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Sniper: Ghost Warrior 3

Publisher: CI Games
Entwicklerstudio: CI Games
Genre: Ego-Shooter
Sub-Genre: Taktik-Shooter
Art: Fullprice
Erscheinungsdatum: 25.04.2017
USK 18

Sniper: Ghost Warrior 3   27.05.2017 von GloansBunny

Bereits auf der Gamescom 2015 durfte Redakteurin GloansBunny mit Sniper: Ghost Warrior 3 durchs Unterholz schleichen. Wie sich der Taktik-Shooter im finalen Test shlägt, lest Ihr hier...

 

US Marine Jon North zählt zu den Besten seiner Zunft. Als Elite-Scharfschütze existiert er auf keinem Papier und lebt sein Leben wie ein Geist. Mit einem streng geheimen Auftrag im Gepäck verschlägt es mich in der Haut des Sniper nach Georgien, wo ich Separatisten ausschalten und ganz nebenbei meinen verschollenen Bruder finden soll. Nachdem ich Letzterem im spielbaren Prolog bei seiner eigenen Entführung zuschauen durfte, macht sich schnell das Gefühl breit, Akteur in einem schlechten B-Movie zu sein. Ein simpler Plot, stumpfsinnige deutsche Dialoge und weibliche Nebenfiguren, die mehr Oberweite als IQ besitzen, sind jedoch nur die eine Seite der doch etwas rostigen Medaille. Zum Glück kann die Spielmechanik mit deutlich positiveren Elementen auffahren- zumindest, bis technische Probleme dem Schützen das Visier vernebeln. Doch dazu mehr im Artikel...

 

Steuerung und Sound: eine nicht ganz so runde Sache...

 

Das Tastenlayout von Sniper: Ghost Warrior 3 fällt eindeutig unter die Kategorie "vollgestopft bis oben hin". Sämtliche Buttons sind mit diversen typischen Funktionen (zum Teil doppelt) belegt, die der moderne  Scharfschütze von Welt so braucht. Trotz der im ersten Moment etwas überladen wirkenden Steuerung hinterlässt diese einen erstaunlich intuitiven Eindruck, der sich gerade im Umgang mit der realistischen Ballistik ihre Stärken zeigt. So müssen beispielsweise Umwelteinflüsse wie etwa Windrichtung und -geschwindigkeit, Entfernung und Gravitation beachtet werden, um schlussendlich die Kugel in ihr anvisiertes Ziel zu lenken. Dank präzisem Ansprechen auf eingegebene Befehle fühlen sich sowohl Hobby-Rambos mit optional zuschaltbaren Zielhilfen, als auch Taktik-Veteranen am Controller sofort heimisch.

 

Die akustische Inszenierung hingegen ist gelinde gesagt ernüchternd und zeigt zwei Gesichter. Auf der einen Seite sind dort der gelungene georgische Soundtrack, der sich durch seine Einzigartigkeit in den Vordergrund spielt, und die realistischen, druckvollen Waffen- und Umgebungsgeräusche, welche mit einer abgestimmten Surround-Anlage erst voll zur Geltung kommen. Auf der anderen Seite liefert Sniper: Ghost Warrior 3 allerdings ein Synchronisations-Kabinett des Grauens, welches gerade die Zwischensequenzen zu einem ungewollt humoristischen Trauerspiel mutieren lassen. Die teils sinnfreien deutschen Dialoge machen mit ihren skurillen Stimmen durchaus jedem noch so schlechten Trash-Film Konkurrenz und garantieren Bauchschmerzen und Ohrenkrebs. Abhilfe schafft zum Glück die deutlich authentischere Originalvertonung.

 

Grafik, Gameplay und Umfang: Außen pfui, Innen hui- zumidest meistens...

 

Sniper: Ghost Warrior 3 wird langsam erwachsen und entledigt sich seiner Kinderschuhe in Schlauchlevel-Form. 26 Haupt- und 16 Nebenmissionen verteilen sich auf drei große, offene Areale, zwischen denen man aber nur an bestimmten Stellen im Spielverlauf wechseln darf. Die Vielfalt an Kulissen erstreckt sich dabei von abstrakten Felsformationen über marode Militäreinrichtungen bis hin zu dicht bewachsenen Wäldern, die allesamt von der CryEngine 3 befeuert werden. Diese garantiert somit wie üblich äußserst stimmungsvolle Licht- und Wettereffekte, aber leider auch diverse technische Probleme. Matschige Texturen, unschöne Pop-Ups und enorme Framerate-Einbrüche, die beispielsweise das Hantieren mit der eigentlich recht kurzweiligen Drohne zur Qual machen, prägen das atmosphärische, aber etwas altbackene Bild. Wo wogendes Gras und effektreiche Kill-Shots das Spielerherz zum freudigen Hüpfen anregen, sorgen hölzerne Animationen und Clipping-Fehler für regelrechte Wutausbrüche. Auch wenn die malerischen, aber etwas leblosen Kulissen mit ihren schneebedeckten Ebenen und den vielen kleinen Details wirklich ansehnlich sind, mangelt es Sniper: Ghost Warrior 3 einfach zu sehr an technischer Qualität.

 

Dies spiegelt sich auch im Spielspass wider, auch wenn der Einstieg in die in vier Akte unterteilte Singleplayer-Kampagne zunächst recht kurweilig wirkt. Jeder Akt startet zunächst in Jons Unterschlupf, in dem Ihr  Missionen auswählen und Euch mit Waffen, Kevlar-Westen und weiteren Gadgets ausstatten dürft. Da Sniper: Ghost Warrior 3 Euch nicht auf einen Spielstil festnagelt, dürft Ihr selbst entscheiden, ob Ihr den Marine lieber mit Splittergranaten und aufmunitioniertem Karabiner oder mit einem schallgedämpftem Scharfschützengewehr und Ablenkungsködern in den Kampf schicken wollt. Mal eben in klassicher Rambo-Manier eine Feindbasis mit Sprengsätzen und Dauerfeuer auszulöschen kann Spass machen, hat man aber so in diversen anderen Shootern bereits gesehen, weshalb Sniper: Ghost Warrior 3 tatsächlich seine Spielmechanik-Trümpfe im Stealth-Bereich ausspielt. Also schnell ins Unterholz verschwinden, die Tarnfarbe auflegen und mit der Drohne über Minuten hinweg das Gebiet auskundschaften, um strategisch wichtige Ausgangspunkte und Feindpositionen zu markieren lautet die Devise. Was im Ansatz durchaus ansprechend klingt (wer Ghost Recon: Wildlands gespielt hat weiß das fliegende Gadget zu schätzen), mündet dank immer wieder auftretenden Framerateeinbrüchen und wie aus dem NIchts auftauchenden Gegnern bald in ein Fiasko. Auch die Verwendung des Zielfernrohres geht eher ruckelnd und zuckelnd von der Hand, als sanft und geschmeidig. Hat man das störrische Scope aber ersteinmal gezähmt und einen optimalen Sniperposten hoch oben bezogen, kommen Genrefans voll auf ihre Kosten: Entfernung und Windrichtung berechnen, Zoomstufe einstellen, Luft anhalten und im richtigen Moment abdrücken. Profis wählen die zwei höheren Schwierigkeitsgrade ohne Zielhilfen und Anzeigen, um bei Schüssen über große Distanz ein Gefühl von Befriedigung zu erhalten, während Einsteiger per roter Markierung sehen können, wo ihr Projektil einschlagen wird. Natürlich ist auch die beliebte und brutale Bullet-Cam wieder mit an Bord, die detailliert Euer Trefferbild in Szene setzt.

 

Bildergalerie von Sniper: Ghost Warrior 3 (8 Bilder)

Je nach frei gewählter Herangehensweise schaufelt Ihr Erfahrungspunkte auf Euer virtuelles Konto, welches Ihr in drei simple und kaum spielbeeinflussende Talentbäume investieren dürft. Im Unterschlupf erhaltet Ihr so Zugriff auf bessere Granaten, bastelt Euch optimierte Medipacks oder verbessert Ihr Euer Lungenvolumen und somit die Präzision. Dabei spielt es keine Rolle, ob Jon eine der missionsbedingten Zielpersonen per Drohne und Weitschuss eliminiert ("Sniper"), den Rambo mimt ("Warrior") oder heimlich, still und leise Kameras hackt und Feindverhöre führt, um Euer finales Opfer zu erreichen ("Ghost"). Begleitet werdet Ihr stets von einer äußerst schizophrenen Feind-KI, die für das ein oder andere graue Haar sorgt. Sniper: Ghost Warrior 3 garantiert vor allem eines: unsaugewogenes Balancing. Mal entdecken Soldaten die Drohne aus hunderten Metern Entfernung, mal könnt Ihr vor ihrer Nase regelrecht ohne Konsequenzen Samba tanzen. Die Existenz eines einzigen manuellen Speicherstandes, der zum Glück auch nach den doch immer wieder auftretenden Spielabstürzen brav lädt, erleichtert die Angelegenheit auch nur bedingt. Gut, dass die Entwickler zumindest auf fair gesetzte automatische Checkpoints nicht verzichtet haben, die Euch direkt wieder in die altbekannt designten Missionen integrieren...

 

Nach rund 12 bis 15 Stunden fragwürdigem Vergnügen und einer kleinen Hand voll Crafting-Elementen, die es Euch erlauben, Munition und Ausrüstung aus aufgesammelten Ressourcen zu konstruieren, steht es Euch frei, die mit Fragezeichen markierten Nebenaufträge in der kargen Open World zu erledigen. Diese sogenannten "Interessenspunkte" beherbergen unter anderem 16 besondere Ziele, die mangels Abwechslung aber kaum spielerische Spannung erzeugen. Da können auch neue Ausrüstungsgegenstände, bedingt nutzbare Fahrzeuge oder nette Ablenkungsmanöver wie Steine werfen, um Feinde zu verwirren, nicht mehr viel retten. Ob der für Herbst 2017 angekündigte Multiplayer-Modus das morsche Ruder noch herumreißen kann, wird sich zeigen...


Das Fazit von: GloansBunny

GloansBunny

Meine Anspiel-Session von Sniper: Ghost Warrior 3 auf der GamesCom 2015 war bereits ein Omen, konnte ich doch schon damals dank zweimaligen Systemabstürzen statt 30 Minuten nur etwa 10 Minuten durch Georgien schleichen. Und auch die finale Version des im Ansatz gut gemeinten Taktik-Shooters hat mich einige graue Haare gekostet. Framerateinbrüche, lange Ladezeiten und diverse Grafik- und KI-Fehler machen aus dem heroischen Marine eher einen lahmenden Esel. Obwohl die etwas leblose offene Welt samt freier Wahl der spielerischen Herangehensweise ihre Reize haben (Stichwort "Drohne" und "Umwelteinflüsse"), bin ich mit Sniper: Ghost Warrior 3 nicht wirklich warm geworden. Dazu ist die Flut an technischen Mängeln und zu wenige Neuerungen trotz diversen Patches einfach zu gering. 


Die letzten Artikel der Redakteurin:


positiv negativ
  • Gelungene Licht- und Wettereffekte
  • Einzigartiger Soundtrack
  • Viele interessante Details inklusive Bullet-Cam
  • Fordernde Schwierigkeitsgrade
  • Viele Waffen und Ausrüstungsgegenstände
  • Freie Wahl der Vorgehensweise
  • Taktische Komponenten (Drohne, Schussmechanik)
  • Unterirdische deutsche Synchronisation
  • Gravierende technische Mängel (Abstürze, Clipping-Fehler)
  • Durchwachsene KI
  • Abwechslungsarme Missionen
  • Framerate-Einbrüche, Pop-Ups und stellenweise verwaschene Texturen
  • Nur ein einzelner Spielstand





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