Er lebt in einer kleinen Siedlung irgendwo im abgelegensten Quadranten der weltumspannenden Müllkippe Deponia. Doch Rufus fühlt sich zu Höherem berufen und träumt von einem Leben im Raumschiff Elysium, der schwebenden Stadt hoch über der Planetenoberfläche. Als plötzlich die wunderschöne Goal aus eben diesen privilegierten Sphären in einen benachbarten Müllberg fällt, wittert Rufus seine Chance. Er beschließt, die bewusstlose Schönheit zurück in ihre Heimat zu bringen. Stellt dieses Vorhaben am Anfang nur eine vage Hoffnung dar, so festigt sich schon bald ein skrupelloser Plan: Rufus entpuppt sich als das exakte Ebenbild von Goals Verlobtem aus der Oberwelt. Die geplante Übergabe wird zum Startschuss für eine verwirrende Verfolgungsjagd voller verrückter Verwechslungen...
Lang, lang ist's her. Gerade wenn man die letzten Jahre im YouTube-Umfeld unterwegs war, kam man wohl nicht drum herum, von Daedalic und ihrem Zugpferd
Deponia zu hören - allein durch den Aufwind, den der erfolgreichste deutsche Let's Player Gronkh mit sich brachte, als er sich diesem Game widmete. Eigentlich schon zu viele Jahre nach der PC-Version traut sich Daedalic nun auch auf die Konsolen und präsentiert das humorvolle Point and Click Adventure
Deponia für die PlayStation 4. Mir fehlt der direkte Vergleich zwar, aber Fans zumindest sind ein paar Änderungen und Versäumnisse sauer aufgestoßen. So wird das Tutorial nicht synchronisiert, es gibt keine Galerie freigeschalteter Bilder sowie Videos und der Droggelbecher Modus wurde entfernt, indem alles Gesprochene und Geschriebene durch den Begriff Droggelbecher ersetzt wird (eine Hommage an andere Daedalic-Spiele). Für Fans des Spiels sicherlich ein Manko, für Neulinge natürlich nicht auszumachen - die könnte höchstens die auf den Controller angepasste Steuerung stören, die mich auch nach Stunden noch ins Stolpern gebracht hat.
Rahmenhandlung für Deponia ist nicht die neueste Geschichte, aber eine funktionierende: Ein einfallsreicher Hauptcharakter, der seinem tristen Leben auf einem Müllplaneten entfliehen möchte, um anderswo ein besseres Leben zu beginnen. Dass Rufus zwar ein Erfinder, allerdings ein ziemlich schlechter ist, erschwert die ganze Sache selbstredend. Zudem ist er schlichtweg - ich kann es gar nicht anders sagen - ein Arschloch. Er ist faul, gemein und unfreundlich und selbst mit dem Hintergrund von seinem Leben gefrustet zu sein, macht ihn das nicht unbedingt zum sympathischsten Hauptcharakter aller Zeiten... Immerhin seinen Sarkasmus kann ich voll und ganz unterstützen, auf dem nicht zuletzt der Hauptteil des Humors im Game aufbaut.
Neben umfassenden, weit verzweigten Dialogen mit teils amüsanten Auswahlmöglichkeiten und Antworten, lebt
Deponia auch - wie die meisten Point and Click-Adventures seiner Art - von albernen Umgebungen und Items und noch alberneren Figuren. Mein Favorit: Rathaus-Empfangs"dame" Lotti, offenkundig ein so stämmiger Mann, dass er gar nicht ganz ins Rezeptionshäuschen passt, mit Kleid, Lippenstift und ständig brechender verstellter Frauenstimme. Aber auch der in seinem Tisch schlafende Bürgermeister oder der auf Bläschenfolie stehende Postroboter sind genauso ulkig, wie sie sich anhören. Vom eigensinnigen Zeichenstil ganz abgesehen, sämtliche Frauen im Spiel ohne Nase zu malen. Uh, den Allgemein-Beamten habe ich ganz vergessen! Er hat ein Gebiss wie
Sir Daniel Fortesque aus MediEvil und springt je nach Bedarf in die Rollen von Feuerwehr, Polizist oder Arzt. An tollen Ideen mangelt es dem Spiel also zweifelsohne nicht.
Wo ich meine Probleme mit habe, ist dann doch eher das Gameplay. Die Umsetzung der Controllersteuerung ist meiner Ansicht nach nicht übermäßig gut gelungen, denn zumindest intuitiv funktioniert hier nichts. Auch nach einigen Spielstunden zum Ende des Games hin fluchte ich noch, als ich z.B. mit den falschen Tastenkombinationen das Menü schloss, anstatt Gegenstände miteinander zu kombinieren. Da das Spiel aber auch keine schnellen Reaktionen erfordert, war das halb so wild. Definitiv schlimmer empfand ich da doch den Aufbau der Handlung oder vielmehr der Rätsel. Point and Click-Adventure sind meist simpel gestrickt: Man sammelt Items und verwendet sie an verschiedenen Orten oder an verschiedenen Charakteren. Nur wenige Minuten ins Spiel hinein überschwemmt Deponia einen bereits mit mehr als 10 Items, einer vergleichbaren Anzahl an Charakteren sowie viel zu zahlreichen Örtlichkeiten. Und wer gerade humoristisch angehauchte Point and Clicks kennt, der weiß, dass die beklopptesten Lösungen zum Ziel führen können und man oftmals auch einfach nur probieren muss - was natürlich deutlich erschwert wird, wenn die Möglichkeiten in den dreistelligen Bereich zu gehen drohen. Am allerschlimmsten aber in diesem Zusammenhang: Rufus ist nicht nur ein Arsch, sondern auch ein Lahmarsch. Eine Rennanimation oder Schnellreisefunktion gibt es nicht, überallhin müssen wir ihn hinschlendern lassen. Gerade in der Stadt zu Beginn raubt einem das bereits den letzten Nerv - und das selbst, wenn man die Lösung kennt. Was erst, wenn man ziellos umherirren und alles ausprobieren muss? Horror! Zum Ende hin werden Orte und Items glücklicherweise weniger, die zurückzulegenden Wege leider aber nicht kürzer.
Bildergalerie von Deponia (7 Bilder)
Optisch ist das Spiel hingegen eine Wucht. Die Cutscenes sind relativ simpel animiert und auch nicht immer vollkommen sauber gezeichnet, die Spielumgebung hingegen ist detailverliebt mit Hand gemalt und sehr atmosphärisch ausgemalt worden. Die durch den Comicstil sehr unterschiedlichen Charaktere überzeugen nicht minder und werden durch tolle Synchronstimmen unterstützt - spielt man im Englischen fallen allerdings einige wenige Untertitelfehler auf, die dann plötzlich satzweise deutsch sind.
Kommentare[X]