Kein Cover vorhanden: upload/articles/cover_fBG0nPS37xErtbWgEm7u.jpg

No More Heroes: Heroes Paradise

Publisher: Konami
Entwicklerstudio: AQ Interactive Inc.
Genre: Action
Sub-Genre: 3rd Person Action
Art: Vollpreistitel
Erscheinungsdatum: 19.5.2011
USK 18

No More Heroes: Heroes Paradise   10.06.2011 von Beef Supreme

Goichi Suda, auch bekannt unter dem Nick Suda51, das Brain hinter "Killer7", brachte uns 2008 „No More Heroes“ für die Wii. Ein retrostylischer Button-Slasher mit haufenweise Humor, Gore und einem nicht zu verachtenden Trash-Faktor. Jetzt, drei Jahre später, hat es NMH unter dem Zusatz „Heroes Paradise“ auch auf die PS3 geschafft. Was ist draus geworden?


Für all jene, welche die Wii-Version noch nicht kennen:
Als Travis Touchdown, bekennender Klo-Liebhaber und Wrestling-Fetischist, residiert man mit seinem herzallerliebst zuckersüßen Kätzchen Jeane im namensgebenden und heruntergekommenen Motel „No More Heroes“. Als der gute Mann in einer Auktion ein Laserschwert gewonnen hat, beschließt er Darth Vader-mäßig das malerische Städtchen mit dem schönen Namen Santa Destroy, schlitzenderweise aufzuräumen. Nachdem er irgendeinen Typen mit zwei Riesenwummen in zwei Typen mit jeweils einer Riesenwumme verwandelt hat, erfährt er von einer Assassinen-Organisation, welche auf einem Ranglistensystem basiert. Durch seine glorreiche Tat hat er soeben den elften Platz erklommen. So setzt sich T² in den bebrillten Schädel die Nummer Eins zu werden. Alles was er dafür tun muss ist all seine Widersacher aus dem Weg zu metzeln.


Und hier steigt das Spiel ein. Man beginnt auch gleich bei Nummer Zehn, einem Esoterik-Death-Metaller. Dieses Level dient auch zugleich als Tutorial, falls man die Move- oder normale Controller-Steuerung erlernen will. Nachdem man sich durch etliche Bäuche geschlitzt und unzählige Köpfe abgetrennt hat, erwartet einen der Bosskampf. Danach ist man mehr oder minder frei, denn ab sofort steht einem Santa Destroy für Entdeckungen und Zeitvertreib offen. Je weiter man tötet, desto mehr Läden öffnen sich und bieten weitere Zerstreuungsmöglichkeiten für Travis.


Möchte man zumindest annehmen. Man will es wirklich, man wünscht es sich geradezu. Doch leider ist dem nicht so. Für die „Erkundung“ steht einem ein Bike zur Verfügung, welches wahrscheinlich einen geklauten NASA- Antrieb verwendet. Nach gefühlten zwei Sekunden des „Cruisens“  muss man voller Zorn feststellen, dass die Fahrphysik von einem Sadisten entwickelt worden sein muss.  Man eckt überall an, und kommt daraufhin zum Stehen. Sofern man nicht den Vorderreifen in einen Briefkasten setzt und man dann nie wieder herauskommt. Der Boost treibt einen in den Wahnsinn und präzises Fahren ist unmöglich.


Schafft man es dennoch sich vom Fleck zu bewegen stellt man schnell fest, dass die Freiheit trügt. Wirft man einen einsamen Menschen in eine endlosen weiße Ewigkeit des absoluten Nichts (mein persönlicher Alptraum),  ist dies auch eine Form von Freiheit. Doch gibt es dort keinen Bären, der steppen könnte. Einige stumme Klon-Passanten stolpern planlos durch die Straßen und im Verbund mit ein paar Fahrzeugen ist NMH weit davon entfernt eine Partymetropole zu sein, in der man nach blutigem Tagwerk auch gern mal einen heben geht. Nur ist dies ein notwendiges Übel, denn der Weg zum Meisterkiller ist hart und glitschig. Und teuer. Denn anstatt für Aufträge Geld zu erhalten, muss man drauflegen, um jemanden umbringen zu dürfen. Verkehrte Welt. Also gilt es nach jedem abgeschlossenen Ranglistenmord kleinere Jobs anzunehmen, um mehr Cash zu machen.

Das geschieht über kleine Minispielchen, die im Jobcenter angenommen werden. Diese haben keinen Sinn, keinen Nutzen für die Story, sind aber unheimlich kreativ und schräg. Mal müssen Kokosnüsse gepflückt, mal Rasen gemäht und mal Signale an Schiffe gesendet werden. Dafür erhält man dann eine Handvoll Dollars und eine Einladung zur Killerbörse. Dort weist einem die nette blinde Empfangsdame dann richtige Aufträge zu, um noch mehr Klongegner niedermachen. Diese Nebenaufträge wiederholen sich sehr schnell und dienen nur dazu, das Konto zu füllen. Das sauer verdiente Geld kann entweder in Training, neue Schwerter und dazu gehöriges Zubehör, sowie Outfits für Travis investiert werden. Die ersten beiden verbessern Travis‘ Tötungseffizienz und letzteres sieht einfach nur aus. Wer kein Geld für Shirts ausgeben will, muss lediglich die städtischen Mülleimer abklappern. Dort findet man jede Menge Klamotten und Bälle. Seht selbst, was diese bringen. Hat man sich genug in der Stadt gelangweilt  und zudem genug Cash aus den Jobs heraus geleiert, geht’s auch schon gleich voller Elan auf dem Alienmoped weiter zum nächsten Unfall, äh, Ranglistenkampf.

 

Leider unterscheiden sich diese kaum voneinander. Levelschläuche voller gleicher Gegner liegen zwischen Anfang und Endboss und nicht selten wiederholen sich einfach manche Räume. Ein Glück, dass die Feinde entschädigen. Zumindest was die Bluteffekte angeht. Wenn man genau hinsieht spritzt nämlich nirgends Hirn. So mancher Magen wird’s danken. Dass rührt wohl daher, dass ausnahmslos alle Schwertschwinger-Statisten dümmer sind, als so manch graffitierte Betonwand. Nachdem man Feind um Feind gefällt hat, fragt man sich manchmal, warum sich die Tür nicht öffnet. Das kommt, weil noch irgendwo einer rumsteht und einfach gar nichts tut. Aber auch ohne solche Aussetzer lässt sich der heilige Gral leichter finden, als Gegnerintelligenz.

 

Wohingegen die Bosskämpfe meist spannend und fordernd sind. Dort trifft man die Creme de la Creme des Kuriositätenkabinetts: Ein Postbote mit Superheldenspleen, eine Highschool-Lehrerin im Afrosamurai-Style, ein blutrünstiges Schulmädchen mit Baseballschläger und weitere abstruse Gestalten verdingen sich im Killergewerbe. Abwechslung und ein recht interessanter Humor sind bei diesem Charakterpool vorprogrammiert. Hier beweisen die Entwickler Kreativität und Sinn für schrägen Witz.

Ärgerlich ist jedoch manch verbuggter Kampf und die stellenweise frustrierenden Aktionen der Stage-Bosse. So kommt es manchmal vor, dass Travis, von einem Projektil getroffen, einfach stehen bleibt und sich beleidigt nicht mehr rührt, bis er erneut getroffen wurde. Oder erinnern sich die Obermotze kurz bevor sie des Todes sind, dass sie ja unblockbare Attacken ausführen können, die auf einen Schlag töten. In Kombination der manchmal ungenauen und trägen Move-Steuerung erbricht Travis schon wieder Blut und man darf von vorn beginnen. So eintönig und öde das Leveldesign und die Klongegner zum Chef hin sind, so laut schreit man nach dem 20. versauten Versuch dem Hanswurst den Darm stramm zu ziehen.


Wie sieht NMH eigentlich drei Jahre nach dem Wii Einstand auf einer Next-Gen Konsole denn aus? Mit einem Wort: grausig. War NMH schon auf der Wii keine Augenweide, so potenziert sich dieser Umstand, dass für die Umsetzung jede Menge Zeit und Hardwarepotential da waren. Das Tearing ist geblieben, die verwaschenen Texturen wirken in HD noch eine Ecke hässlicher und Kantenglättung ist nichts für echte Auftragsmörder. Es wurde etwas bunter aber das war’s dann auch. Zudem stören lange Lade- und Speicherzeiten den Spielfluss. Zugegeben, das Blut sieht besser aus und die Toten zerfallen ein wenig flüssiger in ihre Einzelteile, doch richtet man drei oder mehr Gegner gleichzeitig hin, erstirbt auch mit ihnen die Framerate aufgrund des hohen Blutgehalts.


Zu dem Reigen der technischen Katastrophenkakophonie gesellen sich noch kaum vorhandene Sprachausgabe und hölzerne Mimik und Gestik. Da dies wahrscheinlich beides zum Retro-Image  beitragen soll, kann man hier Nachsicht zeigen. Die Vertonung hingegen ist gelungen. Travis‘ Stimme rockt einfach und die anderen, sofern sie denn sprechen, hören sich ebenso stimmig an. Die Todesschreie wirken, nachdem das Schwert die Eingeweide neu sortiert hat, auch sehr stimmig und das übrige Tonambiente erklingt auch angenehm.


Das Fazit von: Beef Supreme

Beef Supreme

Vor drei Jahren habe ich auf der Wii "No More Heroes" verschlungen und war von der Gewaltorgie und den abgefahrenen Ideen begeistert. Bei dem aktuellen NMH-Titel sind die Ideen und der Gorerausch geblieben, aber es zeigen sich auch einige Probleme. Ein 1:1 Port hätte nach so langer Zeit nicht sein dürfen. Wertungen, Kritiken und die Fehler waren bekannt und die Zeit für eine Generalüberholung war da. Es bleibt also ein japanophiler abgedrehter Killerklamauk, der sich zu keiner Zeit ernst nimmt, dafür aber mit einer recht flachen Story und interessantem Gemetzel aufwartet. Die Kampfmechanik ist recht simpel und die Move Abfrage nicht immer genau, aber Style hat es trotzdem, wenn auch die Levels öde und die Gegner aus der Klon-Petrischale stammen. Die Bosse entschädigen für einiges, aber eben nicht für alles. Ein neues "No More Heroes" wäre sinnvoller gewesen, da der Nachfolger doch schon seit einiger Zeit für den weißen Kasten erhältlich ist.


Die letzten Artikel des Redakteurs:


positiv negativ
  • Stylisches Retro-Image
  • Fordernde Bosskämpfe...
  • Coole Schwerter
  • Abgefahrener Humor
  • Speichern auf dem Klo
  • Schicke Zwischensequenzen
  • Öde Stadt
  • ... aber manchmal frustrierend und verbuggt
  • Eintönige Levels
  • Eingemottete Grafik
  • Ungenaue Move-Steuerung
  • Langweilige Neben-Missionen
  • Abwechslungsarme Levelschläuche
  • Sprachausgabe?
  • Tearing und andere technische Probleme





Kommentare[X]

[X] schließen