Palm Springs

Palm Springs

Originaltitel: Palm Springs
Genre: Komödie
Regie: Max Barbakow
Hauptdarsteller: Andy Samberg
Laufzeit: DVD (85 Min) • BD (90 Min)
Label: Leonine
FSK 16

Palm Springs   02.07.2021 von Dan DeMento

1993 erschien Und täglich grüßt das Murmeltier, in dem Bill Murray in einer Zeitschleife festsitzt, und immer wieder denselben Tag erlebt. Seitdem kam das Motiv nie ganz aus der Mode, und der neueste Streich ist jetzt die Komödie Palm Springs, in der Lonely Island-Gründer Andy Samberg immer wieder eine öde Hochzeit erleben muss. Fader Abklatsch oder gelungene Neuinterpretation? Wir haben es uns angesehen!

Inhalt:
 
Ein Erdbeben eröffnet eine geheime Höhle, Nyles (Andy Samberg) stolpert hinein und erwacht - am Morgen desselben Tages. Und weil Zeitschleifen irgendwie nie an guten Tagen passieren, ist es der Tag, an dem Tala (Camila Mendes), die beste Freundin seiner Freundin Misty (Meredith Hagner) ihre Hochzeit feiert. Und so verfolgt er die Trauung, springt bei einer Hochzeitsrede ein, wird von Misty betrogen, kippt eine Menge Bier im Pool - und hat sich inzwischen ganz gut mit der Situation arrangiert. Doch alles wird anders, als ihm eines Tages Sarah (Cristin Milioti), die große Schwester der Braut, versehentlich in die Höhle folgt. Nun sitzen beide in der Schleife fest, und im Gegensatz zu Nyles denkst Sarah gar nicht daran, dass einfach zu akzeptieren...
 
Wenn Filmfans das Wort "Zeitschleife" hören, denken die meisten wohl sofort an Und täglich grüßt das Murmeltier, ein paar wenige vielleicht noch an Source Code oder Edge of Tomorrow. Und nachdem sich das Konzept zuletzt vor allem im Science-Fiction-Bereich und mit den beiden - überraschend unterhaltsamen - Happy Deathday Filmen im (komödiantischen) Horror ausgebreitet hat, legt Regie-Neuling Max Barbakow zusammen mit der Comedy-Truppe The Lonely Island hier wieder eine reinrassige Komödien-Umsetzung aufs Parkett.
 
Dass sich das in den letzten dreißig Jahren niemand getraut hat, ist verständlich. Die Story um Punxsutawney Phil ist großartig und Bill Murray einer der Könige der Comedy. Hier misst man sich also direkt mit einem Endgegner. Doch auch Hauptdarsteller Andy Samberg ist kein Unbekannter und hat mit Streifen wie Hot Rod und Der Chaos-Dad schon Film-, und durch Saturday Night Live und Brooklyn Nine-Nine massig Serienerfahrung.
 
Doch weit wichtiger als der Darsteller ist die richtige Story, und auch hier macht Palm Springs alles richtig. Denn anders als beim berühmten Vorbild hängt Nyles hier schon seit einer Ewigkeit fest und kann bereits mit jedem möglichen Detail umgehen. Das erspart dem Zuschauer den zeitraubenden Prozess des Entdeckens, hält die Wiederholungen auf einem Minimum und gibt dem Film die Möglichkeit, sehr viel Komik - und auch Tragik - aus vergangenen Zeitschleifentagen zu ziehen, ohne sie zeigen zu müssen. Doch bei aller Abgeklärtheit von Nyles kommt auch die Verzweiflung nicht zu kurz, denn dafür gibt es Neuling Sarah, die - ebenfalls in Kurzfassung - in die bekannte Situation stolpert. Dieser kleine Kniff reicht tatsächlich, die Geschichte deutlich von schon gesehenem abzuheben und wirklich interessant zu machen.
 
So ist für jeden etwas dabei, und klassische Komik kommt genauso wenig zu kurz wie einige schwarzhumorige Momente wie Morde, Suizide und der Anspruch des Hauptcharakters, mit jeder Person auf der Hochzeit Sex zu haben. Und gerade in diesen Momenten zeigt sich ein weiterer Unterschied zu dem Film mit dem Murmeltier: Palm Springs ist deutlich unkorrekter und bösartiger, und das obwohl er weitgehend nach dem gleichen Prinzip funktioniert und natürlich auch hier die übliche Lovestory verpackt ist. Doch während Bill Murray noch Klavier lernte und Eisskulpturen schnitzte, betrinkt sich Andy Samberg, nimmt Drogen, hat Sex und ergibt sich seinem Schicksal.
 
All das funktioniert auch deswegen so gut, weil sich hier eine Riege an wirklich großartigen Darstellern versammelt wurde. Die weibliche Hauptrolle bekleidet Cristin Milioti, die nach dem denkbar undankbarsten Einstieg in eine Serie (die Mutter in How I Met Your Mother) und einer überschaubaren, aber sehr guten Rolle in The Wolf of Wall Street hier wirklich zeigt, was sie kann. Permanent hin und her gerissen zwischen Wut, Verzweiflung, einer milden Depression und bösartigem Zynismus ist man als geneigter Zuschauer schon vom ersten betrunkenen Blick zum glücklichen Brautpaar an verliebt. Besagte Braut spielt übrigens Camila Mendes, die im letzten Jahr mit Coyote Lake einen echten Geheimtipp ablieferte. Doch heimlicher Star des Films ist der ebenfalls in der Zeitschleife gefangene und auf Rache sinnende Roy, gespielt von Urgestein J. K. Simmons. Seine Momente zählen ausnahmslos zu den besten des ganzen Films.
 
Abschließend ist zu sagen, dass Palm Springs wirklich eine gelungene Neuinterpretation des bekannten Motivs und auf jeden Fall einen Blick wert ist!
 

Bildergalerie von Palm Springs (6 Bilder)

Details der Blu-ray:
 
Bild und Ton sind fehlerlos, die Farben natürlich und der Ton sauber abgemischt. Auch die deutsche Fassung ist hochwertig und mit vielen bekannten Stimmen besetzt. Lediglich beim Bonusmaterial wurde wieder ein wenig gespart, hier gibt es nur einige Trailer.


Cover & Bilder © LEONINE Distribution GmbH - Alle Rechte vorbehalten.


Das Fazit von: Dan DeMento

Dan DeMento

Ein Quasi-Remake von Und täglich grüßt das Murmeltier, dazu der doch recht spezielle Lonely-Island-Humor und dazu der Ansatz, die Zeitschleife wissenschaftlich zu betrachten und zu behandeln, das aber innerhalb einer alkoholgetränkten Rom-Com... Bei Palm Springs hätte wirklich so einiges schiefgehen können. Umso schöner, dass alle Klippen umschifft wurden, dem bekannten Motiv einige neue Ideen mitgegeben wurden und damit wirklich ein unterhaltsamer und extrem witziger Film geschaffen wurde. Palm Springs ist eine klare Empfehlung für... eigentlich jeden. Naja, zumindest jeden über 16, denn diese Altersfreigabe ist schon wirklich in Ordnung so. Zugreifen!


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