Benny loves you
|
BEWERTUNG |
16.07.2021 von Beef SupremeKuscheltiere, die eines schönen Tages zum Messer greifen, sind nicht erst seit Chucky – Die Mörderpuppe bekannt. Karl Holt, Regie-Debütant, Drehbuchautor und Hauptdarsteller in Personalunion, möchte der Zuschauerschaft dennoch Benny vorstellen, ein echt süßes Plüschetwas, das eines Tages seine Freizeit damit verbringt, irgendwelchen Menschen die Köpfe abzutrennen. Ob diese etwas ausgelutschte Grundidee einen ganzen Film tragen kann, lest ihr jetzt.
Inhalt
Jack ist ein richtiger Vorzeigeverlierer. Unselbstständig, wohnt mit Mitte 30 noch bei Mama und Papa und sein Zimmer sieht wie der Albtraum eines jeden frisch pubertierenden Teenies aus. An seinem 35. Geburtstag sollte sich aber sein Leben für immer wandeln. Nach einer Verkettung wahnsinnig unrealistischer aber mächtig witziger Zufälle beißen seine beiden Erzeuger quasi zeitgleich ins Gras. Freiheit und Verantwortung bekommen Jack allerdings nicht und er verliert auch noch beinahe seinen Job in einer Spielzeugfirma. Als Jack beschließt, sein Leben grundlegend zu verändern und zumindest ein bisschen erwachsen zu werden, fliegen alle seine Kuscheltiere und Spielzeuge auf den Müll, darunter auch sein bester Freund aus seiner Kindheit, Benny. Das passt dem Plüschvieh aber nicht, also wird es lebendig und schnappt sich scharfe Küchenutensilien. Doch anstatt aus Rache Jagd auf Jack zu machen, beschließt der flauschige Massenmörder, Jack vor der Welt zu beschützen. Das bekommt eigentlich niemandem, der sich Jack versucht zu nähern.
Benny Loves You beginnt nervig mit einem brüllenden Balg, was glücklicherweise zeitnah den Löffel abgibt. Darauf folgt eine etwas längere Durststrecke, in der sich der Film die Zeit nimmt, darzulegen, was für ein unfassbar nutzloser Lappen Jack eigentlich ist. Hier hängt der Film ein bisschen durch, versucht aber die Ereignisarmut durch Gags aufzufangen. Manche zünden, manche nicht, aber der Schnitt ist positiv. Aufgedreht wird dann bei Bennys erstem Mord, der wie ein WM-Sieg zelebriert wird. Man muss den kleinen Mörder einfach liebhaben, wenn er stolz sein blutiges Werk mit einem quietschig-goldigen „Tadaaa“ feiert. Der Film nimmt sich zwar zu keinem Zeitpunkt ernst, doch Benny sticht den Vogel endgültig ab. Da fällt dann auch kaum auf, dass hier ganz tief in der Klischeekiste gewühlt wird oder ausnahmslos jeder Charakter maximal die Cleverness eines Betonmischers besitzt. Benny Loves You will Spaß machen, da kommt es auf Logik oder Vernunft nicht an. Und das gelingt dem Film mühelos, schafft es Holt ohne Probleme seine gelungenen und witzigen Ideen überzeugend in Szene zu setzen. Man erkennt zwar auf den ersten Blick, dass Benny in der Totalen dem Freeware-Rendertool entsprungen ist, doch dafür sind Blut und Gekröse noch handverteilt und reichlich vorhanden. Dem Film gelingt das Kunststück zwar günstig aber nie billig auszusehen. Hier steckt jede Menge Herzblut drin, vor und hinter der Kamera.
Details zur Blu-ray
Wir bewegen uns hier zwar im Low- bis maximal Mid-Budget-Bereich, doch das sieht man dem Film zu keinem Zeitpunkt an. Die Bildqualität ist über jeden Zweifel erhaben und auch dunkle Szenen, meist die Crux bei günstiger produzierten Filmen, machen optisch einen ausgezeichneten Eindruck. Auch der Sound ballert satt aus den Boxen, ich habe den Film nachts gesehen, der einzig richtige Moment, um sich Horrorfilme mit Kuscheltieren reinzuziehen, und musste recht schnell auf Kopfhörer wechseln, bevor die Cops fragen ob ich eigentlich noch ganz sauber bin. Abzüge in der B-Note gibt’s hingegen für die etwas schwächere deutsche Synchro. Wer mit British English klarkommt, dem sei empfohlen, die Originaltonspur zu verfolgen. Immerhin wird die durch deutsche Untertitel unterstützt. Dass das hier ein Herzensprojekt von Karl Holt war, erfährt man auch im umfangreichen Bonusmaterial, das ein anderthalbstündiges Making of und jede Menge entfallene Szenen enthält. Und wer möchte oder keinen Blu-ray-Player besitzt, kann sich den Film auch auf DVD anschauen, die der Blu-ray ebenfalls beiliegt. Cover & Bilder © Neue Pierrot le Fou Das Fazit von: Beef Supreme
|
|
Kommentare[X]