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The Witcher 2: Assassins of Kings - Enhanced Ed.

Publisher: Namco Bandai
Entwicklerstudio: CD Projekt RED
Genre: Rollenspiel
Sub-Genre: Action-Rollenspiel
Art: Fullprice
Erscheinungsdatum: 17.04.2012
USK 16

The Witcher 2: Assassins of Kings - Enhanced Ed.   30.04.2012 von GloansBunny

Eine Legende besagte einst, dass ein mystisches Rollenspiel namens The Witcher 2: Assassins of Kings exklusiv für den PC erscheinen würde. Doch die Legende war eine Lüge. Die Sofahelden schauen jetzt dem Hexer über die magischen Schultertasten ...

Wir schreiben das 13. Jahrhundert. Die Kreuzzüge verwüsten Europa, Inquisitionsgerichte vollstrecken ihre blutigen Urteile und fließend Wasser findet sich nur an Flussufern. Während im fernöstlichen Masyaf gerade ein Assassine namens Altaïr zu Grabe getragen wird, bahnt sich in den nördlichen Königreichen eine Intrige epischen Ausmaßes an. Ein Hexer namens Geralt von Riva dient seinem König, dem Herrscher von Temerien, als treuer Berater und Monsterjäger. Der auch als "Weißer Wolf" bekannte Magier genießt großes Ansehen zu Hofe, das einfache Volk blickt furchtsam und respektvoll zu ihm auf. In einem unachtsamen Moment jedoch findet der Monarch den Tod, herbeigeführt durch die Klinge eines Verräters. Da keine Zeugen zugegen waren, bezichtigt man Geralt des Königsmordes und entledigt ihn all seiner Privilegien. Ihn dürstet nach Gerechtigkeit, nach Rache und Beschwichtigung. So zieht Geralt von Riva hinaus in die nördlichen Königreiche, um den wahren Mörder zu finden ...

The Witcher (erschienen 2007 für PC) basiert auf den Fantasy-Romanen von Andrzej Sapkowski und erzählt die spannende Geschichte Geralts, einem Hexer, der in einer Welt ohne Moral lebt. Zahlreiche Auszeichnungen und Lobeshymnen durchzogen die Presse, die konsequent von Atmosphäre, Story und Gameplay des CD Projekt-Meisterwerks schwärmte. Der Siegeszug dieses Rollenspiels setzte sich Anfang 2011 mit The Witcher 2: Assassins of Kings auf dem PC fort, um nun endlich auch auf die Xbox 360 portiert zu werden. Die unzähligen Narben auf dem athletischen Körper des weißblonden Hexers zeugen von vergangenen Geschehnissen. Welche Spuren hinterlässt er aber nun selbst bei RPG-Spielern? Lest denn selbst, werte Freunde des Hexers.

Geralts Umgang mit Magie, Kampfkunst und stahlharten Muskeln will gelernt sein. Die Kamera und der Hexer selbst werden über die Analogsticks manövriert. Die Aktionstasten beherbergen leichte und schwere Schläge, lassen ihn geschickt ausweichen oder aktivieren Zauber. Die Schultertasten gewähren Zugriff auf das umfangreiche Ringmenü, das unter anderem Tränke, Bomben und diverse Magiekünste enthält. Außerdem finden sich auf den Triggern Funktionen, beispielsweise Blocken, Einsatz der Sekundärwaffen wie Fallen und Bomben sowie die hilfreiche Zielerfassung, wieder. Mit der Back-Taste gelangt man in das umfangreiche Inventar- und Charaktermenü. Die Steuerung ist zwar relativ komplex, aber eingängig und durchdacht. CD Projekt hat hier erstklassige Arbeit geleistet, zumal Alter Ego sowie Kamerasicht extrem präzise und flüssig auf die Befehle reagieren. So muss sich eine Adaption auf der Konsole anfühlen!

Besitzer eines leistungsstarken PCs durften bereits vergangenes Jahr in die mittelalterliche Welt der nördlichen Königreiche eintauchen. Das traumhafte Leveldesign wurde mit all seiner Schönheit nun auf zwei Disks gebannt und macht deutlich, zu welcher grafischen Leistung die Xbox 360 noch immer fähig ist. Trotz ihres Hardwarealters von nunmehr knapp sieben Jahren überzeugt die Microsoft-Konsole mit gestochen scharfer Grafik, flüssigen Animationen, prächtigen Lichteffekten und einer gigantischen Weitsicht. Die Farbgestaltung variiert von knallig bunt bis trist-dunkel und transportiert die Atmosphäre der jeweiligen Areale perfekt ins heimische Wohnzimmer. Einführungs- und Zwischensequenzen sind kinoreif in Szene gesetzt und bringen den Grafikchip fast an seine Grenzen, wie das leichte Tearing beweist. Dieser Bildfehler stört aber genauso wenig wie die gelegentlich nachladenden Texturen. Überall wimmelt es vor Menschen, Elfen, Monstern und anderen Organismen. Der Detailreichtum ist gigantisch, die Gestaltung der Areale abwechslungsreich und die Lebewesen vielfältig. Eine besondere Note erhält The Witcher zudem durch die historischen Rückblenden. In blutrot gestalteten Scherenschnitten hauchen die Entwickler Geralts Vergangenheit animiertes Leben ein. Dieses Spiel ist ein wahre Grafikbombe und sollte unbedingt auf der Festplatte installiert werden, um das imponierende Zusammenspiel aus Grafik, Animationen und Atmosphäre verzögerungsfrei genießen zu können.

Bildergalerie von The Witcher 2: Assassins of Kings - Enhanced Ed. (19 Bilder)

Auch die akustische Inszenierung ist mehr als imposant. Der Soundtrack (der übrigens dem Spiel auf einer separaten CD beiliegt) ist absolut stimmig und fügt sich perfekt in das Spielgeschehen ein. Epische Melodien wetteifern mit cineastischen Soundeffekten um die Gunst der Spieler und setzen den Subwoofer gekonnt in Szene. Besonders markant zeigt sich The Witcher bei der sprachlichen Vertonung. Die zahlreichen Zwischensequenzen und In-Game-Dialoge überzeugen mit motivierten deutschen Sprechern und toller Synchronisierung. Während der Adel mittelalterlich geschwollen mit Komplimenten um sich wirft, ist beim gemeinen Volk Vulgärsprache angesagt. Unterhaltungen sind gespickt mit derben Schimpfwörtern, die zum Teil unter die Gürtellinie gehen – und das darf man hier wirklich wörtlich nehmen. So amüsante Bezeichnungen wie "Arschnase" gibt es genauso oft zu hören wie das berüchtigte F-Wort. Der raue, eindeutige Umgangston passt aber einfach perfekt zum Setting des Spiels. Auch die Vielzahl an Unterhaltungen und Kommentaren, die NPCs "nebenbei" führen und äußern, ist immens. Viele Schicksale und Witze nimmt man im Vorbeigehen wahr und laden einfach zum Zuhören ein. CD Projekt erzeugt mit der gesamten Soundkulisse eine wirklich beeindruckende Atmosphäre. Akustisch ist Geralts Abenteuer von Anfang bis Ende durchdacht und genial inszeniert.

Rollenspiele zeichnen sich primär durch ihre individuellen Geschichten und Gameplayarten aus. Die Serie von The Elder Scrolls zum Beispiel fesselte mit ihrem Konzept der offenen Spielwelt, die Mass Effect-Reihe glänzte durch einzigartige Dialoge sowie durch die Auswirkungen auf den Storyverlauf. Was also bietet CD Projekt mit The Witcher 2? Ganz einfach: von allem etwas! Die Kämpfe mit Ghulen, Armeen und vielen anderen Charakteren sind rasant, abwechslungsreich und erfordern viel taktisches Denken. Simples Herumfuchteln mit dem Schwert führt meistens zu nichts anderem als dem "Sie sind gestorben"-Bildschirm. Vor allem bei Auseinandersetzungen mit mehreren Gegnern ist geschicktes Kombinieren von physischen und magischen Attacken, Ausweichen und Blocken der sicherste Weg zum Sieg. Die umfangreiche Tastenbelegung macht den Einstieg in die hohe Kunst des Hexerkampfes nicht gerade leicht, das ausführliche Tutorial im Prolog sorgt aber für Klarheit. Der frei wählbare Schwierigkeitsgrad ist nicht zu unterschätzen, zumal helfende Tränke und Mixturen ausschließlich vor Auseinandersetzungen mit Widersachern kredenzt werden können. Auch erfahrene RPG-Spieler werden gerade am Anfang an ihre Grenzen stoßen und ins virtuelle Gras beißen. Da ist es ratsam, die Talentbäume rund um Alchemie, Schwertkampf, Magie und Konstitution zu erweitern, indem man genretypisch Gegner besiegt und Quests absolviert. Letztere sind in der gesamten Spielwelt zahlreich vorhanden und extrem vielfältig, sodass keine Aufgabe der anderen gleicht. Von der Befreiung eines Hafens von einem riesigen Seeungeheuer über die Zusammenführung getrennter Saufkumpane bis hin zur Erforschung eines Grabmals sind alle Sorten an Quest-Arten vertreten. Manche können nur mit Gewalt, manche mit Diplomatie oder Komplimenten gelöst werden. Für jede einzelne Aufgabe gibt es dutzende Lösungswege. Unterhaltungen oder getroffene Entscheidungen haben einen deutlichen Einfluss auf den weiteren Spielverlauf. Mit etwas sprachlichem Geschick darf der charismatische Geralt sogar die ein oder andere Liebelei mit einer Dame eingehen. In deutlichen, aber stilvollen Bildern ist der Spieler gewissermaßen live dabei, wenn der Hexer sich mit seinem trocknen Humor und mit vollem Körpereinsatz der Schürzenjagd widmet. Zusammen mit der spannenden Geschichte um Mord, Intrigen und Verrat entsteht so ein beeindruckend dichtes Konstrukt, das nicht zuletzt auch durch die glaubhaften Charaktere einfach einzigartig ist. Die intelligente Steuerung, das übersichtliche Levelsystem, die umfangreiche Waffenauswahl und das durchdachte Inventarmenü sind überragend. Programmierfehler und Bugs wie bei Skyrim sind beim Test kaum aufgefallen. Nur die Tatsache, dass Geralt ohne Konsequenzen Gegenstände stehlen kann, während ihm deren Besitzer völlig regungslos dabei zusehen, fällt etwas negativ auf. Da aber bereits Updates angekündigt wurden, werden solche kleinen Fehler sicherlich bald der Vergangenheit angehören.

The Witcher 2: Assassins of Kings schreibt die Geschichte der Rollenspiele zwar nicht neu, aber das muss es auch nicht. Geralts knapp 50-stündige Reise ist ein faszinierend authentischer Spielepos, der auf ganzer Linie überzeugt. Die handelsübliche "Enhanced Edition" trumpft bereits ab Werk mit einem nützlichen Quest-Handbuch, einem schicken Pappschuber und einer hochwertigen Karte der Spielwelt auf. Charisma, Charakter und Tiefe sind das, was dieses RPG auszeichnet.

Prädikat: heißer Kandidat für das Spiel des Jahres 2012!


Das Fazit von: GloansBunny

GloansBunny

Anspruchsvoller Schwierigkeitsgrad, taktische Action, klasse visuelle Inszenierung und ein tolles Setting. Dazu noch ein ordentlicher Schuss Atmosphäre, perfekte (und vulgäre) Vertonung, eine fesselnde Story und viele Charaktere, die sich ins Gehirn einbrennen. So muss ein aktuelles Rollenspiel aussehen! The Witcher 2: Assassins of Kings ist sowohl optisch als auch spielerisch eines der besten Games, das es zurzeit auf dem Markt gibt. Als Liebhaberin des RPG-Genres habe ich viele Titel gespielt. Aber so abwechslungsreich, stimmig, überzeugend und unterhaltsam wie Geralt waren nicht einmal Commander Shepard und Ezio Auditore für mich. Ein äußerst erwachsenes Spiel für erwachsene Spieler, die keine Scheu vor einem herausfordernden Mittelalter-Fantasygame haben. The Witcher 2 zählt ab sofort zu meinen Lieblingsspielen und wird sicherlich noch viele weitere Fans finden. Der weiße Wolf prangt in großen Lettern auf meiner imaginären Spielerhaut und hinterlässt eine wohlig kribbelnde Narbe. Höret und sehet, holde Rittersleut und Maiden, gehet hinaus und kaufet euch dies große Abenteuer! SOFORT!


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positiv negativ
  • Erstklassige Grafik/Animationen
  • Stimmiger Soundtrack, klasse Effekte
  • Motivierte deutsche Sprecher, jede Menge Humor
  • Fesselnde Atmosphäre, viel Magie und Action
  • Abwechslungsreiche Missionen
  • Umfangreiche Charakterentwicklung
  • Intuitive Steuerung
  • Spannende Story, einzigartige Figuren
  • Gelegentliches leichtes Tearing
  • Für Einsteiger zu hoher Schwierigkeitsgrad
  • Diebstahl wird von NPCs nicht geahndet





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