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The Book Of Legends
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BEWERTUNG |
27.06.2014 von WolfMit The Book of Legends erscheint ein kommerzialisiertes "RPG Maker"-Spiel des Entwicklers Aldorlea Games in der Tradition der guten alten Japano-RPGs. Den Spieler "erwarten spannende Erkundungstouren und knifflige Boss-Kämpfe". Mit Charme, Witz und aufheiternden Dialogen soll das Spiel für langanhaltenden Spielspaß sorgen. Weiterhin verspricht der Klappentext über 40 Stunden Spielzeit, zwei Schwierigkeitsgrade, zahlreiche Charaktere, eine fesselnde Geschichte und liebenswerte Figuren. Ist das Spiel eine eierlegende Wollmilchsau oder doch nur halbes Hähnchen? Finden wir es heraus ...
Vor Beginn des Spiels darf der Spieler zwischen zwei Schwierigkeitsgraden, einfach und schwierig, wählen (check!). Wer "einfach" wählt, darf sich alle 50 Schritte auf einen "Zufallskampf" mit anschließender automatischer Speicherung und partieller Heilung aller Gruppenmitglieder freuen.
Irgendein nicht näher motivierter Herrscher einer nicht näher motivierten Stadt ruft seine Berater zusammen und eröffnet ihnen, dass irgendein nicht näher motivierter Dämon in irgendeinem nicht näher motivierten Turm seiner Erwachung harrt. Er informiert seine Berater weiterhin darüber, dass sie nutzlos sind, denn er habe bereits einen superstarken nicht ganz konventionellen Vagabunden damit beauftragt, den Dämon mittels einer speziellen Tinktur wieder in den Tiefschlaf zu versetzen. Besagter Herumtreiber ist Jordan, der Protagonist der Handlung.
Jordan ist ein ziemliches *zensiert*, chauvinistisch, nie um einen herabwürdigenden Spruch verlegen, und er kann mit Tieren reden. Nun wird man in die lieblos gestaltete Spielwelt mitten in einen Wald geworfen. Das Ziel der ersten Aufgabe liegt irgendwo im Süden. Je nach Schwierigkeitsgrad wird man außerhalb von Städten alle paar Meter von "Zufallskämpfen" genervt, auch wenn man bereits viel stärker als die Angreifer ist. Hier kommt die Fähigkeit "Rush" ganz gelegen, welche die Kämpfe gegen schwächere Gegner deutlich abkürzt, indem die Gruppenmitglieder alle einfach mit ihrem Standardangriff attackieren. Je nachdem, wie gründlich man ist, schließt sich bald das erste neue Mitglied der Gruppe an: Hans, der Hahn.
Hat man sich erst einmal aus dem Startwald herausgekämpft, was durchaus etwas dauern kann, da es keine vernünftige Übersichtskarte gibt und die Spielwelt derart lieblos zusammengestöpselt wurde, dass alles irgendwie gleich aussieht, kommt man an mindestens sechs ausgewachsenen Dörfern vorbei, bevor man überhaupt die erste Aufgabe abschließen kann. Erkundungstouren? Ja, aber spannend sind sie nicht. Dazu sind die Gegner und Kämpfe stellenweise überhaupt nicht ausbalanciert.
Die erwähnten vielen Dörfer mit ihren vielen nutzlosen Nichtspielercharakteren sind ein echtes Problem. Man weiß nicht, welcher NPC wichtig ist und welchen man ruhig ignorieren kann. Also muss man sie alle ansprechen und die großteils dämlichen Dreizeiler wegdrücken. Aufheiternde Dialoge kann man praktisch an einer Hand abzählen. Viele der Dialoge wirken gezwungen, rabiat oder sexistisch und sind wenig geistreich. So weiß man praktisch von Anfang an, dass - Achtung Spoiler! - man den verdammten Dämon mit der Tinktur natürlich nicht ins Land der Träume befördern, sondern aufwecken wird. Vorweggegriffen: Die Geschichte fesselt nicht, da sie 0815-Rollenspieleinheitsbrei ist.
Auf der Reise stoßen praktisch an jeder Ecke neue Gruppenmitglieder hinzu. Tipp der Redaktion: Eve die Kuh kann für 20 Manapunkte Milch geben, ein Heiltrank, der 60 Punkte heilt. Leider unterscheiden sich die Mitstreiter nicht signifikant voneinander und leveln auch nicht mit, wenn sie gerade auf der Ersatzbank sitzen, so dass man seltenst Teile der Mannschaft auswechselt. Somit gibt es zwar viele Charaktere, aber wenig Charakter. Die Figuren bleiben größtenteils äußerst blass.
Handwerklich gesehen ist The Book of Legends ebenfalls kein Meisterstück. Das Spiel kommt als englische Originalversion, sprich: eine deutsche Version existiert nicht. Nun rechnet man in einer übersetzten Version vielleicht damit, dass Texte nicht in die Textboxen hereinpassen und über den Rand herausragen. Hier bekommt man dieses Feature jedoch sogar in der Originalversion geliefert. Die Musik kann man nach der dritten Wiederholung nicht mehr ertragen und die Grafiken und insbesondere deren Anordnungen sehen wie zusammengeklaubt aus. Das geht sogar so weit, dass der Charakter hinter einigen Objekten einfach komplett verschwindet und man evtl. nicht mehr weiß in welche Richtung man laufen muss, um da wieder rauszukommen. Insgesamt ist The Book of Legends also für Rollenspielliebhaber eher ein Chicken Nugget denn ein Foie Gras. Das Fazit von: Wolf
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