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Pure Football

Publisher: Ubisoft
Entwicklerstudio: Ubisoft
Genre: Sportspiel
Sub-Genre: Arcade-Fußballspiel
Art: Midpricetitel
Erscheinungsdatum: 27.05.2010
USK 0

Pure Football   19.06.2010 von DeWerni

Die Fußballstimmung packt gerade das Land wieder. Da ist es genau die richtige Zeit, ein etwas anderes Fußballspiel auf den Spielemarkt zu werfen. Ubisoft bringt einen Arcadekicker im Comicstyle, der das Thema mal von einer anderen Richtung anpackt. Welche Potentiale das Spiel bietet, erfahrt ihr im nachfolgenden Bericht.

 

In Deutschland ist es mal wieder soweit – das Fußballfieber ist ausgebrochen. Überall im ganzen Land sieht man die Deutschlandfahnen an Autos und in Gärten, die Menschen selbst laufen augenscheinlich überdurchschnittlich viel mit weißen Trikots durch die Straßen. Auch wenn vergangenen Freitag diese euphorische Stimmung durch die Niederlage des deutschen Teams gegen Serbien einen empfindlichen Dämpfer erhalten hat, ist die gute Stimmung im Lande ungebrochen. Genau die richtige Zeit, ein Fußballspiel für die Next-Gen-Konsolen auf den Markt zu bringen. Ubisoft wagt den Vorstoß in den hart umkämpften Fußballsektor, der mit seinen Platzhirschen – der FIFA- und der Pro-Evolution-Soccer-Reihe – eigentlich bestens abgedeckt ist. Genau aus diesem Grunde zielt Pure Football in eine etwas andere Nische ab. Es handelt sich hierbei weniger um eine Simulation als um eine spektakulären Action-Arcadekicker, der weniger den Platzhirschen als solchen Spielen wie FIFA Street Konkurrenz machen soll, gerade auch weil das letzte Release in diesem Sektor schon über zwei Jahre her ist. Um den Fokus auf spektakuläre Moves und actionreiches Fußballspiel zu legen, muss man natürlich auch etwas anders an die Sache herangehen – und das tut Pure Football, indem es im Comicstyle gepaart mit netten graphischen Effekten daherkommt. Außerdem spielt ihr immer 5-vs-5 auf einem etwas kleineren Spielfeld als es normal ist. Vorab schon mal ein dickes Lob an die Entwickler bezüglich des Umfangs des Spiels. Es sind ungefähr 230 Fußballstars aus 17 internationalen Topligen und drei Legendenteams im Comicstil in das Spiel integriert – und das mit realem Namen und auch so, dass man sie erkennt. Außerdem sind in etwa zehn verschiedene, aber nicht unbedingt typische Spielstätten integriert – egal ob es „Der Berg“ in München, „Das Glashaus“ in London oder „Die Fabrik“ in Mailand ist. Nun aber mal zum eigentlichen Spielgeschehen.

Spektakulär, Spektakulärer, Pure Football?!

Die Optik ist auf alle Fälle schon mal spektakulär. Und da sollte das Spielprinzip dem in Nichts nachstehen. Bei dem Versuch der Umsetzung ist man dann wohl eher gescheitert, vor allem weil man zusätzlich versucht hat, eine relativ einfache und damit auch einsteigerfreundliche Steuerung zu implementieren. Vom Prinzip hört sich das ja auch gar nicht so schlecht an. Wenn man den Ball hat, erscheinen am dem Boden Pfeile in den Richtungen, in denen sich Mitspieler befinden. Je nachdem, in welche Richtung man sich bewegt, ist einer von diesen grün gefärbt. Drückt man nun die Passtaste, so wird der Ball zum entsprechenden Mitspieler gepasst. Auch der Schuss ist etwas anders gestaltet. Beim Drücken des Buttons wird unterhalb des Spielers eine kreisförmige Leiste angezeigt, die die typischen Statusfarben – gelb, grün und rot in dieser Reihenfolge – enthält. Diese sind für die Qualität des Schusses repräsentativ und werden durch das Loslassen eines von links nach rechts durchlaufenden Pfeils ausgewählt. Eine Flanke kombiniert die Techniken von Pass und Schuss und läuft ähnlich ab. Je nachdem wo und wie ihr gerade zum Ball steht, den ihr Schießen wollt, kommen dann eben spektakuläre Dinge da heraus – oder eben meistens auch nicht. Zusätzlich zum Standard-Gewaltschuss gibt es den Pure-Schuss. Ihr habt zwei Möglichkeiten, diesen auszuführen. Innerhalb der eben besprochenen Status-Schussleiste gibt es einen winzigen weißen Bereich. Sollte es euch gelingen, den Schusspfeil darin zu stoppen, dass gebt ihr den Pure-Schuss ab. Oder alternativ sammelt ihr Pure-Power, die ihr durch diverse Schüsse auf das gegnerische Tor erhaltet. Sollte der entsprechende Balken aufgeladen sein, so ist wiederum der nächste Schuss automatisch ein Pure-Schuss.

Ach, was an dieser Stelle auf alle Fälle noch erwähnt werden muss, ist der nicht vorhandene Schiedsrichter. Fouls gibt es hier nämlich nicht wirklich. Abgrätschen könnt ihr allerdings einen Gegenspieler trotzdem. Solltet ihr ihn zu unfair treffen, lädt sich ein Foulbalken auf. Wenn dieser voll ist, bekommt der Gegner automatisch einen Elfmeter, was schon nach 2-3 Fouls der Fall ist. Das Ganze ist eine nette alternative Umsetzung zu den wohl am meisten diskutierten Personen auf einem Fußballplatz. Insgesamt gesehen haben sich die Entwickler bei der Umsetzung also schon Gedanken gemacht, allerdings hackt es auch an einigen Stellen des Gameplays. Die Steuerung reagiert meist immer erst mit einer Verzögerung, so dass man entweder schon im Vornherein Drücken und Denken muss, um einen ordentlichen Spielzug aufzubauen, oder es kommt eben leider kein ordentlicher Spielfluss zustande. Aus diesem Grund wirkt das gesamte Spielgeschehen oft doch unrund. Manche Befehle werden überhaupt nicht angenommen, genaue Pässen und Flanken sind kaum möglich. Durch die mitschwenkende Kamera, bei der man eher auf optische als auf spielerische Wirkung Wert gelegt hat, hat man manchmal schon Schwierigkeiten, geradeaus zu laufen und manchmal trägt man den Ball deswegen auch direkt ins Aus. OK, mit ein wenig Eingewöhnung bekommt man das Ganze dann etwas besser in den Griff, richtig gut wird es aber nie. Anfangs hat man das Gefühl, dass man den Ball wohl nie in das Tor bekommen wird. Desto länger man spielt, desto einfacher wird es aber. Denn wenn man die Kniffe erst einmal raus hat, gewinnt man auch gegen Brasiliens Topstars mit 6:0. OK, spätestens in diesem Moment sollte man dann das Spiel wohl eine Schwierigkeitsstufe höher probieren…

Werdet zum großen Topstar
Kernstück des Spiels ist sicherlich neben diversen Multiplayermodi die Karriere. Dazu erstellt ihr euch zu Beginn einen Spieler, designet diesen mit ausreichend vorhandenen, aber nicht zu üppigen Möglichkeiten, wählt seine Position und schon stürzt ihr euch auch schon in ein Spiel, in dem ihr neben allerlei Topstars aus den internationalen Ligen spielt. Doch Stopp, wenn ihr das Spiel beendet habt und unter Umständen glücklich seid, gewonnen zu habe, folgt das Aha-Erlebnis. Klar, ihr steigt natürlich in Wirklichkeit erst 28 Tage zuvor ein, müsst eure Mannschaft benennen und Wappen, Trikots sowie Vereinsfarben festlegen. Dann startet ihr in München auf „dem Berg“. Euer Spieler verfügt nun nur über die Grundfertigkeiten eines Fußballspielers. Nun könnt ihr in München verschiedene Herausforderungen annehmen. Dies können einzelne Freundschaftsspiele, das Erreichen einer gewissen Toranzahl, das Erreichen einer Differenz von x Toren zu deinem Gegner, das Drehen eines Spielverlaufs innerhalb von kürzester Zeit oder sogar kleine Turniere sein. Da ist die Auswahl auf alle Fälle ausreichend groß. Solltet ihr dann eine gewisse Anzahl an Events erledigt haben, schaltet sich die nächste Stadt frei, in der neue und schwierigere Events auf euch warten. In jedem Spiel könnt ihr übrigens durch gewisse Herausforderungen Spieler des Gegners für euch freischalten. Dazu müsst ihr beispielsweise eine gewisse Anzahl Schüsse abgeben oder eine bestimme Anzahl an Toren schießen. Da in das Spiel ungefähr 230 Spieler integriert sind, geht die Motivation zum Freischalten so schnell nicht aus, zumal die angesprochenen Herausforderungen nicht immer ganz leicht sind. Dann könnt ihr die Spieler in eure Mannschaft aufnehmen und sie so Stück für Stück verstärken. Außerdem bekommt ihr in jedem Spiel Erfahrungspunkte, je nachdem wie gut ihr Spiel, wie viele Tore ihr schießt und zulasst, ob ihr Fouls begeht und so weiter. Mit diesen Erfahrungspunkten könnt ihr alternativ zum Spielertausch auch euren eigenen Spieler verbessern, der übrigens immer Bestandteil der Mannschaft bleibt. Ziel des Ganzen ist es übrigens das große Turnier in 28 Tagen zu gewinnen…

An dieser Stelle noch ein paar Worte zum Multiplayer-Onlinespiel. Diese wurde auch mit einigen netten Features integriert. So kann man online gegen andere menschliche Gegner spielen, mit Siegen beispielsweise neue Trikots oder Mannschaftswappen freispielen und sich durch diverse Onlineligen kämpfen, was vom Grundgedanken her ja sehr gut klingt. Allerdings sind die Onlinespiele teilweise kaum spielbar. Es kommt sehr oft vor, dass das Spiel lagt und damit auch keine ordentlichen Spielzüge möglich sind, was sich vor allem auch im Abwehrbereich zeigt, da man den Gegner kaum aufhalten kann und somit auf den Torhüter vertrauen muss.  Im Übrigen kann man die Onlinegames lediglich mit zwei Spielern austragen, was sehr schade ist. Ein 5-vs-5 mit zehn Mitspielern hätte sicher seinen Reiz.

Grafik und Sound
Vorab gesagt, Grafik und Sound machen bei Pure Football eine richtig gute Figur und sind fast schon das Highlight des Games. Die Grafik im Comicstil, die netten Hintergründe und die Umgebung rund ums Stadion, die Schnitte der Wiederholungen mit einigen Schwarz-Weiß-Effekten wirken wirklich rundum gelungen, da kann man von der technischen Seite her fast überhaupt nicht meckern. Gut, diese Art der Grafik ist immer extrem Geschmackssache, aber wer den Stil generell mag, der wird Pure Football an dieser Stelle lieben. Meist bleibt während des Spiels gar nicht allzu viel Zeit, diese Seite zu genießen. Wer aber während des „Einflugs“ in das Stadion oder im Rahmen eines Replays mal auf die Umgebung achtet, der wird sicherlich feststellen, dass sich die Entwickler hier richtig Mühe gegeben haben und dabei sehr viel Liebe zum Detail bewiesen haben. Sogar die Wasserspiegelungen im „Hafen“ sind richtig überzeigend gelungen. Auch am Sound gibt es prinzipiell nicht viel zu mäkeln. Da die Kommentatoren meist sowieso mehr nerven als zusätzlichen Nutzen bringen, hat man diese komplett außen vor gelassen. Ansonsten gibt es eh nicht allzu viel zu hören. Man hat auf alle Fälle versucht, die Effekte des Balls inklusive Aufspringen oder das Landen im Netz extrem hervorzuheben, was auch einigermaßen gelungen ist, ohne dass man an dieser Stelle von einer super Umsetzung sprechen kann. Insgesamt gesehen geht die technische Umsetzung für ein Spiel dieser Klasse voll in Ordnung, auch wenn sicher Potential für mehr da gewesen wäre, aber das ist es fast immer. Die Atmosphäre wirkt aber leider teilweise etwas zu sporadisch, was aber wohl nicht zuletzt an den fehlenden Zuschauern liegt, was wiederum eine solche Art von Spielen einfach mit sich bringt.


Das Fazit von: DeWerni

DeWerni

Der ganz große Wurf ist Ubisoft mit Pure Football leider nicht gelungen. Man versucht zwar die allgemeine Fußballstimmung im Land für sich und seinen Umsatz zu nutzen, was ja auch legitim ist. Je nachdem aus welcher Blickrichtung man das Game betrachtet, kann es aber durchaus punkten. Wer eine möglichst reale Fußballsimulation haben möchte, der sollte die Finger davon lassen. Wer aber einfach ein wenig spektakulär und vielleicht in gemeinschaftlicher Runde drauf los kicken möchte und eventuell auch schon die FIFA Street-Reihe gemocht hat, der wird für eine Weile seinen Spaß mit Pure Football haben. Die nette Karriere, die Möglichkeiten des Onlinegamings und die vielen freischaltbaren Features versprechen Langzeitmotivation, die aufgrund der eingeschränkten, spielerischen Variationen leider nicht allzu lange vorhält. Für Fußballfans eine gute, vorübergehende, aber andersartige Alternative zu FIFA und PES, vor allem wenn man dabei auch noch den relativ günstigen Preis berücksichtigt. Gute Umsetzung!


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positiv negativ
  • Schöne und alternative Präsentation (Comic-Style)
  • Guter Karrieremodus
  • Viele Freischaltfeatures
  • Legendenteams
  • Unterschiedlichste Missionsziele
  • Teilweise verzögerte Steuerung
  • KI (ist die überhaupt vorhanden?!)
  • Nach einer Weile etwas einseitig
  • Eingeschränktes Tutorial





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