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This is the Police

Publisher: Eurovideo
Entwicklerstudio: Weappy
Genre: Strategie
Sub-Genre: Simulation
Art: Downloadtitel
Erscheinungsdatum: 22.03.2017
USK 16

This is the Police   25.06.2017 von LorD Avenger

Jack Boyd ist der Police Chief von Freeburg, einer von Kriminalität und Korruption heimgesuchten Großstadt. Ein Lichtblick an seinem grauen, tristen Horizont ist die nur noch 180 Tage entfernte Pensionierung - die er im Idealfall mit einer runden Summe von 500.000 Dollar beginnen möchte. Doch wie an das Geld kommen...?

 

Kick-gestartet

 

Ein weiteres Kickstarter-Game, das es dieses Jahr auf die Konsolen schafft (bereits August 2016 für PC erschienen)! This is the Police wurde im Januar 2015 über die Crowdfunding-Plattform ins Leben gerufen und übertraf das Finanzierungsziel von 25.000 $ um satte 10.000 $. Nicht zuletzt konnte man so auch Jon St. John als Sprecher für den Protagonisten/Erzähler verpflichten, bekannt als Stimme von Duke Nukem.

 

Arbeit als Polizei Chief

 

Das Spiel besteht grundlegend aus zwei Hauptelementen: Der vom Erzähler und illustrierten Standbildern begleiteten Story sowie der Arbeit als Police Chief - sprich, die Koordination, das Einstellen und das Feuern von Streifenpolizisten und Detectives, das Verhandeln mit der Stadt um weitere Gelder, das Treffen von Entscheidungen und das Leben mit den Konsequenzen. Zusätzliche Spielelemente beinhalten das Aushelfen bei kniffligen Fällen, das Verteilen der gegebenen Ressourcen und die nicht zu vernachlässigende PR-Arbeit im Umgang mit der Presse. Ersteres Element wird zugegebenermaßen relativ schwer gewichtet, was man gleich in den ersten langen Minuten nach Spielbeginn merkt - das Spiel beginnt an sich nämlich deutlich später. Zunächst muss man sich an den sehr eigenen Darstellungsstil gewöhnen, der trotz hochkarätiger Erzählerstimme dazu führt, dass man sich schwer mit dem Schaufensterpuppen-Protagonisten anfreunden, geschweige denn sich mit ihm identifizieren kann. Seine melancholische, leicht depressive Art, die man schon zur Genüge aus Polizeigeschichten der letzten 50 Jahre kennt, machen diesen Umstand nicht besser. Ebenso wenig der nicht zu unterschätzende Umfang der Story-Sequenzen, die zwar meist nicht sonderlich viel Inhalt haben, aufgrund der typisch philosophischen Erzählweise aber unnötig gestreckt werden. Egal, ob Theaterdarsteller, Türsteher oder Polizist - gib ihnen eine Erzählerrolle und alle werden schlagartig zu Goethe.

 

Gameplay

 

Steht man diese Langatmigkeit durch, die einen das Spiel fast schon ausschalten lässt, wechselt das Szenario zum eigentlichen Gameplay. Man starrt auf eine dreidimensionale Nachbildung der Stadt und die Gesichter seiner Streifenpolizisten in der jeweiligen Schicht, die unten auf Karten aufgereiht sind und wartet auf Dialogfenster, die aufpoppen. Das können abgesehen von Tutorials und dezent interessanten Bekanntmachungen Verbrechensmeldungen oder Anfragen sein. Beide poppen als knapp bemessener Countdown auf der Karte auf und offenbaren beim Anwählen einen kleinen Beschreibungstext der Situation, sowie eine quantitativ abwechselnde Feldanzahl, die mit Streifenpolizisten gefüllt werden muss. Je mehr Felder frei sind, umso ernster kann die Lage sein - mit Betonung auf kann. Setzt man bei einer Schießerei also zu wenig Leute ein, kann es zum Entkommen der Täter kommen oder noch schlimmer, zum Todesfall der Beamten und involvierter Zivilisten. Abgesehen von solchen rein algorithmisch gesteuerten Missionen, lassen andere wiederum weitere Dialogfenster aufpoppen, die zusätzliche Entscheidungen erfordern. Kommt man der Bitte nach Verstärkung nach? Soll der Beamte vor Ort schießen, betäuben oder erst einmal reden? Was soll er reden? Manche Fälle lassen sich mit ein wenig psychologischem Feingefühl so ereignislos lösen, andere hingegen sind überhaupt nicht vorhersehbar. Hinzu kommt, dass bei denselben Missionen mit denselben ausgewählten Optionen ein anderer Ausgang eintreten kann. Auch die Erfahrungen der jeweiligen Polizisten spielen eine Rolle, nehmen bei erfolgreichen Fällen zu und bei entkommenen Tätern ab. Mithilfe von limitierten Abzeichen lassen sie sich auch befördern, was Motivation und Professionalität ankurbeln kann - mit Betonung auf kann.

 

Verbrechen, die in diesem Moment nicht in Gang sondern bereits zurückliegend sind, erfordern hingegen den Einsatz von Detectives. Diese müssen ebenso Fällen zugeordnet werden und je nach Erfahrung und der Anzahl von Detectives an einem Fall kommt es schneller zu Ergebnissen. Die Falllösung an sich obliegt allerdings dem Spieler. In einem separaten Bildschirm können wir uns durch die kurzen Zeugenaussagen klicken und anhand derer auf die Geschehnisse schließen. Eine Polaroid-Bilderreihe soll den Tathergang darstellen, zeigt zu Beginn allerdings nur das erste und letzte Bild - die mittleren 3 sollen sinngemäß eingeordnet werden. Dafür müssen sie allerdings erst mit verstreichender Zeit von den Detectives gefunden werden und bei komplizierteren Fällen gibt es mehr als drei Bilder, die erst nach und nach aufgedeckt werden. Wie bei echter Polizeiarbeit. Wow. So realistisch!

 

Bildergalerie von This is the Police (8 Bilder)

Last but not least wenden sich auch Nicht-Polizisten mit ihren Anfragen an den Chief und somit den Spieler. Häufig sind es einflussreiche Personen aus der Stadthierarchie, die für ihre Spielhalleneröffnung oder ihren Warentransport polizeiliche Hilfe wünschen und diese mit Geld oder z.B. hilfreichen Fahrzeugen begleichen. Kniffliger wird es dann schon, wenn entweder das Rathaus mit seinem korrupten Bürgermeister oder die Mafia selbst anruft. Moralische Zwickmühlen tun sich dann vor einem auf, die einem schwere Entscheidungen abringen, welche man am liebsten gar nicht treffen würde. Feuer alle schwarzen Beamten. Schlage den Feministenprotest mit Gewalt nieder. Ignoriere die Geiselnahme um 18 Uhr im Gericht. Und das Richtige zu tun ist nicht einmal eine Option - lehnt man die menschenunfreundlichen Forderungen des Rathauses ab, wird einem das Budget und somit die Anzahl der Beamten gekürzt, wodurch nicht alle Fälle vernünftig bearbeitet werden können, mehr Leute zu Schaden kommen, wodurch wiederum Sanktionen der Stadtverwaltung drohen. Ignoriert man hingegen die Mafia, schickt ihnen auf Wunsch keine Verstärkung und funkt dann auch noch bei ihren Straftaten dazwischen, wird man innerhalb der ersten zwei Spielstunden bereits erschossen und landet beim Game Over-Screen. Checkpoints zum Laden werden übrigens nur an den Tagen gesetzt, an denen eine Storysequenz stattgefunden hat - unter Umständen muss man also einige Tage erneut durchspielen.


Das Fazit von: LorD Avenger

 LorD Avenger

Davon abgesehen, dass das Spielprinzip selbst mit all seinen unterschiedlichen Dialogfenstern verdammt schnell ermüdend und langweilig wird, erinnert alles sehr stark an diese Restaurant-Spiele der letzten Jahre, in denen durchgängig zeitbeschränkte Bestellungen reinkommen und man darauf Küchenhilfen zuweisen und die richtigen Zutaten auswählen muss. Zusammen mit der ausschweifenden, aber ebenso langweiligen Geschichte, die durchsetzt ist mit langatmigen Kunstpausen und unnötig philosophischen Beschreibungen hält einen This is the Police nicht sonderlich lange bei der Stange - ganz davon abgesehen, dass man letztlich doch nicht so frei entscheiden darf, wie die zahlreichen Auswahlfenster einem vorgaukeln.


Die letzten Artikel des Redakteurs:


positiv negativ
  • Simples, gut zu überblickendes Spielprinzip
  • Viele Entscheidungsmöglichkeiten und Dialogoptionen
  • Langatmige Korruptionsgeschichte mit zu vielen starren Sequenzen, zu ausschweifenden Monologen und zu langen Kunstpausen
  • keine sympathischen Charaktere zum Hineinversetzen
  • Freie Wahl ist durch sehr drastische Konsequenzen stark eingeschränkt
  • Ergebnisse bei Polizeieinsätzen sind mehr oder minder zufällig, variieren bei identischen Entscheidungen
  • Wird schnell langweilig





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