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The Escapist 2

Publisher: Team17
Entwicklerstudio: Mouldy Toof Studios
Genre: Simulation
Sub-Genre: Sandbox
Art: Midprice
Erscheinungsdatum: 22.08.2017
USK 12

The Escapist 2   14.09.2017 von LorD Avenger

Frischfleisch im Gefängnis möchte man natürlich ebenso wenig sein wie ein Langzeitinsasse - also sollte man dringend alles dran legen, möglichst schnell auszubrechen...

 

Faszination Gefängnisausbruch

 

Spätestens seit Prison Break oder Flucht von Alcatraz faszinieren mich Gefängnisausbruch-Geschichten ungemein. Das harte Knastleben, gepaart mit der Spannung davor erwischt zu werden und den zumeist absolut genialen Ausbruchplänen. Wenn dann auch noch ungeahnte Bündnisse hinzukommen, die unerlässlich für das Schnuppern der Freiheit sind, ist die Mischung optimal. Trotz 2D-Pixelgrafik hat mich das Konzept von The Escapist 2 also selbstredend angesprochen. Denn wie der Name schon sagt, ist auch das der ganze Spielinhalt - wie man ausbricht, bleibt dem Spieler dabei vollkommen selbst überlassen.

 

Ermüdende Routine

 

Da das Spiel oder vielmehr die Reihe ein solides Ansehen in der Online Community genießt, fällt es mir besonders schwer es zu verteufeln, aber mir bleibt nun mal nichts anderes übrig, als nach meinen Erfahrungen zu beurteilen - und die waren leider äußerst ernüchternd. Nach einem viel zu kurzen Tutorial für ein viel zu komplexes Spiel werden wir in einen riesigen, unübersichtlichen Knast geworfen und sie von Beginn an auf uns gestellt. Gehorsam folgen wir der Routine, erscheinen zur Zählung im Hof, holen und brav drei Mal am Tag zur festgesetzten Zeit unser Essen im Speisesaal ab, suchen uns einen Job, nehmen am Workout teil und gehen zur Sperrstunde ins Bett. Eine Routine, die einem bereits vor Ablauf des ersten Tages tierisch auf den Senkel geht, weil man kaum dazu kommt sich einen Überblick über das Gebäude zu verschaffen, geschweige denn die Routen oder Gewohnheiten von Wärtern und Sträflingen auszukundschaften, wie der Ladebildschirm z.B. vorschlägt. Verzichtet man aber darauf der Routine nachzukommen, steigt die Misstrauensanzeige der Wärter und man bekommt zunehmend Probleme - seien es mehr Wachen, Wachhunde oder letztlich auch ein völliger Lockdown. Und wenn man irgendwo erwischt wird, wo man nicht sein sollte, wird man von den Wachen verprügelt und landet entweder im Krankenflügel oder in Einzelhaft.

 

Zu wenig Freizeit

 

Seine spärlich bemessene Freizeit verbringt man neben dem allgemeinen Auskundschaften der Begebenheiten also damit, Items zu sammeln, Nebenaufgaben von anderen Häftlingen anzunehmen oder die eigenen Fähigkeiten zu schulen - alles davon ist aber mit irgendwelchen Problemen behaftet. Das Item-Sammeln funktioniert am besten, indem man leere Gefängniszellen der Leidensgenossen aufsucht und ihre Tische durchsucht, die täglich wechselnde Inhalte bereithalten. Es wird andauernd auch jemand niedergeschlagen, dessen bewusstlosen Körper man ausrauben kann, allerdings sollte man das nicht unter den Augen eines Wärters machen und man muss sich unfassbar beeilen, denn innerhalb von Sekunden taucht eine Krankenschwester auf, die sich den Verletzten über die Schulter wirft und in den Krankenflügel bringt. Die verwirrende und wenig intuitive Steuerung ist dabei keine Hilfe. Die gesammelten Items kann man dann entweder bei sich tragen, im eigenen Tisch ablegen oder im Geheimfach des selbigen verstecken - alles in nur sehr begrenzter Stückzahl möglich. Aus einer vollkommen überladenen Liste von Möglichkeiten, die Items zu neuen Sachen zu kombinieren, muss man im Grunde genommen schon vorher aussuchen, worauf man abzielt und dann gezielt sammeln. Schwierig nur, weil man bei vielen Sachen überhaupt keine Vorstellung davon hat, wofür man sie nachher nutzen kann, da die Beschreibungen noch kürzer sind als das Tutorial. Es hilft also nichts als auszuprobieren und vielleicht Vermutungen anstellen samt dem hoffen, dass diese sich bewahrheiten.

 

Die Nebenaufgaben machen es einem auch nicht unbedingt leichter, denn einen Zielmarker für Aufgaben wie "vermöble Lucas" gibt es nicht und eine schnelle Möglichkeit den betroffenen Charakter zu finden habe ich nicht entdecken können. Es bleibt also nichts anderes übrig, als wieder einmal durch das viel zu große Gefängnis zu latschen und darauf zu hoffen, zufällig auf Lucas zu treffen, dessen Name über einem Charakter erscheinen könnte, wenn man dicht genug an ihm vorbeiläuft. Auch seine Fähigkeiten zu schulen ist ein Geduldsspiel, denn mit einem simplen Minispiel, bei dem man durch rhythmisches Tastendrücken einen Balken in einem sich bewegenden Zielbereich halten muss, steigert man sein Wissen oder seine Kraft/Ausdauer. Beides ist jeden Tag allerdings nur begrenzt möglich, mehr oder minder aber zwingend erforderlich - beispielsweise die herzustellenden Items sind nach dem eigenen Wissenslevel sortiert und neue Möglichkeiten müssen hier erst freigeschaltet werden.

 

Bildergalerie von The Escapist 2 (6 Bilder)

Ein Mutliplayer-Spiel

 

Das Problem an dem Spiel ist offenkundig, dass es für mehrere Spieler ausgelegt ist. Ob man will oder nicht, eröffnet man mit dem Start eines Levels eine Online-Lobby und andere Spieler können beitreten, ebenso wie man selbst bei anderen einsteigen kann. Mit bis zu vier Spielern kann man also durch das Gefängnis streifen und zusammen einen Plan aushecken - dann kann man sich die zeitraubenden Geduldsaufgaben wunderbar aufteilen und vielleicht sogar Spaß an der Sache haben. Für einsame Zocker hingegen eignen sich höchstens die Level mit Zeitdruck, die meist auf eine Routine verzichten und weniger Möglichkeiten bieten - relativ früh im Spiel wäre das zum Beispiel ein Gefängniszug, der gleichzeitig auch neue Ausbruchmöglichkeiten vorstellt.


Das Fazit von: LorD Avenger

 LorD Avenger

The Escapist 2 hat ein tolles Konzept mit nahezu unbegrenzten Möglichkeiten seiner Inhaftierung zu entkommen, leider überfordern diese Möglichkeiten aber auch Spieler, die entweder nicht Dutzende von Stunden investieren oder lieber alleine als mit anderen spielen möchten. Die auf bis zu vier Spieler im Splitscreen- oder Online-Multiplayer ausgelegten Level sind viel zu groß und unübersichtlich und gerade die klassischen Gefängnislevel stören einen ständig mit ihrer Tagesroutine, der man größtenteils folgen sollte. Auch der Umstand, dass man nicht nur zufällig verteilte Items sammeln muss für eine viel zu ausschweifende Anzahl von Bastelobjekten, sondern für deren Erstellung und Nutzung auch seine Charakterwerte aufpolieren muss, was wiederum die kostbare Freizeit kostet... das alles kostet verdammt viel Geduld und ist im Singleplayer so gut wie unspielbar.


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positiv negativ
  • Unzählige Möglichkeiten ein Level abzuschließen
  • Lokaler sowie Online-Multiplayer für bis zu vier Spieler
  • Sehr auf Multiplayer ausgelegt, für Singleplayer nahezu unspielbar
  • Kein ausreichendes Tutorial, bzw. Beschreibungen
  • Tagesroutine im Gefängnis schränkt einen sehr ein und fordert Unmengen an Geduld
  • Sehr lange Eingewöhnungs- und Kennenlernphase





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