Kein Jahr verstreicht, ohne dass ein neues Call Of Duty das Licht der Verkaufsbeleuchtung erblickt. Dieses Jahr war Treyarch wieder dran, dem geneigten Freund simpler Balleraction neues Kanonenfutter zu liefern. Call Of Duty - Black Ops 2 (BO 2) heißt das gute Stück und schreitet ein kleines Stück in die Zukunft. Ballern im Jahre 2025 ist also das Motto. Weiß es zu begeistern?
BO 2 startet mit einer dramatischen Einstiegsszenerie, in der man zwei Kindern beim Verbrennen zuschauen darf. Klar, der moralische Hammer darf nicht fehlen. Nach diesem herzzerreißenden Introvideo unterhält man sich mit Frank Woods, einem Kumpel des Hauptakteurs aus BO 1. Die Story verläuft parallel in den späten 80ern und in der Gegenwart, dem Jahr 2025. So wird man langsam an den Aufstieg von Raul Menendez herangeführt, der als der gefährlichste Terrorist seit Osama Bin Laden gehandelt wird. In der Gegenwart schart er zig Millionen Anhänger um sich und bezeichnet seine Organisation als Cordis Die. Die einen betrachten ihn als Heilsbringer und Retter, die anderen als Bedrohung des Weltfriedens. Die Amis, somit auch der Spieler, sind Anhänger letzterer Theorie und wollen ihm also die Lichter ausknipsen. Dabei dienen die Missionen in der Vergangenheit dazu, Menendez‘ Aufstieg, Motivation und Gerissenheit zu demonstrieren. Alles dreht sich erneut um Intrigen, Verrat, weltumspannende Bedrohungen und Dramatik. Und selbst in der Zukunft sind es immer noch die üblichen Verdächtigen, die kräftig am Säbelrasseln sind. Jemen, Afghanistan und andere aktuelle Krisenherde halten als blutgetränkte Schauplätze amerikanischer Kriegskunst her. Trotz des ganzen Pathos ist die Geschichte doch recht interessant. Kein Meisterwerk, auch nicht besonders tiefgängig, aber spannend, gut erzählt und sie hält auch ein paar dramatische Momente parat, die so nicht vorhersehbar waren. Für Call Of Duty-Verhältnisse durchaus gelungen, wenn auch nur bekannte Elemente neu gemischt werden.
Spielerisch ist hier seit Modern Warfare eigentlich alles beim Alten geblieben. Der Spieler folgt einem vorgegebenen Pfad durch Schlauchlevels und füllt dabei Leichensäcke im Dutzend. Die Ziele sind immer durch Pfeile markiert und alternative Wege oder Lösungen sind nicht möglich. Jedoch hat man hin und wieder die Möglichkeit, sich zwischen zwei Alternativen zu entscheiden, die den Ausgang des Spiels beeinflussen, beispielsweise ob eine Person abkratzt oder nicht, den Storyverlauf an sich aber nicht. Netter Ansatz, leider wenig konsequent umgesetzt. Faule Abzugsfinger dürfen übrigens die Story bis zu einem dieser Entscheidungspunkte zurückspulen, sich anders entscheiden und ein anderes Ende betrachten. Das Gameplay ist ein Original Call Of Duty. Vor jeder Mission wird dem Spieler eine mannigfaltige Auswahl an Schießprügeln kredenzt. Ist das tägliche Todbringerwerkzeug gewählt, geht es in den Einsatz, in dem man von Checkpoint zu Checkpoint hetzt, dabei wie die Rache Gottes durch Reihen von dummen Feinden pflügt und dabei jede Menge Skriptsequenzen auslöst.
Denn um den Adrenalinpegel stets am Maximum zu halten, gestattet sich BO 2 dem Spieler in regelmäßigen Abständen das Gamepad aus der Hand zu nehmen, um einen Hubschrauber abstürzen zu lassen, einen Raum zu sprengen, Hälse zu öffnen, mit Hirn zu tapezieren oder dergleichen. Und wenn man dann doch selbst spielen darf, rennt man gegen bekloppte Feinde an, die man am ehesten als psychotische Bauerntrampel bezeichnen kann. Doof wie eine Kiste Kieselsteine, aber schwer bewaffnet, schießen, sprengen und bombardieren alles, was ihnen vor die Flinte läuft. Dabei können sie durch ihre schiere Masse durchaus gefährlich werden. Was wäre auch so ein Routine-Einsatz, wenn man nicht mindestens 100 böse Buben niedermachen muss. Spielerisch bleibt also alles beim Alten, nur die Ausrüstung wurde der Zeit entsprechend angepasst. Nun gibt es Drohnen im Dutzend, die man hin und wieder auch selbst steuern darf, Tarnanzüge, lustige neue Granaten und modernisierte Bleispritzen, die jetzt noch mehr Löcher pro Minute in feindliches Fleisch stanzen können. Das Missionsdesign hält ganz mainstreamgerecht für jeden was parat. Klar, willenloses Geballer, aber geschlichen werden darf auch, wobei der Pfad und das Timing vom KI-Partner vorgegeben werden. Weicht man davon ab, geht man drauf, also doch nur wieder Checkpoints abklappern. Dann wären da noch die obligatorischen Rail-Shooter-Momente, in denen man, oh Wunder, Dutzende politisch anders Gesinnte unter die Erde bringt, ohne sich bewegen zu müssen. Und zum Abschluss darf man auch verschiedene Gefährte bewegen. Darunter auch Pferde und einen Jet. Die Steuerung der Vehikel geht flockig von den Daumen und man wird nicht durch lästige Einarbeitungszeit gebremst.
Neu hingegen sind die Eingreiftruppe-Missionen. Diese sind von der Hauptstory entkoppelt und können in einem bestimmten Zeitfenster absolviert werden. Und hier zählt auch zum ersten Mal taktisches Verständnis. Am ehesten kann man sie mit den Stage Battles aus Brütal Legend vergleichen. Es stehen verschiedene Einheiten zur Verfügung, denen man aus einer taktischen Vogelperspektive Anweisungen erteilen muss, um bestimmte Ziele in einer vorgegebenen Zeit zu erfüllen. Dabei erhält man über Funk ständig Status-Updates, wo nachzubessern ist, wo mehr Truppen nötig sind, oder wo ein Feind ausgeschaltet wurde. Natürlich kann man auch hier direkt in das Geschehen eingreifen und jede Einheit selbst steuern. Die Effizienz dieser Methode liegt KI-bedingt auf der Hand. Dieser Modus ist eine nette Idee, ist sogar die Steuerung sehr gelungen und präzise.
Herzstück des ganzen Spektakels ist aber, wie auch bei den anderen COD-Teilen, der Multiplayer. Hier gibt sich BO 2 keine Blöße. Jede Menge Spielmodi, eine große Community und ein exzellent funktionierender Netcode versprechen jede Menge Highspeed-Nonstop-Action. Neben klassischen Modi, wie Team-Deathmatch, Free For All oder Capture The Flag, zelebriert BO 2 auch Partymodi, wie das lustige Gun Game, oder den Scharfschützenmodus, in dem alle 45 Sekunden die Waffe wechselt. Für Abwechslung ist also gesorgt. Wie üblich sammelt man durch Matches Erfahrungspunkte, die zum Levelaufstieg führen, der zu neuen Waffen und Ausrüstung führt, was effektivere Abschüsse erlaubt und so weiter. Neu ist, dass man jetzt seine Abschussbelohnungen wählen kann. Drohne, Heli, Teppichbombardement ist der Standard, es kann aber nun angepasst werden, welche Aktion nach wie vielen Abschüssen erfolgen soll. Wer Lust auf eine extrem schnelle Runde Multiplayer-Geballer hat, macht hier nichts falsch. Sehr schön ist auch, dass man im Splitscreen online spielen kann. Oder gegen Bots, wenn man zuerst üben möchte, bevor man im Geschwindigkeitsrausch niedergemäht werden will.
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Auch die Untoten geben sich hier wieder die Ehre. Endlich mal wieder Zombies. Ein sehr fordernder Modus schickt einen allein, online oder im Splitscreen für bis zu 4 Spieler gegen Welle um Welle laufender Leichen. Dabei kann man zwischen dem „Story“-Modus wählen oder dem Überlebensmodus. Die Story beginnt in einer Busstation und man hat zunächst 0 Plan, was überhaupt Sache ist. Draußen hupt ein Bus wie blöde und wartet darauf, dass man einsteigt. Ganz untypisch für die COD-Reihe wird man hier nicht am schweißnassen Händchen genommen und durch alles geführt, was der Modus so bietet. Learning By Dying heißt hier die Devise, denn sehr schnell halten die Zombies mehr aus und noch schneller wird die Munition knapp. Bis man drauf kommt, was eigentlich zu tun ist, ist man schon jede Menge digitale Tode gestorben.
Technisch bewegt sich BO 2 im gehobenen Mittelmaß. Zwischensequenzen in Ingame-Grafik sehen fantastisch aus, das Spiel selbst zeigt sich aber nicht immer von seiner hübschesten Seite. BO 2 sieht keinesfalls schlecht aus, aber der optische Genuss wird doch öfter mal von matschigen Texturen, Blockschatten, fehlendem Antialiasing oder mangelndem Detailreichtum getrübt. Dafür werden fast durchgängig die 60 FPS gehalten. Und auf mittlerweile 7 Jahre alten Konsolen ist das legitim, wenn auch die Konkurrenz mehr aus den alten Kisten herauskitzeln kann. Der Sound ist auch mehr als gelungen. Die Waffen rattern realistisch, die Explosionen hämmern knackig. Auch der Score wurde hier von namhaften Musikern komponiert und weiß zu begeistern. Sogar die Synchro ist mehr als gelungen. Die deutschen Sprecher überzeugen auf ganzer Linie. Nur schade, dass man als Konsolenspieler zwangsübersetzt wird. Englische Sprachausgabe gibt es nicht, was ich nicht verstehen kann.
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