Thanatomorphose

Thanatomorphose

Originaltitel: Thanatomorphose
Genre: Bodyhorror • Drama
Regie: Éric Falardeau
Hauptdarsteller: Kayden Rose
Laufzeit: BD (100 Min)
Label: Busch Media Group
FSK 18

Thanatomorphose   10.02.2025 von MarS

Bereits im Jahr 2012 entstand das Bodyhorror-Drama Thanatomorphose des Franko-Kanadieres Èric Falardeau - bis heute der einzige Spielfilm des eigentlich auf Kurzfilme und Musikvideos spezialisierten Filmemachers. Busch Media Group veröffentlicht den ungewöhnlichen Independent-Film nun erstmals in HD und in deutscher Sprache ungeschnitten im limitierten Mediabook...

 

Inhalt

 

Laura (Kayden Rose) wir zunehmend von Depressionen geplagt, da ihr Leben alles andere als so verläuft, wie sie es sich erhofft hatte. Die Beziehung zu ihrem Freund Antoine (Davyd Tousignant) basiert lediglich auf Sex, in ihrem Job als Krankenschwester findet sie keinerlei Erfüllung, und auch die Hoffnung auf ein Kunst-Stipendium schwindet mit jeder weiteren Absage. Allein in ihrem Apartment entdeckt Laura eines Tages seltsame blaue Flecken an ihrem Körper, und ehe sie sich versieht, beginnt ihr ganzer Körper zu verfallen. Anstatt sich allerdings Hilfe zu suchen, versucht sich Laura mit ihrem zunehmend schlechteren Zustand zu arrangieren...

 

Thanatomorphose ist sicherlich nicht das, was man gemeinhin als einen guten Film bezeichnen würde. Vielmehr ist Èric Falardeaus Langfilmdebüt ein minimalistischer, metaphorischer Underground-Streifen, der den Zerfall der menschlichen Psyche sowie die Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit eines Menschen durch den tatsächlichen körperlichen Verfall visualisiert, und dabei beziehungsweise eben dadurch eine regelrecht grenzüberschreitende, ekelhafte Erfahrung bietet. Aufgebaut als Kammerspiel auf engstem Raum, getragen lediglich von seiner Hauptdarstellerin und beschränkt auf eine einzige Locatio, lässt Thanatomorphose seine zentrale Figur im wahrsten Sinne des Wortes zerfallen, überträgt also das innerliche Gefühl des Todes auf den gesamten Körper. Handwerklich ist das Alles wirklich hervorragend in Szene gesetzt, und erfordert dadurch einen äußerst starken Magen beim Publikum, im engeren Sinne unterhaltsam ist das Ganze allerdings nicht. Vielmehr ist Thanatomorphose nicht nur für die Hauptfigur, sondern auch für den Zuschauer, eine anstrengende Tour de Force, die zudem mit 100 Minuten deutlich zu lange ausgefallen ist. Aufgrund der Laufzeit und den daraus resultierenden Leerlaufzeiten im Fortschritt der Geschichte kommt es immer wieder zu unnötigen Längen und Szenen, die die ohnehin überschaubare Handlung nicht wirklich voranbringen, was jedoch im Umkehrschluss das gesamte Geschehen noch unangenehmer macht und endgültig zu einer echten Herausforderung werden lässt. Eine Herausforderung, die sich unweigerlich in den Kopf einbrennt und sich dort noch lange festhält, auch wenn es einem als Zuschauer eigentlich viel lieber wäre, das Gesehene schnellstmöglich wieder verdrängen zu können...

 

Details der Blu-ray

 

In Anbetracht der Low- beziehungsweise No-Budget Produktion darf man sich von der Qualität der Blu-ray keine Höchstwerte erwarten, denn seine Herkunft kann Thanatomorphose nicht verleugnen. Gefilmt auf klassischem Material zeichnet sich das Bild durch eine teils extreme Körnung aus, während Schärfe und Detailgrad zu keinem Zeitpunkt echtes HD-Feeling aufkommen lassen, sondern vielmehr sehr schwammig wirken. Auch Kontrastumfang und Schwarzwert bewegen sich eher auf dem Niveau einer DVD. Nur vereinzelte Szenen bieten hier etwas angenehmere, ansehnlichere Aufnahmen, was in Bezug auf Atmosphäre und Handlung aber insgesamt nicht einmal als negativ bezeichnet werden kann, sondern diese sogar sehr gut unterstützt. Auch akustisch bleibt die Blu-ray unspektakulär und zurückhaltend, was in Anbetracht der lediglich soliden deutschen Synchronisation sowie dem Mangel an größeren Dialogpassagen oder Tempo aber ebenfalls nicht ins Gewicht fällt. Einige experimentelle Traumpassagen und Halluzinationen verschaffen sich dagegen druckvoll Raum auf der Surroundanlage.

 

Bildergalerie von Thanatomorphose (9 Bilder)

Details des Mediabooks

 

Das kunstvoll gezeichnete Cover des Mediabooks lässt direkt keinerlei Zweifel daran, was den Zuschauer im Verlauf des Films erwarten wird: Nacktheit, Blut, Verwesung und Maden. Das Deckblatt mit Werbung und FSK-Logo wurde dieses Mal nur lose aufgelegt, und verhindert somit nicht den direkten Blick auf das darunterliegende, absolut cleane Cover-Artwork. Inhaltsangaben und Details wurden wie gewohnt direkt auf die Rückseite des Mediabooks gedruckt, wo auch die Limitierungsnummer zu finden ist. Das gesamte Mediabook ist mit einem Hochglanz-Finish versehen worden, was ein wenig im Kontrast zum schmutzigen und qualitativ deutlich als Underground-Film erkennbaren Werk steht. Während sich das Covermotiv auch auf den Discs wiederholt, besteht der Innendruck aus einer Kombination mehrerer, jeweils leicht abgeänderter Variationen des gleichen Artworks. Das 16-seitige Booklet, entstanden in Kooperation mit dem DEADLINE Magazin und verfasst von Autor Joshua Urmoneit, liefert zahlreiche Behind-the-Scenes Fotos und beschäftigt sich mit diversen Subkulturen wie dem Slasherfilm, Independent-Produktionen sowie Underground-Werken. 

 

Zum Bonusmaterial - zu finden auf einer separaten Blu-ray - gehören neben einem knapp 27-minütigen Interview mit Èric Falardeau auch insgesamt fünf Kurzfilme des Filmemachers. Diese umfassen:

 

La petite mort (2006) - Laufzeit 2:35 Minuten

Purgatory (2006) - Laufzeit 16:33 Minuten

Le cycle (2009) - Laufzeit 7:29 Minuten

Coming Home (2008) - Laufzeit 19:12 Minuten

Elegie nocturne (2015) - Laufzeit 10:20 Minuten



Cover & Bilder © Busch Media Group GmbH / Produktfotos: www.sofahelden.de


Das Fazit von: MarS

MarS

Es kommt nicht allzu oft vor, dass ich einem Film seine Punkte-Wertung schuldig bleibe, doch Thanatomorphose ist nach den üblichen Maßstäben einfach nicht bewertbar. Thanatomorphose ist ein polarisierender Underground-Streifen, den man weder als unterhaltsam noch als wirklich sehenswert bezeichnen kann. Stattdessen bietet er ein schockierendes, grenzüberschreitendes Erlebnis, dessen metaphorische Ebene zwar beeindruckend in Szene gesetzt wurde, dessen ekelerregender Body-Horror und die kammerspielartige, minimalistische Inszenierung allerdings weit von dem entfernt ist, was man als Otto-Normal-Publikum sonst zu sehen bekommt oder als guten Film bezeichnen würde. Ein Lob an Busch Media Group für den Mut, diesen Film zu synchronisieren und ihm eine Veröffentlichung im Mediabook zu spendieren. Eine Freude für alle Underground-Fans, die Thanatomorphose bislang nur in der englischen Originalfassung auf DVD bewundern durften, und gleichzeitig ein Schlag ins Gesicht aller Mainstream-Zuschauer, die solch ein Werk nicht im regulären Handel erwarten würden... 


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