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Transference

Publisher: Ubisoft
Entwicklerstudio: SpectreVision, Ubisoft Montreal
Genre: Horror
Sub-Genre: Adventure
Art: Midprice
Erscheinungsdatum: 18.09.2018
USK 16

Transference   22.09.2018 von LorD Avenger

Der Vater einer kleinen Familie stößt bei seinen Forschungen auf einen Weg, in das Bewusstsein aller drei Mitglieder einzutreten und dort durch Rekonstruktion von Erinnerungen deren Psyche kennenzulernen...

 

Transference oder Übertragung zu Deutsch, ein Begriff von Sigmund Freud, ist ein Begriff aus der Psychoanalyse, der den Vorgang beschreibt, in dem Menschen alte oder verdrängte Gefühle, Erwartungen, Wünsche und Befürchtungen auf neue soziale Beziehungen zu übertragen. Tief verwurzelte Charakterzüge wie Rachsucht, Rechthaberei, Trennungsängste oder spontane Sympathie/Antipathie können Folgen davon sein. Mit-Entwickler SpectreVision ist eigentlich eine Filmproduktionsfirma, die 2010 von Elijah "Frodo" Wood gegründet wurde und sich auf Horrorfilme spezialisiert hat.

 

Inhalt

 

Das Spiel beginnt vor einem alten Gebäude mit verschlossener Tür und hoch umzäunten Garten. Davon abgesehen herrscht im Umfeld absolute, nicht zugängliche Dunkelheit. Flimmernde, vermeintliche Bildfehler und im Sichtfeld auftauchender, leuchtend roter Computer-Code machen schnell deutlich, dass man sich in einer Simulation, einem Programm befindet. Nach dem Finden des Haustürschlüssels erhält man Zugang zum Haus und wird Zeuge eines beunruhigenden Wandelns der Umgebung, die einen bedrohlichen rötlichen Farbton annimmt, in der Türen und andere Gegenstände verschwinden, andere hinzukommen und die Wände wie von Wahnsinnigen zugeschrieben sind. Über das Betätigen eines auftauchenden Lichtschalters lässt sich die Simulation wieder normalisieren, doch die Interferenzen nehmen an Häufigkeit zu: Verschlossene Türen rappeln, als würde eine Bestie dahinter lauern, Stimmen ertönen von überall her, die Wandkritzeleien arten aus, der bellende Geist des Familienhundes stürmt aggressiv auf einen zu und ein merkwürdiges gestaltloses Wesen verschluckt das Licht und macht Jagd auf einen.

 

Gameplay

 

Das Spielprinzip spiegelt sich am besten in einer Mischung aus Escape Room und Point and Click wieder (wobei ersteres Genre ohnehin meistens mit zweiterem in Verbindung steht). Man spielt in der Ego-Perspektive, hebt Gegenstände auf, öffnet Schubladen und Türen, reguliert gegebenenfalls den Drehschalter eines Radios, um einen Sender einzustellen. Größtenteils sind die Möglichkeiten stark eingeschränkt, da die eigentlich sehr übersichtliche Umgebung der Wohnung sich ab bestimmten Augenblicken stets verändert, Türen auftauchen oder verschwinden lässt, selbige ab- oder aufschließt. In dem gegebenen Raum muss man also ein Rätsel lösen, um voranzukommen und dieses wird meist durch eine Bildstörung gekennzeichnet, vor der ein hinweis-gebender Computercode schwebt. Meistens reicht es schon mit dem richtigen Gegenstand zu interagieren oder diesen an die vorgesehene Stelle zu bringen, kniffliger wird es erst, wenn man zwischen den beiden Bewusstseinsebenen wechseln muss. Mithilfe der leuchtenden Lichtschalter wechselt die Wohnung von der Darstellung aus Erinnerungen zu der Darstellung des Unterbewusstseins - einer surrealeren, verstörenderen Umgebung, aus der man Gegenstände mitnehmen kann, die in der Erinnerungsebene nicht vorhanden sind. Im Unterbewusstsein arbeitet man sich so durch den Geist der drei psychisch nicht ganz gesunden Familienmitglieder. Angefangen beim Sohn, der gemobbt und von seinem Vater vernachlässigt wird, über die depressive Frau, die ihre Träume einer Musikkarriere für die Familie geopfert hat, bis hin zum offenkundig wahnsinnig gewordenen Wissenschaftler-Vater, der sich in der Erforschung des Hirns verloren hat.

 

Bildergalerie von Transference (8 Bilder)

Grafik

 

Die Grafik ist vollkommen ausreichend, steht durch die begrenzten Möglichkeiten im Spiel aber auch vor keinen großen Herausforderungen. Aufgehobene Gegenstände können näher untersucht werden und dabei ist selbst kleinster Text gut zu lesen. Zwischensequenzen sind Filmaufnahmen realer Darsteller anstelle von computeranimierter Nachbildungen. Da nicht einmal die Hände des Protagonisten zu sehen sind und auch Fotos die realen Menschen zeigen, beißt sich das nicht und wirkt ebenso passend wie stimmungsvoll.


Das Fazit von: LorD Avenger

 LorD Avenger

Das sowohl in VR als auch ohne spielbare Transference ist ein durchaus gelungenes Horrorspiel, das sich offenkundig an dem beinahe schon legendären P.T. orientiert - der Demo des angekündigten aber inzwischen wieder eingestampften Silent Hills. In der Ego-Perspektive bewegt man sich immer und immer wieder durch einen sehr begrenzten Spielraum, der sich auf surrealer Ebene stetig verändert und geringfügig erweitert. Durch das Aufheben und Untersuchen von Gegenständen werden kurze Filmsequenzen freigeschaltet oder kurze Ton-Dateien der drei Familienmitglieder, die das schwierige Leben rundum die einnehmende Forschung des Vaters verdeutlichen und die Entwicklungen der einzelnen Parteien. Zusätzlich wird das von der Umgebung in der Unterbewusstseinsebene verdeutlicht, in der die Wände beispielsweise vollgemalt sind von mathematischen Gleichungen (beim Vater), wirren Kritzeleien eines einsamen Kindes mit Monstern (beim Kind) oder gebrochenen Herzen und Figuren, denen der Pumpmuskel aus dem Brustkorb gerissen wird (bei der Mutter). Atmosphärisch ist es auf dem beengten Raum speziell durch die an den Nerven zerrende musikalische Untermalung sehr gelungen, im negativen Sinne nervig sind allerdings die ständig aus irgendwelchen verschlossenen Räumen oder Walkie Talkies herausschallenden Stimmen, die sich innerhalb von Sekunden wiederholen und schlichtweg nie abbrechen. Auch hält sich die Angst beim Spielen in Grenzen, da die einzig wirkliche Bedrohung das gestaltlose Monster ist, das einen zwar angreift, dadurch aber keine Konsequenzen zu erwarten sind, sondern das Erreichen des nächsten Spielabschnitts - man freut sich also eher auf die Begegnung. An dieser Stelle ist das Spiel vielleicht ein wenig zu geskriptet. Auch Jumpscares gibt es an sich nicht - tatsächlich habe ich mich nur einmal heftig erschrocken und zwar als meine Frau mir auf die Schulter klopfte um Gute Nacht zu sagen. Mit knapp unter zwei Stunden ist das Spiel relativ kurz und keines der Rätsel ist übermäßig fordernd - aber auch P.T. war in rund einer halben Stunde durchzuspielen und das hat sich bis heute als großartigstes Horror-Videospiel-Erlebnis aller Zeiten bei mir verankert - sowohl in meinen Erinnerungen, als auch in meinem Unterbewusstsein.


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positiv negativ
  • Sehr atmosphärisch
  • Interessante, nur bruchstückhaft aufzudeckende Familiengeschichte
  • Kreative Nutzung einer minimalistischen Spielwelt
  • Gute Darsteller-Leistungen in den Zwischensequenzen
  • Mit und ohne VR spielbar
  • Sehr einfache Rätsel
  • kurze Spieldauer von unter zwei Stunden





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