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Van Diemen's Land

Originaltitel: Van Diemen\'s Land
Genre: Drama
Regie: Jonathan von der Heide
Hauptdarsteller: Alexander Pearce • Robert Greenhill
Laufzeit: ca. 100 Min.
Label: Splendid/I-On
FSK 18

Van Diemen's Land   09.01.2011 von Beef Supreme

Anthoonij van Diemen. Wer kennt ihn nicht? Gut, man hilft ja gerne nach. Natürlich war das der Generalgouverneur von Niederländisch-Indien. Und auch einstmaliger Namensgeber des heutigen Tasmaniens. Van Diemen’s Land spielt zu der Zeit, in der noch der alte Name verwendet wurde und das Land als Strafkolonie herhalten muss. Und um Sträflinge geht es in diesem Machwerk. Acht Pechvögel sollt ihr sein…

 

Und damit ist schon die erste Hälfte der Handlung wiedergegeben. Acht Häftlinge aus dem britischem Regierungsbereich wurden ins heutige Tasmanien deportiert, um dort Strafarbeiten abzuleisten. In deren Fall Bäume fällen. Die Royal Army muss unter erheblichem Personalmangel gelitten haben, da es nur für einen Aufseher gereicht zu haben scheint. Natürlich nutzen unsere acht krummen Burschen die Gelegenheit und entkleiden den armen Mann. Ach ja, sie fliehen natürlich auch. Wollten sie eigentlich ein Schiff entern und wieder gen Heimat fahren, kreuzen zwei Soldaten ihren Weg mit Musketenfeuer und so flieht das mittlerweile sehr dreckige Fastdutzend ins Landesinnere.

Nur scheinen die Herren wenig vertraut mit der Topographie gewesen zu sein, ist doch der Landstrich kaum besiedelt oder gar erschlossen. Und so setzt nach einigen netten Landschaftsaufnahmen, malerischem Musikgedudel und zahllosen sinnfreien Konversationen das Problem der Nahrungsbeschaffung ein. Was wollen wir essen? Sieben Tage lang, was wollen wir essen? So ein Kohldampf. Das dachten sich die acht Strolche, da scheinbar überhaupt nichts auf der Insel zu leben scheint und auch das Grünzeug für echte Iren, Schotten und Engländer nicht genießbar ist. Also was tun? Richtig. Man überspringt das unnötige Halmziehen und schlägt gleich dem Nächstbesten den Schädel ein. Es ist angerichtet.

Jonathan von der Heide, seines Zeichens Regisseur und Co-Drehbuchautor lebt hier die Faszination „Hungrig in Australien“ voll aus, was er auch im Zusatzmaterial kundtut. Die Geschichte um den kleinen Nimmersatt Alexander Pearce beruht nämlich auf wahren Begebenheiten und lieferte ihm den Stoff für sein Erstlingswerk. Leider wurde daraus nichts. Das beruht hauptsächlich darauf, dass man als Zuschauer kaum imstande ist, die Charaktere voneinander zu unterscheiden. Tragen sie zwar alle Namen, fällt es aber dennoch schwer, sich diese zu merken, da sie nur sporadisch genannt werden. Grund dafür ist, dass meist zusammenhangloses Geschwätz abgesondert wird, wenn überhaupt gesprochen wird. Beides soll wahrscheinlich dazu dienen Atmosphäre zu erzeugen. Nee, das üben wir nochmal. Der Film plätschert im Verlauf noch langsamer dahin als er angefangen hat. Der besagte AlteUnd dies tat er schon im Leerlauf. Erst ganz zum Schluss stellt sich raus, wer überhaupt der Hauptdarsteller ist, das ist ein klares No-Go, zumal auch keiner der übrigen laufenden Mahlzeiten Tiefe hat oder auch nur einen Funken Sympathien auf sich zieht. Eine Ausnahme bildet nur der Älteste der acht Gefährten, doch dieser verschwindet einfach irgendwann aus der Storyline und ward nie mehr erwähnt.

 

Also, was macht denn den Film aus? Zum einen sind es die schönen Landschaftsaufnahmen, der Dschungel wird sehr eindrucksvoll in Szene gesetzt. Das bedrückende und Hoffnung nehmende Gefühl des Verlorenseins wird sehr gut vermittelt. Unterstützt wird dies durch eine gelungene Musikuntermalung, mal melodisch, mal komplett schräg, trifft sie doch die schlecht gelaunte Grundstimmung. Leider bleibt danach nicht mehr viel, was hier noch angerechnet werden könnte. Zusatzmaterial und Verpackung werden nämlich erst später erwähnt. Inhaltlich war es das. Es finden sich Anspielungen auf psychischen Verfall. Kann leider nicht weitergesponnen werden, der Darsteller wurde gegessen, tut uns leid. Schwelende Konflikte in der Gruppe? Kein Problem, man hat sowieso Hunger. Andere lauernde Gefahren der unerforschten Wildnis außer dem Reisegefährten mit dem knurrenden Magen? Nicht erwähnenswert. Das Kannibalismusproblem innerhalb der Gruppe? Wird auch viel zu wenig thematisiert. Es wird halt gegessen und entwickelt sich zu einer Art Selbstläufer. Erst ganz zum Schluss wird ein wenig die Ambivalenz des ganzen Unterfangens etwas beleuchtet. Hier wird so viel Zeit, so viel Potenzial und vor allem Talent verschwendet. Man hätte hier viel mehr daraus machen können, wenn Herr Heide nicht nur darauf beschränkt gewesen wäre, Herrn Pearce beim Essen zu zeigen.

 

Im Gegensatz dazu stehen die Äußerlichkeiten. Über das Bild oder den Ton kann man sich nicht beschweren. Australien wird zwar nicht hochglanzportraitiert, sieht aber gewollt düster und damit sehr gut aus. So hält es auch der Ton. Auch wenn es neben Regen, Flüssen und knisternden Lagerfeuern nicht viel zu hören gibt., geschmatzt werden darf auch auf Deutsch. Man redet zwar beim Essen nicht, aber wenn sie es doch tun, wird passend synchronisiert das Diner besprochen. Noch weiter außen ziert ein schöner Pappschuber mit Digipackhülle die Scheibe. In dieser Hülle findet sich ein Booklet mit weiteren Informationen zum Film. Auf der Scheibe selbst befindet sich umfangreiches Zusatzmaterial in Form von Interviews mit verschiedenen Crewmitgliedern (klares Highlight: Das Interview mit dem Mann mit dem Clapperboard), sowie Trailer und einem Making-Of. Nur die 18 auf dem Cover stört mal wieder.


Das Fazit von: Beef Supreme

Beef Supreme

Kannibalenstreifen gibt’s wie Sand im Schuh. Was also macht diesen Film besonders? Er ist langweilig. Klasse Attribut. Kann man mich jetzt als Kostverächter und Kunstbanausen bezeichnen? Sicher, aber sagt nicht, ich hätte euch nicht gewarnt. Kaum ein Moment erzeugt Spannung. „Wir brauchen Essen!“ - „Ok, wir hauen den und den um.“ Zack. Das war’s. Namen konnte ich mir keinen einzigen merken, obwohl nur acht Leute durch den Dschungel stolpern, Tendenz abnehmend. Wenn dann zudem nichts passiert, und davon auch noch sehr viel, dann spricht das nicht für gelungene Abendunterhaltung.


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