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Hounds of Love

Originaltitel: Hounds Of Love
Genre: Thriller
Regie: Ben Young
Hauptdarsteller: Emma Booth • Ashleigh Cummings
Laufzeit: DVD (104 Min) • BD (108 Min)
Label: Indeed Film
FSK 16

Hounds of Love   20.10.2017 von MarS

Entführungsthriller, die einen genauen Blick auf Täter und Opfer gewähren, endeten in letzter Zeit fast immer in expliziten Rape and Revenge Filmen, in denen es extrem blutig zuging. Ob der Regisseur und Drehbuchautor Ben Young sein Debütwerk Hounds of Love ebenfalls auf diesen Zug aufspringen lässt? Das erfahrt Ihr in der folgenden Kritik...

 

Australien in den 80er Jahren. Die 17-jährige Vicki lebt mit ihrer Mutter in einem Vorort von Perth das Leben einer normalen Teenagerin. Dies ändert sich jedoch schlagartig, als sie sich eines Nachts trotz Hausarrest aus ihrem Zimmer schleicht, um auf eine Party mit Freunden zu gehen. Auf dem Weg wird sie vom überaus freundlich auftretendes Pärchen John und Evelyn dazu überredet, mit ihnen nach Hause zu fahren um dort Gras zu kaufen, doch kaum dort angekommen überwältigen die Beiden Vicki und fesseln sie an ein Bett. Was dann folgt entpuppt sich für Vicki als Hölle auf Erden, denn die Fesseln sind erst der Anfang einer ausweglos erscheinenden Tortur...

 

Hounds of Love ist ein Film der schockiert und tief in der Magengrube auch über den Film hinaus nachwirkt. Dies liegt aber keineswegs an explizit visualisierter Gewaltdarstellung oder Brutalität, die als reiner Schauwert eingesetzt wird, sondern vielmehr an der intensiven und stets realistischen Inszenierung. Diese verzichtet gänzlich darauf, das Martyrium des Opfers tatsächlich zu zeigen, sondern konzentriert sich auf seine Figuren und liefert dank gelungenen Kameraperspektiven und perfekt gesetzten Schnitten eine Menge Raum für die eigene Fantasie. Und gerade diese ist es, die das Geschehen nur umso schlimmer gestaltet, vermutlich sogar schlimmer als würde man tatsächlich sehen, was geschieht. Auf diese Weise wird jeder Schrei des Opfers zu einer Qual für den Zuschauer, angedeutete Peinigungen oder auch nur die Vorstellung davon hinterlassen durchwegs ein extrem unwohles Gefühl. Letztendlich leidet man die ganze Zeit mit dem Opfer mit und versetzt sich in die gleiche Lage, ob man nun will oder nicht. 

 

Während Ashleigh Cummings hierbei absolut glaubwürdig und erschreckend authentisch die entführte und gepeinigte Teenagerin mimt, so sind es vor allem Stephen Curry und Emma Booth, die Hounds of Love so intensiv und schockierend gestalten. Die beiden agieren als sadistisches Killerpärchen extrem überzeugend und schaffen es perfekt, die Gratwanderung zwischen den unscheinbaren Menschen aus der Nachbarschaft und den brutalen Entführern ohne jegliche Reue zu bewältigen. So unangenehm und herzlos das Ganze auch erscheinen mag, Hounds of Love ist aber trotz aller Brutalität auch ein Hoffnungsschimmer in einer dunklen Welt und letzten Endes auch ein Werk der Emanzipation, sind es doch gerade die weiblichen Figuren im Film, die hier Stärke und Mut beweisen und sich nach anfänglicher Unterdrückung zur Wehr setzen. Das gilt nämlich sowohl für die Rolle des offensichtlichen Opfers, als auch des hintergründigen Opfers der von ihrem Ehemann immer wieder unter Druck gesetzten und erniedrigten Ehefrau des Killerpärchens.

 

Wer übrigens auf Grund der Freigabe ab 16 Jahren glaubt, hier geht es wenig brutal zu, der irrt sich gewaltig. Wie schon erwähnt ist es gerade das Spiel mit der Vorstellung, das hier für extremes psychologisches Grauen sorgt, das wirklich heftig an die Nieren geht. Zwar gibt es kaum explizite Momente, dennoch trifft einen das Geschehen wie ein Vorschlaghammer.

 

Bildergalerie von Hounds of Love (10 Bilder)

Technisch präsentiert sich die Blu-ray hervorragend. Das Bild ist extrem scharf und dadurch sehr detailliert, während die Farbgebung natürlich ausgefallen ist. Kontrast und Schwarzwert sind ausgewogen. Das Bild bietet somit die perfekte Unterstützung für die tolle Kameraarbeit, die oftmals auf Close-Ups und Detailaufnahmen fixiert ist um das Geschehen zu intensivieren. Gleiches gilt für den Ton, der sich absolut dynamisch und sehr kräftig zeigt und sowohl der Inszenierung als auch dem eindringlichen Soundtrack und Score eine weitläufige, stimmungsvolle Atmosphäre verschafft.



Cover & Bilder © ...


Das Fazit von: MarS

MarS

Hounds of Love ist Torture-Porn für den Kopf und liefert intensive, beängstigende Genre-Kost, die an die Nieren geht und ihre Spuren hinterlässt. Bewusst auf explizite Szenen verzichtend weiß der Film auf Grund des hohen Grad an Realismus und Glaubwürdigkeit zu schockieren, nicht ohne dabei jedoch auch emotional aufgeladene Hoffnung zu schüren und für die Emanzipation von Frauen einzustehen. Hounds of Love ist erschreckend, ungemütlich und verstörend, dabei aber auch kunstvoll und mit viel Gespür inszeniert. Endlich mal wieder ein echtes Highlight im übersättigten Genre, auch wenn manchen das Gezeigte, bzw. eben das nicht Gezeigte, extrem an die Psyche gehen dürfte.


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