Das Märchen der Märchen

Das Märchen der Märchen

Originaltitel: Il racconto dei racconti
Genre: Märchen • Fantasy
Regie: Matteo Garrone
Hauptdarsteller: Salma Hayek
Laufzeit: DVD (129 Min) • BD (134 Min)
Label: Concorde Home Entertainment
FSK 12

Das Märchen der Märchen   10.03.2016 von Born2bewild

Der Titel Das Märchen der Märchen verspricht viel, will er doch suggerieren, dass es sich bei dem Film um das einzig wahre Märchen handelt. Ob der Film seines Titels würdig ist, erfahrt Ihr in unserem Review…

 

Die Königin (Selma Hayek) wünscht sich von ganzem Herzen ein Kind. Ihr Mann ist wegen der misslungenen Versuche verzweifelt und beide sind erleichtert, als eines Tages ein mysteriöser alter Mann auftaucht und ihnen ein verwegenes Angebot macht. Für einen sehr hohen Preis, nämlich ein Leben, wird es der Königin möglich sein schwanger zu werden und ein Kind zu gebären.

 

Gemäß den Anweisungen des Fremden begibt sich der König in die düsteren Tiefen eines Flusses um ein Seeungeheuer zu erlegen. Sein Ziel ist es das Ungeheuer zu töten und das Herz aus seinem Körper herauszuschneiden. Anschließend muss eine Jungfrau gefunden werden, die das Herz ungestört kocht, sodass es die Königin verzehren kann. Der Plan gelingt, die Königin bringt einen Jungen auf die Welt, doch er ist nicht der Einzige. Er hat auch eine Art Bruder und der Preis der Geburt der beiden ist unglaublich hoch…

 

Matteo Garrone englisches Debutwerk versucht verzweifelt drei Märchen aus der Märchensammlung Pentameron, oder ursprünglich Märchen der Märchen, von Giambattista Bastile zusammenzufügen. Allerdings mit mäßigem Erfolg, denn der einzige Zusammenhang sind gegenseitige Besuche auf Hochzeiten oder Beerdigungen. Die Sammlung Pentameron gilt als eine der ältesten und soll sogar die Gebrüder Grimm inspiriert haben. Sie enthält insgesamt fünfzig Märchen.

 

Neben der eingangs erwähnten Neuinterpretation des Märchens Die hinterlistige Hirschkuh werden noch die Märchen Der Floh und Die geschundene Alte mit eingebunden. Jedes der Märchen erzählt seine eigene, moralisch geprägte Geschichte. Bei Der Floh geht es um einen König, der seine Tochter nicht loslassen möchte. Seine Tochter möchte das Schloss verlassen und ihre einzige Chance ist, dass er einen Mann für sie findet, den sie heiraten und mit ihm von dannen ziehen kann. Eines Tages findet er einen kleinen Floh, den er dressiert und hegt und pflegt. So extrem, dass er schon eine hundeähnliche Größe erreicht. Als der Floh stirbt, schmiedet er einen teuflischen Plan, um seine Tochter zu behalten: Er lässt den Floh häuten und veranstaltet einen Wettbewerb, bei dem jeder Mann sich die Haut näher betrachten kann und erraten muss, um welches Tier es sich handelt. Doch der Plan geht nach hinten los. Ein menschenfressender Riese gewinnt den Wettbewerb und darf nun seine Tochter mit in seine finstere Höhle nehmen.

 

In Die geschundene Alte geht es um einen liebeskranken König und die Themen vergängliche Schönheit und Neid. Der König kann seine Finger nicht von schönen Frauen lassen. Eines Tages hört er eine liebliche Frauenstimme singen und verliebt sich in sie. Was er nicht weiß, die Stimme gehört einer von zwei sehr alten Damen, die ihn von nun an um den Verstand bringen werden. Er klopft begierig an ihre Tür und wird nicht eingelassen. Stattdessen wollen sie ihm nach einer Frist von einer Woche einen Finger zeigen. Eine Woche später gibt er sich mit dem Finger nicht zufrieden und die dominante der zwei Schwestern besucht ihn nachts in seinem Schlafzimmer. Als er aber morgens ihr altes Antlitz erblickt, lässt er sie aus dem Burgfenster schmeißen. Zu ihrem Glück verfängt sich ihre Bettdecke in einem Baum. Eine herannahende Fee erblickt die alte Dame, ist amüsiert und stillt die alte Dame, die daraufhin ein junges und hübsches Antlitz erhält. Wenig später findet der König die wunderschöne Frau im Wald als er auf der Jagd ist. Die zwei heiraten und auch die Schwester ist eingeladen. Als sie ihre junge Schwester nach dem Weg zur Schönheit fragt, entgegnet sie ihr genervt, sie hätte sich häuten lassen. Mit fatalen Folgen…

 

Wie von anderen europäischen Märchen gewohnt, geht es auch bei den Märchen, an denen sich der Film orientiert recht brutal und blutig zu. Auch wenn bei einer Altersfreigabe von zwölf Jahren die entsprechenden Szenen nicht bis ins Detail gezeigt werden, so sollte man eher noch einmal vier Jahre abwarten, bevor man sich diesen Film zu Gemüte führt.

 

Bildergalerie von Das Märchen der Märchen (6 Bilder)

Technisch gesehen ist der Film einwandfrei. Die Bildqualität ist sehr gut, die Bilder sind sehr scharf und der Kontrast passend zur jeweiligen Atmosphäre gewählt. Insgesamt ist der Film sehr ruhig. Er enthält wenig Musik und wirkt dadurch stellenweise etwas trist. Auch wenn die Tonspur mit DTS HD Master 5.1 hatten wir das Gefühl, der Fokus liegt auf den Frontkanälen und die hinteren Boxen sind nur sehr selten verwendetes Beiwerk. Die Extras sind aber mit einem einstündigen Making-Of sehr umfangreich und interessant.



Cover & Bilder © Concorde Home Entertainment GmbH


Das Fazit von: Born2bewild

Born2bewild

Alex:

Nach meinen durchweg positiven Erfahrungen mit der Serie Once Upon a Time habe ich mir gedacht, ich müsste mir auch einmal einen entsprechenden Kinofilm ansehen. Das Märchen der Märchen versucht etwas Ähnliches: Mehrere Märchen zu einem großen Ganzen zu vereinen. Zieht man einen direkten Vergleich, so hat meiner Ansicht nach Das Märchen der Märchen nur in einem Punkt die Nase vorn: die Technik. Die Effekte sind in einem Kinofilm auf Grund des Budgets meist besser als in einer Serie. Im Rest versagt der Film in meinen Augen. Das Zusammenflechten der Märchen ist überhaupt nicht gelungen, wie im Artikel erwähnt, es sind drei Königreiche mit drei Geschichten und der einzige Zusammenhang ist der ein oder andere Besuch. Vielleicht müsste man die Ursprungsmärchen auch besser kennen, um den Film gut zu finden. Ich persönlich hätte mir weit mehr erwartet. Mit den Geschichten hätte man mehr rausholen können, vor allem das Ende lässt irgendwie alle Wünsche offen. Positiv sind die Märchen als Einzelnes betrachtet, der jeweilige moralische Aspekt und die technische Umsetzung der Blu-ray.

 

Josi:

Diese Märchenverfilmung ist auf die einzelnen Handlungsstränge bezogen sehr gut gemacht. Er zeigt zur Abwechslung mal die geschriebene Brutalität auch auf der Leinwand. Ansonsten ist man bei solchen Verfilmungen (meist ja von Disney) eher auf einer rosa Wolke und die blutigen Sachen werden entweder weggelassen oder eben nur angedeutet. Insofern ist die Umsetzung der Märchen gut. Die Zusammenführung allerdings lässt doch zu wünschen übrig. Entweder macht man dann lieber drei separate Filme oder versucht schon etwas mehr Verbindungen herzustellen als nur drei befreundete Königreiche.


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