Wo sind nur all die Götter geblieben? Odin, Thor, Heimdall? Ragnarök! Der Weltenbrand raffte die einst großen germanischen Gottheiten dahin. Apsû und Tiamat? Gerichtet von ihren eigenen Nachkommen im Götterkampf. Zeus, Ares, Helios? Ja, die hatten einen griffigeren Feind. Kratos! Doch man kann ja nicht jeden Tag irgendwelche Götterpantheone auslöschen. So hatte Kratos, bevor er zuerst für und dann gegen den Olymp zog, zwischendurch auch noch ein paar andere Sachen zu tun. Und diese kleinen Randerlebnisse werden in den „kleinen“ Ablegern, Chains Of Olympus und Ghost Of Sparta, erzählt. Ruhiger ist Kratos deswegen trotzdem nicht geworden.
Chains Of Olympus
In Kratos‘ Heimatstadt Sparta sind die Perser eingefallen. Leider waren es keine Teppich reitenden Katzen mit Flachschnauze, sondern die echten mit Säbel, Schild und gigantischem Basilisk. Kratos lässt sich natürlich nicht lumpen und haut die Invasoren quasi im Alleingang zu Klump. Nach beendeter Schicht kraxelt der Chaosklingen-Schwinger auf einen Berg und fragt Zeus, ob er vielleicht noch etwas zu tun hat. Natürlich auf seine sympathisch-impulsive Weise. Just in diesem Moment kracht die Sonne mit Affenzahn auf die Erde und plötzlich ist alles dunkel. Kratos versteht das Ganze als einen Wink mit dem Götterpfahl und begibt sich zum Einschlagsort. Dort fängt Athene, seine persönliche Assistentengöttin, an, ihm zu erklären, dass Helios seinen Sonnenkarren sturzbetrunken gegen den letzten Pfosten gesetzt hat. Daraufhin sieht Kumpel Morpheus endlich seine Chance gekommen, die gesamte Welt endlich in ewige Dunkelheit zu stürzen. Kratos, derzeit noch gotteshörig, hat also seine Nachmittagsbeschäftigung gefunden und sucht jetzt Helios‘ Schlitten, um ihm Starthilfe zu geben. Auf seiner Reise trifft er so allerlei griechische Prominenz, der er mehr oder weniger freundlich "Guten Tag" sagt. So lasset den Geschichtsexkurs beginnen.
Es beginnt alles ganz klassisch mit einem kleinen Tutorial, in dem man persertötend erklärt bekommt, welcher Knopf die Chaosklingen wie schwingen lässt. Und schon fühlt man sich wie zu Hause. Agil wie eh und je springt, rollt, hüpft und metzelt sich Kratos durch die feindlichen Fleischmassen und zeigt keinerlei Rücksicht gegenüber menschlichem oder tierischem Leben. Kratos, wie wir ihn alle kennen und lieben. Wer einen der anderen Teile gespielt hat, wird sofort wissen, wie der Grieche läuft. Buttonsmashing für die Kombos, Quicktime-Reactions bei größeren Widersachern, und verschiedenfarbige Orbs, die entweder Gesundheit, Magie oder Waffenkünste verbessern. Dann sind dann noch die Gorgonenaugen und die Phoenixfedern, welche die entsprechenden Balken vergrößern, und dann wären noch Kratos‘ verschiedene magische Fähigkeiten zu erwähnen, welche er auf mysteriöse Weise nach jedem Abenteuer wieder verliert. Alles wird sukzessive wieder eingesammelt, trainiert, verbessert und in einem anmutigen Reigen tödlicher Präzision auf die bemitleidenswerten Opfer niedergelassen.
Auch hier sind wieder wunderschöne und großartig in Szene gesetzte Kulissen und eine brachial inszenierte Action zu bestaunen, die oft kopiert, aber selten erreicht wurden. Was damals aus der PSP alles herausgeholt hatte, lässt auch die PS3-Besitzer so manchen staunenden Moment erleben. Da seien zum Beispiel der Kampf gegen Charon den Fährmann, die monumentale Größe von Helios‘ Tempel oder die bestechende Schönheit der Felder von Elysium erwähnt. Auch die Geschichte bietet, insbesondere zum Ende hin, einige sehr interessante Wendungen. Als Stichwort sei hier Calliope, Kratos‘ Tochter, fallen gelassen.
Im Endeffekt kann gesagt werden, dass man mit "Chains Of Olympus" so ziemlich alles richtig gemacht hat. Viel Feind, viel Ehre, große Widersacher, beeindruckende Bilder, fesselnde Geschichten und ein gewohnt durch und durch schlecht gelaunter Geist Spartas garantieren einen stets interessanten Ausflug in die mythologischen Gefilde Griechenlands.
Der zeigt in schönstem, prima umgesetztem 1080p, dass die Konvertierung gelungen und Kratos „kleines“ Abenteuer sich hinter seinen Großen nicht zu verstecken braucht. Denn grafisch und akustisch steht es, abgesehen von "God of War 3", keinem Teil nach. Vor allem, da sich auch hier ein Haufen Unlockables, wie neue Kostüme oder Videos finden. Am wichtigsten ist jedoch die sehr gelungene "Challenge Of The Gods", in der Kratos in Ares‘ Arena zeigen kann, wo der Spartaner den Most herholt. Wenn man tatsächlich meckern wollte, könnte man anmerken, dass es ganz selten zu leichten Kameraproblemen kommt, oder dass es im Vergleich wenig Rätsel zu lösen gibt. Auch ist die Spielzeit etwas kürzer, als gewohnt. Doch all das sind nur Peanuts, da der Inhalt dafür mehr als entschädigt.
Einzelwertung: 9/10
Ghost Of Sparta:
Der zweite PSP Ableger hat auch seinen Weg auf Sonys Flaggschiff-Konsole gefunden. Dieses Mal verschlägt es den grimmigen Griechen ins sagenumwobene Atlantis. Neu im Göttergewerbe ist, dass Kratos, der Ares soeben erst richtig verkloppt hat, zur Abwechslung mal nicht von Visionen seiner abgeschlachteten Familie heimgesucht wird, sondern von seinem Bruder. Und da das Gott-Sein schon teils öde ist, beschließt der frisch erhobene Kriegsgott in Poseidons Reich vorbeizuschauen, da dort der Eingang zu Thanatos‘ Reich ist. Dort befindet sich nämlich Deimos, Kratos‘ Bruder, der schon im zarten Kindesalter entführt worden ist. Natürlich haben wie immer jede Menge Dämonen, Medusen, Zyklopen und anderes Getier da was dagegen. Vor dem Tor angekommen, stellt Kratos fest, dass er den Schlüssel daheim hat liegen lassen. Und hier ist auch schon die Neuerung. Jetzt geht’s von Atlantis über Kreta und verschneite Bergpässe nämlich nach Sparta, seine Heimat, zurück. Und hier ist auch schon die Neuheit. Kratos darf durch sein Heimatstädtchen bummeln, ohne dass es angegriffen wird. Er wird bejubelt, bekniet und er hat sogar einen Freischein im örtlichen Bordell. Doch genug des Müßiggangs, es gilt dem Reich des Todes einen Insassen zu entreißen.
Und das wird auf üblichem Wege erledigt. Monster verkloppen, durch anmutige Architekturen wandern und zaubern, was das Zeug hält. Neu ist hier, dass sich zur Magieleiste noch eine Dritte gesellt. Auf Kratos Weg trifft er auf die Titanin Thera, der er nicht sehr romantisch das Herz herausreißt und nun seine Klingen mit Theras Flammen überziehen kann. Ist auch bitter nötig, denn die neuen, metallischen Feinde lassen sich nur so besiegen.
Hier fällt auf, dass der Fokus noch mehr auf knallharte Metzelaction gelegt worden ist, denn Rätsel finden sich kaum noch. Hier mal ein Schalterchen umlegen, dort eine Leiche auf eine Fläche legen, das war’s. Etwas schade, doch dafür wird man im Vergleich zu "Chains Of Olympus" mit noch hübscherer Grafik, abwechslungsreicheren und eindrucksvolleren Umgebungen und einer sehr interessanten Geschichte entschädigt. Am Spielprinzip hat sich erneut nichts geändert, aber das wäre auch ein Unding gewesen. Kratos schwingt seine Klingen und befleißigt sich auch gern mal der Innereien besiegter Feinde, um deren Fähigkeiten zu seinen zu machen. So entsteht erneut ein sehr intensives, wenn auch wieder recht kurzes Schlachtenepos, in dem der Geist Spartas seinen ganzen Zorn ausleben kann.
Wie schon bei "Chains Of Olympus", so auch hier, ist "Ghost Of Sparta" kein Spiel, das den Vergleich zu den anderen GoW Titeln fürchten müsste. Es rumst kräftig, sei es der Einschlag von Kratos‘ Klingen oder der Sound. Beides ballert amtlich um die Ohren. So verhält es sich auch bei der Grafik. Bitte einmal den Hut ziehen für die gelungene Optik, welche damals auf die PSP gezaubert und heute technisch einwandfrei auf die PS3 übertragen wurde. Konstant flüssig, keine Kanten, sehr schöne Partikeleffekte und die fein abgerundete Brustmuskulatur des hasserfüllten Hellenen.
Auch hier muss man nicht auf Zusatzinhalte verzichten. Videos, Bilder, Kostüme, alles mit dabei.. Die "Challenge Of The Gods" hat sogar Neuzugang erfahren. Hat man früher nur für Ares gekloppt, stellt auch Athene dieses Mal ein paar Herausforderungen parat. Neu ist auch der freie Arenenmodus, bei dem man sich Gegnertypen und –konstellation selbst zusammenstellen kann. Alles in allem eine einwandfreie Investition.
Einzelwertung: 9/10
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