Ach ja, diese Welt wird immer schnelllebiger. Weniger Zeit, mehr Arbeit, Stress und Verantwortung lasten auf unseren Schultern. Dabei sollte man durchaus auch mal innehalten. Sich besinnen, den Kopf frei bekommen und durchatmen. Was böte sich da besser an, als einmal frische Waldluft zu atmen und die Natur zu genießen? "Broken" zeigt uns, wie schön so ein Ausflug in den Forst sein kann. Oder eben genau das Gegenteil.
Hope, alleinerziehende Mutter der sechsjährigen Jennifer, kommt gerade von einem halbwegs erfolgreichen Date nach Hause. Dort bettet sie ihre Tochter zur Ruhe und streichelt gefühlt eine halbe Stunde die Wange ihrer Tochter wund. Schnitt.
Nun erwacht sie in purer Dunkelheit und verspürt ein Ziehen in der Bauchregion. Da sie sich nicht erinnern kann, sich in einen Sarg gelegt zu haben, geht erst mal das panische Geschrei und Gehämmer gegen den Deckel los. Nach einem Tag schafft sie es dann, sich zu befreien, nur um dann Bekanntschaft mit einem Gewehrschaft zu machen. Tags darauf ändert sich die Location und sie findet sich an einen Baum gefesselt wieder. Der freundliche Mann, der sie ins Reich der Träume geschickt hat, gibt ihr ein Stück Holz in die Hand und empfiehlt ihr, in ihrem Gedärm rumzustochern. Nach einer kurzen Selbstausweidungssequenz, entdeckt sie die liebevoll eingearbeitete Rasierklinge nahe des Zwölffingerdarms und löst so die Schlinge um ihren Hals.
Darauf verarztet der nette Herr ihre Wunde mit wildem Oregano. Und obwohl das Gewürz vorhanden ist, gibt es keine Pizza. Dafür aber ein kleines Camp mitten im Nirgendwo. Dort, schon wieder an einen Baum gekettet, wird ihr die Verantwortung für Geschirr und den Garten übertragen. Für beides haftet sie mit ihrem Leben. So vergeht dann Tag um Tag und nach einigen vergebenen Fluchtchancen findet sich Hope mit ihrem Schicksal ab. Bis sie auf den Trichter kommt, was eigentlich mit ihrer Tochter geschehen sein könnte, weil sie den blutigen Teddy ihrer Tochter entdeckt hat. Also weiter im Text, es darf wieder gebrüllt und um sich geschlagen werden, bis der Waldschrat kommt.
Mit „Broken“ wird uns ein Quasi-Entführungsdrama aus Großbritannien kredenzt. Eine semi-tragische Story, um eine entführte Mutter, die von Widerstand in die Lethargie und zurück in die Hysterie getrieben wird. An sich gar nicht so verkehrt, nur leider wird vermisst, das Ganze interessant darzustellen. Der Film plätschert nämlich recht spannungsarm vor sich hin und beschränkt sich darauf, Tag um Tag die gleichen Abläufe zu zeigen. Ein bisschen Gärtnerei, das allabendliche Mahl zusammen mit dem Entführer, hier und da eine Maulschelle, um allzu aufmüpfige Entführungsopfer zu zähmen. Wirklich bei der Sache kann man aber bei dem Film nicht sein. Aufgrund von völlig irrationalem Verhalten der Entführten verliert man ziemlich schnell das Interesse an ihrem Schicksal, da sie sehr oft Gelegenh
eit hatte, sich zu befreien. Selbst schuld, wenn sie ihm kein Messer durch die Kehle jagen kann.
Zudem geschieht generell zu wenig, um den Zuschauer bei der Stange zu halten. Ganz selten gibt es mal ein paar Aktionseinsprengsel oder tatsächlich auch ein Fluchtversuch, der dann auch recht rabiat unterbunden wird. Das ist aber über die gesamte Laufzeit zu wenig. Das Problem dabei ist, man erfährt keine Hintergründe. Warum wurde Hope entführt? Warum musste sie sich erst eine Klinge aus den Eingeweiden holen? Warum wird sie festgehalten? Keine dieser Fragen wird beantwortet.
Zudem ist die Schauspielkunst der zwei Darsteller nicht ausreichend gut, um zum einen Mitgefühl für Hope oder Verachtung für den Entführer zu entwickeln. Einzig das Ende kann einiges wieder gutmachen, aber bei Weitem nicht alles. Für eine Laufzeit von 90 Minuten geschieht einerseits zu wenig und andererseits auch das Falsche, um die Handlung vorwärts und den Zuschauer in Stimmung zu bringen.
Zudem gesellt sich noch ein mickriges Budget, das an jeder Stelle des Films sichtbar ist. Kaum Kamerafahrten, ein sehr seltsam billig wirkendes Bild und komische Beleuchtung. Schade, dass auch mit Logiklücken und Kontinuitätsfehlern nicht gegeizt wurde. Stichwort Bauchnabelpiercing von Hope, als sie sich vom Baum schneidet. Mal da, dann weg, dann wieder da und wieder weg. Solche offensichtlichen Fehler dürfen nicht sein.
Generell werden hier auch technisch keine Bäume ausgerissen. Wie erwähnt, die Kohle war knapp. Ein paar nette Nahaufnahmen gibt es, doch insgesamt kann das Bild nicht wirklich überzeugen und auch der Ton ist eher dünn geraten. Und meidet die deutsche Tonspur. Derzeit ist sie mein persönlicher Kandidat für die mieseste Synchro 2011. Die Englische im Gegensatz ist extrem leise und schlecht abgemischt geraten. Nun müsst ihr entscheiden. Nur die wenigen Gewalteffekte sind recht solide. Die kommen aber so selten vor, dass sie kaum der Rede wert sind.
Auch die Zusatzausstattung mutet recht mager an. Trailer zum Film, ein Interview mit der Hauptdarstellerin und ein Audiokommentar. Das war’s dann auch. Zu erwähnen ist noch, dass die Laufzeit auf der Hülle mit 76 Minuten falsch angegeben ist und im Disc-Menü irgendwas von einer Special Edition gefaselt wird. Aber es specialt nicht wirklich. Weder auf dem Cover noch vom Inhalt her.
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