2034 XChange

2034 XChange

Originaltitel: X-Change
Genre: Thriller
Regie: Allan Moyle
Hauptdarsteller: Stephen Baldwin
Laufzeit: Ca. 105 Minuten
Label: Savoy Film
FSK 16

2034 XChange   16.03.2013 von Beef Supreme

Morgens halb 7 in Deutschland. Für Knoppers ist’s noch zu früh, für Schlafen zu spät. Die Augenlider stehen auf Halbmast und der Wecker bläst den Totenmarsch, das Bett und die Nation trauern. Wie schön wäre es, sich noch ein Stündchen hin zu legen. Oder am besten gar nicht erst aus dem Haus zu müssen? Warum den ermatteten Körper nicht gegen einen frischen aus dem Gefrierschrank tauschen? Xchange macht’s möglich! 11 Stunden Flug nach Guatemala mit 4-maligem Umsteigen für eine halbe Stunde Handgelenke schütteln? Nö. Einfach einen Leihkörper vor Ort borgen, Geschäfte abschließen, danach willenlos die Sau raus lassen und dann wieder zurück in das unbeschadete Ich. Keine Reisezeit, keine Sorgen und ein abgetrennter Arm ist auch kein Beinbruch. Wen kümmert schon geliehene Ware?


Toffler hat’s geschafft. Kohle ohne Ende, Spitzenposition in der Wirtschaft und sogar das eigene Haus redet mit ihm. Jetzt ist aber der Firmenboss abgekratzt und Sohnemann übernimmt das Geschäft. Nun muss ganz schnell in ein paar Ärsche gekrochen werden, damit die Positionen gesichert bleiben. Aber zwei Stunden reichen nicht, um oldschool-mäßig von der West- zur Ostküste zu fliegen. Na dann auf zu Xchange. Körper tauschen, genannt Floating, ist hip. Körper tauschen ist in. Zwei nichtssagende Formulare später wacht er am anderen Ende des Kontinents auf. Schnell sind die Geschäfte abgewickelt und er muss sich nur noch um seine Abendplanung kümmern. Morgen geht’s zurück in Tofflers alten Körper und alles ist wieder wie gehabt.


Doch so leicht ist das nicht. Während Toffler seinen Leihkörper malträtiert, wurde sein eigener von Fisk, einem Wirtschaftsterroristen, übernommen, der gar schaurige Absichten hegt. Und der denkt nicht mal dran, sein Leihgestell wieder zurück zu bringen. Zu allem Überfluss will Interpol Tofflers jetzigen Körper beschlagnahmen und das Übergangsmodell hält nur sieben Tage. Doof, denkt sich Toffler und verschwindet. Aber nicht, ohne vorher noch einen Auslaufkörper abzugreifen, der nur zwei Tage Laufzeit übrig hat. Grandioser Tausch, denn jetzt hat er etwas mehr als 48 Stunden, um ganz uncool ohne Körpertausch von San Francisco nach New York zu kommen, einen Terroristen zu finden, ihm den Körper zu klauen und dabei nicht draufzugehen.

 

Heute Bock auf Bungee-Jumping ohne Seil? Klasse, lass uns einen Klon schnappen und los geht’s! Wie viel Schabernack man doch treiben kann, wenn es egal ist, ob man da heil wieder raus kommt. Oder anders, was ist eigentlich, wenn man einfach so oft den Wirt wechselt, bis man nicht mehr nachvollziehen kann, wer eigentlich in wem steckt? Moralische Bedenken gibt es kaum noch. Wozu auch? Wenn einer dieser brüchigen Körper hinüber ist, nimmt man sich eben einen neuen, kost‘ ja nix. In einer Zukunft, in der Reisen per Flugzeug so 20er ist, strebt die gierige Wirtschaftskaste nach immer mehr und scheut auch nicht davor zurück, etwas menschliche Ausschussware zu produzieren. Dabei greift der Film einige interessante Ideen auf, wie unsere Zukunft so aussehen könnte, wenn Kontrollmechanismen nicht mit dem technischen Fortschritt mithalten. Raketen, die ihr Ziel über Tage hinweg verfolgen können, Körpertransfers, die so lapidar durchgeführt werden, wie ein Reifenwechsel, und eine Wirtschaftsmacht, der die Justiz kaum etwas entgegenzusetzen hat. Eine ganz düstere Kombination.

 

Insgesamt sind aber die gezeigten Ideen nicht konsequent bis zum Ende gedacht. Xchange konzentriert sich ziemlich stark darauf, eine stereotype Zwei-Klassen-Gesellschaft zu zeigen, in der der große böse Wirtschaftswolf nur Schlechtes tut und der kleine Mann gerade so über die Runden kommt. Inmitten des Ganzen steht dann Toffler, der eigentlich nur seinen Körper zurück will, dabei aber eine Verschwörung der Bösen aufdeckt. Der Zukunftsaspekt rückt dabei ein ganzes Stück in den Hintergrund, und so kann man sogar manchmal vergessen, dass man hier eigentlich einen Sci-Fi-Streifen schaut. Das ist durchaus schade, weil Xchange sehr viel Potential gehabt hätte, hier eine Gesellschaft zu zeigen, in der Menschen nicht mehr wert und genauso austauschbar sind, wie ein Paar Schuhe. Diese Chance wurde leider verpasst und man konzentriert sich über weite Strecken darauf, einen  Wirtschaftsthriller zu kreieren. Das macht Xchange keinesfalls zu einem schlechten Film, im Gegenteil: Das Gezeigte ist kompetent und spannend umgesetzt, was man der soliden Performance von Stephen Baldwin und Kim Coates anrechnen muss. Doch der letzte Kick fehlt, zumal ab der zweiten Hälfte das Ganze nur nach Schema F abzulaufen scheint. Überraschende Momente fehlen hier leider komplett. Hier hätte das Drehbuch durchaus noch ein paar nette Ideen zünden können. Zudem lässt es sich der Streifen nicht nehmen, einige ausgelutschte Klischees zu bedienen. Zum Beispiel, dass der Bösewicht seinen kompletten Plan erzählt, wenn er sich seines Sieges sicher wähnt. Das ist doch so 80er.

 

Technisch sieht man dem Film an, dass er schon ein paar Jährchen auf dem Buckel hat. Wirklich futuristisch wirkt hier nicht viel, was am geringen Budget liegen könnte. Abgesehen von den Floating-Geräten gibt es kaum etwas, dass mich ans Jahr 2034 denken ließe. Alte Karren, klobig anmutende Raketen und langweilige Feuerwaffen. Auch ist das Bild nicht so scharf, wie man es vielleicht gewohnt ist. Da hat der Zahn der Zeit schon dran genagt. Dafür ist die Synchronisation sauber gelungen, auch wenn der Sound insgesamt etwas dünn geraten ist.



Cover & Bilder © www.sofahelden.de


Das Fazit von: Beef Supreme

Beef Supreme

So wirklich Sci-Fi war das ja jetzt nicht. Zugegeben, diese Idee mit dem Floating war durchaus interessant, wenn auch nicht neu. Aber dass der Fokus so sehr auf Intrigen und Wirtschaftsterrorismus liegt, hätte ich anfangs nicht gedacht. Ein bisschen schade ist das schon, wenn man bedenkt, was gerade bei Zukunftsvisionen an Potential drin steckt. Nichtsdestotrotz ein gelungener Film der für 105 Minuten gut zu unterhalten weiß. Überraschungen sollte man zwar nicht erwarten, dafür fehlt hier ganz klar die Kohle und die Klasse, aber es gibt weit schlimmere Methoden, Zeit tot zu schlagen.


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