Kein Cover vorhanden: upload/articles/cover360_ByfNk3Ls30HuPybMcouE.jpg

DARK

Publisher: Kalypso
Entwicklerstudio: Realmforge Studios
Genre: Action
Sub-Genre: Stealth-Action
Art: Midprice
Erscheinungsdatum: 25.06.2013
USK 16

DARK   10.11.2013 von GloansBunny

Ein Vampir, der in der Sonne glitzert? Fans wissen es: Twilight ist angesagt. Ein Vampir mit Sonnenbrille und mächtig schweren Waffen? Fans ahnen es: von Blade ist die Rede. Ein Vampir, der nicht weiß, warum er überhaupt ein Blutsauger ist und was er mit seinem Leben anfangen soll? Fans wissen es vielleicht... Oder auch nicht. Das Stealth-Action-Game Dark der Realmforge Studios steht heute im Fokus der Sofahelden. Legendär wie Graf Dracula höchst selbst oder gruselig wie eine Tüte Gummibären? GloansBunny wagt einen Blick in die Dunkelheit...

 

Eric Bane erwacht in dem schäbigen Nachtclub, den er irgendwann irgendwo am vergangenen Abend betreten hat. Sein Schädel dröhnt, seine Klamotten sind verdreckt und die Erinnerungen an vergangene Nacht sind mehr als dürftig. Eric fühlt sich kurz gesagt wie ein verkaterter Halbtoter. Ein Blick auf seine ähnlich ramponierten Kumpels bestätigt Bane: der letzte Abend war echt heftig. Kopfschmerzen, Übelkeit und ein totaler Filmriss lassen Eric zunächst an eine wilde, hemmungslose Party mit vielen leicht bekleideten Mädels, viel Spass und noch mehr Alkohol denken. Als ihm Bardame Rose allerdings eröffnen, dass Eric von einem Vampir angeknabbert worden sei und jetzt genau zwei Optionen hätte, glaubt er zunächst noch an einen üblen Scherz. Doch im Anbetracht der zwei kleinen Bisswunden an seinem Hals, dem fortbestehenden Gedächtnisschwund und dem merkwürdiges Verlangen nach hämoglobinhaltigen Getränken (kurz: Blut) wägt Eric schließlich doch die Möglichkeiten ab. Entweder alles halb so eng sehen und langsam, aber sicher zum hirnlosen, apathischen Zombie werden, der liebend gerne Menschengedärme frisst und die Intelligenz einer Scheibe Schwarzbrot aufweist. Oder aber auf die Suche nach dem unbekannten Blutsauger gehen, dessen ranzigen Lebenssaft trinken, um mit etwas Glück der unaufhaltsamen Verwandlung zu entgehen und vielleicht auch noch ganz nebenbei eine Antwort auf das "Warum?" zu erhalten. Der schlaue Semi-Vampir von heute entscheidet sich für Option Zwei und der Spieler mit ihm. "Come To The Dark Side..."

 

Steuerung und Sound: man muss eben manchmal die Dinge einfach so nehmen, wie sie kommen...


Beim Thema Controller-Layout zeigt sich Dark als wenig solides, aber zumindest eingängiges Gamerwerkzeug ohne viel Schnickschnack. Alter Ego Bane lässt sich nur widerwillig exakt auf die angepeilte Position bewegen, da die Analogsticks zu schwammig reagieren und beim Thema Präzision zu wünschen übrig lassen. Deckungssuche und Stealth-Taktik gehen ein ums andere Mal in der Weite der Trägheit verloren, wenngleich auch Angriffs- und Spezialmanöver sinnig auf den Aktions- und Schultertasten verteilt wurden. Nach einem kurzen und unspektakulären Steuerungstutorial zu Beginn des Spiels sind Erics Vampir-Superfertigkeiten schnell verinnerlicht. Gegner aussaugen, sie aus den virtuellen Latschen kicken oder Deckung suchen, dazu noch ein wenig Teleporterei namens "Schattensprung"- fertig ist das Grundgerüst der Dark'schen Tastenbelegung. Schade, dass die schlussendliche Umsetzung hauptsächlich durch ungenaue Ziel- und Kameraführung und schwammige Ansprache von sich reden macht. Steuerungsbedingte Frustration ist für den Spielfluss das, was Knoblauch für den Vampir ist: tödlich.

 

Die akustische Inszenierung von Dark präsentiert sich in diversen Variationen. Von stellenweise haarsträubend schlechten Synchronsprechern über stimmig platzierte, aber ein wenig drucklose Umgebungsgeräusche bis hin zu herrlich melancholischen Rocktiteln im Hintergrund bieten die Realmforge Studios den Spielerohren alles an. Das düstere Setting des Spiels wird durch die facettenreichen Musikstücke auditiv gut in Szene gesetzt und überzeugt mit stoischer Konsequenz. Letztere findet sich aber leider auch in der Mixtur aus übertrieben energischen Selbstgesprächen Banes samt häufig etwas aufgesetzt wirkenden Dialogpartnern und soliden, aber unspektakulär vertonten Zwischensequenzen wieder. Die Soundpalette reicht somit von "ganz gut" bis hin zu "so klingt das wohl, wenn ein Vampir in einen Wattebausch beißt". Dark glänzt akustisch so, wie ein Goldnugget in einer wolkenverhangenen Vollmondnacht: gelegentlich.

 

Bildergalerie von DARK (15 Bilder)

Grafik, Gameplay und Umfang: Wo Licht ist, ist auch Schatten- und der ist oft mal ziemlich dunkel...

 

Wer "Cel-Shading" liest, denkt automatisch an Titel wie Borderlands oder Telltales The Walking Dead. Auch die Designer der Realmforge Studios schließen sich diesem Trend an und verpassen Dark den beliebten Comic-Look. Dunkle Grau-, Violett- und Schwarztöne dominieren die kargen und etwas leblosen, aber durchaus ansehnlichen Kulissen, zwischen die sich der ein oder andere hübsche Lichteffekt schmuggelt. Die wenigen markanten Details an Figuren und Umgebung geraten angesichts der häufig verwaschenen Texturen, dem stellenweise sehr ausgeprägten Tearing plus Clipping-Fehlern und den zwar seltenen, aber dennoch unschönen Pop Ups leider in den optischen Hintergrund. Die Szenarien Marke Club, Bürokomplex, Hinterhof und Museum bieten kaum optische Highlights und hat man so oder so ähnlich schon zu Hauf in anderen Games durchspielt. Über die technischen Grafikmängel und die teils arg mechanisch, teils absurd laienhaft wirkenden Charakter- und Bewegungsanimationen können leider auch nicht die coolen, durchaus gelungenen Vampir-Spezialeffekte oder die liebevoll gezeichneten Plot-Scripte im Comicstil hinwegtäuschen. Dark ist bis auf ein Paar wenige Ausnahmen visuell leider genauso spektakulär wie eine Raufasertapete. Immerhin: die erzeugte Atmosphäre des Leveldesigns ist sehr dicht und in sich stimmig.

 

In Sachen Gameplay wirbt Dark mit knackiger Stealth-Action samt einer Prise Rollenspiel-Elementen. Letztere sind mit 16 aktiven und passiven Eigenschaften samt sporadischem Stufensystem zwar im Ansatz vertreten, sorgen aber durch kurze Wirkzeiten und ungenauer Ausführbarkeit (Steuerungsmakel sei Dank) nur für geringen RPG-Flair. Erst mit ausreichend gesammelten Erfahrungspunkten machen die Vampir-Fertigkeiten etwas Taktik aus. So kann Eric etwa via Schattensprung teleportartig weite Wege zurück legen, per Auspex durch Wände sehen oder mit Kill-Moves wie etwa Schattengriff Feinde aus der Dunkelheit heraus angreifen. Weitere Tarn-, Verteidigungs- und Spezialmanöver wie etwa das hypnotisieren von Gegnern machen neugierig, fallen aber im Spielverlauf nur bedingt ins gameplaytechnische Gewicht.

 

Ist man nämlich nach dem unspektakulären Steuerungstutorial zu Beginn der Geschichte erst mal in das Spiel eingetaucht, so merkt man schnell, warum Dark Dark heißt. Oberflächlich betrachtet bedeutet der Titel eine düstere Vampir-Story samt dunklen Mächten und ein vampirartiges Leben im Schatten mit potenziell viel Spielspass. Das Hauptaugenmerk des Spielverlaufs liegt auf einer unauffälligen Vorgehensweise. Das A und O ist es, nicht entdeckt zu werden. Was nach einem schönen Splinter Cell Ableger klingt, entpuppt sich allerdings schnell als ein frustranes und monotones Martyrium. Schlechtes Balancing und der schlauchartige Levelverlauf in den eigentlich recht großen Arealen unterstreichen den immer gleichen Spielverlauf. Dass der Hauptcharakter  keinerlei Waffen benutzen und sich somit nur auf seine mehr oder weniger ausgeprägten Vampirfähigkeiten berufen kann, kommt noch erschwerend hinzu.

 

Das Ziel, möglichst ungesehent von A nach B zu gelangen, wiederholt sich in fast jeder der fünf bis acht Stunden kurzen Spielzeit. Zwar kann Eric hinter diversen Gegenständen in Deckung gehen und dank Vampirfertigkeiten die Laufwege der Wachen und Patroullien ausspähen -  deren Sichtradius und -weite variieren aber ständig und sind nicht vorhersehbar. Mal wird Eric vom anderen Ende der Halle aus entdeckt, mal trabt ein Wachmann kommentarlos nur wenige Meter weit entfernt an ihm vorbei, als stünde er unter dem Einfluss von Beruhigungsmitteln. Wird Alarm ausgelöst, strömen fünf bis 50 Wachen in den Raum und feuern aus allen Rohren. Die Folge: der vermeintliche Untote frisst Blei und sirbt. Die unterirdisch schlechte KI wird nur durch simple Gegnerüberzahl und unfair platzierte Ausgangspositionen wett gemacht. Der Spieler ist meist im Nachteil. Entweder überblicken feindliche Einheiten das komplette Zielareal, was eine Entdeckung und virtuelles Ableben zur Folge hat. Oder die eigentlich nützlichen Vampirfähigkeiten zum geheimen Ausschalten sind verbraucht. Folge: Alarm und Tot des Alter Ego. Oder die schwammige Steuerung zickt, der Schattensprung endet abrupt am nächsten Gullideckel. Folge: siehe oben. Oder das Leveldesign sorgt für fehlende Deckungsmöglichkeiten. Folge: siehe oben. Oder, oder, oder... Es gibt dutzende Gründe, warum Alter Ego Bane ständig ins Gras beisst. Nur in den seltensten Fällen ist Erics Tod auf Fehler des Spielers selbst zurück zu führen, das ständige Trial-and-Error-Vorgehen zermürbt den Spielspass spätestens dann, wenn man zum dritten Mal auf unerklärliche Weise entdeckt und zu einem der raren und zudem unfair platzierten Speicherpunkte zurückgesetzt wird.
 

Ein paar kleine Lichtblicke in der gameplaytechnischen Dunkelheit von Dark gibt es dann aber doch noch. Innerhalb der fünf Level wollen abseits der Hauptmission kleinere Sammelgegenstände wie Emails, PDAs und Briefe gefunden und in Erfahrungspunkte umgewandelt werden. Außerdem darf Eric das ein oder andere interaktive Gespräch mit NPCs im Stile von Mass Effect führen. Die Dialoge sind zwar, wie die gesamte Story von Dark, ohne nennenswerten Inhalt und meist recht Sinn befreit, lockern aber zumindest die frustranen Strukturen des unfertig wirkenden Stealth-Games samt mehr als unspektakulärem Finalkampf etwas auf.

 

"Come To The Dark Side- und bring eine Portion Frustresistenz mit. Oder ein anderes Game. Danke."


Das Fazit von: GloansBunny

GloansBunny

Dark hat mit dem auf Spezialkräften beruhenden Kampfsystem ein paar gute Gameplay-Ansätze und auch das Vampir-Thema hat viel Potenzial. Aber der Pflock aus technischen, spielerischen und storytechnischen Fehlern, der tief im unfertigen Herzen des Spieles steckt, tötet jeden noch so coolen Möchtegern-Blutsauger. Tearing, verwaschene Texturen, Clipping-Fehler, detailarme, unfertig animierte Charaktere und schlauchartige Kulissen sind nur die Spitze des grenzdebilen Spiele-Eisbergs. Die äußerst unpräzise Steuerung, enorm schlechtes Balancing, unausgereifte Gegner-KI samt schierer Überzahl an Waffen plus uninteressanter, öder Story bilden den Mittelteil des Frostbeulen verursachenden Ungetüms.

 

Die Basis und somit den größten Abschnitt des Eisberges Dark macht allerdings das Gameplay selbst aus. Der Schwierigkeitsgrad steigt durch schlecht tarierte Gegnersichten, teils extrem kurze Fähigkeiten-Wirkzeiten und mangelhafter Umsetzung des Deckungssystems ungewollt in abstruse Höhen. Das permanente Ableben des Alter Egos mit Neustart an unfair platzierten Speicherpunkten mündet immer wieder ins Trial-and-Error-Vorgehen. Wenn man zum xten Mal das gleiche Level spielen muss, wenn man zum xten Mal am selben Fleck entdeckt und sich dies nicht einmal nachvollziehbar erklären kann, führt das zu nichts anderem als Frustration und wilden Flüchen.

 

Aus dem tendentiell guten Vampir-Thema hätten die Entwickler viel mehr machen können. Das Potenzial von Dark geht allerdings an vielen technischen und spielerischen Fehlern vor die Hunde. Stealth-Action-Fans sollten sich auch von den guten Ansätzen, dem stellenweise recht gelungenen Soundtrack und der hübschen Cel-Shading-Aufmachung nicht blenden lassen. Erst, wenn Dark für weit unter 15 Euro zu haben ist, sollten Knoblauch, Kreuz und Pflock wieder in den Keller wandern und Platz für Dark machen. Andere Genre-Vertreter haben deutlich mehr Klasse, mehr Feintuning und mehr Rafinesse in Petto als dieses Sorgenkind der Vampirszene. Schade, denn tief im Herzen ist Dark ein potenziell gutes Schleich-Spiel, das mit etwas mehr Zeit, Geld und Liebe durchaus im Schatten von Splinter Cell und Dishonored  hätte taktieren können.


Die letzten Artikel der Redakteurin:


positiv negativ
  • Düsterer Cel-Shading-Look, teils viele Details
  • Cooler Soundtrack
  • Teils sehr ansehliche Spezialfähigkeiten
  • Schwierigkeitsgrad für Profis
  • Unausgewogenes Balancing, unfaire Gegneraufkommen mit schlechter KI
  • Steuerung zu unpräzise und schwammig
  • Trial-and-Error-Ablauf sehr frustrierend
  • Tearing, verwaschene Texturen, Clipping-Fehler
  • Charakteranimationen laienhaft und unnatürlich
  • Synchrpnsprecher teils unterirdisch
  • Story- und Rollenspielansatz eher mau





Kommentare[X]

[X] schließen