Flucht aus Absolom

Flucht aus Absolom

Originaltitel: No Escape
Genre: Action • Science-Fiction • Abenteuer
Regie: Martin Campbell
Hauptdarsteller: Ray Liotta • Lance Henriksen
Laufzeit: BD (118 Min)
Label: Turbine
FSK 18

Flucht aus Absolom   08.11.2022 von MarS

Nur einen Monat, nachdem Turbine dem Actionkracher Flucht aus Absolom seinen Einstand auf 4K UHD in drei limitierten Mediabook-Varianten spendiert hatte, folgt nun die nicht minder üppig ausgestattete Softbox-Variante - ebenfalls exklusiv über den Turbine-Shop...

 

Inhalt

 

Nachdem er seinen Vorgesetzten ermordet hat, und bereits aus mehreren Haftanstalten geflohen ist, wird der ehemalige Soldat J.T. Robbins (Ray Liotta) in das Hochsicherheitsgefägnis "Absolom" überführt. Dabei handelt es sich um eine abgelegene Insel mitten im Ozean, auf der die Gefangenen sich selbst überlassen werden. Wie sich herausstellt, leben auf "Absolom" zwei verfeindete Gruppierungen. Während die "Outsider" unter der Führung des brutalen Marek (Stuart Wilson) in Chaos und Anarchie leben, und dabei auch nicht vor Kannibalismus zurückschrecken, streben die friedfertigen "Insider" nach Zivilisation und Normalität. Geführt werden die "Insider" von ihrem "Vater" (Lance Henriksen), der alles daransetzt, den Frieden innerhalb seiner Gruppe zu wahren, und jede Konfrontation mit Mareks Truppen zu vermeiden. Die Ankunft von J.T. bringt jedoch das fragile Gleichgewicht auf der Insel durcheinander, und als er sich schließlich auf die Seite der "Insider" schlägt, kommt es zum alles entscheidenden Kampf um die Herrschaft auf "Absolom"...

 

Flucht aus Absolom ist als Actionfilm ein typisches Kind seiner Zeit. Wie in vielen anderen Filmen aus den 80er und 90er Jahren setzte auch Regisseur Martin Campbell auf eine in der Zukunft angesiedelte Handlung, vor allem aber auf deftige Action und explizite Gewaltspitzen. Und wie vielen anderen Filmen dieser Zeit brachte dies Flucht aus Absolom genau zwei Dinge ein: Eine rasche Indizierung, und Kultstatus in Fankreisen. 25 Jahre später folgte schließlich die Listenstreichung...

 

Tatsächlich macht Flucht aus Absolom - übrigens basierend auf dem Roman The Penal Colony aus der Feder von Richard Herley - auch heute noch seine Sache mehr als gut, und bringt das grundlegende Konzept vom Überleben des Stärkeren hervorragend zur Geltung. Selbst Parallelen zu William Goldings Herr der Fliegen lassen sich mühelos erkennen, auch wenn Martin Campbells Werk selbstredend deutlich weniger Wert auf Tiefgang oder gesellschaftskritische Töne legt, sondern lieber den Unterhaltungswert in den Vordergrund stellt. Und das sogar ziemlich exzessiv, denn Verschnaufpausen gibt es hier trotz einer Laufzeit von knapp zwei Stunden eigentlich keine. Ganz im Gegenteil, denn manche Szenenwechsel sind so abgehackt und abrupt, dass man beinahe auf den Gedanken kommen könnte, es wären vereinzelte Sequenzen herausgenommen worden. Das Erzähltempo ist dementsprechend hoch, und so bleibt nur wenig Zeit, die Charaktere oder die zugrundeliegende Handlung ausführlich auszuarbeiten. Stattdessen müssen kleine Hintergrundinformationen oder Andeutungen genügen, um Sympathien oder Abneigung zu erzeugen, was im Rahmen der Erzählung allerdings recht gut funktioniert. Hier kommt Flucht aus Absolom zweifellos die nachvollziehbare Basis zugute, die bei genauerer Betrachtung doch mehr Inhalt und gesellschaftskritische Untertöne offenbart, als man es bei einem auf den ersten Blick simplen Actionreißer erwarten würde. Auch die Tatsache, dass das futuristische Element auf die Einführungsphase beschränkt wird, wogegen sich der übrige Rest des Films als zeitlose Dystopie in einem beinahe mittelalterlichen, irgendwie aber auch postapokalyptischen Setting darstellt, verstärkt unterdessen den Eindruck, dass Flucht aus Absolom wirklich gut gealtert ist. Dies wird durch den Verzicht auf groß angelegte Effekte noch weiter verdeutlicht, denn reale Sets und handgemachte Action überstehen einfach viel besser das Rad der Zeit, als dies den inzwischen überholten Special Effects in den ersten Minuten des Films vergönnt ist.

 

Schauspielerisch bietet Flucht aus Absolom einen sehr ansprechenden Cast, der einige bekannte Gesichter präsentiert. Neben den Hauptdarstellern darf man sich hier in den Nebenrollen beispielsweise über ein Wiedersehen mit Kevin Dillon (The Doors), Ian McNeice (Operation Walküre), Michael Lerner (Godzilla) oder auch Ernie Hudson (Ghostbusters)  freuen, denen es sehr ansprechend gelingt, den Film nicht nur erzählerisch, sondern eben auch im Bereich der Charaktere, nochmals ein wenig aufzuwerten. Während Ray Liottas Figur allerdings aus Mangel an positiven Charaktereigenschaften beziehungsweise durch die traumabedingte Ambivalenz seiner Gefühlsregungen eher einen Anti-Helden, denn einen Sympathieträger oder gar eine Identifikationsfigur darstellt, hinterlässt vor allem Stuart Wilson als brutaler Anführer der "Outsider" einen intensiven, nachwirkenden Eindruck, und macht dadurch die "Insider" automatisch zu der Gruppe, mit der man als Zuschauer mitfiebert. 

 

Das Bild der Blu-ray

 

War die Erstauflage auf Blu-ray von Nameless Media aus dem Jahr 2018 qualitativ noch stark verbesserungswürdig, setzt Turbine für die Neuauflage auf ein neues Master. Das sorgt für eine deutliche Verbesserung, vor allem im Blick auf die zuvor sehr unruhige Körnung sowie die allgemeine Schärfe. Ausgeprägten Detailreichtum sollte man sich allerdings nicht erwarten, ebenso bleiben einige Aufnahmen doch ein wenig schwammig und unscharf. Der Kontrastumfang sowie die überwiegend natürliche, wenngleich auch etwas verwaschene beziehungsweise zurückhaltende Farbgebung wissen dagegen zu gefallen. Auch der Schwarzwert bewegt sich auf einem ordentlichen Level, wodurch Rauschen und feines Flackern in dunklen Bildbereichen nur sehr dezent an wenigen Stellen zu beobachten ist. Weiterhin vorhanden ist jedoch einige Verunreinigungen und Macken, die allerdings auf das Ausgangsmaterial zurückzuführen sind - ebenso wie ein paar wenige Kameraeinstellungen, die ein wenig seitlich verzerrt aussehen. 

 

Der Ton der Blu-ray

 

Akustisch gibt es dank Turbine mächtig auf die Ohren. Während sich die bisherige Blu-ray mit einer DTS-HD 5.1 Abmischung zufriedengeben musste, punktet die Neuauflage nun wahlweise mit einer Dolby TrueHD 7.1, DTS-HD 7.1 oder einer Dolby Atmos Tonspur. Letztere zeichnet sich vor allem durch ihren kraftvollen Subwoofer-Kanal und die ausgeprägte Räumlichkeit aus, und lässt es im Heimkino ordentlich krachen. Zwar sind die Kanäle teilweise etwas zu deutlich beziehungsweise unsauber voneinander abgegrenzt, wodurch sich eine nicht immer natürliche Verteilung von Sprache und Effekten im hörbaren Raum ergibt, insgesamt aber macht die neue Abmischung einfach nur eine Menge Spaß.


Bildergalerie von Flucht aus Absolom (4 Bilder)

Das Bild der 4K UHD

 

Das Bild der UHD profitiert von einer eigenen 4K-Abtastung mit Dolby Vision und HDR10. Das Ergebnis kann sich - neben der typischen Abdunkelung - wirklich sehen lassen, denn sowohl der Kontrastumfang, als auch die Farben, wirken hier deutlich kräftiger und harmonischer. Ebenso sind nun Details besser ausgearbeitet, während zudem die Körnung noch feiner und unauffälliger ausfällt. Trotz der deutlich dunkleren Darstellung bleiben unterdessen Feinheiten die meiste Zeit über erhalten. Ebenfalls erhalten bleiben allerdings auch die Verunreinigungen und vereinzelten weicheren Momente, die es bereits auf der Blu-ray zu sehen gab.

 

Der Ton der 4K UHD

 

Zusätzlich zu den bereits hervorragenden Tonspuren der Blu-ray bietet die 4K UHD auch eine Abmischung in Auro 13.1. Diese bietet eine etwas stimmigere Verteilung im Raum, bleibt dafür im Tieftonbereich etwas zurückhaltender als die Dolby Atmos Tonspur. Zudem ist die Auro Tonspur insgesamt etwas leiser abgemischt, dafür aber auch durchwegs etwas angenehmer ausbalanciert. Wer Kraft und Druck bevorzugt, sollte hier auf die Dolby Atmos Tonspur zurückgreifen, wer jedoch harmonischerem Raumklang und einer natürlicheren Klangverteilung den Vorzug gibt, bekommt mit der Auro 13.1 Abmischung genau das, was er sich wünscht.

 

Die Ausstattung der Edition


Neben dem Film auf 4K UHD und Blu-ray beinhaltet auch die Softbox eine zusätzliche Blu-ray mit reichlich Bonusmaterial - also genau wie auch die Mediabook Varianten. Das Bonusmaterial umfasst dabei nicht nur das bereits aus früheren Veröffentlichungen bekannte Promo-Featurette sowie das Making Of (beide in SD-Auflösung mit optionalen deutschen Untertiteln), sondern auch insgesamt fünf neue Interviews, die einen interessanten Einblick in die Produktion bereithalten. Hier dürfen sich unter dem Titel "Legenden von Absolom" Regisseur Martin Campbell, Produzentin Gale Anne Hurd, Kameramann Phil Meheux, Stunt-Koordinator und 2nd Unit Regisseur Conrad E. Palmisano sowie Autor Joel Gross zu Wort melden.



Cover & Bilder © Turbine Medien GmbH


Das Fazit von: MarS

MarS

 

Nicht nur auf Grund von Guilty Pleasure oder der Tatsache, dass er einmal indiziert gewesen ist, macht Flucht aus Absolom auch heute noch eine Menge Spaß. Dank tollem Cast, knackiger und handgemachter Action, aber auch dem unerwarteten sozialkritischen Unterton, ist Flucht aus Absolom noch immer absolut sehenswert, und lässt über eine Laufzeit von knapp zwei Stunden keine Zeit für Langeweile oder Verschnaufpausen. Ein Actionkracher der alten Schule, der immer wieder aufs Neue Laune macht, und dank gelungener Restauration nun sowohl auf Blu-ray als auch auf 4K UHD visuell wie akustisch in neuem, und bisher bestem Glanz erstrahlt...


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