X (2022)

X (2022)

Originaltitel: X
Genre: Horror • Thriller • Slasher
Regie: Ti West
Hauptdarsteller: Mia Goth • Jenna Ortega
Laufzeit: BD (105 Min)
Label: Capelight Pictures
FSK 16

X (2022)   05.09.2022 von MarS

Nachdem es jahrelang still um den Filmemacher Ti West (The Innkeepers - Hotel des Schreckens) gewesen ist, feiert er mit dem Retro-Slasher X endlich sein Comeback. Capelight Pictures veröffentlicht den Film in zwei Mediabook-Varianten auf 4K UHD, und wir sind für Euch auf Zeitreise gegangen...

 

Inhalt

 

Texas, 1979. Bislang hatte Wayne (Martin Henderson) sein Geld mit Strip-Clubs verdient, nun wittert er in der langsam aufkeimenden Porno-Industrie das große Geschäft. Um seinen ersten Film zu drehen, und dabei so wenig Aufmerksamkeit wie möglich zu erzeugen, hat Wayne eine abgeschiedene Farm auf dem Land gemietet, wo der Nachwuchsfilmer RJ (Owen Campbell) seinen freizügigen Darstellerinnen Bobby-Lynne (Brittany Snow) und Maxine (Mia Goth) den Durchbruch im Pornobusiness bescheren soll. Gemeinsam mit Jackson (Kid Cudi), dem männlichen Hauptdarsteller, sowie RJs schüchterner Freundin Lorraine (Jenna Ortega), macht sich die Crew mit vollem Einsatz ans Werk, ohne zu wissen, dass Wayne dem Farmbesitzer Howard (Stephen Ure) den Grund seines Besuches verschwiegen hat. Als Howard jedoch herausfindet, was auf seinem Grundstück tatsächlich geschieht, ist das dem gottesfürchtigen Mann mehr als nur ein Dorn im Auge...

 

Wer einen guten alten Slasher sucht, der wird bei Ti Wests X zweifellos fündig. Gleichzeitig wird er aber auch enttäuscht, während andererseits wieder Suspense- und Mystery-Fans auf ihre Kosten kommen. Sogar Tierhorror-Freunde werden hier ihren Spaß mit einer der fiesesten Sequenzen ihrer Art haben. Doch widmen wir uns zunächst einmal dem Stil des Ganzen, bevor wir die nun erzeugte Verwirrung ein wenig auflösen. Angesiedelt im Texas Ende der 70er Jahre besticht X nämlich zu allererst einmal durch eine stilsichere, authentische Ausstattung, was vom körnigen Look und der Farbpalette des Geschehens noch zusätzlich unterstrichen wird. Einige wirklich großartige Kamerasequenzen und einfallsreiche Schnitte lassen die Inszenierung zudem wie eine Mischung aus Independent Film und verspieltem Kunstwerk wirken, also genau das, was die Filmemacher im Film eigentlich erschaffen wollen. Zusammen mit der einleitenden Sequenz, die eine erste, längst aber nicht die letzte Hommage an das Texas Chainsaw Massacre darstellt, sowie dem ebenso stimmigen Soundtrack, fühlt man sich dadurch sofort in eine für Horrorfans großartige Zeit zurückversetzt, und freut sich direkt auf all das, was im Verlauf noch kommen wird. Doch Ti West beschreitet entgegen aller Erwartungen völlig andere Wege mit seiner Erzählung, und tritt die Erwartungen des Zuschauers bewusst mit Füßen. Anstatt Slasher- und Splatter-Freunde direkt zufriedenzustellen, widmet er sich ausgiebig einer tiefen Charakterausbildung, bietet einen ansprechenden Einblick in das damalige Zeitgeschehen, und nutzt die Zeit zu Beginn zudem auch für einen ausgiebigen Blick auf die Sehnsüchte und Hoffnungen seiner Figuren. Unterbrochen, beziehungsweise auf einzigartige Art und Weise unterstützt, wird das Ganze dabei durch zahlreiche Sexszenen, die jedoch niemals wirklich explizit, dafür aber stets in passendem Kontext stehen, und eigentlich immer auch der Fortführung der eigentlichen Handlung dienen. Das alles mag auf viele Zuschauer einen sinnlosen, unnötigen, ja regelrecht provozierenden Eindruck machen, fungiert aber letztendlich als die perfekte Basis für das folgende Geschehen. Bevor es jedoch wirklich in die Vollen geht, und X sein brutales, bluttriefendes, handwerklich hervorragend dargestelltes Splatter-Fest starten lässt, auf das man so sehnlichst gewartet hat, schlägt Ti West aber auch noch durchaus tragische, rührende, sehr emotionale Töne an, und hebt X damit endgültig deutlich von den üblichen Slasher-Kollegen ab. Wer erwartet schon in einem Genre, das normalerweise von Blut und Gewalt bestimmt wird, und die Figuren überwiegend zu meist hirnlosen Opfern degradiert, eine durchaus durchdachte, intelligente Geschichte, die den Charakteren tatsächlich die tragende Rolle überlässt?

 

Wer übrigens denkt, dass X sich auf Grund der Freigabe ab 16 Jahren in Zurückhaltung übt, für den noch eine kurze Info:

 

Ursprünglich lautete das Urteil der FSK für X nämlich Keine Jugendfreigabe. Capelight Pictures ging allerdings in Berufung, und konnte dem Film im zweiten Anlauf schließlich die Freigabe ab 16 Jahren sichern. Nach der Sichtung von X dürfte sich dann auch den letzten Skeptikern offenbaren, dass die Gewaltschraube hier doch mächtig angezogen wird, und die höhere Freigabe vielleicht sogar doch passender gewesen wäre. 

 

Bildergalerie von X (2022) (12 Bilder)

Details der 4K UHD / Blu-ray

 

So perfekt der Stil von X mit der Handlung harmoniert, so problematisch gestaltet sich eben dieser in Hinblick auf die Bildqualität der 4K UHD. Während einige Szenen wirklich hervorragend aussehen, und sich sowohl scharf wie auch detailreich zeigen, wirken andere Aufnahmen häufig recht schwammig und unsauber. Die überwiegend natürlichen und nur selten stilisierten Farben wirken trotz des insgesamt sehr guten Kontrastumfangs ebenfalls leicht entsättigt, wogegen der Schwarzwert sehr ausgeprägt ausfällt, dafür aber auch gelegentlich Details verschwinden lässt und oftmals ins Grau oder Bläuliche abdriftet. Insgesamt unterstreicht das Bild damit den gewählten Look des Films, unterscheidet sich qualitativ aber letztendlich nicht von dem der Blu-ray - wobei beide Varianten ohnehin keine Höchstwerte in den Bereichen Schärfe und Details erreichen. Akustisch muss sich die deutsche Tonspur mit einer Abmischung in DTS-HD 5.1 zufriedengeben, während die Originaltonspur die voluminösere Abmischung in Dolby Atmos bietet. Dennoch muss sich der deutsche Ton keineswegs verstecken, denn die Abmischung ist hervorragend ausbalanciert, und bietet sowohl eine dynamische, wie auch kraftvolle Wiedergabe, die sich dank sauberer Kanaltrennung atmosphärisch im ganzen Raum verteilt. Auch hier sind 4K UHD und Blu-ray absolut identisch.

 

Details des Mediabooks

 

X erscheint zunächst als Mediabook in zwei Varianten, die sich lediglich im Covermotiv unterscheiden - eine DVD oder Single Blu-ray gibt es zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht. Das Mediabook beinhaltet dabei eine 4K UHD, sowie eine Blu-ray, die jeweils den Film mit dem zugehörigen Bonusmaterial enthalten. Für unsere Kritik hat uns Capelight Pictures das Mediabook in der Variante A zur Verfügung gestellt. Umschlossen wird dieses von einer losen C-Card, die auf der Rückseite die üblichen Details zu Inhalt und Ausstattung der Edition bereithält. Das Cover zeigt in der Variante A sowohl auf der Vorder-, wie auch der Rückseite, jeweils eine der weiblichen Hauptfiguren (Front: Mia Goth, Back: Brittany Snow), die sich hinter einem überproportionalen "X" - bestehend aus zwei Holzlatten - befinden. Dieses "X" bildet damit gleichzeitig den Titel des Films, und hebt sich im Gegensatz zum ansonsten matten, griffigen Mediabook durch das glänzende Design deutlich ab. Der Innendruck des Mediabooks ist ebenso wie der Titel des Films sehr schlicht gehalten, und bietet lediglich im hinteren Bereich ein einfaches Szenenmotiv. Das 24-seitige Booklet besteht aus zahlreichen Szenenmotiven, einem Retro-Postermotiv im Mittelteil, sowie einem ausführlichen Interview mit Ti West - welchem man sich aus Spoilergründen aber ebenso wie den Extras auf den Discs erst NACH dem Filmgenuss widmen sollte.



Cover & Bilder © capelight pictures OHG / Christopher Moss / Produktfotos: www.sofahelden.de


Das Fazit von: MarS

MarS

Mit X markiert Ti West sein fulminantes Comeback, und liefert dabei einen durchwegs überzeugenden Retro-Slasher, der nicht nur Gorehounds zufriedenstellt, sondern dank ganz eigenem Erzählstil, unerwartet ansprechender Charakterausarbeitung, aber auch überraschend tiefgängigen Hintergründen, auf ganzer Linie Spaß macht. X hebt sich deutlich von anderen Genrevertretern ab, und hinterlässt auf jeden Fall bleibenden Eindruck - nicht zuletzt auch durch eine zusätzliche Überraschung, die sich beim Cast offenbart, und die direkten Bezug zum bereits fertiggestellten Prequel hat. Über dieses sei an dieser Stelle aber aus Spoilergründen noch nichts verraten, außer dass ein Termin für eine Veröffentlichung aktuell noch aussteht. Ich für meinen Teil kann es allerdings kaum erwarten...


Die letzten Artikel des Redakteurs:




Kommentare[X]

[X] schließen