Bamboo

Bamboo

Genre: Plättchenlegespiel • Drafting • Strategiespiel
Autor: Germán P. Millán
Illustrator: Jonatan Cantero
Spieleverlag: Devir Games, Skellig Games
Empfohlenes Alter: ab 10 Jahren
Spieldauer: etwa 90 Minuten

Bamboo   06.09.2024 von 2-PL4Y3R5

Die Kemushi Saga beschreibt eine Welt, in der Geister und Menschen miteinander koexistieren. Es gibt verschiedene Spiele auf dem Markt, die es erlauben in diese Welt einzutauchen, alle ursprünglich herausgebracht von Devir Games. Im Jahre 2018 wurde diese Saga mit Silk von Luis Ranedo begründet. Es folgte Bitoku, ein Expertenspiel von Germán P. Millán mit wunderschönem Artwork. Derselbe Autor hat nun Bamboo herausgebracht, das als Kennerspiel wesentlich fluffiger zu spielen ist als sein Vorgänger. Hier lest ihr unsere Meinung zum neuesten Teil der Saga.

 

Das Material und die Vorbereitung

 

Bamboo kommt in einer relativ kleinen Schachtel, die dafür richtig vollgepackt ist mit Spielmaterial. Besonders gut gefallen haben uns das quietschbunte Artwork und die Holz-Komponenten. Erfrischend ist auch, dass der Spielplan wirklich sehr kompakt ist und dennoch Platz für alle Komponenten und Auslagen bietet. Leider bietet Bamboo kein Insert, aber immerhin zwei Aufbewahrungsbehälter für Tokens, die man zunächst selbst zusammenbauen muss. Hier sollen fünf verschiedene Plättchen vorsortiert unterkommen, aber leider hat man sich in der Größe vertan; denn ein bis zwei Plättchen pro Art passen einfach nicht ins entsprechende Abteil. Das hat uns etwas geärgert. Aber für das übrige Material braucht man ohnehin ZIP-Tüten.

 

Für den Spielaufbau müssen einige Plättchen gemischt und anderes Material sortiert werden, also bitte etwas Geduld mitbringen! Es lohnt sich aber. Zuerst wird der Spielplan in die Tischmitte gelegt. Er bietet Platz für mehrere Auslagen. Oben links werden Balanceplättchen offen ausgelegt; hier gibt es drei verschiedene Stapel und drei Spalten in der Auslage. die Zuordnung der Balanceplättchen zur jeweiligen Spalte der offenen Auslage ist durch die Symbole „<<“, Stern und „>>“ zu erkennen. Die Balanceplättchen enthalten Aufgaben fürs Puzzeln auf dem Spielertableau, für deren Erfüllung man dann Siegpunkte erhält. Rechts daneben gibt es zwei Reihen, die jeweils mit vier Haushaltsplättchen der zwei verschiedenen Haushaltsplättchen Stapel (beschriftet mit „I“ und „II“) bestückt werden. Die Haushaltsplättchen sind die Puzzleteile, die auf dem Spielertableau platziert werden. Balance- und Haushaltsplättchen haben ihre Nachziehstapel in den mitgelieferten Aufbewahrungsboxen, die oberhalb des Spielplans platziert werden. Unterhalb der Haushaltsplättchen werden fünf Nahrungsplättchen offen ausgelegt. Der Nachziehstapel für die Nahrung hat rechts davon Platz. Spieler brauchen Nahrung; diese muss am Ende jeder Runde abgegeben werden, und zwar entsprechend der Menge an Haushaltsplättchen, die man bereits auf seinem Spielertableau ausgelegt hat. Zuletzt gibt es noch vier Stapel mit jeweils vier zufällig ausgewählten Yokai Plättchen in den vier Tempeln des Spielplans, ganz rechts. Diese können im Spielverlauf über eine Art Bieterverfahren erworben werden und ermöglichen Sonderaktionen, die einmal pro Runde genutzt werden können. Im Spiel zu zweit sind Bieterverfahren immer etwas schwierig, daher wird in Bamboo zufällig mittels vier Tempelplättchen (gelbe Rückseite) bestimmt, wieviel eine fiktive dritte Partei (Geister Spieler) für jedes der vier Yokai Plättchen bietet. Das wird über das Platzieren der entsprechenden Anzahl brauner Räucherstäbchen unterhalb der Yokai angezeigt.

 

Der Phasenmarker wird auf das erste Feld der Phasenleiste oben links – dem Frühling – gestellt. Die vier Plättchen „Gaben des Waldes“ (pinke Rückseite) werden rechts neben dieser Leiste als verdeckter Stapel bereitgelegt. Die folgenden vier Felder markieren die vier Spielrunden. Jeder Spieler legt jeweils eines seiner Räucherstäbchen auf jedes Feld. Zu Beginn einer jeden Runde, im Frühling, gibt es ein Räucherstäbchen dazu, sodass man in jeder Runde mehr Aktionen ausführen und mehr Möglichkeiten hat auf die vier Yokai zu bieten. Als allgemeiner Vorrat werden die Münzen bereitgelegt.

 

Nun nimmt sich jeder Spieler ein Spielertableau und legt es entweder mit der Anfänger- oder der Fortgeschrittenen Seite nach oben vor sich aus. Zudem nimmt sich jeder Spieler das restliche Spielmaterial. Ein Aktionsmarker wird neben das Spielertableau gestellt. Der Siegpunktemarker (alias Zufriedenheitsmarker) kommt auf den Wert 5 der Siegpunkteleiste (alias Zufriedenheitsleiste) des Spielplans. Und jeder Spieler nimmt sich drei Räucherstäbchen seiner Spielerfarbe. Als Startkapital erhält jeder 3 Münzen. Was gibt es auf dem Spielertableau zu sehen? Zunächst gibt es rechts Platz für sechs Balanceplättchen (oben) und 15 Haushaltsplättchen (unten). Jeder Spieler erhält zu Spielbeginn ein zufälliges Balanceplättchen mit Stern-Symbol, das eines der mittleren Felder belegt. In der Mitte des Tableaus können Münz- und Nahrungsvorrat gesammelt werden. Und links ist Platz für die Bambussteine, die wir uns jetzt etwas genauer anschauen wollen.

 

Bambussteine sind das zentrale Spielelement in Bamboo und fürs Aktionsmanagement verantwortlich. Zu Spielbeginn nimmt sich jeder Spieler die vier Starter Bambussteine, die am Topf-Symbol unten zu erkennen sind, und zwar einen von jeder Farbe. Sie werden entsprechend der Farbe auf die vier Reihen des Spielertableaus verteilt, also ein Bambusstein pro Reihe. Jede Reihe hat Platz für 4 Bambussteine. Das obere Symbol der Bambussteine entspricht der Aktion, die mit dem entsprechenden Stein ausgeführt werden kann. Die vier Starter Bambussteine (Topf-Symbol unten) kommen nicht nur in vier Farben, sondern zeigen auch vier verschiedene Symbole oben, sodass jeder Spieler zu Spielbeginn alle vier Aktionen zur Verfügung hat.

 

Dann werden zusätzliche Bambussteine gedraftet, sodass alle Spieler insgesamt sechs Bambussteine auf dem Tableau haben, also zwei zusätzlich zu den Starter Bambussteinen. Dazu werden die Bambussteine ohne Symbol unten gemischt und zweimal so viele Steine wie Spieler an der Partie teilnehmen ausgelegt; im Spiel zu zweit also vier. Nun suchen sich die Spieler abwechselnd immer einen Stein aus und legen ihn in die farblich passende Reihe des eigenen Spielertableaus.

 

Bambussteine werden auch auf den Spielplan platziert, und zwar links unten. Hierzu werden alle Bambussteine mit einem Rauten-Symbol unten verwendet. Es werden jeweils drei Bambussteine in jede der vier Spalten gelegt, und zwar in komplett zufälliger Anordnung. Im Spielverlauf werden die Bambussteine auf dem Spielertableau, mit denen Aktionen ausgeführt werden, durch Bambussteine des Spielplans ersetzt, sodass die zur Verfügung stehenden Aktionen auf dem eigenen Spielertableau ständig wechseln.

 

Das Spielziel

 

Ziel in Bamboo ist das Sammeln von Zufriedenheitspunkten; Das sind die Siegpunkte im Spiel. Auf dem Spielertableau ist ein Porträt deiner Familie abgebildet. Diese möchte thematisch im Einklang mit ihrem Haushalt sein, den Ihr über das draften der Haushaltsplättchen aufbaut. Zufriedenheit gibt es hauptsächlich dadurch, indem Haushaltsplättchen so aufs eigene Spielertableau gepuzzelt werden, dass sie die Voraussetzungen der Balanceplättchen erfüllen. Aber auch die Balanceplättchen werden letztlich vom Spielplan via Aktionen gedraftet. Man kann sich also auch Ziele aussuchen, die man bereits über ausliegende Haushaltsplättchen erfüllt hat, um Zufriedenheit zu generieren. Daneben gibt es auch Punkte für jedes unterschiedliche Yokai Plättchen, den man im Spielverlauf als Höchstbietender erhalten hat. Und leider gibt es auch Minuspunkte, sollten die Komfortpunkte der Haushaltsplättchen nicht in perfekter Balance zueinander stehen. Mehr zu den Aufgaben der Balanceplättchen und den Komfortpunkten auf den Haushaltsplättchen findet ihr bei der Erklärung des Spielablaufs.

 

Der Spielablauf

 

Bamboo wird über vier Runden, zu je vier Phasen gespielt. Die vier Phasen orientieren sich an den vier Jahreszeiten: Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Die eigentliche Aktionsphase findet im Sommer statt.

 

Da Aktionen aber auch in anderen Phasen vorkommen, schauen wir uns zunächst einmal die vier verschiedenen Aktionen an, die unter anderem den verschiedenen Bambussteinen zugeordnet sind. Das Stern-Symbol ist ein Joker, mit dem man eine beliebige der vier Aktionen ausführen darf. Mit Münzen nehmen erhält man zwei Münzen aus dem Vorrat. Mit Kochen darf eines der Nahrungsmittelplättchen vom Spielplan genommen werden. Die Zahl darauf gibt an, wie viele Haushaltsplättchen man damit „ernähren“ kann. Je größer die Zahl, desto besser. Aufgefüllt wird erst am Ende einer Runde, im Winter. Mit Verbessere dein Haus darf man sich entweder eine Münze nehmen, oder eines der ausliegenden Haushaltsplättchen nehmen und auf sein Spielertableau platzieren, an eine beliebige Position. Man erhält direkt Zufriedenheitspunkte für den Kauf, und zwar entsprechend der Kosten des gewählten Plättchens in Münzen (1-3). Weiter unten liegende Haushaltsplättchen sind dabei günstiger als weiter oben liegende. Der Markt an Haushaltsplättchen wird direkt nach der Aktion wieder vom Nachziehstapel aufgefüllt, indem alle Plättchen nach unten geschoben werden und das neue Plättchen ganz oben platziert wird; das neue Plättchen kostet immer am meisten. Mit der letzten Aktion Balance hat man gleich zwei Aktionen zur Verfügung und hat jeweils die Wahl zwischen „Erhalte Balance“ und „Werte Balance“. Man darf sich also z.B. zwei Balanceplättchen nehmen; diese sind kostenlos, man muss aber Platz für das entsprechende Plättchen auf seinem Spielertableau haben; für jedes der drei verschiedenen Balanceplättchen Arten gibt es zwei freie Felder auf dem Spielertableau. Man darf aber auch zwei bereits in Besitz befindliche Balanceplättchen werten, wenn die Haushaltsplättchen auf seinem Spielertableau die Voraussetzungen des Balanceplättchens erfüllen. Dann nimmt man sich die auf dem Balanceplättchen angegebenen Siegpunkte. Mit einer Balance Aktion ist es auch möglich ein Balanceplättchen zu nehmen und dieses direkt oder ein anderes bereits in Besitz befindliches Plättchen zu werten.

 

Balanceplättchen geben Siegpunkte, werden die abgebildeten Aufgaben erfüllt. Die Siegpunktanzahl ist dabei immer unten rechts neben dem Blütensymbol dargestellt. Die Aufgaben auf den Balanceplättchen sind vielfältig und beziehen sich auf bestimmte Anordnungen von Haushaltsplättchen. Dabei können die Kategorien oder Komfortpunkte der Haushaltsplättchen eine Rolle spielen. Haushaltsplättchen gibt es in vier Kategorien, die durch die Symbole unten links dargestellt sind (Dekoration: eine Lampe, Spiritualität: ein Torbogen, Garten: ein Bonsaibaum und Handwerk: eine Sandale). Außerdem ist unten rechts auf jedem Haushaltsplättchen ein Komfortwert zwischen 1 und 3 abgebildet. Ein Balanceplättchen kann z.B. die Anforderung haben ein Haushaltsplättchen der Kategorie Spiritualität links neben einem Haushaltsplättchen der Kategorie Garten zu haben, aber mit einer Summe an Komfortpunkten von 4 oder mehr. Ist dies erfüllt, gibt es drei Siegpunkte. Hinzu kommt immer noch eine weitere Bedingung: bei der Erfüllung von Aufgaben der Balanceplättchen spielt es auch immer eine Rolle in welchem Bereich die Haushaltsplättchen auf dem Spielertableau liegen. Balanceplättchen der Kategorie „<<“ können nur mit Haushaltsplättchen der zwei linken Spalten des Haushalts gewertet werden. Balanceplättchen der Kategorie „>>“ beziehen sich auf die zwei rechten Spalten. Nur die Balanceplättchen mit Sternchen zählen für den gesamten Haushalt, zeigen aber auch meist größere Aufgaben, die mehr Siegpunkte geben.

 

Schauen wir uns nun die verschiedenen Spielphasen an. Los geht es mit dem Frühling. Zunächst bekommt jeder Spieler ein zusätzliches Räucherstäbchen seiner Spielerfarbe vom Spielplan, auch in Runde 1. Gibt es in der Auslage keine Räucherstäbchen mehr, nach Runde 4, wird das Spielende ausgelöst. Danach werden im Frühling, der Spieleranzahl entsprechend, eine Menge an Plättchen „Gabe des Waldes“ aufgedeckt. Beginnend mit dem Startspieler werden diese Plättchen dann gedraftet. Die Plättchen zeigen die vier erklärten Aktionen, die dann direkt beim draften ausgeführt werden können.

 

Dann geht es direkt in den Sommer. Hier sind Spieler abwechselnd im Uhrzeigersinn am Zug. Ein Spieler muss passen und ist dann während des gesamten Sommers nicht mehr am Zug, wenn er keine Räucherstäbchen mehr hat. Ein Spielerzug verläuft ansonsten in mehreren Schritten. Zunächst wird der Aktionsmarker einem Feld mit Bambussteinen des eigenen Spielertableaus zugewiesen. Dabei darf der Aktionsmarker nicht stehen bleiben, wo er ist, also nicht in zwei aufeinander folgenden Zügen dasselbe Feld aktivieren. Die vier Felder mit den vier verschiedenen Farben sind jeweils den vier Tempeln mit den Yokai Plättchen auf dem Spielplan zugeordnet. Thematisch besucht ihr einen der Tempel, indem ihr den Aktionsstein einer Farbe zuweist. In Schritt 2 des Spielerzuges wird dann an dem gewählten Tempel ein Opfer dargebracht. Dazu wird geschaut, wie viele Bambussteine der entsprechenden Tempel-Farbe man auf dem Spielertableau liegen hat. Entsprechend der Anzahl (1-4) müssen Räucherstäbchen auf dem gewählten Tempel platziert werden, und zwar immer oben an bereits ausliegende Stäbchen anlegend. Je mehr Bambussteine man von der gewählten Farbe hat, desto mehr Räucherstäbchen verliert man während des eigenen Zuges und desto eher wird man also auch passen müssen. Wer am Ende des Sommers die meisten Stäbchen auf einem Tempel platziert hat, gewinnt das entsprechende Yokai-Plättchen! Für jeweils eine Münze darf ein Räucherstäbchen auch an einem anderen Tempel geopfert werden, ein wichtiges strategisches Element.

 

Im nächsten Schritt geht es nun um die Aktionen. Nun werden die ausgewählten Bambussteine den vier Spalten mit Bambussteinen des Spielplans zugewiesen und unten angelegt, aber maximal zwei Steine pro Spalte. Die Zuordnung ist dabei völlig frei und entscheidet sich dadurch, welche neuen Bambussteine man am Ende des Spielerzuges bekommen möchte. Nun werden die Aktionen der Bambussteine ausgeführt, in beliebiger Reihenfolge. Je mehr Bambussteine der entsprechenden Farbe man also hatte, desto mehr Aktionen darf man während des Zuges ausführen. Die Anzahl der geopferten Räucherstäbchen entspricht also der Anzahl der ausgeführten Aktionen. Sollte man in Schritt 2 aber weniger Räucherstäbchen in der Reserve gehabt haben als Bambussteine der gewählten Farbe, so darf man nur so viele Aktionen ausführen, wie man Räucherstäbchen opfern konnte. Dennoch müssen alle Bambussteine der Farbe auf den Spielplan gelegt werden. Zuletzt werden die unten angelegten Bambussteine nach oben geschoben und der Bambus, der oben herauswächst, darf geerntet werden; das sind die neuen Bambussteine, die auf dem eigenen Spielertableau entsprechend der Farbe platziert werden müssen. Sollte man einen fünften Bambusstein derselben Farbe erhalten, darf er einer beliebigen anderen Farbe zugeordnet werden.

 

Das besondere an Bamboo ist genau dieser Aktionsmechanismus. Hier gibt es so viel mehr zu beachten als nur die Wahl der Aktion, die ausgeführt wird: Wann besuche ich welchen Tempel? Das wird natürlich durch den Bedarf nach einer bestimmten Aktion oder Aktionskombination bestimmt, die zuvor gedraftet wurde; aber auch dadurch auf welche Yokais man wie viele Räucherstäbchen bieten möchte, also wie viele Bambussteine von welcher Farbe benötigt werden. Ein weiterer wichtiger Gedanke ist wo der Aktionsmarker landen wird; denn diese Farbe kann dann im nachfolgenden Zug nicht noch einmal verwendet werden, um Aktionen auszuführen. Zuletzt bleibt die Frage: An welche Spalten lege ich die Bambussteine auf den Spielplan? Das wird dadurch bestimmt, welche Aktionen ich zurückholen möchte, aber auch welche Farben ich brauche und sogar welche Aktionen ich den Mitspielern leichter zugänglich machen oder wegschnappen möchte.

 

Nach dem Sommer beginnt der Herbst. Hier geht es um die Gunst der Yokai. Tempel für Tempel wird geschaut, wer die meisten Räucherstäbchen geopfert hat. Dieser Spieler erhält das ausliegende Yokai Plättchen. Bei Gleichstand gewinnt der, dessen Stäbchen weiter oben liegt, also wer zuletzt Räucherstäbchen an dem entsprechenden Tempel geopfert hat. Dann erhalten alle Spieler ihre Räucherstäbchen zurück und es wird das neue Yokai Plättchen aufgedeckt, um das es in der nächsten Spielrunde geht. Im Spiel zu zweit kann auch der Geister Spieler die Mehrheit haben. Dann erhält niemand das entsprechende Yokai-Plättchen. Insgesamt gibt es sieben verschiedene Yokai-Plättchen, die insgesamt dreimal vorkommen (aber nur 16 der insgesamt 21 Plättchen nehmen an einer Partie teil). Drei Yokais erlauben es einmalig im Sommer die Basis-Aktionen Balance, Münzen nehmen oder verbessere dein Haus auszuführen. Zwei Yokais bringen Dir Nahrung. Und die beiden übrigen erlauben es Räucherstäbchen an einen beliebigen Tempel zu opfern oder mit Bambussteinen jede beliebige Aktion ausführen zu können. Nach Verwendung werden Yokai Plättchen gedreht, um dies anzuzeigen.

 

Die letzte Phase ist der Winter. Hier dürfen schlafende Yokais aufgeweckt, also benutzte Yokais wieder nutzbar gemacht werden, indem die abgedruckte Menge Münzen bezahlt werden. Dann muss die Familie ernährt werden. Es wird so viel Nahrung benötigt, wie Haushaltsplättchen auf dem Spielertableau liegen, also im Spielverlauf stetig mehr. Nahrungsplättchen gibt es mit Werten von 1 bis 3. Es gibt kein „Wechselgeld“, d.h. hat man nur den guten Ramen, der 3 Nahrungseinheiten liefert, aber nur ein Haushaltsplättchen, so ist der gute Ramen weg und man hat 2 Nahrungseinheiten überbezahlt. Nur in dem Fall, dass man nicht ausreichend Nahrungsplättchen hat, können keine Plättchen abgegeben werden. Stattdessen verliert man für jede fehlende Nahrung ein Siegpunkt. Am Ende des Winters werden der Startspielermarker weitergegeben und die Auslagen mit Haushaltsplättchen und Balanceplättchen aufgefrischt, indem die unterste Reihe an Plättchen abgeworfen und von oben aufgefüllt wird. Nahrungsplättchen werden ebenfalls nachgelegt. Dann geht es in die nächste Runde.

 

Am Ende der vierten Runde gibt es nochmal Siegpunkte für jedes unterschiedliche Yokai Plättchen im persönlichen Besitz. Außerdem gibt jedes noch nicht gewertete Balanceplättchen, dessen Bedingungen man erfüllt hat, zumindest die Hälfte der abgedruckten Siegpunkte. Und zuletzt wird das Gleichgewicht im eigenen Haus betrachtet. Sollte die Summe der Komfortwerte aller Haushaltsplättchen in den zwei Spalten rechts und den zwei Spalten links voneinander abweichen, so gibt es zwei Minuspunkte für jeden Komfortpunkt Unterschied! Im fortgeschrittenen Modus gibt es auch Minuspunkte, sollten Felder mit besonderen Voraussetzungen nicht mit Haushaltsplättchen abgedeckt worden sein.

 

Bildergalerie von Bamboo (15 Bilder)

Spielmaterial

 

  • 1 Spielplan
  • 4 Spielertableaus mit je 2 Schwierigkeitsgraden
  • 64 Hausplättchen in 2 Kategorien (I und II)
  • 1 Vorratsbox für Hausplättchen
  • 68 Balanceplättchen in 3 Kategorien (24x <<, 20x Stern, 24x >>)
  • 1 Vorratsbox für Balanceplättchen
  • 21 Yokai-Plättchen (3 je Waldgeist)
  • 4 Tempelplättchen fürs 2-Personen-Spiel
  • 4 Gaben des Waldes
  • 1 Startspielermarker
  • 1 Phasenmarker
  • 36 Bambussteine (16 mit Topf-Symbol für Spieler, 12 mit Rauten-Symbol für Spielaufbau, 8 ohne Symbol)
  • 36 Münzen mit Wert „1“
  • 15 Münzen mit Wert „3“
  • 26 Nahrungsplättchen (6x Tee mit Wert „1“, 12x Reis mit Wert „2“, 8x Ramen mit Wert „3“)
  • 4 Marker für Zufriedenheitspunkte (1 je Spieler)
  • 4 Aktionsmarker (1 je Spieler)
  • 29 Räucherstäbchen (7 je Spieler + 1 für Geisterspieler)


Cover & Bilder © Cover: Skellig Games GmbH / Bilder im Artikel und Teaserbild: www.sofahelden.de


Das Fazit von: 2-PL4Y3R5

2-PL4Y3R5

Spielspaß: Das Spielprinzip erinnert an ein kleines Puzzle. Balanceplättchen und Haushaltsplättchen müssen aufeinander abgestimmt werden, um Siegpunkte zu erhalten. Das ist äußerst simpel und macht Spaß, insbesondere wenn es gut funktioniert, ist aber auch glückslastig, denn die Auslage hat hier viel mitzureden. Was Bamboo aber einzigartig macht ist der Aktionsmechanismus, der eben nicht nur die Aktionen bestimmt, sondern auch direkt das Bieten auf Yokai-Plättchen und das Draften neuer Aktionen beeinflusst. Das hat sich tatsächlich alles sehr neu angefühlt in seiner Verzahnung. Dies zu entdecken und Strategien zu entwickeln hat uns mit am meisten Spaß gemacht. Außerdem hatte das Spiel eine sehr angenehme Kurve, da in jeder Runde mehr Aktionen zur Verfügung standen, einmal durch die wachsende Zahl Räucherstäbchen, aber auch durch die Yokai-Plättchen, die Sonderaktionen ermöglichen. So konnte man immer besser Kombos planen und realisieren. Das kleine i-Tüpfelchen war das wirklich wunderschöne Artwork und die schönen Holz-Komponenten, was nicht zuletzt auch zum Spielspaß beigetragen hat.

 

Balancing/Glücksfaktor: Glück und Strategie halten sich in Bamboo die Waage. Da die meisten Siegpunkte über passende Balance- und Haushaltsplättchen zu bekommen sind und diese von zufällig gemischten Nachziehstapeln kommen. Auf der einen Seite sollte man effizient sein und versuchen so viele Balanceplättchen wie möglich, mit so wenig Haushaltsplättchen wie möglich zu erfüllen. Auf der anderen Seite kann auch Glück eine Rolle spielen, wenn auf einmal passende Haushalts- oder Balanceplättchen in der Auslage landen oder man lange auf sie warten muss. Der Aktionsmechanismus ist allerdings sehr strategisch und auch die Yokai-Plättchen sollte man auf keinen Fall vernachlässigen, denn diese vermitteln Sonderaktionen in kommenden Runden, und verschaffen so spielentscheidende Vorteile und gleichzeitig Siegpunkte.

 

Komplexität/Regeln: Insgesamt handelt es sich um ein Spiel im mittleren Kennerspiel Bereich. Vom Kernmechanismus („Puzzeln“) und dem hübschen Artwork her könnten sich Familienspieler von Bamboo angezogen fühlen. Wir wollen hier nicht abraten! Das Spiel ist auch für Familien machbar, aber fordert dann doch etwas mehr als klassische Familienspiele, dessen muss man sich bewusst sein.

Aus der Perspektive eines Vielspielers, stellt sich der Spielfluss in Bamboo sehr schnell ein. Das Puzzlespiel an sich ist sehr simpel und spielt sich angenehm fluffig. Das schwierigste hier: Komfortpunkte sind relevant für die Aufgaben auf Balanceplättchen, müssen aber auch global im Blick behalten werden, da es Minuspunkte gibt, wenn die Summe der Komfortpunkte aller Haushaltsplättchen rechts im Vergleich zu links eine Große Differenz aufweisen. Das lässt sich im Zweifel aber auch in den letzten Spielzügen kompensieren. Der Aktionsmechanismus und die Verzahnung mit anderen wichtigen Spielmechanismen ist vermutlich das komplexeste an Bamboo. Dabei ist die Aktionswahl per se nicht allzu schwierig (overthinking ausgeschlossen), weil maximal drei Tempel zur Wahl stehen, aber es ist Vorausschau nötig; die kommenden zwei bis drei Spielerzüge sollten durchgeplant sein und man sollte auch eine Strategie für das Bieterverfahren um die Yokai Plättchen integrieren.

Die Regel ist gut strukturiert und geschrieben. Sie hat insgesamt 20 Seiten, wobei Spielphasen und Aktionen auf insgesamt sieben Seiten passen. Alle Plättchen sind nochmal separat abgebildet und erklärt. Und die Rückseite enthält eine Spielerhilfe, die vollkommen ausreicht, um die Erstpartie zu begleiten.

 

Spielerinteraktion/Spieleranzahl: Wir haben Bamboo bisher nur zu zweit spielen können, und das hat wunderbar funktioniert. Direkte Spielerinteraktion gibt es keine. Das Bieten um die Yokai-Plättchen ist die direkteste Interaktion in Bamboo. Hier muss man immer ein Auge drauf haben. Außerdem ist Interaktion dadurch spürbar, dass man sich gegenseitig Balance- und Haushaltsplättchen wegschnappt; aber auch Nahrungsplättchen, was fast noch schwerwiegender ist. Und dadurch, dass durch cleveres Aktionsmanagement sogar dieselbe Aktion während eines Zuges bis zu viermal ausgeführt werden kann, ist dies auch schwer vorhersehbar (es sei denn man hat die gegnerischen Spielertableaus im Blick).

Je mehr Spieler, desto schwieriger wird es taktischer zu spielen und sich bei den Yokai Plättchen durchzusetzen. Außerdem wechseln die Auslagen schneller, bei einem 3-Personen Spiel sicher noch von Vorteil, bei einem 4-Personen Spiel dann eventuell schon zu schnell, sodass Bamboo glückslastiger wird. Mit erhöhter Spieleranzahl wird auch die Spieldauer steigen. Der sweet spot liegt vermutlich bei 3 Personen.

 

Spieldauer: Auf der Spielschachtel steht „etwa 90 Minuten“; das hört sich ganz schön lange an für die obige Beschreibund, oder? Tatsächlich haben wir zu zweit in der Erstpartie auch nur 60 Minuten gebraucht. Wir sind uns nicht sicher, wie die angegebene Spielzeit zustande kommen kann, insbesondere weil wir eigentlich relativ langsam spielen. Bamboo hat einen gewissen Anspruch, aber die Aktionen sind immer sehr schnell ausgeführt. Der Spielaufbau mag noch etwas ins Gewicht fallen, da einige Plättchen Stapel gemischt werden wollen. Aber gerade mit niedriger Spielerzahl sollte Bamboo relativ zügig gespielt sein. Für Wenigspieler oder Familienspieler könnte Bamboo aber dann doch etwas Potential zum Grübeln geben, was die Spielzeit dann natürlich erhöht.

 

Wiederspielbarkeit: Wir haben noch nicht sehr viele Partien von Bamboo spielen können, aber prinzipiell werden uns Legespiele nicht sehr schnell langweilig. Die Auslagen sind jedes Mal unterschiedlich und somit jede Partie, jedes Puzzle anders. Und soweit wir es durchblickt haben, ist jedes Balanceplättchen einzigartig. Hinzu kommt ein fortgeschrittener Modus, bei dem das Puzzle nochmal komplexer wird, weil Felder für Haushaltsplättchen auf dem Spielertableau bestimmte Voraussetzungen haben. Andere Module oder Varianten gibt es keine. Trotzdem, vor allem auch für den UVP von ~35 EUR eine klare Kaufempfehlung.


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