichen, von Dingen, wie sie jederzeit und überall geschehen könnten. Diesen Teufelskreis schließt der Film schließlich auch am Ende, wenn die gleiche erschreckende Nachrichtenmeldung das Geschehen abschließt, die es auch eröffnet hat, nur um damit erneut eine gleichgültige, gefühlskalte Reaktion zu verursachen. Bis dieser Kreis geschlossen wird, erwartet den Zuschauer eine Abfolge von unzusammenhängenden Ereignissen, die jedoch stets eines gemeinsam haben: Kinder als Leidtragende einer kaputten, zerstörerischen und von unterdrückter Wut und Frustration gelenkten Gesellschaft von Erwachsenen, die nicht merken - oder nicht merken wollen - dass ihr Handeln alles andere als Liebe widerspiegelt. Abgesehen von einer einzigen Szene, die dafür markerschütternd und schockierend inszeniert ist, verzichtet Bad Tales - Es war einmal ein Traum im Verlauf auf die explizite Darstellung oder Ausarbeitung der unausweichlichen Eskalation, auf die die verlogene Idylle zusteuert, und endet schließlich ebenso ruhig und unterschwellig, wie sie begonnen hat. Man könnte dem Film damit durchaus vorwerfen, nicht genug Mut zu zeigen, doch der subtile Horror, den das Geschehen mit sich bringt, ist beinahe ebenso effektiv, als hätte man dem Grauen tatsächlich etwas Greifbares zugestanden.

 

Bildergalerie von Bad Tales - Es war einmal ein Traum (6 Bilder)

Bild- und Tonqualität bleiben auf Grund des uns vorliegenden Presse-Screeners im Originalton mit Untertiteln ohne Bewertung.



Cover & Bilder © FILMPERLEN - Filmverleih und Filmagentur


Das Fazit von: MarS

MarS

Bad Tales - Es war einmal ein Traum erzählt von unerfüllten Hoffnungen, von einer Spirale aus Frustration und der Unfähigkeit, aus dem eigenen Leben auszubrechen. Ein wenig fehlt es der Erzählung am Mut, dem lodernden Pulverfass die Chance zur Explosion zu geben, doch auch der unterschwellige, voyeuristische Blick von Außen erzeugt bereits ausreichend Intensität, um sich als Zuschauer unwohl zu fühlen. Spätestens einer der Schlüsselmomente kurz vor dem Schlussakt, in welchem sich ein Vater seiner Verantwortung entzieht und die Konsequenzen einfach jemand anderem auferlegt, verpasst einem ohnehin einen herben Tiefschlag, von dem man sich noch lange nicht erholen kann. Bad Tales - Es war einmal ein Traum ist ein Werk, das auf schwer verdauliche Art und Weise und absolut allgemeingültig einer Gesellschaft den Spiegel vorhält, die selbst jegliche Hoffnung verloren hat, und die eigene Frustration ohne sich dessen tatsächlich bewusst zu sein auf ihre eigenen Kinder überträgt. 


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