Kein Cover vorhanden: upload/articles/916pcmRVfzL._SL1500__aKlhLtQe2mJBtpB5QVj6.jpg

Blackguards 2

Publisher: Daedalic
Entwicklerstudio: Daedalic Entertainment
Genre: Rollenspiel
Sub-Genre: Rundenbasiertes Rollenspiel
Art: Midprice
Erscheinungsdatum: 20.01.2015
USK 12

Blackguards 2   22.01.2015 von Wolf

Ziemlich genau ein Jahr nach der Herausgabe von Blackguards (hier unser Bericht dazu), liefert Daedalic Entertainment den spielerischen und erzählerischen Nachfolger Blackguards 2. Geheimnistuerisch deutet der Klappentext etwas von Entscheidungen und Konsequenzen an; wartet hier etwa eine dynamische Spielwelt auf den Spieler? In jedem Fall wird "eine epische Geschichte vom Streben nach Macht und von unfreiwilligen Helden" versprochen ...

 

Zu Beginn des Spiels wartet Blackguards 2 erst einmal mit einem schockierenden Einstieg auf, der erst später oder vielleicht auch gar nicht als solcher empfunden werden wird. Es gibt keine Charaktererstellung! "Was zum Geier soll das denn für ein DSA-Rollenspiel sein?", wird sich der eine oder andere berechtigterweise fragen, bis er das erste Mal seinen Charakterbogen öffnet (hartgesottene DSA-Liebhaber sollten an dieser Stelle vielleicht zum nächsten Absatz springen). Öffnet man den Charakterbogen, wird man feststellen müssen, dass es keine Charakterwerte mehr gibt: kein Charisma, keine Stärke, keine Geschicklichkeit, nichts. Daedalic hat die bekannten DSA-Regeln komplett über Bord geworfen. Gewürfelt wird nun ausschließlich mit einem Prozentwürfel gegen die Trefferchance; Magie funktioniert immer.

 

Ist der erste Schrecken verdaut, folgt der nächste. Die Protagonistin, Cassia, wird aus unerklärlichen Gründen in den Katakomben unter dem Mengbillaer Gladiatorenstadion eingesperrt. Dort bekommt sie mit, wie die Gruppe aus Blackguards die Neun Horden besiegt. Leider befindet sie sich nicht alleine in den Katakomben. Ein Haufen Spinnen hat sich ebenfalls dort eingenistet und durch den Kontakt mit dem Gift dieser Tierchen beginnt Cassia sich zu verändern. Auf einem ihrer Streifzüge findet sie ein Buch, dessen Lektüre in ihr den unstillbaren Wunsch zu herrschen hervorruft. Nach vier Jahren der Qual gelingt ihr schließlich die Flucht an die Oberfläche, Körper und Geist entstellt von der Folter, die sie ertragen musste.

 

Cassia ist entschlossen, den Haifischthron in Mengbilla zu besteigen indem sie den derzeitigen Herrscher, scheinbar ihr Ehemann Marwan, vom Thron stößt. Doch dazu benötigt sie Hilfe, und wer wäre besser geeignet als die Bezwinger der Neun Horden? Also sammelt Cassia die Überlebenden Takate, Zurbaran und Naurim ein, und holt sich schließlich noch den Söldnerführer Faramud und dessen Männer an Bord. Ab jetzt kommt eine Neuerung zum Tragen: Schlachten werden nun nicht mehr ausschließlich von der vierköpfigen Gruppe geschlagen, sondern von einem in gewissen Grenzen individuell zusammenstellbaren Team bestehend aus Helden und Söldnern. Dies ist auch dringend nötig, denn Orte können und müssen jetzt von Cassia erobert werden.

 

Zentrum von Cassias Eroberungsfeldzug ist das Feldlager. In diesem kann eingekauft, Charakterentwicklung betrieben oder in Übungskämpfen die eigene Taktik auf die Probe gestellt werden. Ausgehend von diesem Lager kann man auf Missionen gehen oder Orte erobern. Praktischerweise wird vor der Eroberung eines Ortes die Schwierigkeit, und welche Belohnung winkt, angezeigt. Es kann durchaus auch passieren, dass Marwans Truppen versuchen, ein bereits erobertes Gebiet zurückzuerobern, wodurch eine dynamische Schlachtlinie entsteht. Vorteile für anstehende Schlachten kann sich Cassia durch das erfolgreiche Verhören von Gefangenen und das Bestechen eines Bettlers namens Riz verschaffen.

 

Die Schlachtfelder selbst sind häufig deutlich größer als noch in Blackguards. Vor der Schlacht ist es nun auch möglich, die eigenen Kämpfer in einem gewissen Rahmen zu positionieren; das gilt auch für Fallen. Eine praktische Funktion hilft zudem auch dabei, die Sichtlinie zu Gegnern vor der eigenen Bewegung zu ermitteln. Viele aus dem ersten Teil bekannte Objekte haben auch ihren Weg nach Blackguards 2 gefunden, darunter ganze Berge von Kisten und Fässern. Durch die großen Schlachtfelder und die teilweise komplexeren Siegbedingungen dauern die einzelnen Schlachten jetzt spürbar länger. Es kann also durchaus passieren, dass man nach einer halben Stunde merkt, dass man doch nicht mehr gewinnen kann und somit frustriert neu starten muss. Hier wäre auch ein in dem Genre üblicher Zeitraffermodus für Schlachten angemessen gewesen.

 

Die Kampfmechanik ist dank der Regelvereinfachungen nun deutlich übersichtlicher geworden. Die fehlende Ressource Ausdauer wurde für die körperlichen Fähigkeiten eingeführt, so dass diese nicht mehr unbegrenzt verwendet werden können. Nach einer Schlacht erhält man wie gewohnt Fertigkeitspunkte, die auf die bekannten Fertigkeiten (abgesehen von den Charakterwerten) verteilt werden können. Fertigkeiten haben nun als Maximalstufe den Wert 4, so dass diese deutlich schneller perfektioniert werden können. Die Waffenfertigkeiten haben nun hingegen 100 Stufen, die es zu erlernen gilt.

 

Bildergalerie von Blackguards 2 (10 Bilder)

Technisch hat sich Blackguards 2 leider nicht weiterentwickelt. Benutzerschnittstelle, Grafik und Zeichnungen halten das Niveau des Vorgängers. Leider sind auch noch vereinzelt Fehler anzutreffen, die den Spielspaß trüben können. Auch aus rollenspielerischer Perspektive kann kein großer Sprung ausgemacht werden. Viele der Charaktere sind bereits aus dem Vorgänger bekannt und die gewünschte düstere Inszenierung funktioniert nur ein klein wenig besser.


Das Fazit von: Wolf

Wolf

Blackguards war ein ungeschliffener Diamant. Leider trifft dies auch auf seinen Nachfolger, Blackguards 2, zu. Im Kern ist das Spielprinzip genial, doch die Umsetzung ist ausbaufähig. Das neue Fertigkeitensystem ist einfacher, ja, aber es ist nun einmal auch sehr weit von DSA entfernt. Die verschiedenen Schlachtentypen sind innovativ, ja, aber die ohnehin langen Schlachten werden dadurch noch weiter in die Länge gezogen. Einige alte Schwächen, wie zum Beispiel die verbesserungswürdige Haupthandlung, die vielen Händler und die schlechte Gegenstandsstrategie sind ebenso geblieben, wie einige Bugs, die noch in der fertigen Version stecken; und trotzdem erzeugt Blackguards 2 wieder diesen spielerischen Sog, der bis tief in die Nacht motivieren kann: noch eben die nächste Schlacht schlagen, die Heldengruppe weiter aufwerten, den nächsten Rang für die Söldner freispielen. Blackguards 2 ist sicherlich nichts für Rollenspiel- oder DSA-Puristen. Wer allerdings Blackguards geliebt hat oder gerne rundenstrategische Rollenspiele spielt, sollte unbedingt zugreifen.


Die letzten Artikel des Redakteurs:


positiv negativ
  • Niveau des Vorgängers wird in jeder Hinsicht gehalten
  • Neue Schlachtenmodi
  • Vereinfachtes Talentsystem
  • Vereinfachtes Kampfsystem
  • Individuelle Gruppenzusammenstellung
  • Schlachten dauern stellenweise zu lange
  • Talentsystem nicht mehr DSA-konform
  • Stellenweise auftretende Bugs
  • Makel aus dem Vorgänger noch immer enthalten





Kommentare[X]

[X] schließen