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Outcast - Second Contact

Publisher: Bigben Interactive
Entwicklerstudio: Appeal
Genre: Action-Adventure
Art: Fullprice
Erscheinungsdatum: 24.11.2017
USK 16

Outcast - Second Contact   02.12.2017 von LorD Avenger

Wissenschaftler entdecken das Tor zu einer Parallelwelt, doch gleich die erste ausgesandte Erkundungsdrohne leitet die Vernichtung der Welt ein. Um diese aufzuhalten, wird Elite-Soldat Cutter Slade ins Unbekannte losgeschickt...

 

Ein Spiel aus dem letzten Jahrtausend

 

PC-Zocker der späten 90er kennen den Titel Outcast vielleicht noch aus dem Jahre 1999, wo er zahlreiche Preise und Auszeichnungen absahnte - darunter sogar den Titel "Adventure Game of the Year". Für einen Nachfolger reichte es dennoch nicht, denn der geplante Nachfolger wurde aufgrund von Insolvenz eingestampft. 2014 kauften die Originalentwickler die Marke von Atari zurück und produzierten mit Outcast 1.1 ein HD-Remake, das trotz gescheiterter Kickstarter-Kampagne zustande kam. Outcast: Second Contact ist nun das offizielle Remake.

 

Neu aber weiterhin alt

 

Remake ist hier so zu verstehen, dass das Spiel glücklicherweise nicht mehr so aussieht wie für die PlayStation 1 produziert, dafür aber wie eines, das für die PlayStation 2 gemacht wurde - also immer noch zwei Generationen zu veraltet. In der gefühlt ewig andauernden Intro-Sequenz hat man sich damit beholfen, dass alles nur in Zeichnungen dargestellt wird, sobald das eigentliche Spiel aber beginnt werden die grafischen Defizite nur allzu deutlich. Detailarme, langweilige Umgebungen, sehr künstlich aussehende Lebewesen mit roboterartigen Bewegungen und ziemlich ausdruckslose, fast schon tote Gesichter. Hinzu kommt der technische Faktor, in dem Körperteile beim Bewegen in Gegenständen und Umgebungen verschwinden und der Zoom beim Starten eines Dialogs den Gesprächspartner unangenehm nahe an die Kamera bringt - teilweise sogar in ihn hineingeht.

 

Technisch anspruchslos und mit das größte Problem am Spiel ist aber das Gameplay. Das ursprüngliche Outcast zeichnete sich dadurch aus, nur mit zwei Maustasten gesteuert zu werden - und genauso heruntergefahren fühlt es sich auch in der neuen Version noch an. Das überflüssige, unheimlich lästige und zeitraubende Tutorial, bei dem viele Spieler sicherlich bereits abschalten würden, präsentiert bereits die eingeschränkten Möglichkeiten: Springen, Schießen, Schwimmen und Schleichen. Aber am allerwichtigsten in Outcast: Sprechen. Das RPG ist äußerst textlastig und baut auch primär auf den Dialogen mit den zahllosen Charakteren auf, die durch die verschiedenen Welten, bzw. Gebiete wandern. Angedachtes Ziel des Spieles scheint weit weniger zu sein die Welt des Protagonisten zu retten und viel mehr sämtliche Aspekte der fremden Alien-Welt kennenzulernen. Unzählige, voll synchronisierte Dialogoptionen stellen einem wichtige Figuren vor, erklären Politik, Wirtschaft und Gesellschaft der Welt und kommunizieren so natürlich auch Missionen - die nicht weniger textlastig sind. Nicht rollenspieluntypisch sind das überwiegend irgendwelche albernen Botenmissionen, bei denen man B von A eine Nachricht übermitteln soll und B einen dann mit der Antwort zurück zu A schickt. Weder A noch B werden allerdings mit einem Zielmarker kenntlich gemacht, man muss sich durch die identisch aussehenden Aliens fragen, die einem lediglich die grobe Richtung anzeigen. Die nicht unerheblich langen Laufwege kann man mit den Teleportern aus dem eigenen Inventar umgehen, sofern man nicht vergisst sie vernünftig einzusetzen. Platziert man einen von 3 Sendern, kann man sich jederzeit dorthin teleportieren - man muss sich nur merken, welcher der Sender im Inventar zu welcher Location führt und dass man den Sender offenbar automatisch nach Benutzung wieder aufhebt.

 

Bildergalerie von Outcast - Second Contact (7 Bilder)

Schlimmstes Gameplay-Element ist aber das Kämpfen, das Outcast für mich persönlich auch nahezu unspielbar macht. Anfänglich ausgestattet mit einer Pistole, die ständig gegen den eigenen Willen gehalftert wird und ziemlich umständlich wieder auszurüsten ist, stellt man sich den ausschließlich in Gruppen auftretenden Gegnern. Eine gewöhnungsbedürftige Auto-Aim-Funktion ermöglicht das Treffen der Gegner durch Zielen in das grobe Umfeld, was aber nur mäßig funktioniert und selbst in dieser Form leichter gesagt als getan ist, da die Gegner in ständiger Bewegung und man selbst ebenfalls nicht auf dem Fleck stehen bleiben sollte. So verballert man immense Mengen an Munition, die nur spärlich in der Umgebung gefunden oder durch Rohstoffe herzustellen sind. Meistens muss man sich darüber aber gar keine Gedanken machen, weil die Anzahl der Gegner in einer Gruppe und die Unübersichtlichkeit im Kampf in 4 von 5 Fällen zum Tod führen. Man merkt also gleich, warum das Spiel einem die kaum ausgereifte Schleichfunktion vorstellt, um Kämpfen aus dem Weg zu gehen.

 

Ein wiederum interessanter Aspekt ist das Beeinflussen des eigenen Ansehens auf dem fremden Planeten. Je mehr man sich mit den Aliens beschäftigt und ihnen hilft, umso wohlgesinnter sind sie einem gegenüber. Wie auch in anderen zeitgemäßeren Open World-Spielen kann man so die feindlichen Mächte schwächen.


Das Fazit von: LorD Avenger

 LorD Avenger

Outcast: Second Contact kommt qualitativ mindestens zwei Konsolengenerationen zu spät und wird auch spielerisch keinen modernen Gamer mehr ansprechen. Zwar ist das "freiere" Spielprinzip auf einem gewissen Level auch interessant, in dem man unaufhörlich mit den Bewohnern der Welt reden muss, um sein Ziel zu finden, anstatt einfach einem Marker zu folgen, gleichzeitig ist es aber auch sehr zeitraubend und langweilig - nicht zuletzt, weil die Botenmissionen stumpfsinnig sowie einfallslos sind und man nicht einmal bei Schießereien Spaß hat aufgrund eines der miesesten Kampfsysteme, das mir je untergekommen ist. Retro-Fans, die das Originalspiel von 1999 kennen und lieben werden mit den grafischen Anpassungen sicherlich trotzdem ihre Freude haben, alle anderen Spieler sollten aber wissen, dass sie lediglich eine große, ziemlich leere Welt erwartet, die einzig und allein mit erschlagend viel Text gefüllt ist. Wäre ich der Protagonist, würde ich lieber in meine Welt zurückkehren und mit ihr untergehen als mich durch Adelpha zu kämpfen.


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positiv negativ
  • Umfassende Geschichte der Alien-Welt führt zu langer Spielzeit
  • Nahezu unspielbares Kampfsystem
  • Das Spiel hangelt sich nur von Dialog zu Dialog mit langen Laufwegen dazwischen
  • Bestenfalls Grafik auf PS2-Niveau
  • Viele NPCs in den großflächigen Welten, von denen so gut wie keiner einen markanten Charakter hat
  • Die Spielwelt wirkt trotz der vielen Bewohner sehr tot und eintönig
  • Wenig intuitives Gameplay





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