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Shadow Tactics: Blades of the Shogun

Publisher: Daedalic
Entwicklerstudio: Mimimi Productions UG
Genre: Echtzeitstrategie
Art: Fullprice
Erscheinungsdatum: 06.12.2016
USK 16

Shadow Tactics: Blades of the Shogun   13.12.2016 von Wolf

Deutschland, 2016. Ein kleines Entwicklerstudio namens Mimimi Productions schickt sich an, das Schleichstrategiegenre wiederzubeleben. Mit Shadow Tactics - Blade of the Shogun veröffentlicht Daedalic Entertainment kurz vor Weihnachten ein Spiel, das einem Genre angehört, das in den letzten zehn Jahren kaum Ableger gefunden hat. Der Spieler darf demnach laut Klappentext mit nur fünf Charakteren einen Haufen knifflige Missionen im Japan der Edo-Zeit meistern. Dabei soll man völlige Handlungsfreiheit haben, um die Feinde des neuen Shogun auszuschalten, zu sabotieren, zu täuschen und zu überlisten.

 

Der erste Eindruck zählt ja bekanntlich und hier sammelt Shadow Tactics - Blade of the Shogun schon einmal Punkte: Es kommt auch in der Standardversion in einer schicken Steelbox daher, die so intelligent verpackt ist, dass der ganze rechtlich vorgeschriebene Kram leicht entfernt werden kann - sehr schön. Schon beim Spielstart wird klar, dass die Bewertung der USK berechtigt ist. Das Spiel macht von Anfang an einen erwachsenen Eindruck: die spielbaren Charaktere zieren blutverschmiert den Startbildschirm. Weiter geht es in das Optionsmenü. Hier lassen sich insbesondere die Sprachausgabe und die Tastaturbelegung komplett an die eigenen Wünsche anpassen. Wer es authentisch mag, stellt hier die japanische Vertonung ein. Dann geht es los. 

 

Was bereits beim Laden des ersten Levels auffällt und worauf auch eine große Hinweisbox weist, ist, dass beim erstmaligen Laden eines Levels bis zu eine Minute Wartezeit anfallen kann. Das ist etwas verwunderlich, aber verschmerzbar, da es nur einmalig hinzunehmen ist. Im ersten Level, das komplett als Einstiegshilfe dient, schlüpft der Spieler zunächst in die Rolle des Ninjas Hayato, der den Auftrag hat, das Haupttor einer unter Belagerung stehenden Burg von innen heraus zu öffnen. Alle üblichen Aktionen und Steuerungsbefehle werden hier vermittelt: Laufen, Springen, Ducken, Töten, Betäuben, Spezialfertigkeiten, Kameradrehung, Sichtkegeleinblendung etc.

 

Das ist auch bitter nötig, denn Hayato sieht sich einer zahlenmäßigen Überlegenheit entgegen, der er nur durch geschickte Nutzung seiner Fertigkeiten und durch Heimlichkeit entgehen kann. Legt er sich mit mehr als einem Gegner an, ist das Spiel schnell vorbei und so schleicht und meuchelt sich der geschickte Ninja in Richtung Haupttor der Burg. Dort trifft er bald auf einen weiteren der fünf spielbaren Charaktere, den Samurai Mugen, der versucht, einen der Seiteneingänge zu stürmen. Da die beiden das gleiche Ziel zu haben scheinen, öffnet Hayato ihm kurzerhand das Tor und fortan schleichen sich die beiden gemeinsam durch den Level. Um gleichzeitige Aktionen zu koordinieren, existiert der sogenannte Schattenmodus. Im Schattenmodus kann jedem Charakter eine auszuführende Aktion zugewiesen werden. Diese wird allerdings erst dann ausgeführt, wenn der Schattenmodus verlassen und anschließend die Enter-Taste gedrückt wird. Damit ist es möglich zeitlich perfekt abgestimmte Aktionen durchzuführen - praktisch.

 

Typischerweise steht und fällt der Spielspaß von Schleichspielen mit der Gegner-KI. Diese ist in Shadow Tactics - Blade of the Shogun solide umgesetzt, weist aber dennoch ein paar kleine Macken auf, die einen schon zum Schmunzeln bringen können. So reagieren viele Gegner korrekt auf Geräusche und Sicht und untersuchen die Reizquelle umgehend. Es scheint aber Zufall zu sein, ob ein in der Nähe stehender Busch auch mituntersucht wird. Manchen Gegnern fällt es auf, wenn derart weggelockte Kollegen nicht mehr zurückkehren, Alarm wird aber nur geschlagen, wenn eine Leiche aufgefunden wird. Ansonsten läuft der Gegner eine halbe Minute herum und sucht seinen Kameraden, kehrt dann aber ohne weitere Konsequenzen für den Spieler wieder auf seinen Posten zurück. Besonders erheiternd ist das Bewerfen von Kühen, hinter denen Gegner stehen, mit Steinen. Die Wiederkäuer töten die armen Kerle mit ihren Hufen. Herbeigelaufene Wachen stellen sich auf die exakt selbe Stelle und... Sagen wir mal, es gibt einen Level, in dem mehr Feinde durch Kühe sterben, als durch die Klingen der Gruppe. Solche "Unfälle" erregen komischerweise praktisch kein Misstrauen bei den Gegnern.

 

Die zur Verfügung stehenden Charaktere haben verschiedene Alleinstellungsmerkmale und Spezialfertigkeiten, die sich aber in ihrer Wirkung nur bedingt unterscheiden. So kann der Ninja Hayato zum Beispiel Wurfhaken verwenden, um auf Dächer zu gelangen und Steine werfen, um Gegner abzulenken. Die Diebin Yuki kann ebenfalls Wurfhaken verwenden und hat eine Flöte, mit der sie Feinde anlocken kann, die dann hoffentlich in ihre Stachelfalle laufen. Der Samurai Mugen ist besonders stark und kann es mit anderen Samurai aufnehmen. Der Scharfschütze Takuma, nun ja, schießt scharf, hat aber nur begrenzt Munition und Aiko ist eine Verkleidungskünstlerin, die sich unbemerkt unter den Feind mischen kann.

 

Die Steuerung ist eingängig, nach der Einführungsrunde gehen viele Befehle bereits gut von der Hand. Stellenweise ist die Steuerung allerdings etwas hakelig und bedarf der manuellen Kameradrehung um an das gewünschte Ergebnis zu kommen: Klickt man auf eine Stelle, an die sich der Charakter bewegen soll, die sich hinter einem Objekt befindet, wird der Befehl leider nicht ausgeführt. Das kann ärgerlich werden, wenn man gerade unter Druck steht. Generell kann man insbesondere in den späteren Leveln, in denen mehrere Charaktere zur Verfügung stehen, die Missionen auf sehr unterschiedliche Arten abschließen. Für besonders gute oder ungewöhnliche Aktionen vergibt das Spiel Medaillen. Alle Medaillen zu sammeln kann sehr motivierend sein und eine Menge Wiederspielwert geben. Zu Beginn wird man sicherlich recht lange für die Missionen brauchen, mit steigender Erfahrung relativiert sich das allerdings wieder.

 

Bildergalerie von Shadow Tactics: Blades of the Shogun (10 Bilder)

Aus technischer Perspektive macht das Werk einen guten Eindruck. Das Japan zur Edo-Zeit ist recht gut getroffen. Es wurde Wert auf Details gelegt, so steht auf Sake-Fässern auch das japanische Zeichen für den beliebten Reiswein. Das absolute Bonbon ist allerdings die japanische Sprachausgabe. Die wäre in der Qualität in einem Spiel aus deutscher Produktion so nicht zu erwarten gewesen und ist absolut authentisch umgesetzt. Schade, dass die deutschen Untertitel in Kleinigkeiten, insbesondere der korrekten Verwendung von Anredesuffixen abweichen. Alles in allem bietet Shadow Tactics - Blade of the Shogun dennoch eine sehr gute, moderne Präsentation.


Das Fazit von: Wolf

Wolf

Gelungen, ein Wort, das Shadow Tactics: Blades of the Shogun sicher gut beschreibt. Die Verortung in der japanischen Edo-Zeit ist ein dankbares Szenario für ein Schleichspiel. Die Spielelemente funktionieren bis auf kleinere Macken und Merkwürdigkeiten hervorragend. Die japanische Sprachausgabe ist der Knaller und trägt selbst für Spieler, die kein Japanisch sprechen, sicherlich zur Atmosphäre des Werks bei. Der Wiederspielwert ist aufgrund der möglichen unterschiedlichen Herangehensweisen und der zu ergatternden Medaillen ebenfalls gegeben. Man muss gestehen, dass Freunde von action-lastigeren Spielen hier möglicherweise nicht glücklich werden. Für Freunde von gepflegter Schleichechtzeitstrategie ist Shadow Tactics: Blades of the Shogun aber definitiv ein Pflichtkauf.


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positiv negativ
  • Umfangreiche Schleichechtzeitstrategie
  • Tolle (japanische) Sprachausgabe
  • Japanische Edo-Zeit authentisch abgebildet
  • Charaktere mit unterschiedlichen Fertig- und Fähigkeiten
  • Nützlicher "Schattenmodus"
  • Kleinere Macken in der Steuerung
  • Gegner verhalten sich gelegentlich unlogisch





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