2003 war ein großer Tag für die Schleicher unter uns. Denn der erste Teil der mittlerweile ziemlich umfangreichen Splinter Cell (SC)-Reihe erblickte das Licht der Welt. Oder besser gesagt das Dunkel, da man besser nicht entdeckt werden sollte. Die ersten Ableger der Serie sind mittlerweile schon etwas in die Jahre gekommen. Dies ist jedoch kein Grund, nicht weiter Kapital daraus zu schlagen und so wurden die ersten drei davon neu aufgesetzt und HD-konform hochgerechnet.
Splinter Cell:
Sein Name ist Fisher - Sam Fisher. Angegraute Schläfen, Deitagebart, immer ein Nachtsichtgerät als Kopfbedeckung. Nur arbeitet er nicht für den MI 6 sondern für Third Echelon. Zahlen scheinen für Geheimorganisationen sehr wichtig zu sein. Nach einem nicht abbrechbaren Tutorial schickt Lambert, der Chef der Organisation, ihn schon auf seine Mission nach Georgien. Dort wurden zwei Agentenkumpels von Sam erledigt. An sich keine große Sache, jedoch wurden ihre Implantate entfernt und somit wusste niemand mehr, wo sie sich aufhalten. Nach einigen Recherchen steigt 00-Fisher dahinter, dass der georgische Regierungschef Nikoladze die beiden hat abmurksen lassen, weil sie ihm einst in die Suppe spuckten. Dieser will nämlich seinen Verantwortungsbereich auf Aserbaidschan ausdehnen und das am besten mithilfe von Panzern und ähnlichem. Geht überhaupt nicht, also macht sich Sam auf den Weg, Nikoladze von seinen Machtergreifungsphantasien zu befreien.
Also schleicht und ballert man sich durch zehn Levels zum Sieg. Dabei ist es das Ziel, möglichst viel zu schleichen und wenig zu ballern. Denn es offenbart sich schon das erste Problem. Sam, bestausgebildet, sehr erfahren, ein Top Mann, schafft es erst nach 20 Sekunden, ein unbewegliches Ziel zu treffen. Also gibt man besser nicht den Rambo, da jeder ungewaschene Straßenschläger besser trifft. So ist man darauf angewiesen, hauptsächlich Lampen zur Strecke zu bringen und zu einem Schattenparker zu werden. Dafür greift man aber auf ein hübsches Repertoire an lustigen Agenten-Spielzeugen zurück, wie zum Beispiel pfeifende Kameras, Elektroschocker, Türkameras und noch einiges mehr. Natürlich darf man den dreiäugigen Visor nicht vergessen, welcher die Nacht zum Tag und auch die Temperatur der Pizza sichtbar machen kann. So kreucht man dann durch abwechslungsreiche Architekturen, dreht einigen Feinden das Gesicht in den Nacken und stirbt recht häufig. Denn der Schwierigkeitsgrad ist doch hoch und Sam ein erbärmlicher Schütze und er ist ein noch bedauernswerter Nahkämpfer. Zudem scheinen viele Söldner, durch göttliche Eingebung Sams Position zu erfahren. Daher wird man sehr häufig von der freien Speichermöglichkeit Gebrauch machen, zumindest wenn man wie ich Bulletstorm nachzuahmen versucht. Lässt man sich jedoch auf die langsame Spielweise ein, überwindet man den Frust, dann eröffnet sich ein sehr spannender Schleicher, der mannigfaltige Möglichkeiten bietet, die oft mehrteiligen und umfangreichen Missionsziele zu erreichen. Tötet man alles und jeden, oder sucht man sich den dunklen Pfad? Läuft man durch die hell erleuchtete Allee und versucht, schnell zu sein, oder vermeidet man den Alarm und sucht Alternativrouten?
Technisch gesehen, naja, man merkt dem Spiel sein Alter an. Da kann auch das „HD“ kaum etwas retten. Klar, es wurde eine höhere Auflösung spendiert, aber etwas Antialiasing hätte Sams Bart doch gutgetan. Zudem hat er auch mit frappanten Framerate-Einbrüchen zu kämpfen, sollte er es wagen, ins Feuer oder andere partikellastige Effekte zu blicken. Das wäre angesichts der potenten PS3 vermeidbar gewesen. Auch der Sound zeigt manchmal etwas Geknister und andere Ausfälle. Zum Beispiel fehlt bei Feindbeschuss oft der Waffensound. So merkt man entweder an den Einschlägen um einen herum oder durch den eigenen Tod, dass man entdeckt wurde. Dennoch ist Splinter Cell ein sehr gutes Spiel, wenn auch mit leichten technischen Macken.
Einzelwertung: 7/10
Splinter Cell: Pandora Tomorrow
Wir schreiben das Jahr 2006. Mit Osttimor wurde eine neue Demokratie gegründet und die Amis sind wieder ganz vorn mit dabei. Indonesien hat aber mit dem US-Militär ein Problem, darf aber natürlich öffentlich kein wirklich böses Wörtchen fallen lassen. Also kommt ein gewisser Suhadi Sadono daher und stibitzt eine geheime, überaus tödliche und hochmoderne Biowaffe, mit der er einige Völker bedrohen möchte. Third Echelon lässt das natürlich nicht auf sich sitzen und schickt ihr bestes Dreiauge los, um einige Teile der Welt zu retten. Man fängt ja klein an.
Und hier ist auch schon der zweite remasterte SC Teil. Und auch hier heißt das oberste Gebot: Schleichen statt Töten. Wobei zweiteres nun etwas leichter von der Hand geht, da Sam wohl seine Freizeit am Schießstand verbracht hat. Es ist zwar noch kein Unreal Tournament, aber Sam hat wohl seinen Tatter bezwungen und trifft nun besser. Seine Gadgets sind natürlich auch wieder mit dabei und so erleichtern Betäubungsgeschosse, Kameras und weitere Spielereien Sams nächtliche Ausflüge. Wie gewohnt sind diese abwechslungsreich, durchdacht und durch mehrere Möglichkeiten zu bewältigen. Etwas komisch mutet nur der Dschungelausflug an, der zwar bei Tageslicht stattfindet, aber der Schatten eines Zelts bietet trotzdem vollkommene Dunkelheit. Kein Streulicht und gelegentlich verteilte Laternen bieten kaum die Leuchtkraft eines Glühwürmchens. Klar, schwer zu bewältigen, wären die Lichtverhältnisse realistischer, aber dennoch wirkt diese Lösung etwas befremdlich.
Der HD-Boost ist hier schon etwas auffälliger, sieht man doch etwas mehr Kantenglättung und etwas schärfere Texturen. Sein Baujahr kann auch dieser SC-Teil nicht kaschieren, da auch dabei noch ausreichend matschige Texturen das Auge benetzen, aber im Großen und Ganzen wurde akzeptabel hochskaliert. Dafür trüben Texturfehler und Schattenflimmern das Schleicherlebnis. Zudem schauen auch hier gelegentlich Tonprobleme vorbei. Es wurde leider etwas geschlampt und hätte nicht sein müssen. Wenn auch technisch nicht das Maß der Dinge so ist SC2 trotzdem ein weiterer hochklassiger Vertreter der zurückhaltenden Action.
Einzelwertung: 8/10
Splinter Cell: Chaos Theory
Sams dritter Ausflug im Mondenschein führt ihn erneut um die halbe Erdellipse. Dieses Mal geht es um irgendwas mit Computern. Diese neumodischen Medien ermöglichen eine ganz neue Art der Kriegsführung und Sam wird mit seinem Alter konfrontiert, auch wenn er nicht seine George Clooney-Gedächtnisschläfen betrachtet. Es geht um eine Art Cyber-Kriegsführung und wer ist schuld? Natürlich müssen die Nordkoreaner herhalten. Zumindest augenscheinlich. Sam findet seinen Kumpel tot in einer Badewanne mit Autobatterie, tötet daraufhin ein paar Kumpels der bösen Buben und stößt wie immer auf einen ganzen Haufen Verschwörungen, Komplotte und böse Lichtquellen. Auf jeden Fall soll es Krieg geben, weil sich irgend jemand irgendwas davon verspricht. Auslöser soll nämlich der Lichtschalter sein, der in Japan und den USA die Lampen ausgehen lässt. Fast könnte man Sam verdächtigen, aber nein, denn es schleicht sich so hässlich durch Stadtruinen.
Fare thee well, good ol‘ Unreal Engine. Für den dritten Teil wurde sich einer eigens dafür entwickelten Engine befleißigt, welche wunderschöne Bilder auf die mattschwarze Fernsehoberfläche zaubert. Doch nicht nur optisch hat sich etwas getan. Sam hat noch mehr trainiert. Er beherrscht nun abgesehen von flüssigeren Animationen mehr Moves, kann effektiver aus der Nähe den Tod bringen und, gedankt sei es dem Verteidigungsetat, er hat nun ein Messer. Dieser Teil spielt sich am rundesten von allen, da er nun nicht mehr so knüppelhart ist wie die Vorgänger, aber dennoch genug Aufmerksamkeit und Stille erfordert. Auch hat sein Anzug nun eine Anzeige über emittierte Lautstärke zusätzlich zur bereits vorhandenen Helligkeitsanzeige. Und diese ist eine der hilfreichsten Neuerungen. War man sich in den alten Teilen auch wegen diverser Soundbugs nie sicher, ob man jetzt gehört wird, erhält man nun ein Feedback wenn man über Scherben trampelt. Auch wirkt die KI viel schlauer und reagiert jetzt darauf, dass Türen, die geschlossen sein sollten, nun offen stehen. Auch die Art der Öffnung ruft Reaktion hervor. Je nachdem, ob Eingänge gehackt, aufgebrochen oder normal geöffnet wurden, reagiert die KI unterschiedlich. Sam kann zudem nun mit mehr Gegenständen interagieren, was die Optionen zur Missionsbeendigung weiter steigert. Insgesamt schleicht man hier durch den schönsten und abwechslungsreichten Teil der bisherigen Serie, hat die meisten Möglichkeiten, die glaubwürdigsten Gegner und den fähigsten Sam.
Auch technisch ist das hier das Glanzstück der Trilogie. Der dritte Teil profitiert am meisten von der HD Neuauflage. Zwar schade, dass man wie immer die meiste Zeit nur durch den Grünfilter des Nachtsichtgerätes blickt, aber wenn nicht, dann könnte rein optisch das Spiel durchaus auch 2008 erschienen sein. Sogar mit dem Ton hat’s dieses Mal geklappt. Ich konnte dabei keine Fehler feststellen. Doch halt, so leicht nicht. Zwar passt bisher alles, doch auch Abstürze sind mit dabei. Zwar nur sehr selten, aber dafür umso ärgerlicher, wenn die letzte Speicherung länger zurück liegt. Daher gilt auch hier, oft speichern!
Einzelwertung: 9/10
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