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Bound by Flame

Publisher: Koch Media
Entwicklerstudio: Spiders Studio
Genre: Action
Sub-Genre: Action-RPG
Art: Fullprice
Erscheinungsdatum: 09.05.2014
USK 16

Bound by Flame   28.05.2014 von Beef Supreme

Das Rollenspielangebot auf den Next-Gen-Konsolen hält sich im Moment noch in einem sehr überschaubarem Rahmen. The Witcher 3 wurde erst kürzlich auf nächstes Jahr verschoben, Dragon Age Inquisition lässt auch noch ein Weilchen auf sich warten und Dark Souls 2 lässt nur auf PS3 und Xbox 360 im Akkord sterben. Da kommt Bound by Flame gerade recht, um dem ausgehungerten Next-Gen-Action-Rollenspieler etwas Futter  vor die Nase zu werfen. Ob es sich wohl lohnt, in Vertiel eine Dämonen-WG zu eröffnen?

 

Welt retten, wieder mal

 

Der Klassiker: Die Menschheit steht mal wieder kurz vor der Vernichtung. Natürlich sind irgendwelche magischen Mächte daran schuld und selbstverständlich ist der Spieler der, die oder das Einzige, das zwischen den armen Zweibeinern und deren Verfallsdatum steht. Etwas detaillierter: Böse Eisfürsten haben eine ganze Menge Magie übrig, also wird eine riesige Armee an Untoten erschaffen, die mit jedem gefallenen Lebewesen wächst. Die Menschen verlieren so gut wie jede Auswärtsschlacht und langsam geht ihnen das Material aus, das sie den untoten Horden zum Fraß vorwerfen könnten. Ihr schlüpft in die Rolle von Vulcan, einem Mitglied der Söldnertruppe der Freien Klingen. Am Namen Vulcan gibt's übrigens nichts zu rütteln, auch wenn ihr euch bei der Charaktererstellung einen anderen Namen ausgesucht habt. Euer Auftrag ist es, ein paar Gelehrte so lange zu beschützen, bis sie in einem dubiosen Ritual die Rettung der Menschheit herbei gefuchtelt haben. Diese Aktion ist aber ganz klassisch ein Griff in die Latrine. Ihr findet euch mit einem Dämonen mit seltsam altertümlicher Aussprache in eurem Schädel wieder. Wie praktisch, denn gerade eben noch klopfte ein ungehaltener, untoter und sehr großer Vertreter für Tod und Verderben an die Pforte. Gut, dass der neue Mitbewohner neben seiner sonoren Stimme und seiner Eloquenz auch noch andere tolle Dinge in eure Beziehung mitbringt: Die Kontrolle über Flammenmagie. Es folgt ein kurzes Barbecue und schon ist man auf dem Weg, die Welt zu retten.

 

Worauf man sich einlässt

 

Bound by Flame wird, wie üblich, vollmundig als grenzenlos freies, tiefgründiges und offenes Rollenspielerlebnis mit weitreichender Entscheidungsfreiheit angepriesen. Die sehr schlauchartigen Abschnitte, vorgegebene Wege und Vulcans Kopfstimme, die mir immer mal wieder sagt, dass er da doch nicht so gern lang gehen möchte, sprechen allerdings schon zu Beginn dagegen. In 4 Akten schlängelt der Spieler sich also durch 7 Schauplätze Vertiels und erledigt dabei scharenweise meist sehr stumpfe Gegner. Hierbei gerät man immer mal wieder an Entscheidungspunkte. Zum Beispiel, ob man dem Dämonen in sich mehr Spielraum gewähren will, um mehr Macht zu erlangen - dafürgeht aber nach und nach die eigene Menschlichkeit flöten - oder ob man auf Macht verzichtet und lieber der nette Söldner von nebenan bleibt. Auf dem Weg zu diesen Punkten darf man Nebenaufgaben erledigen, um mehr Erfahrung zu sammeln und hochzuleveln. Dadurch erhält man Punkte, die man auf 2 verschiedene Kampfklassen verteilen kann. Entweder fuchtelt man mit Schwert, Axt und Schild, oder hinterrücks mit schnellen Dolchen. Zusätzlich schmeißt man noch mit Feuer um sich. Dabei kann man sich jederzeit frei für den gewünschten Kampfstil entscheiden. Abgerundet wird das Paket noch mit der Möglichkeit, sich einen autonomen Kumpel an die Seite zu schnallen, der einen zwar im Kampf unterstützt, jedoch meist nur als williges Kanonenfutter dient, um einem selbst mehr Luft beim Gemetzel zu verschaffen.

 

Entscheidungen über Entscheidungen

 

Die Entscheidungsfreiheit hält sich entgegen dem schwülstigen PR-Geschwätz doch in recht engen Grenzen. Abseits von den sehr eng gesteckten Level-Grenzen und unsichtbaren Wänden, die das Fortkommen behindern, hat man hier und da in Dialogen die Wahl zwischen ein paar Antworten. Abgesehen vom Sprachsample ist das Resultat aber meist dasselbe und beeinflusst den Verlauf der Geschichte so gut wie gar nicht. Man kann in einigen wenigen Situationen höchstens den Zorn einiger unbedeutender NPCs auf sich ziehen, die dann zur Strafe beleidigt sind und nicht mehr mit einem sprechen.

 

Aber es gibt ja noch den Gut/Böse-Aspekt. Entscheidet man sich für den Dämon, verwandelt man sich in 4 Stufen nach und nach in ein laufendes Brikett mit Hörnern, kann aber dafür noch toller mit Feuer spielen. Nachteil: Man kann ab der zweiten Stufe keine Helme mehr tragen. In so manchem Nebensatz der Söldnerkumpels wird zwar auf die verblüffende Ähnlichkeit mit Satan eingegangen, ansonsten ist das aber eigentlich allen recht egal. Hier wären weitreichendere Auswirkungen wirklich gut gekommen. Oder ist es realistisch, dass eigentlich jede/r mit einem brennenden Stück Holzkohle ins Bett steigt?

 

Kloppen, als ob’s nur einen Knopf gäb‘

 

Das Kampfsystem bietet 2 Stile: Als Krieger wedelt man mit Schwert, Axt und Hammer behäbig aber effizient vor des Untoten abgefallener Nase herum. Als Waldläufer befleißigt man 2 Dolche, mit denen man vorzugsweise die Feinde von hinten piesackt. Dazu gesellen sich noch 4 Feuerzauber, die die ganze Choreografie untermalen. Entweder man schleudert Feuerbälle, umgibt sich mit einem Flammenschild, stößt eine feurige Druckwelle aus oder lässt seine Klingen in Flammen aufgehen. Alle Kampffertigkeiten lassen sich in einem Skilltree weiter ausbauen und zum Teil können auch neue Fähigkeiten erlernt werden - wie zum Beispiel die Mana- oder Lebensregeneration nach erzwungenem erneuten Ableben eines Untoten.

 

Gekämpft wird, indem man gezielte, oder Flächenangriffe startet. Das bedeutet im Klartext: Buttons malträtieren bis der Controller heult. Kombos oder Finesse sucht man hier vergeblich und die Kämpfe laufen fast immer nach dem gleichen Schema ab, unabhängig wer oder was einem gerade ans brennende Leder will. Etwas Würze bringen noch das Parier-(Krieger) und Riposte-System (Waldläufer) mit, bei denen man durch Timing einem Treffer entgehen und gleich den Gegenschlag setzen kann. Ist auch bitter nötig, denn Vulcanklappt trotz demänoscher Kräfte recht schnell zusammen, während selbst der lumpigste Schlurfer gerade im weiteren Verlauf ordentlich einstecken kann.

 

Die KI macht in der Regel auch keine besonders tolle Figur und glänzt durch Tumbheit. Nähert man sich einem Feind und wird dieser aufmerksam auf den Spieler, reicht es 2 Meter zurück zu gehen und man wurde schon wieder vergessen. Auch agieren die meist in Gruppen auftretenden Feinde nicht besonders schlau. "Hauptsache druff" scheint der geltende Befehl zu sein. Gefährlich werden sie meistens nur durch ihre Zahl und die Tatsache, dass sich die Gegnerangriffe meist nicht unterbrechen lassen. Schläge verursachen zwar Schaden aber weiteres Feedback hängt vom Unterbrechungswert der Waffe ab. Ist dieser zu niedrig, stecken die Feinde den Schaden ein, führen aber ihre Aktion ungeniert weiter aus. Andersherum verhält sich die Geschichte natürlich anders. Gerade feindliche Bodenschützen unterbrechen fast immer den derzeit laufenden Angriff.

 

Und so stirbt man gerade allein, da kein NPC die Feinde auf sich zieht, sehr oft sehr frustrierende Tode, da man selbst nicht zum Schlag kommt, während das Böse nur müde über Angriffe mit dem Kriegshammer lächelt.

 

Ein Traum für Heimwerker

 

Das nötige Mordwerkzeug kann man entweder käuflich erstehen oder man findet sie in glänzenden Schatzkisten, Baumstümpfen, Leichen oder Fässern. Wobei sich mir der Sinn der Währung entzieht wenn, wie sehr oft im Spiel betont, es keine Möglichkeit gibt, die Kohle zu verpulvern. Macht es wirklich Sinn der einzigen Hoffnung der Menschheit kein Schwert zu geben, weil er gerade andere Sorgen hat, als eine florierende Marktwirtschaft?

 

Bildergalerie von Bound by Flame (16 Bilder)

Zudem lässt sich jeder Ausrüstungsgegenstand weiter verbessern, indem ein Handwerkssystem zum Tragen kommt, das dem Ganzen eine taktische Variante beschert. Komisch ist nur, dass man eigentlich immer an seiner Rüstung schrauben oder Heiltränke mixen kann. Selbst mitten im Kampf. Hier wäre eine Bau- oder Braudauer der Marke Witcher besser gekommen, da man so eigentlich komplett unvorbereitet in den Kampf ziehen kann. Umziehen oder Verbesserungen anbringen geht ja sowieso immer und Werkzeug braucht man auch keins. Nur Rohstoffe werden benötigt, die man aber auch nicht beim Händler kaufen muss. Im schlimmsten Fall erzeugt man einfach aus Gold Rohmetall, verfeinert dies zu Feinmetall, dengelt daraus Stahl und gibt dann Blut hinzu, um daraus Unreinen Stahl zu machen, den man dann an sein Schwert nageln kann, um Feuerschaden zu machen. Und das alles, während der Pfeil aufs Gesicht zufliegt. Wahnsinn, wie schnell der Typ ist.

 

Welt retten, oder doch lieber Karren schleppen?

 

Hat man mal keine Lust die Welt zu retten, kann man auch kleinere Nebenquests abarbeiten. Verschollene Leute aufspüren, verlorenes Equipment ausfindig machen, verlustig gegangene Rohstoffe suchen, oder einfach von Questmarker zu Questmarker stolpern. Die Aufgaben an sich sind weder besonders abwechslungsreich, noch besonders kreativ. Sie dienen einfach nur zum Beschleunigen des Level-Aufstiegs, da hier nicht mit Erfahrung gegeizt wird. Das Gelieferte ist altbekannte 08/15-Beschäftigungstherapie, die einen im Grunde nur nochmal die derzeitige Gegend ablaufen lässt. Hin und wieder gehen manche Nebenaufgaben vom NPC-Begleiter aus, der dann passende Kommentare ablässt und einen bestenfalls irgendwann an die Wäsche lässt, was das ganze etwas interessanter gestaltet. Doch im Großen und Ganzen sollte man hier kein Spektakel erwarten.

 

Im Gegenteil, viele Nebenquests weisen diverse Macken auf. Ein Beispiel: Im 2. Akt soll man einen Verräter ausfindig machen. Dazu gilt es, die NPC-Wachen zu befragen. Zum Beispiel die am Nordturm. Es gibt aber keinen Nordturm. Der Fehler: Die Wache am Nordturm erscheint erst, nachdem man eine andere Nebenquest erledigt hat. Und hat man diese dann nach ewiger Sucherei nachträglich erledigt, kommt die Wache angejoggt, die man just in dem Moment nach der Folgequest befragen kann. Und selbstverständlich hat er schon seit geraumer Zeit den Verräter ein- und ausmarschieren sehen, auch wenn er erst vor 2 Sekunden ankam.

 

Diese und weitere Logikfehler leistet sich Bound by Flame eigentlich laufend und wären leicht zu vermeiden gewesen. Vor allem muss es nicht sein, dass ich mich kurz vor Ende des Spiels, brennend und in  vollen Dämonenpracht, noch frage, was das Ritual zu Anfang eigentlich mit mir angestellt hat.

 

Vertiel: Traumsümpfe, glasklare Eispaläste, heimelige Abwassersysteme

 

Die 7 Gegenden Vertiels können optisch nur teilweise überzeugen. Hätte ich Bound by Flame nun auf PS3 oder Xbox 360 gespielt, würde ich die Grafikqualität als mittelmäßig aber in Ordnung einstufen. Da mir aber die PS4-Fassung zur Verfügung stand, muss ich festhalten, dass hier keineswegs von Next-Gen die Rede sein kann. Die gesamte Darstellung, so bunt wie sie ist, kann zu keiner Zeit mit der eines Infamous Second Son oder eines Killzone Shadow Fall konkurrieren. Licht- und Schatteneffekte sind zwar ganz nett, mehr aber auch nicht. Dafür sind die Texturen nicht besonders ansehnlich. Auch die Animationen und Mimik erinnern eher an die Anfangstage der vorangegangenen Generation und erzeugen so unfreiwillig komische Momente. Gerade beim krampfhaften Versuch so etwas wie Dramaturgie zu erzeugen, steht sich das Spiel bei der Inszenierung meist selbst im Weg, da die Akteure nur hölzern herumstehen und kaum die Lippen auseinander bekommen. Dafür liefert das Spiel eine stabile Framerate und angenehm kurze Ladezeiten.

 

Die freie Kamera dieses Third-Person-RPGs geht in ruhigen Sequenzen meistens in Ordnung, in Kämpfen jedoch, gerade in engeren Passagen, muss oft nachjustiert werden, da man sonst nur Gestrüpp im Blickfeld hat. Nicht unbedingt hilfreich dabei ist die weniger gelungene Zielaufschaltung. Ist ein Feind markiert, wird sklavisch eine Linie zwischen Kamera, Charakter und Feind gehalten, völlig egal, ob man etwas sieht oder nicht. Und dabei wird auch meistens der falsche markiert, sodass man sich oft an einem Feind ausrichtet, der noch einen halben Kilometer entfernt steht, während der neben einem fröhlich weiter draufschlägt. Frust garantiert.

 

Der Sound hingegen kann überzeugen, die musikalische Untermalung ist größtenteils gelungen und erzeugt Atmosphäre. Leider wiederholen sich die Samples zu schnell, hier hätte mehr Vielfalt nicht geschadet.

 

Die Sprecher sind auch gelungen, auch wenn‘s mit der Lippensynchronität nicht so genau genommen wurde. Gerade der Dämon wurde sehr interessant vertont. 


Das Fazit von: Beef Supreme

Beef Supreme

Das alles liest sich jetzt wahrscheinlich ziemlich gemein. Fakt ist, Bound by Flame hat viele Macken. Logikfehler in Dialogen und Nebenquests, doofe KI, teils unfaire Gegner, ein stumpfes Kampf- und ein fragwürdig umgesetztes Crafting-System und viele weitere kleinere Mängel. Trotzdem ist das Spiel kein Totalausfall. In der Summe macht’s ja doch irgendwie, irgendwo Spaß. Vielleicht wegen dem motivierenden Looting, vielleicht weil nach dem zigsten Frusttod gegen die selbe Gruppe der Erfolg dann doch höchst befriedigend ist oder vielleicht weil die Begleiter-NPCs meist ziemlich interessant sind - auch wenn ich hier nicht von tiefgründigen Charakteren sprechen kann. Hier darf man ganz sicher nicht Unterhaltung auf höchstem Niveau erwarten und man sollte auf jeden Fall bereit sein, mindestens anderthalb Augen zuzudrücken, gerade auch wegen der unterdurchschnittlichen Grafikqualität. Und wenn man es dann noch schafft, sich nicht von den überschwänglichen Marketingsuperlativen hinsichtlich Entscheidungsfreiheit blenden zu lassen, bekommt man ein simples Action-RPG, das für 15 – 20 Stunden hin und wieder ganz unterhaltsam sein kann.


Die letzten Artikel des Redakteurs:


positiv negativ
  • Interessante und nützliche NPC-Begleiter
  • Taktisches Crafting-System…
  • Kurze Ladezeiten
  • Atmosphärischer Score
  • Gut-Böse-Entwicklung
  • Angemessene Spielzeit
  • Maue Grafik (PS4)
  • …das sich nicht um Kampfsituationen schert
  • Wenig Handlungsfreiheit
  • Störrische Kamera
  • Logikfehler in Nebenquests und Dialogen
  • Dumme Gegner-KI
  • Teils unfaire Kämpfe
  • Dämonenfähigkeiten zu schwach
  • Enge Levelschläuche
  • Hölzerne Animationen
  • Misslungene Dramaturgie
  • Hölzerne Animationen





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