Platzspitzbaby
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BEWERTUNG |
18.03.2022 von MarSDer Platzspitz ist eine Parkanlage mitten in der schweizerischen Stadt Zürich, der zwischen 1986 und 1992 als einer der größten Treffpunkte für Drogensüchtige zu zweifelhaftem Ruhm gelangte. Das Drama Platzspitzbaby - Meine Mutter, ihre Drogen und ich erzählt nun die Geschichte der 11-jährigen Mia, deren Mutter zu den Besuchern des sogenannten "Needle Park" gehörte...
Inhalt
Frühjahr 1995. Die Züricher Drogenszene wurde aufgelöst. Die 11-jährige Mia (Luna Mwezi) zieht gemeinsam mit ihrer drogenabhängigen Mutter Sandrine (Sarah Spale) ins Zürcher Oberland, wo sie in einer ihnen zugewiesenen Wohnung ein neues Leben beginnen wollen. Die guten Vorsätze sind jedoch schnell vergessen, als plötzlich alte Freunde auftauchen, und Sandrine rückfällig wird. Während Mia immer wieder versucht, ihre Mutter zu unterstützen und ihr dabei zu helfen, aus ihrer Sucht auszusteigen, findet sie selbst Zuflucht in einer Gruppe von Außenseitern, mit denen sie sich schnell anfreunden kann. Doch immer wieder siegt die Sorge um ihre Mutter über die Sehnsucht nach einem eigenen Leben in Freiheit...
Nach der plötzlichen Schließung des Platzspitz im Jahr 1992 verlagerte sich zunächst die gesamte Drogenszene zum stillgelegten Bahnhof Letten in Zürich, bevor im Jahr 1995 schließlich auch diese Anlage geschlossen und die Süchtigen konsequent in ihre Heimatkantone zurückgeführt wurden. Platzspitzbaby - Meine Mutter, ihre Drogen und ich setzt direkt nach dieser erzwungenen Rücksiedlung an, und schildert die folgenden Ereignisse konsequent aus der Sicht eines Kindes. Die Figur der 11-jährigen Mia ist dabei angelehnt an die Geschichte Michelle Halbheers, deren Autobiografie auch Grundlage für den Film gewesen ist.
Platzspitzbaby - Meine Mutter, ihre Drogen und ich ist ein Film, dessen unheilvolle Dynamik den Zuschauer sofort mitreißt, die einen wütend, aber auch traurig macht. Es ist regelrecht frustrierend zu sehen, wie Mutter und Tochter in einer abgründigen Spirale gefangen sind, aus der es keinen Ausweg zu geben scheint. Ein Abgrund, in dem ein Kind die Rolle des Erwachsenen übernehmen muss, in dem eine 11-jährige zum einzigen Halt wird. Platzspitzbaby - Meine Mutter, ihre Drogen und ich erzählt eine Geschichte über eine zerstörerische Liebe, die keinem der Beteiligten guttut, die aber dennoch die einzige Möglichkeit für Hoffnung bietet - auch wenn diese Hoffnung immer wieder im Keim erstickt wird. Hier geht es um eine Liebe, die so intensiv ist, dass selbst der Vater - längst aus dem Drogensumpf entkommen und ein normales Leben führend - zu einer unbedeutenden Randfigur wird, deren Sorgen und Ängste in der kleinen, abgeschiedenen Welt der Abhängigkeit keinen Platz haben. Beinahe unvermeidlich ist, dass es auf diese Weise eigentlich kein Entkommen aus diesem Kreislauf geben kann, und die einzige Hoffnung darin besteht, dass irgendwann der Moment kommt, in dem man eine äußerst schmerzliche Entscheidung treffen muss. Eine Entscheidung, die zwar einer Resignation gleichkommt, letztendlich aber auch den einzigen Weg zum eigenen Wohl bedeutet.
Dass Platzspitzbaby dabei so tief unter die Haut geht, und den Zuschauer mit jeder Szene emotional zu packen weiß, ist vor allem dem bemerkenswerten Schauspiel des Mutter-Tochter-Gespanns zu verdanken. Sowohl Luna Mwezi, als auch Sarah Spale, liefern hier absolut beeindruckende, vor allem aber völlig authentische und glaubwürdige Vorstellungen ab, und machen Platzspitzbaby damit zu einer intensiven, schmerzvollen, aber natürlich auch nachdenklich machenden Filmerfahrung. Während Sarah Spale dabei den gemeinsamen Szenen einen sehr bedrückende, tragische Note verleiht, ebenso aber auch hervorragend die Zerbrechlichkeit ihrer Figur, sowie den Zwiespalt zwischen Abhängigkeit und Mutterliebe darzustellen weiß, glänzt Luna Mwezi vor allem in den Momenten, in denen sie mit ihren Gedanken und Gefühlen allein ist, oder sich - dazu gezwungen, wie eine Erwachsene zu handeln, und getrieben von inniger Liebe - mit unaufhaltsamer Kraft um ihre eigene Mutter kümmert, beziehungsweise kümmern muss.
Details der Blu-ray
Eine natürliche Farbgebung sowie ein stetige, aber niemals störende Körnung übernehmen den authentischen, biografischen Stil des Films auch auf der Blu-ray. Im Übrigen zeichnet sich das Bild durch ein kräftiges Kontrastverhältnis sowie eine durchwegs gute Schärfe aus. Auch in dunklen Bildbereichen bleibt das Bild sauber und bietet eine gute Durchzeichnung. Die Tonspur öffnet sich lediglich für den begleitenden Soundtrack ein wenig weiter in den Raum, konzentriert sich ansonsten aber überwiegend auf eine klare und sauber ortbare Wiedergabe der Dialoge. Neben der deutschen Synchronfassung liefert die Blu-ray auch die Originaltonspur in Schweizerdeutsch. Cover & Bilder © EuroVideo Medien GmbH. Alle Rechte vorbehalten. / ALIOCHA MERKER Das Fazit von: MarS
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