The Desperate Hour

The Desperate Hour

Originaltitel: Lakewood
Genre: Thriller • Drama
Regie: Phillip Noyce
Hauptdarsteller: Naomi Watts • Colton Gobbo
Laufzeit: DVD (81 Min) • BD (84 Min)
Label: EuroVideo
FSK 12

The Desperate Hour   28.08.2022 von MarS

Mit seinem Thrillerdrama The Desperate Hour stieß Regisseur Phillip Noyce (Blinde Wut, Salt) bislang auf nicht allzu viel positive Resonanz. 29% auf Rottentomatoes und 4,8/10 auf IMDb sprechen jedenfalls eine recht klare Sprache. Nun veröffentlicht EuroVideo den Film auf DVD und Blu-ray, und wir haben uns unsere eigene Meinung gebildet...

 

Inhalt

 

Ein Jahr ist es nun her, dass Amy (Naomi Watts) ihren Ehemann durch einen Unfall verloren hat. Seitdem kümmert sie sich allein um ihre beiden Kinder Noah (Colton Gobbo) und Emily (Sierra Maltby), doch vor allem der Teenager Noah scheint den Verlust einfach nicht überwinden zu können. Der Schock trifft Amy deshalb hart, als sie während ihrer üblichen Joggingrunde im Wald plötzlich erfährt, dass es an der High-School ihres Sohnes einen Schusswechsel mit Todesopfern gegeben hat. Völlig auf sich gestellt macht sich Amy auf den Weg zurück in die Stadt, ohne zu wissen, was in der inzwischen abgeriegelten Stadt tatsächlich vor sich geht. Völlig verzweifelt, und nur durch ihr Handy mit der Außenwelt verbunden, versucht Amy während ihres Rückwegs, Informationen über die Ereignisse zu sammeln, um dadurch vielleicht ihre Kinder retten zu können...

 

Amokläufe an Schulen sind ein schwieriges Thema, das man gerade bei einer filmischen Umsetzung nicht leichtfertig behandeln sollte. Regisseur Phillip Noyce hat sich für sein Thrillerdrama The Desperate Hour dazu entschieden, einen recht ungewöhnlichen Weg mit seiner Erzählung zu gehen, und dürfte vermutlich gerade dadurch eine Menge Empörung ausgelöst haben. Anstatt sich mit der Tat selbst, den Motiven, oder dem Geschehen vor Ort auseinanderzusetzen, inszeniert er seine Geschichte als Tour de Force einer verzweifelten Mutter, und schildert die Ereignisse in Echtzeit aus einem extrem eingeschränkten Betrachtungswinkel. The Desperate Hour ist damit eine One-Woman-Show für Naomi Watts, die diese herausfordernde Aufgabe jedoch intensiv und mit vollem Einsatz zu meistern weiß. Dabei ist vielleicht nicht jede Aktion zu 100% glaubwürdig, und gerade in der finalen Phase rutscht die Erzählung dann doch etwas zu stark ins Unlogische ab, spannend und durchwegs fesselnd ist das Ganze aber dennoch. Was kann es Schlimmeres für eine Mutter geben, als nicht zu wissen, wie es ihrem Kind geht, oder gar, ob sie es überhaupt jemals wiedersehen wird? Wie könnte diese Situation noch schmerzhafter sein, als in dem Moment, in dem man erkennt, dass man hilflos den Ereignissen ausgeliefert und zur Untätigkeit verdammt ist? Dieses Dilemma hält The Desperate Hour letztendlich am Laufen. Phillip Noyce zeigt, dass eine Mutter wirklich alles in Bewegung setzen kann, und absolut alles tun würde, um ihre Kinder zu schützen. Dass er dafür einen Amoklauf an einer Schule nutzt, ist einerseits ein geschickter und spannender Schachzug, auf der anderen Seite aber auch genau der Grund, warum The Desperate Hour so viel Kritik einstecken muss. Ist es wirklich nötig, eine solche Tat als Grundlage für einen Thriller zu missbrauchen? Auch wenn Noyce in einer Abspannszene noch einmal ein kurzes Statement zur Thematik abliefert, und damit klar Stellung gegen derart sinnlose und brutale Taten bezieht, so muss man diese Frage eigentlich trotzdem mit einem Nein beantworten. Dennoch muss man The Desperate Hour jedoch zugestehen, dass das Ganze als Film hervorragend funktioniert, und man - insofern man sich nicht zu intensiv mit dem Amoklauf selbst beschäftigt - absolut fesselnde Unterhaltung geboten bekommt.

 

Bildergalerie von The Desperate Hour (6 Bilder)

Details der Blu-ray

 

Das Bild der Blu-ray ist scharf, detailreich und durchwegs sauber. Der Kontrastumfang ist sehr kräftig, Farben werden satt aber stets natürlich dargestellt. Lediglich die dynamische, recht unruhige Kamera macht es hin und wieder schwierig, alle Details - vor allem auf dem Handy-Display - zu erkennen. Die Tonspur bietet eine ausgewogene Abmischung. Eine gute Dynamik sowie die stimmige Einbindung von Umgebungsgeräuschen sorgen in Verbindung mit der klaren Kanaltrennung für ein atmosphärisches Raumgefühl. Dialoge - auch die über das Handy - bleiben dabei durchwegs gut verständlich.



Cover & Bilder © EuroVideo Medien GmbH. Alle Rechte vorbehalten.


Das Fazit von: MarS

MarS

Es war vielleicht nicht die beste Entscheidung Phillip Noyces´, einen Amoklauf als Grundlage für sein Thrillerdrama zu nutzen, noch dazu wo jede andere Extremsituation hier genauso gut funktioniert hätte. Kann man dieses Problem allerdings ausblenden, beziehungsweise nimmt man die Situation als filmische Prämisse hin, präsentiert sich The Desperate Hour als fesselnder und spannender Streifen über die Tour de Force einer verzweifelten Mutter, hervorragend dargestellt in einer intensiven One-Woman-Show von Naomi Watts. Auf Grund der gewählten Thematik vielleicht kein allzu sensibler Film, und gewiss problematisch für alle, die schon einmal auf die ein oder andere Weise Kontakt mit der sinnlosen Realität eines Amoklaufs hatten. Gleichzeitig aber dennoch ein packendes Thrillerdrama, handwerklich und schauspielerisch absolut gelungen in Szene gesetzt.


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