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Yakuza: Dead Souls

Publisher: Sega
Entwicklerstudio: Sega
Genre: Action
Sub-Genre: 3rd Person Action
Art: Fullprice
Erscheinungsdatum: 16.03.2012
USK 18

Yakuza: Dead Souls   31.03.2012 von Beef Supreme

Ach wie schön das Leben doch ist. Der Lenz schwingt so langsam wieder sein elend blaues Band. Pollen steigen in die Luft, um Atemnot und triefende Nasen zu verbreiten. Putzige Fruchtfliegen treiben einen wieder in den Freitod, zweirädrige Straßenblockaden mit Helm testen die Grenzen des Autofahrerhumanismus. Kurzum, die nördliche Hemisphäre ist schon wieder endorphinbedingter, guter Laune schutzlos ausgeliefert. Unerträglich! Doch keine Furcht, das wird schon wieder, denn es gibt nichts, was eine zünftige Horde Zombies nicht ausbügeln könnte. Spring of the Dead, 28 springs later, oder eben Yakuza – Dead Souls. Zaubern auch diese schlurfenden Freudespender uns ein Lächeln ins verwesende Antlitz?

Ein Tag wie jeder andere im fiktiven Kamurocho, einem Stadtteil Tokios. Die Gangs saufen, die Kredithaie treiben Kohle ein, die Yakuza verteilen Backenfutter und Koks. Shun Akiyama, einer der vier Protagonisten, sieht sich derweil mit seiner Assistentin an, wie ein beleibter Freiluftfanatiker sich aus dem vierten Stock stürzt und daraufhin mit Heißhunger einen Polizisten verspeist. Das ist der Auftakt zu einem ausgedehnten Tutorial, in dem der Spieler aufgrund der vielen Zwischensequenzen nur sporadisch eingreifen kann. Nach der ersten halben Stunde wird ersichtlich, dass der Teil Kamurochos in eine Quarantäne-Zone verwandelt wurde. Daher setzt Akiyama alles dran zu entkommen. Auf dem Weg wird dann auch gleich das Spielelement des Partnerings eingeführt. Immer mal wieder begegnen einem KI-Kumpels, um gemeinsam den Schlurfern aufs Fressbrett zu geben. Auf diese Weise wird der Wall zu zweit überwunden, der die Quarantäne-Zone umgibt, und es zeigt sich danach, dass auf der zivilisierten Seite alles beim Alten geblieben ist.

Nach dieser Einführung ins Spiel befindet sich der Spieler im einzig frei begehbaren Teil des Spiels. Der zombiefreie Teil der Stadt darf abseits der Haupt-Quests unbegrenzt erkundet werden. Und die Möglichkeiten sind mannigfaltig. Darts, Baseball, mit Hostessen einen heben, Restaurants oder typisch japanische Spiele, die kein Okzidentler je verstehen wird, laden ein, Zeit totzuschlagen. Sollte es einen wieder packen, mit den Untoten das gleiche zu tun, ist es jederzeit möglich, in die Quarantäne-Zone zurückzukehren und endlos nachrückende Zombie-Horden zu klatschen. Es ist möglich, kleine Side Quests zu erfüllen, um Items und Erfahrungspunkte abzustauben. Die Nebenaufgaben werden jedoch schnell langweilig, weil sie immer nach Schema F ablaufen: Geh dorthin, töte/befreie/hol was und komm zurück. Simple Botengänge durch enge, zombieverstopfte Gänge mit bescheuerten Rahmenhandlungen und abwesender Logik. Zudem kann der Spieler dann auch mal verschiedene Lokalitäten von Zombies befreien, woraufhin der Spieler auch im gefährdeten Teil weder auf seine Reispfanne noch auf Entspannung verzichten muss.

Fragt sich nur, wovon sich der Spieler entspannen soll. Denn die Kämpfe sind dermaßen simpel und eintönig, dass jeder frisch angelernte Schimpanse das bewältigen könnte. Es genügt, allein in die Richtung des Untoten zu schauen und den Feuerknopf kräftig zu malträtieren. Natürlich kann man auch versuchen, gezielt zu töten. Hier kommt jedoch die fragwürdigste Design-Entscheidung des Spiels zum Tragen. Gelaufen wird nämlich mit dem linken, geschaut mit dem rechten Stick. Im First-Person-Modus wird hingegen mit dem linken Stick gezielt, während der rechte nicht benötigt wird. Nicht selten wurde ich deswegen zum nächsten Snack, ist YDS doch das einzige mir bekannte Spiel, bei dem man auf diese Art zielt. Doch wie gesagt, sowieso unnötiger Ballast. Zum Kampf gibt’s auch sonst nicht mehr viel zu sagen, außer vielleicht, dass es nach spätestens dem tausendsten Niedergemachten langweilig wird. Es gibt zwar einige Gegnertypen, die sich vom durchschnittlichen Wald- und Wiesenzombie unterscheiden, sogenannte Mutanten. Diese halten aber nur etwas mehr aus. Es gibt auch einen Nahkampf, doch der ist fast wirkungslos und somit beschränkt sich das Gefecht auf reines Geballer. Gegen menschliche Widersacher geht es übrigens im gesamten Spiel nie.

Nachdem Zombie um Zombie effektreich dahingeschlachtet wurde, erhält der Spieler RPG-typisch Erfahrungspunkte und levelt irgendwann. Als Belohnung dafür gibt es neue Skills, die einem in dem kaum fordernden Gefecht gegen die Gammelfleisch-Horden helfen. Seltsamerweise teilen sich alle vier Protagonisten die gleiche Erfahrung. Schon nach kurzer Zeit ist mir kaum noch das Level Up aufgefallen und entdeckte irgendwann, dass ich 20 zu vergebende Punkte übrig hatte. Nettes Feature aber nur bedingt nötig. Ein wenig interessanter ist hingegen das Inventar, das entweder mit Waffen, Rüstung oder aufgesammelten Gegenständen gefüllt werden kann. Denn fast alles lässt sich bei entsprechendem Gerät und dem nötigen Kleingeld modifizieren, hat man entsprechendes Gerät und nötiges Kleingeld. Auch ganz nett, doch nie so nötig, dass man aktiv Zeit damit verbringt, einen bestimmten Gegenstand zu suchen, damit irgendein Ausrüstungsteil stärker wird.


Zu den vier Hauptpersonen ist zu sagen, dass deren Storys nebensächlich sind. Es gibt Zombies und jemand ist schuld, das ist alles. Die Motivation der Charaktere ist auch nicht immer ganz klar. Fakt aber ist, sie spielen sich alle haargenau gleich. Der einzige Unterschied ist die Startwaffe eines jeden. Das egalisiert sich aber schnell, da jeder Waffentyp von jedem gekauft werden kann und an Cash mangelt es selten. Alte Yakuza-Jünger werden mich der Blasphemie bezichtigen, doch die Charaktere waren mir so schnell so wurst, dass ich mir nicht die Mühe gemacht habe, mir die Namen zu merken. Leider sehr bezeichnend für die gesamte Inszenierung des Spiels. Die Kämpfe sind öde, die Story fad und die Nebenmissionen langweilig und/oder zum Davonlaufen. Hier ein Glanzbeispiel: Auf einem weitläufigen, bis in den letzten Winkel zombieverseuchten Platz stehen an der Ecke zwei ungeschützte und desinteressierte Gestalten. Sie wollen ein Restaurant in der Quarantäne-Zone eröffnen, um den Zurückgelassenen gutes Essen zu bieten. Plausibel, nicht wahr? Dafür brauchen sie aber drei essenzielle Gegenstände. Der erste ist ein elendes Klappschild. Ohne Klappschild geht nämlich nix. Also muss der Zombie, der das Schild geklaut hat, durch die halbe Stadt gejagt werden. Klasse Aufgabe, wenn um einen herum die Welt untergeht und die Menschheit krepiert. Anschließend ist eine geheime Zutat zu besorgen, da der Transporter einen Unfall hatte, als der Fahrer versuchte, das Restaurant durch ewigreichende Untotenheere zu beliefern, anstatt Flüchtlinge zu retten. Sinnig, durchaus. Das Beste ist, dass einem niemand sagen will, wie die Zutat heißt. Die Suche dauert daher so lange an, bis einem der divenhafte Boss bestätigt, dass die richtige Zutat vorliegt. Das war der Punkt, an dem ich am liebsten alles Leben in dieser Stadt ausgelöscht und die Überreste auf einem Scheiterhaufen lachend den Flammen übergeben hätte. Da das Zucken meines Augenlids nicht nachlassen wollte, habe ich mich nicht auf die Suche nach dem dritten Gegenstand gemacht. Mehr muss zu den Side Quests nicht gesagt werden, alle sind zum An-den-Kopf-Langen und man fragt sich, welches kranke Hirn sich so etwas ausdenkt.

 

Für noch mehr Adrenalin sorgt die Kamera. Hier gilt nämlich die Formel, je enger der Gang, desto höher die Aufregung. Nicht weil das Geschehen so alternativ oder künstlerisch eingefangen wurde, sondern weil nur noch der Rücken oder wahlweise die Wand zu sehen ist. Das ist streckenweise so schlimm, dass ich wild ballernd, schreiend und fluchend nach oben gedrückt und gehofft habe, dass ich wieder was sehe. Nicht nur hier ist die Technik ihrer Zeit hinterher. Grafisch reizt kaum etwas die Netzhaut, da sehen wir schon seit drei Jahren besseres. Endlos wiederholende Klon-Zombies, uninspirierte Umgebungen und langweilige Texturen schmücken eine wenig durchdachte Architektur. Einzig die etwas aufgehübschten Zwischensequenzen sehen ganz nett aus.

Der Sound ist auch recht ambivalent. Der Score schwankt zwischen atmosphärisch-stimmig und nervtötend. Die Waffensounds sind allesamt ziemlich dünn geraten und lassen wie die gesamte Action sehr an Dampf vermissen. Wurden im Singleplayer die entsprechenden Trophäen freigeschaltet, besteht die Möglichkeit, einige der Minispiele mit Kumpels zu zocken. Ganz nett, aber das reißt auch nichts mehr raus.


Das Fazit von: Beef Supreme

Beef Supreme

Es gibt keine offene Welt, die Kamera ist stressig und die Zombies sind hier zum Einschlafen langweilig. Irgendwann nerven sie einfach nur noch, wenn man sich durch langweilige Gänge von A nach B schleppen muss, nur um dumme Botengänge zu erledigen oder die stumpfe Story endlich zu Ende zu bringen. Die Steuerung ist ein Schlag ins Gesicht eines jeden Shooter-Fans. Zudem ist die Charakterzeichnung vollkommen misslungen. Ganz interessant ist der Sammeltrieb, der einiges wieder gut macht. Es gibt so viel zu kaufen, finden, modden, dass es durchaus eine Zeit lang spaßig ist. Auch die Nebenbeschäftigungen sind zahlreich und meistens lustig, was aber keinesfalls über den uninspirierten Hauptteil hinwegtäuschen kann. Die hohen Erwartungen konnten durch das Spiel nicht erfüllt werden.


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positiv negativ
  • Adäquate Spieldauer
  • Kurzweilige Minispiele
  • Sammeltrieb
  • Nette Splatter-Effekte
  • Verhunzte Kamera
  • Schnarchige Kämpfe
  • Frustrierend dumme Side Quests
  • Schwache Grafik
  • Miese Steuerung
  • Belanglose Story
  • Charaktere unterscheiden sich nicht
  • Sterile Architektur





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