Im Netz der Gewalt

Im Netz der Gewalt

Originaltitel: Crown Vic
Genre: Thriller
Regie: Joel Souza
Hauptdarsteller: Thomas Jane • Luke Kleintank
Laufzeit: DVD (106 Min) • BD (110 Min)
Label: Capelight Pictures
FSK 16

Im Netz der Gewalt   30.11.2020 von Beef Supreme

Wenn uns mal wieder ein Polizisten-Thriller erreicht, dreht es sich meist um korrupte Cops, zwei Typen die ganze Wohnblöcke in Schutt und Asche legen oder einfach nur zu alt für den Scheiß sind. Im Netz der Gewalt, der im Original Crown Vic betitelt wurde, in Anlehnung an die ikonische Polizistenkutsche aus den USA, versucht mal was Anderes. Nämlich Alltag. Der Film folgt zwei Streifenpolizisten in Los Angeles durch die Nachtschicht. Ist das sehenswert?

 

Inhalt

 

Schlag 10 Uhr abends, Ray Mandels Schicht beginnt. Mit Verzögerung steigt der Neuling Nick Holland auch in den Streifenwagen ein und beginnt seine erste Schicht im Streifendienst von LA. Diese Nacht ist nicht besonders angenehm, denn im Gebiet der beiden treiben sich zwei Schwerverbrecher rum, die vor ein paar Stunden mehrere Läden ausgeräumt und ein paar Cops abgeknallt haben. Hilft alles nix, der Dienst muss trotzdem erledigt werden. Und so begleitet der Zuschauer die beiden ungleichen Ordnungshüter bei Verkehrskontrollen, Hausbesuchen und Verhören.

 

Im Netz der Gewalt ist kein spektakulärer Film, so viel vorweg. Wer hier ein Training Day, Bad Boys oder vergleichbaren Cop-Thriller erwartet, wird höchstwahrscheinlich enttäuscht. Hier werden keine großen Komplotte aufgedeckt oder im Korruptionssumpf versunken. Der Film erzählt tatsächlich nüchtern und unaufgeregt vom Alltag zweier Polizisten anhand einer exemplarischen Nachtschicht. Zwischen den Einsätzen erfährt man nach und nach mehr von Nick, der seine erste Streife fährt, sich noch eine gewisse Naivität bewahrt hat und nach den Regeln spielen will. Und von Ray, seinem Ausbilder. 25 Jahre im Dienst, steht kurz vor der Verbitterung und hat schon so einiges mitgemacht. Hier treffen zwei Generationen aufeinander, die sich erstaunlich respektvoll begegnen und den Film zwischen den Einsätzen durch gute Dialoge und ordentliches Schauspiel interessant halten. Immerhin spielt ein großer Teil des Films im Fond des titelgebenden Ford Crown Victoria, dem ikonischen Dienstfahrzeug der US-Streifen.

 

Der Film weiß durchaus mit seiner ruhigen Erzählweise zu überzeugen, beschränkt sich aber glücklicherweise nicht allein auf die episodenhafte Erzählweise der Einsätze. Zwei grobe Nebenplots, die beide auf den alten Ray, hervorragend von Thomas Jane gegeben, zugeschneidert wurden, kitten die Lücken und tragen nebenbei zur Charakterentwicklung bei. Schade ist nur, dass Nick ein bisschen blass bleibt, da das Drehbuch den Fokus etwas zu sehr auf Ray legt. Vereinzelt hat der Film auch etwas Action parat, die Inszenierung ist aber mehr auf Bodenständigkeit als auf Schauwerte ausgelegt. Es war aber auch mal interessant eine Verfolgungsjagd nur zu hören. Die Action ist keineswegs langweilig, aber nicht Fokus des Films und meist genauso schnell vorbei wie sie entbrannt ist. Dem Film gelingt es aber, die langsam aufbauende Spannung einer dubiosen Verkehrskontrolle spürbar darzustellen. Die drohende Gefahr ist beinahe greifbar, eine Stärke des Films und gutem Schauspiel zu verdanken.

 

Bildergalerie von Im Netz der Gewalt (6 Bilder)

Details zur Blu-ray

 

Der Film spielt sich ausschließlich nachts ab. Hier und sind ein paar traurige Neonfunzeln, die die Straßen bunt bepinseln, doch die Gesamtbeleuchtung ist eher spärlich. Und daher ist es umso wichtiger, dass das Bild jederzeit gut erkennbar und scharf ist, ohne unnatürlich zu wirken. Dieses Kunststück gelingt dem Film ohne Probleme. Das Bild ist jederzeit top ausgeleuchtet und es entgehen keine Details. Auch soundtechnisch gibt es wenig Anlass zur Kritik. Sauber abgemischte Dialoge, hier und da untermalt ein zurückhaltender Score das Geschehen, allerdings ohne größer aufzufallen. Die Akustik lässt sich am ehesten als „funktional“ umschreiben, er bietet keinerlei Auffälligkeiten, egal in welcher Richtung. An Extras wurde auf der Scheibe gespart. Es findet sich ein kurzes Video, das als „Hinter den Kulissen“ betitelt wurde, was allerdings mehr ein Promo-Video für den Film ist. Abgesehen davon gibt’s nur noch die üblichen Trailer.



Cover & Bilder © capelight pictures OHG / Phil Caruso


Das Fazit von: Beef Supreme

Beef Supreme

Unaufgeregt und authentisch - so lässt sich Im Netz der Gewalt am ehesten beschreiben. Wie nahe der Film tatsächlich am Alltag eines US-Streifenpolizisten ist, vermag ich nicht zu beurteilen, doch es wirkt zumindest so, als könnten deren Nächte durchaus so aussehen. Es ist tatsächlich erfrischend, mal keine korrupten Bullen oder die strahlenden Retter der Stadt zu sehen. Wer sich darauf einlassen kann, dass hier kein audiovisuelles Feuerwerk abgefackelt wird, erlebt einen sehr guten Thomas Jane und einen gelungenen Film, der trotz, oder gerade durch seine Ruhe auf seine ganz eigene Art zu unterhalten versteht.


Die letzten Artikel des Redakteurs:




Kommentare[X]

[X] schließen