Das Blut der Wikinger

Das Blut der Wikinger

Originaltitel: A Viking Saga: The Darkest Day
Genre: Abenteuer
Regie: Chris Crow
Hauptdarsteller: Marc Pickering • Mark Lewis Jones
Laufzeit: ca. 86 Min
Label: Sunfilm Entertainment
FSK 16

Das Blut der Wikinger   07.09.2013 von Beef Supreme

Hach, war das Frühmittelalter nicht witzig? Germanen kämpften noch mit Axt und Schwert, anstatt mit Aktenkoffer und Scheckheft, Odin und Thor hatten noch was zu sagen, - gut, die katholische Kirche hat schon damals seine Gläubigen ausgenommen - aber manche Dinge ändern sich wohl nie. Aber das Wichtigste: Es gab noch Wikinger! Die raubeinigen und eisenharten Schrecken der See plünderten und brandschatzten sich durch ganz Europa und waren überall gefürchtet. Ja, als Wikinger war man wer. Der Beginn des Wikingerzeitalters wird auf das Jahr 793 zurückdatiert, als die Mönche in Lindisfarne offiziell so richtig von Eric und Arnleif auf die Fresse bekommen hatten. Das Blut der Wikingererzählt eine weitere Variante dieser Geschichte ...


Hereward ist des Mönchen Name, denn er hat keinen anderen. Und ihm und seinen Kumpels braun gekutteter Waschlappen wird gerade so richtig eingeschenkt. Die Wikinger sind da und sie haben ganz klassisch richtig schlechte Laune. Aber Hereward lässt sich nicht lumpen und zieht mit der Bibel und einem Betbruder Leine. Sollen doch die anderen Haue kassieren. Nur doof, dass die Nordmannen es auf den Wisch abgesehen haben, den Hereward mit sich schleift. Denn die Wikinger glauben, dass das heilige Wort große Macht verleihe, und wollen es im Namen Odins an sich reißen. Und da Lesen und Schreiben zu der Zeit noch nicht so cool war, müssen für ein Buch eben ein paar Köpfe rollen. Es folgt eine nicht ganz so gehetzte Jagd durch die Wälder Nordenglands. Unterwegs treffen die zwei Kuttenträger Aethelwulf, einen schwertschwingenden Christen, der die beiden gegen die Unbill der grimmigen Wikinger beschützen will.


Viel mehr gibt’s zur Handlung nicht zu sagen. Verängstigte Mönche stolpern durchs Unterholz, garstige Wikinger trampeln hinterher. Hin und wieder laufen sie sich über den Weg, dann gibt’s eine Runde Keile und das Spielchen geht wieder von vorne los. Das würde recht schnell ziemlich öde werden, doch glücklicherweise haben die Drehbuchautoren daran gedacht, Hereward und Anhang einige echt seltsame Gestalten über den Weg laufen zu lassen. Diese Begegnungen tragen zwar nichts zur eigentlichen Handlung bei, dienen aber zum einen dazu, dem Zuschauer halbwegs zu erklären, wie es die orientierungslosen Nordleute ständig schaffen, die Bibelträger wieder einzuholen. Zum anderen lockern sie das ansonsten recht träge Geschehen etwas auf und erzählen kleine Nebenhandlungen zu den Gepflogenheiten Nordenglands im späten achten Jahrhundert. Hexerei, heidnische Kulte und was sich die Kirche sonst noch für Schabernack ausgedacht hat zählen hier dazu.
Leider sind diese auch die Höhepunkte des Filmes. Denn wenn es die Nordmannen tatsächlich mal schaffen, auf die Mönche zu treffen, wird zwar gekämpft, doch die Choreografien sind ziemlich unterirdisch. Des Weiteren ist das Erzähltempo sehr langsam, abgesehen davon, dass eigentlich kaum etwas erzählt wird. Neben Predigten, wie wichtig das Buch sei, dass alles verloren sei, wenn es in die falschen Hände geriete und weiterem Christengewäsch gibt es kaum etwas, womit dem Zuschauer die Zeit vertrieben wird. Findet er jedoch Gefallen an Wäldern und typisch britischem Wetter, wird er hier sehr hübsche, grau getünchte, sonnenlose Landschaften betrachten dürfen.

 

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Der Film schafft es durch eben dieses Setting und realistische Kostüme sehr gut, eine triste und bedrückende Atmosphäre zu erzeugen. Mitgetragen wird diese auch durch die durchweg saubere Schauspielarbeit aller Beteiligten. Auch auf akustischer Ebene müssen keine Abstriche gemacht werden, denn die musikalische Untermalung ist stimmig und trifft immer den Ton. Genauso wie die deutsche Sprachausgabe auf Augenhöhe mit der Englischen überzeugen kann. Umso bedauerlicher ist es, dass hier die viel zu dünne Handlung dem Ganzen einen Strich durch die Rechnung macht, denn es ist der einzige, aber auch schwerwiegendste Kritikpunkt am ganzen Film. Das Blut der Wikinger hätte ein richtig guter Mittelalterstreifen im Stile von Black Death oder Ironclad werden können, würde einfach nur mehr passieren und wäre das Geschehen etwas spannender verpackt worden. So bleibt ein technisch einwandfreier, optisch ansprechender aber belangloser Streifen übrig, der zwar ein paar Wikinger zeigt, aber den Fokus auf Durch-Den-Wald-irren legt.



Cover & Bilder © Tiberius Film


Das Fazit von: Beef Supreme

Beef Supreme

Es fiel mir schwer, eine abschließende Bewertung für diesen Film zu finden. Einerseits haben mir die gezeigten Bilder und das Schauspiel sehr gut gefallen, alles wird glaubwürdig und realistisch dargestellt. Aber auf der anderen Seite ist der Streifen schon irgendwie langweilig. Es wurde zu wenig gekloppt und vor allem ist viel zu wenig passiert, als dass ich sagen könnte „ich wurde die letzten 90 Minuten gut unterhalten“. Und das stimmt mich traurig, denn ich mag Wikinger. Zudem waren die Ansätze und einige Ideen wirklich richtig gut. Stichwort Hereward auf Drogen. Nur ist abgesehen davon nicht viel davon bei mir hängen geblieben. 


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