Anfangs mag Bayonetta noch aussehen wie Devil May Cry´s kleine Schwester, jedoch steckt viel mehr in dem Spiel, als man anfangs denken mag. Endlich hat Dante, der Held aus Capcoms Abenteuer, einen Konkurrenten, der in der Tat locker mithalten kann. Doch was wirklich hinter Bayonetta steckt, könnt ihr im folgenden Artikel lesen!
Im Jahr 2001 kam ein Actionspiel auf dem Markt, das bis zum jetzigen Datum keine Mitbewerber hatte. Die Rede ist von „Devil May Cry“ von Capcom. Damals war es ganz was Neues, filmreife Action, gigantische Bosse und keine Luft zum Atmen, ja das war „Devil May Cry“. Doch wie es der Teufel so will, mussten die Clover Studios schließen. Doch der Kopf der Bande, Shinji Mikami, ließ sich nicht aufhalten und gründete danach die Firma Platinum Games. Flugs noch mit Sega zusammengeschlossen und schon war Bayonetta geboren. Natürlich denken die meisten an dieser Stelle: Dann ist dieses Spiel ja nichts anderes, wie ein Devil May Cry - Ableger oder der quasi fünfte Teil? Weit gefehlt.
Engel fliegen umher, zwei hübsche Frauen schauen in den Himmel. Bei genauerem Hinsehen sieht man, die Zwei befinden sich auf einer abstürzenden Uhr. Doch beide sind nicht in Panik, nein sie stehen sicher und seelenruhig darauf. Auf einmal beginnen umherfliegende Engel mit Masken die Beiden anzugreifen. Nun ist der Teufel los, doch die Frauen sind immer noch sehr gelassen. Mit Pistolen bewaffnet stellen sie sich gegen die Engel und knüppeln bzw. schießen sie zu Boden. Eine davon spielt ihr übrigens! Die Kugeln fliegen durch die brennende Luft und mittendrin schießt eine aus Haaren geflechtete Faust gegen die Gegner. Die Stimmung ist schon bei der Einführung schon und wird von einer sehr tiefen Stimme, die uns die Geschichte zweier Clans erzählt, unterstrichen.
Eigentlich erwartet man eine kleine Einführung bzw. ein Tutorial, doch bei Bayonetta geht es gleich voll zur Sache. Der Spieler hat keine Luft zum Atmen, keine Zeit den Controller mal zur Seite zu legen. Hier ist nur Action angesagt. Die Ohren und die Augen werden beansprucht, denn die Grafik und der Sound sind ebenso auf Vollgas. Manche denken an dieser Stelle schon, mein Gott was für eine Krankheit für meine Sinne, jedoch ist das erst der Anfang. An dieser Stelle sei schon mal erwähnt, entweder man wird Bayonetta lieben oder es hassen. Aber lest erst mal weiter…
Generell ist Bayonetta nichts Neues, jedoch hat das Spiel weitaus mehr zu bieten, als man anfangs denken mag. Man muss einfach mehr spielen, nicht nur ein Level, um seine Meinung darüber abgeben zu können. Vom Grundprinzip spielt sich unsere Heldin genauso wie Dante, doch es ist dennoch mehr dahinter. Aber gleich mal vorweg, das Spiel ist hackenschwer! Spieler, die mal schnell ein wenig spielen wollen bzw. sich zur Fraktion der Gelegenheitsgamer zählen, werden es sehr schnell in die Ecke pfeffern oder wieder hergeben. Bayonetta fordert bis ins letzte Detail. Es ist generell nie unfair, jedoch muss man schon bei gewissen Bosskämpfen eine gute Taktik entwickeln, sonst geht da gar nix. Also nicht aufgeben und so lange versuchen, bis der Boss in die Knie geht. Hat man diesen Trieb nicht in sich, so sollte man sich das Spiel auch nicht antun, es wird euch dann mehr Nerven kosten, als man anfangs denken mag! Tipp meinerseits: Legt euch immer ein Taschentuch und ein Handtuch neben euch, ihr werdet es brauchen. Das Handtuch um euch den Schweiß von der Stirn zu wischen und das Taschentuch um die Tränen wegzuwischen, die ihr des Öfteren haben werdet. Frauen heulen bei Titanic, Männer bei Bayonetta! Wichtig, wenn ihr Anfänger seid, dann wählt auf keinen Fall den Schwierigkeitsgrad „Normal“. Die Entwickler haben dafür extra zwei leichtere Schwierigkeiten eingebaut, so dass auch Gelegenheitsspieler eine Chance haben. Trotzdem wird euch sehr viel abverlangt, also denkt nicht, dass es dann zum Kinderspiel wird.
Auf die Story geh´ ich nicht großartig ein, im Endeffekt ist es wieder einmal ein Kampf von Gut gegen Böse. Allerdings nicht wie man es vorstellen kann, sondern absolut abstrus, seltsam und krank. Das merkt man schon nach ein paar Minuten, wenn man den Prolog auf der herunterfallenden Uhr gespielt hat. Die Geschichte wird schön mit gut gemachten Zwischensequenzen präsentiert, nach und nach erfährt man mehr über unsere Hauptcharakterin. Hier wurden auch viele Emotionen eingebaut, die den Spieler mitreißen. Doch die schwarzhaarige Pixelschönheit hat mehr zu bieten. Sie schwingt gekonnt ihre Hüften und lässt dabei Lara Croft alt aussehen. Ebenso ist ihr Umgang mit den Pistolen ein Augenschmaus. Selten war ein weiblicher Videospiel-Held attraktiver als in Bayonetta. Selbstsicher geht sie dahin um dem nächsten Gegner ins Auge zu sehen und zu sagen: Du stirbst als Nächster! Alles in allem ist Bayonetta zwar „nur“ ein Actiongame, welches sehr linear daherkommt, andererseits ist es so genial, dass man lange seine Freude daran hat.
Im Spiel selbst läuft und springt man durch die Gegend, plättet die seltsamen Gegner und die immens großen Bosse. Man hat Pistolen und diverse Waffen zur Auswahl, die im Laufe des Spiels noch mehr werden. Teilweise kann man sogar zwei Waffen miteinander kombinieren. Doch alleine die Kombos sind unglaublich. Nicht nur, dass man zwei Tasten zum Schlagen hat, nein diese kann man dann noch sehr gut miteinander kombinieren. Heraus kommen unglaubliche Moves, die sehr gut in Szene gesetzt wurden. Sein Arsenal kann man mit den heiligen Scheinen, die die Monster permanent beim Besiegen verlieren, diese sind die Währung in Bayonetta. Doch was kann unsere Hexe denn noch? Zum einen kann sie sehr elegant nach hinten ausweichen, falls der Spieler schneller als der Gegner ist. Schafft man dies auch noch zu einem richtigen Zeitpunkt, so wird eine besondere Magie freigesetzt. Nun spielt man ein paar Sekunden in einer Zeitlupe und kann die Gegner so besser plätten. Zum anderen gibt es sehr kranke Hinrichtungs-Moves. Diese kann man aktivieren, wenn man die Gegner oft trifft und somit eine Leiste im linken oberen Bereich auflädt. Wird man getroffen, so gibt es allerdings wieder ein paar Punkte Abzug! Übrigens keine Angst, dass es dem Spieler zu viel wird. Kommt eine neue Möglichkeit hinzu, so kann man alles nachlesen bzw. anfangs muss der Spieler sogar die Bewegung kurz einüben.
Doch was passiert, wenn man mit der Lebensenergie gen Null kommt? Naja, auch unsere Hexe hat verschiedene Heilmöglichkeiten, die man entweder finden kann oder im Höllenshop auch gegen die Währung tauschen kann. Das Ganze ist dann im Spiel auf das Steuerkreuz gelegt, oder man aktiviert mit Select ein spezielles Menü. Hier liegt der Vorteil auf der Hand - man kann eine kurze Verschnaufpause einlegen, bevor der Actionwahn weitergeht. Doch die Hexe hat nicht nur ihre kleinen leblosen Helfer wie den Heillutscher, sondern sie kann auch mächtige Wesen beschwören. Wie bereits beim Uhrenlevel erwähnt, formt sie bei einer gewissen Kombo ihre Haare zu einer steinharten Faust, die den Gegnern ins Gesicht schlägt. Andererseits kann sie auch Dämonen beschwören, die die Bossgegner dann ins Jenseits befördern. Naja, eine gute Hexe muss eben auch mächtige Zauber sprechen können.
Das Niveau von Bayonetta steigt von Level zu Level an. Nicht nur dass die Gegner härter werden und man sich oftmals eine andere Taktik überlegen muss, sondern auch in Sachen Grafik und Vielfalt steigt alles, je weiter man kommt. Der Spieler wird sich oft die Frage stellen, wie wollen die Entwickler diesen Level noch steigern? Doch die Antwort kommt dann beim nächsten Abschnitt. Negative Punkte gibt es in diesem Spiel wirklich sehr wenig, man muss sie quasi schon suchen.
Was ein wenig blöd gelöst ist, ist das Speichersystem, denn wenn man drauf geht und sich für das „Game Over“ entscheidet, kommt man zu seinem letzen Speicherpunkt. Beendet man hingegen das Spiel manuell, so darf man beim letzten Kontrollpunkt anfangen. Sehr verwirrend!
Die Levelstruktur an sich ist genial, jedoch gibt es leider auch ein kleines Manko. Man hat immer wieder unsichtbare Barrieren, an denen man nur weiterkommen kann, wenn man alle Gegner in diesem Areal besiegt. Generell macht es leider dadurch die Action ein wenig madig, da man hin und wieder am Ende steht, wobei es eigentlich weiter gehen würde. So wird man von den Gegnern in die Ecke gedrängt, wo eigentlich keine wäre.
Die Grafik selbst ist bombastisch und man wird, je weiter man kommt, immer mehr ins Staunen kommen. Jedoch hat es auch einen kleinen Makel: Bei Bosskämpfen oder wenn wirklich einige Gegner auf dem Bildschirm erscheinen, kommt es zu Rucklern im Spiel. Es ist nicht so tragisch, jedoch stören diese den Spielfluss! Ebenso kann man immer wieder mal ein Tearing feststellen, dies hält sich allerdings Gott sei Dank in Grenzen!
Beim Sound selbst gibt es nichts zu meckern, die Effekte sind gut, die Musik seltsam, aber passend. Neben Klavierklängen (wie man das von vielen Rollenspielen her kennt) gibt es eigentlich nur japanischen Pop. Auch hier gibt es nur zwei Fraktionen. Entweder man akzeptiert diese andere Art von Musik oder man findet sie grausam. Doch dann gibt es immer noch die Möglichkeit des „Mute“-Knopfes. Das ist zwar nicht Sinn der Sache, aber es hilft. Doch an dieser Stelle muss ich noch eines loswerden: So grenzwertig die Musikstücke auch sind, man gewöhnt sich schnell daran.
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