Carnage Park 3D (uncut)
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BEWERTUNG |
01.01.2017 von Beef SupremeGewaltverbrechen sind ein beliebtes Thema für reißerische Filmumsetzungen, gerade wenn man sich entschließt, Tatsachen etwas liberaler auszulegen. So verfuhr auch Jungregisseur Mickey Keating mit seinem retro-angehauchten Grindhouse-Horror-Mix Carnage Park. Inklusive Texttafeln, absichtlich schäbigem Look und Synthie-Sounds...
Diesen Banküberfall haben sich Scorpion Joe und sein fetter, aber durchlöcherter Kumpel Lenny anders vorgestellt. Zwar sind die Kohle im Sack und die Geisel im Kofferraum, dafür hängen denen beiden die Bullen am Arsch und Lenny versaut derweil großflächig die Rückbank. Als Ausweg sieht Joe die Flucht auf gesperrtes Privatgelände irgendwo im Nirgendwo. Womit er nicht gerechnet hat, ist, dass der Besitzer dieses Landes ein psychopathischer Ex-Militär namens Wyatt mit Scharfschützengewehr, dafür ohne Skrupel ist. Alsbald macht Joes Schädel auch Bekanntschaft mit einer Kugel aus besagtem Gewehr, was seine Geisel Vivian überraschend in den Mittelpunkt des Films verfrachtet. Vergessen sind Raub, Geld, Scorpion Joe und sein übergewichtiger Kumpel mit Beschleunigungsloch in der Brust. Ab sofort beobachtet man Vivian beim gemütlichen Jog durch das amerikanische Hinterland, verfolgt von einem irren Psychopathen.
Originell geht anders. Carnage Park erzählt eine bereits tausend Mal dagewesene, recht dünne Story und entscheidet sich, nach der Einführung keine weiteren Handlungselemente mehr einzubauen. Dafür versteht der Film wirklich was davon, dieses ganz spezielle 80er Grindhouse-Flair einzufangen und mithilfe seines dreckigen Looks eine intensive, bedrückende Stimmung zu erzeugen. Und mit Wyatt fährt Carnage Park auch einen ziemlich überzeugenden Antagonisten auf, der das Kunststück beherrscht trotz relativ geringer Bildschirmpräsenz dennoch durchgehend bedrohlich zu wirken, was wohl vor allem daran liegt, dass der gute Mann überall auf seinem Grundstück Lautsprecher verteilt hat und Vivian auf Schritt und Tritt beobachtet. Gelegentlich fliegen auch ein paar Kugeln, die aber aufgrund mangelnden Kanonenfutters meist ins Leere gehen. Spannung bietet der Film aber trotzdem, da Wyatt ein exzellentes Timing an den Tag legt, was sein Auftauchen angeht. Zudem lässt sich hier eine gelungene Kameraführung beobachten, die auch ruhigere Szenen wirkungsvoll in Szene setzt. Zusammen mit wenigen, dafür aber gut platzierten Jump Scares kann Carnage Park seine Zuschauer durchaus über die gesamte Länge bei der Stange halten. Schade ist allerdings, dass der zu Beginn eingeführte Ansatz von Rückblenden irgendwann komplett über Bord geworfen wurde, nachdem die beiden vermeintlichen Hauptdarsteller abgekratzt sind. Warum wurde die Idee nicht weiter verwendet, um dem Zuschauer Wyatt noch etwas näher zu bringen? Abgesehen von seinem wahnsinnigen Gebrüll und Faible für Waffen bleibt seine Charakterisierung recht dünn: Er trägt gern Gasmasken und er schießt gern auf Leute. Etwas mehr Hintergrund hätte auch der dünnen Handlung ganz gut getan.
Betrachtet man den technischen Aspekt gibt es nur wenig Grund zur Kritik. Optisch überzeugt der Film durch ein klares Bild, welches aber durchaus treffend den Grindhouse-Look vermitteln kann, ohne auf künstlich eingefügte Scanlines oder Masterfehler zurückgreifen zu müssen. Unterstützt wird diese Atmosphäre durch einen stimmigen Soundtrack, der wohl platziert das Gezeigte treffend untermalt. Die Synchro hingegen hinterlässt gemischte Gefühle. Während Wyatt auf Deutsch ziemlich überzeugend den Psycho-Killer raushängen lässt, fühlt sich die deutsche Vivian in ihrer wehrhaften Opferrolle nicht besonders wohl. Dafür sind die Soundeffekte ziemlich gelungen. Gerade die Waffensounds sind richtig knackig geworden.
Cover & Bilder © Tiberius Film Das Fazit von: Beef Supreme
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