Gosho Aoyama's Collection of Short Stories

Gosho Aoyama's Collection of Short Stories

Originaltitel: Aoyama Gosho Tanpensyu
Genre: Anime
Regie: Osamu Nabeshima
Laufzeit: DVD (118 Min) • BD (122 Min)
Label: Kazé Anime Studio
FSK 12

Gosho Aoyama's Collection of Short Stories   03.05.2019 von LorD Avenger

Gosho Aoyama, am besten bekannt für die Detektiv Conan-Reihe aus seiner Feder, produzierte über die Jahre neben weiteren Serien auch eine Reihe von Kurzgeschichten, die in Anime-Form nun in einer Sammlung erscheinen...

 

Inhalt

 

Enthalten in der Sammlung sind ganze sieben Kurzgeschichten, die mehr oder minder deutliche Parallelen zu Detektiv Conan aufweisen. Angefangen wird mit "Warte auf mich!", tatsächlich Aoyamas Manga-Debut aus dem Jahr 1986 und der Startpunkt seiner Künstlerkarriere. Das wissenschaftliche Highschool-Genie Yutaka ist mit der zwei Jahre älteren Mamiko zusammen und wird dadurch gerne von anderen Jungs gehänselt - wegen seiner Größe, seinem Alter, seiner Reife. Irgendwann reißt der Geduldsfaden und Yutaka baut eine Zeitmaschine, um zwei Jahre zurückzureisen und dem Alter seiner Angebeteten zu entsprechen. Da Yutaka Mamikos Befürchtungen allerdings abtut, ergreift sie die Chance und die Zeitmaschine und springt an seiner statt zwei Jahre in die Zukunft - mit den Worten "Warte auf mich!" Dummerweise ist eine Eigenart des Zeitreisens, dass die Mitmenschen einen zunehmend vergessen, sobald seine Zeit verlässt - Freunde, Familie und schließlich auch Yutaka, so sehr er sich auch dagegen sträubt. Ein verheerender Prozess, denn sollte Mamiko tatsächlich in zwei Jahren wieder auftauchen, würde sie vom Schuldach aus in ihren Tod stürzen...

 

Das besonders Interessante an "Warte auf mich!", speziell für Fans von Detektiv Conan, ist, dass Mamiko das Ebenbild von Ran ist und Yutaka wie die perfekte Mischung aus Shinichi und Conan aussieht - acht Jahre bevor der kleine Detektiv auf seine bis heute andauernde Kriminalreise ging. Auch sieht man unter den Nebenfiguren - teilweise nur für eine Sekunde - Charaktere, die Professor Agasa oder Genta bis ins Detail gleichen.

 

In "Verirrter Roter Schmetterling" erhält ein Privatdetektiv eine kryptische Nachricht von einer Frau, die auf ihren Aufenthaltsort schließen lassen soll. Die Nachricht ist ein auf japanischen Schriftzeichen basierendes Rätsel, wie Professor Agasa es in Detektiv Conan gerne den Detective Boys vorsetzt. Für die kurze Anime-Umsetzung wurden die beiden Protagonisten umbenannt und verkörpern nun Shinichis Eltern, die man auch optisch problemlos erkennt. In einem weiteren Kurzfilm mit den beiden sieht man Shinichi auch als knuffiges Baby mitmischen, also ein direktes Prequel zur späteren Serie.

 

In "Weihnachten im Sommer" stößt der junge Keisuke, der gerade von seiner Freundin verlassen wurde und den Abend mit Frustsaufen verbracht hat, mit einem hochrangigen Regierungsbeamten zusammen. In der darauffolgenden Verwirrung vertauschen die beiden ihre Telefonkarten - das einzige Problem: Mit der Karte des Beamten aktiviert man ein Satelliten-Waffensystem, das innerhalb von vierundzwanzig Stunden den Planeten zerstören soll. Natürlich versucht der angeheiterte Keisuke seine Ex zu erreichen und aktiviert somit den tödlichen Countdown - nur noch aufzuhalten durch die gewählte Nummer, die er vollkommen vergessen hat. Um seinem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen, scheut die Regierung keine Kosten und Mühen, um Keisuke auch die aberwitzigsten Wünsche zu erüllen. Ein Umstand, der ihm sehr gelegen kommt, nachdem er gerade sein liebstes weibliches Idol getroffen hat und sie am Abenteuer teilhaben lässt.

 

Zugegeben, Keisukes Wünsche sind äußerst extravagant und ihre sofortige Umsetzung buchstäblich aberwitzig, aber gerade deswegen sind sie auch sehr amüsant und machen in dem kurzen Format Spaß. Wer würde nicht gerne sehen, wie der Tokyo Tower in einen gigantischen Weihnachtsbaum verwandelt wird?

 

In zwei weiteren Kurzgeschichten, die beide ursprünglich 1988 als Manga erschienen sind, erkennt man weitere Parallelen, die später einmal Einfluss auf Aoyamas größtes Werk nehmen sollten. In "PI George in "Kleiner Detektiv ganz groß"" stößt die von Gangstern verfolgte Asami auf den handgroßen Detektiv George, der zwar winzig ist, sich ihrer Sicherheit aber dennoch annimmt.

 

In "Noch einmal jung" verliert der 80-Jährige Sanjuurou einen Kampf mit seiner Enkelin und wünscht sich bei einem Nickerchen unter dem Kirschblütenbaum seine Jugend zurück - ein Wunsch, der ihm über Nacht erfüllt wird. An der Schule seiner Enkelin erfährt er dann, dass ein schmieriges Mitglied des Kendo-Clubs es auf sie abgesehen hat. Sanjuurou beschließt sein Fleisch und Blut zu beschützen, auch, wenn dieses ihn in seiner neuen Form nicht mehr erkennt.

 

Den Abschluss findet die Sammlung in einem Making Of von Detektiv Conan. Signifikant weniger aufwändig als ein Space Jam aber demselben Prinzip folgend bewegen sich die gezeichneten Detective Boys durch real im Studio abgefilmtes Material und stolpern so auf der Suche nach einem Fall durch die einzelnen Stationen der Anime-Erstellung. Ein Prozess, der heutzutage wahrscheinlich etwas anders läuft, gerade aber auch deswegen äußerst interessant ist.

 

Details der Blu-ray

 

Die Bildqualität entspricht Conan-Folgen aus den 90ern - in Auflösung und Farbintensität also noch etwas entfernt von heutigen Standards, dadurch aber eben auch mit dem Charme älterer Animes versehen. Dennoch gibt es keine Bildfehler, die schon mal gerne von älteren Speichermedien herrühren und man kann sich alles auch auf einem großen Fernseher angenehm und problemlos ansehen. Wie von KAZÉ gewohnt hat man hochkarätige deutsche Sprecher verpflichtet und ohnehin ein sehr gelungenes Sound-Bild abgeliefert.

 

Auflug in die Gosho Aoyama Manga Factory

 

Ich würde gerne sagen, dass ich extra als Bonus für diesen Artikel nach Japan geflogen und Aoyamas Heimatstadt besuchte, tatsächlich trifft hier aber nur der Zufall des Veröffentlichungsdatums auf meine Urlaubspläne. Im Rahmen unserer Japan-Rundreise besuchten wir also das abgelegene Örtchen Hokuei, direkt am Meer, das langsam aber sicher internationale Bekanntheit erlangt durch den inoffiziellen Namen "Conan Town". Neben der Umtaufe des Bahnhofs und des nahegelegenen Flughafens auf "Conan Station" und "Conan Airport" ist die ganze Stadt gepflastert mit herrlichen Statuen diversester Charaktere der Serie in Originalgröße. Das Ende der Route bildet dann die Gosho Aoyama Manga Factory, auf deren Parkplatz nicht nur Professor Agasa in seinem gelben Käfer parkt, in der man auch zahlreiche Informationen und Meilensteine aus dem Leben des erfolgreichen Mangaka kennenlernen kann. Neben Original-Erstzeichnungen und Nachbildungen von Conans technischen Spielereien werden Fans ihre wahre Freude am kurzen Videospiel haben, bei dem man auf Conans Boosted Board durch die Stadt düst und Hinweise sammelt. Nicht nur als Ergänzung zur Kurzgeschichtensammlung einen Ausflug wert!



Cover & Bilder © AV Visionen GmbH. Alle Rechte vorbehalten.


Das Fazit von: LorD Avenger

 LorD Avenger

Die Kurzgeschichtensammlung von Gosho Aoyama ist eine spannende Reise in die Synapsen des Mangaka. In mindestens fünf der insgesamt sieben Geschichten, die allesamt - zumindest in Manga-Form - vor Detektiv Conan entstanden sind, erkennt man bereits den Weg, der zu seinem größten Erfolg führte. Sowohl stilistisch erkennt man viele Figuren mit lediglich geringfügigen Anpassungen wieder und das Faible für Detektivgeschichten und für Storys mit Zeitreise- und Verjüngungs- oder Schrumpfaspekten wird mehr als deutlich. Alle Teile der Sammlung haben einen gewissen Unterhaltungswert und machen auch ohne den Detektiv Conan-Hintergrund Spaß, richtig clevere Ideen, die lange positiv im Gedächtnis verankert bleiben, sucht man abgesehen von "Warte auf mich!" aber vergeblich.


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