Horizon: Forbidden West
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BEWERTUNG |
19.02.2022 von LorD Avenger5 Jahre nach dem Vorgänger Horizon Zero Dawn kehrt Aloy endlich auf die PlayStation zurück, um die bereits einmal untergegangene Welt vor der erneuten Vernichtung zu retten...
Inhalt
Die moderne Zivilisation ist bereits seit Jahrhunderten vergangen. Die wenigen verbliebenen Menschen wurden in ein neues, primitives Zeitalter zurückkatapultiert und kämpfen jeden Tag in lebensfeindlichen Umgebungen um ihren Fortbestand. Denn zwar lauern auch wilde Tiere in der wuchernden Wildnis, aber vorsehen muss man sich eigentlich nur vor den Maschinen.
Denn um die Welt damals zu retten erschufen Wissenschaftler das GAIA-System, eine aus verschiedenen künstlichen Intelligenzen bestehende Software, die den Planeten hätte retten sollen. Damals lief etwas schief, heute jedoch ist GAIA erneut die letzte Hoffnung für die Erde und seine Bewohner. Aloy ist auf der Suche nach der Software und nach den in der Welt verstreuten anderen künstlichen Intelligenzen, um den nahenden Point Of No Return abzuwenden. Doch natürlich gibt es auch wieder Parteien, die das gegensätzliche Ziel verfolgen und sich ihr entgegenstellen...
Gameplay
Wer den preisgekrönten Vorgänger Horizon Zero Dawn bereits gespielt hat - was zum Verständnis der Story auf jeden Fall empfohlen sei - der wird sich schnell wiederfinden. Viel hat sich vom Spielprinzip und den Spielmechaniken nämlich nicht getan. Protagonistin Aloy durchstreift eine ausschweifende, postapokalyptische Open World, die es höchst selbst Schritt für Schritt aufzudecken gilt und in der es viel zu entdecken gibt. Regelmäßig verteilte Lagerfeuer stellen Speicher- (das Spiel speichert zwischendurch aber auch automatisch) und Schnellreisepunkte dar. Überall wachsen Pflanzen, die zur Heilung, zum Kochen oder zum Basteln von Munition oder Fallen verwendet werden können. Auch Schatzcontainer, deren Ursprung entweder vor oder nach der Apokalypse herrührt, sind häufig verstreut.
Doch ganz unbekümmert, kann man die Spielwelt nicht erforschen, denn strahlende blaue Lichter in der Ferne kündigen die gefährlichen, metallenen Bedrohungen bereits an, die sich sofort rot färben, wenn sie Aloy bemerken. Kleine und große Maschinen, in ihren Formen und Bewegungen inspiriert von Tieren wie Erdmännchen, Elefanten, Nilpferden, Hirschen, usw. sind nicht gut auf Menschen zu sprechen und greifen sofort an, wenn man sich ihnen zu sehr nähert. Aloy kann an ihnen vorbeischleichen, sie kann sich an sie heranschleichen und sie überraschen (vielleicht sogar direkt und lautlos ausschalten, wenn sie stark genug ist) oder sich ihnen mutig im Kampf stellen. Ausgerüstet mit ihrem verlässlichen Speer, Pfeil und Bogen sowie einer Reihe weiterer Waffen und Werkzeuge stehen dem Spieler unzählige Möglichkeiten offen jeden Kampf nach seinen eigenen Vorlieben zu gestalten. Eine Analyse offenbart die verschiedenen Bauteile der Maschinen, Rüstungselemente, explosive Tanks und Schwachpunkte. Alle Teile sind anfällig für bestimmte Angriffe und können Schritt für Schritt systematisch demontiert werden, um die Maschine zu schwächen und schneller zu besiegen. Genauso gut, wenn auch deutlich riskanter und langwieriger, kann man sich hier aber natürlich auch einfach frontal mit dem Speer an den Hals werfen oder versuchen den Gegner von einem hohen Standpunkt aus mit Pfeilen zu zermürben.
Aloys Waffen- und Ausrüstungsarsenal ist ebenso frei individualisierbar. Verschiedene Bögen halten verschiedene Munition bereit, die mit Sprengköpfen, Säure, Feuer, Eis oder Strom für diverse Ziele optimal sind. Auch Fallen können wieder von Hand oder mit speziellen Werkzeugen auf dem Kampffeld verteilt werden. Pfeile lassen sich innerhalb von Sekunden zu jedem Zeitpunkt mithilfe der nötigen Materialien erstellen, andere Dinge erfordern eine Werkbank. So beispielsweise auch das upgraden von Ausrüstung. Jede Waffe, ebenso wie jedes Outfit haben mehrere Upgrade-Stufen, die eine vorgegebene Auswahl von Materialien erfordern, die man nahezu ausschließlich von bestimmten Maschinen farmen muss. Der Knackpunkt - zumindest, wenn man nicht auf einem der ersten beiden von insgesamt fünf Schwierigkeitsstufen spielt: Viele der Maschinenteile werden zerstört, wenn ihr Besitzer besiegt wird. Man benötigt also nicht nur die erforderliche Munition, sondern auch die ebenso notwendige Geduld und Zielgenauigkeit, um die Teile während des Kampfes bereits vom Maschinenkörper zu lösen.
Natürlich gibt es auch dieses Mal wieder menschliche Gegner, die entweder in der Spielwelt patrouillieren oder sich in ihren Stützpunkten verbarrikadiert haben. Vergleichbar mit jenen aus der Far Cry-Serie steht es einem auch hier frei, einfach hineinzustürmen und zu wüten oder sich hineinzuschleichen und verschiedene Deckungs- und Angriffsmethoden zu wählen, um unentdeckt zu bleiben. Kopfschüsse wirken sofortige Wunder, außer wenn der Gegner einem Helm trägt. Auch sollte man darauf achten, dass die Leichen nicht von anderen Gegnern entdeckt werden, da sie das sofort in Alarmbereitschaft versetzt. Außerdem ist Aloy natürlich nicht der einzige Mensch, der sich die Technik der Alten Welt zur Verfügung gemacht hat - auch Feinde greifen mit gefährlichen Schusswaffen an, die sie von Maschinen abmontiert haben oder setzen sich mit einem elektronischen Schild zur Wehr.
Ein weiterer elementarer Bestandteil des Gameplays und der Erforschung der Spielwelt ist auch nach wie vor das Klettern. Egal ob Felswände, alte Ruinen oder primitive Stützpunkte: Aloy klettert, springt und hangelt sich an ihnen hoch und entlang, um ihr Ziel zu erreichen. Mit einem Scan lassen sich sämtliche Möglichkeiten aufzeigen, denn inzwischen kann man nicht mehr nur an deutlich gekennzeichneten Stellen klettern, sondern stellenweise auch an ganz unscheinbaren Felswänden. Zur Erleichterung dieser Prozedur gibt es auch in Forbidden West wieder eine Reihe von hilfreichen Werkzeugen, die neue Wege eröffnen oder große Distanzen schneller zurücklegen. Auch von Breath of the Wild hat man sich inspirieren lassen: Relativ zu Beginn erhält Aloy bereits die Fähigkeit mit einer Art Schirm von hohen Orten herunterzugleiten. Das ist aber, anders als bei Zelda, offenkundig nicht für weite Strecken gedacht, da Aloy relativ schnell an Höhe verliert.
Haupt- und Nebenmissionen
Nach ein paar Stunden Spielzeit kann man sich im Übersichtsmenü und auf der Karte kaum noch vor Zielmarkern retten. Wenn man nur in jeder Siedlung, die man durchquert, mit den 2-3 optionalen Auftraggebern spricht, hat man seine Spielzeit in Relation zur Hauptgeschichte bereits verdoppelt. Aber Nebenaufgaben warten auch anderenorts. Man kann sie zufällig in der Spielwelt antreffen, wie Clan-Patrouillien, die von Maschinen angegriffen werden oder eine mysteriöse Leiche auf der Straße, deren Spuren man folgen kann, um den Fall aufzudecken. Ebenso lassen sich diverse Aufträge annehmen, bei denen zum Beispiel verlorene Provisionen gefunden oder bestimmte Maschinenteile geborgen werden müssen.
Auch an Sammelsachen gibt es, wie in jeder ordentlichen Open World, wieder reichlich zu tun - wobei Horizon hier selten auf stumpf herumliegende Gegenstände setzt. Weiterhin gibt es die langhälsigen Tallnecks, riesige Maschinen, von deren Kopf aus man das umliegende Gebiet auf der Karte aufdecken kann. Keiner dieser Tallnecks ist aber identisch und um seinen Kopf zu erreichen, muss man sich jedes Mal etwas Neues einfallen lassen. Neu dabei sind auch Drohnen, die hoch durch die Lüfte fliegen und nur erreicht werden können, wenn Aloy vorher einen anspruchsvollen Kletterparkour erledigt. Aber auch aus dem Vorgänger bekannte, etwas abstraktere Sammelsachen sind wieder mit von der Partie. So findet man in der Umwelt versteckt High-Tech-Maschinenfabriken, die von ihrem Aufbau an die Gräber und Tempel aus Assassin's Creed-Spielen erinnern. Einmal betreten, kann man die Fabrik nicht wieder verlassen, bevor man sie abgeschlossen hat. Das erfordert zumeist eine Reihe von Kletter- und Springpassagen, leichte Rätsel und spätestens ganz am Schluss einen knackigen Bosskampf. Fair vom Spiel: Sollte das eigene Level noch nicht dem empfohlenen entsprechen, erhält man vor dem Betreten eine Warnung. Auch unterlevelt sind die Kämpfe nicht unmöglich, können unter solchen Umständen aber durchaus frustrierend werden - vor allem, wenn man nicht gerade auf Einfach spielt.
Die Hauptmissionen sind selten anders gestaltet. Auch hier gilt es in der Regel Maschinenbosse auszuschalten, stützpunktartige Gegneransammlungen zu beseitigen, alte Forschungsanlagen zu erforschen, Sprung- und Kletterpassagen zu bewältigen. Dennoch wird alles begleitet von einer spannenden Story voller Geheimnisse und jeder Menge interessanter, liebenswerter Charaktere. Mit diesen kann man sich nicht selten auch deutlich intensiver beschäftigen und unterhalten, sollte man das Verlangen danach haben.
Spielwelt und Grafik
Ghost of Tsushima war vielleicht nicht mein Lieblingsspiel, wusste aber gerade grafisch mit der Spielwelt ungemein zu punkten. Horizon Forbidden West läuft dem japanischen Samurai samt seiner Insel aber meiner Meinung nach gehörig den Rang ab. Wie auch im Vorgänger bewegen wir uns mit Aloy durch eine abwechslungsreiche Open World mit sämtlichen Klimazonen. Von verschneiten Berggipfeln, durch Wüsten und Sümpfe, die Vegetation von Dschungeln, ebenso wie kalifornischen Wäldern genießend oder der sandigen Westküste. Natürlich kriegt man aber auch ruinentechnisch jede Menge geboten und stellenweise versetzt einen die Umgebung geradezu in ein Last of Us zurück. Und alles sieht einfach großartig aus. Die verschneiten Berge, in denen Aloy zu bibbern beginnt und in denen die Sicht aufgrund der kalten Winde begrenzt ist, bringt das Kältegefühl geradezu nach Hause vor den Bildschirm. Wenn in der Wüste die Sonne feuerrot über den Dünen untergeht und einen buchstäblich blendet oder wenn man durch die derart farbkräftigen Dschungel streift, mit ihren liebevoll, detailreich gestalteten Pflanzen, muss einem früher oder später die Spucke wegbleiben. Auch das Wasser sieht so echt und umwerfend aus, dass man jedes Mal hineinspringen möchte.
Aber auch abseits der Umgebungsgrafik hat Horizon Forbidden West vielen anderen Spielen ein gutes Stück voraus. In jeder Zwischen- und Gesprächssequenz beobachte ich fasziniert die Gesichter der Spielfiguren und bestaune die überzeugende Mimik, die echt wirkenden Haut- und Haarstrukturen und allen voran die Augen. Eine Baustelle, die vielen Entwicklern zum Verhängnis wird, die der niederländische Entwickler Guerilla aber mit wehenden Fahnen bestanden hat. Selten habe ich in einem Videospiel Augen gesehen, die derart mit Leben gefüllt waren. Aber auch die Kostüme sind allesamt kreativ und detailverliebt, wie wir es bereits im Vorgänger kennengelernt haben. Cover & Bilder © 2022 Sony Interactive Entertainment Europe. Herausgegeben von Sony Interactive Entertainment Europe Ltd. Entwickelt von Guerrilla. Das Fazit von: LorD Avenger
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