Wings of Freedom
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BEWERTUNG |
10.06.2018 von Beef SupremeEric Liddell war ein schottischer Sprinter, der sich im Jahr 1924 olympisches Gold im 400-Meter-Lauf sicherte. Doch anstatt sich seinen Ruhm zunutze zu machen, zog er nach China und wurde dort Lehrer, Missionar und, wenn man dem vorliegenden Werk Glauben schenken darf, zum besten Menschen dieses Planeten. Als zweiter Teil seiner Biografie nimmt sich Wings of Freedom Liddells Zeit unter dem Joch der japanischen Besatzer im chinesisch-japanischen Krieg 1937 vor. Kann dieses Machwerk an die Klasse des Vorgängers Die Stunde des Siegers anknüpfen?
Der Film startet sehr gemächlich und zeigt Liddell bei seinem Tagwerk in China. Unterrichten, freundlich und hilfsbereit sein, ständig lächeln und immer ein nettes Wort auf den Lippen. Es folgen viele, die Story wenig vorantreibende und sehr eintönig inszenierte Sequenzen, die den Sprinter als gleißendes Licht des Altruismus in Szene setzen sollen und auch gern den Zusammenhang vermissen lassen. Nach einer gefühlten Ewigkeit, sprich nach einer halben Stunde Laufzeit, werden nach und nach die Japaner präsenter und machen auch bei Liddell Rabatz. Seine Frau und Kinder setzen sich nach Kanada ab, doch nicht Liddell, der muss bleiben und weiterhin ein guter Mensch sein. Das geht bis 1943 gut, dann landet er in einem Internierungslager der Japaner. Einerseits verleiht das dem Film ab sofort einen verständlicheren Zusammenhang, doch Story-technisch sind wir bereits am Ende der Sackgasse angekommen. Es folgt noch eine starke Stunde mehr vom Gleichen, nur wechselt die Szenerie nun nicht mehr.
Über die gesamte Laufzeit plätschert der Film nur sehr sämig vor sich hin und gibt sich alle Mühe Liddell als den Ghandi Schottlands/Chinas zu verkaufen. Er mag tatsächlich ein guter Mensch gewesen sein, doch das allein reicht nicht für einen interessanten Film aus. Im Gegensatz zur Ip-Man-Reihe, die zeigt, wie man biografische Verfilmungen richtig und vor allem spannend macht, hat Wings of Freedom überhaupt nichts zu bieten. Liddell ist weder entscheidend für den Verlauf der quasi nicht existenten Handlung, er ist Gefangener wie jeder andere auch, noch vermag es der Film schlüssig zu erklären, warum genau eigentlich jeder auf ihn abfährt. Wo er geht und steht verehren die Menschen um ihn herum den Boden auf dem er schreitet, doch warum eigentlich, das wird nicht so richtig klar. Gelegentlich lässt sich auch sein Sidekick, der Chinese Xu Niu blicken, der von der Sache her eigentlich genauso hilfsbereit und aufopferungsvoll ist, nur das ihm der Film nicht gewidmet wurde. Er ist zwar beim Widerstand und schmuggelt unter Einsatz seines und anderer Leben Nahrungsmittel ins Lager, doch der Schotte bleibt nach wie vor die Lichtgestalt des Films. Josep Fiennes gibt sich zwar auch alle Mühe, seinen Liddell als ebenjene zu portraitieren, schafft es aber nur bedingt Empathie zu erzeugen. Das liegt jedoch hauptsächlich am mauen Drehbuch, das es einfach nicht schaffen will, den Zuschauer innerhalb von 100 Minuten für den Film zu begeistern.
Inhaltlich hat der Film nichts zu bieten. Technisch wird dieses Nichts allerdings weitestgehend passabel transportiert. Die sehr homöopathisch eingesetzten CGI-Effekte sind zwar nichts wert, doch abseits davon sieht der Film ganz gut aus. Anständige Beleuchtung, glaubhaftes Szenenbild und auch die Kamera macht ihren Job ganz ordentlich. Gleiches gilt für die Klangabteilung, auch wenn sie es manchmal mit dem pathetischen, auf Tränendrüsenmassage getrimmten Klavier übertreiben. Und für eine chinesische Produktion ist die Synchronisation überraschend gut gelungen. Abgesehen von ein paar kleinen Kindern, denen man am liebsten auf den Hals treten würde, wenn sie den Mund aufmachen, klingen die übrigen Sprecher überzeugend. Das Fazit von: Beef Supreme
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