Donnie Darko
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BEWERTUNG |
03.10.2021 von Mario von CzapiewskiDonnie Darko ist wohl eines der spannendsten Filmprojekte der Post-2000der Jahre und gleichzeitig eines, dass die filmische Jahrtausendwende mit einleitete. Überschattet von den tragischen Geschehnissen des 11. Septembers ging der Film trotz guter Kritiken in den amerikanischen Kinos unter und bekam erst gar keine deutsche Kinoveröffentlichung mehr. Nun 20 Jahre später bekommt der Film in seiner ursprünglichen Kinofassung nicht nur einen kleinen Kinostart, er erscheint auch in zwei Steelbook-Varianten neu auf dem deutschen Markt. Die erstmals erhältlichen 4K-Variante soll an dieser Stelle besprochen werden...
Inhalt
Der psychisch labile Teenager Donnie Darko (Jake Gyllenhall) wird eines Nachts von einer hasenähnlichen Erscheinung aus seinem Zimmer gelockt und mit einer kryptischen Warnung konfrontiert: An Halloween soll die Welt untergehen. Doch zuerst scheint ihm das Glück zugegen gewesen zu sein, denn in der gleichen Nacht ist eine Turbine in seinem Zimmer gelandet, die ihn hätte töten können. Doch der imaginäre Hase lässt nicht locker und verleitet Donnie zu Taten, welche unmittelbaren Einfluss auf die Welt und die Menschen um ihn herum haben. Was Donnie jedoch noch nicht ahnt ist, dass vor allem seine Zeit dabei ist abzulaufen.
Donnie Darko ist in vielerlei Hinsicht ein außergewöhnlicher Film. Nicht nur, weil er die bis heute anhaltende Hollywood-Karriere von Jake Gyllenhaal (Nightcrawler) startete, sondern auch weil er Schauspieler wie Drew Barrymore (3 Engel für Charlie) oder Patrick Swayze (Dirty Dancing) vielen ganz neu auf den Plan brachte. Zudem war Donnie Darko schon damals kaum kommerziell. Mit seiner kryptischen Geschichte, seiner verqueren Hasen-Figur und der Flugzeugkomponenten (während der Zeit des 11. Septembers) bewarb er sich nicht gerade für den ersten Platz der Kinocharts. So kam es dann auch und der Film floppte kolossal. Dass er heute als Kultfilm oder gar Meisterwerk gefeiert wird, verdankt er dem Heimvideomarkt, einer kontinuierlichen Mundpropaganda und vielen Filmkritikern, die sich nachträglich für den Film aussprachen.
Denn Donnie Darko ist mehr als nur eine Coming-Of-Age Geschichte über einen gestörten Jugendlichen oder ein kleines Teenie-Abenteuer mit Zeitreise-Elementen. Donnie Darko kreiert durch das Zusammenspiel aus Bildästhetik, Schauspiel und Musik ein Gefühl, das schwer zu greifen ist, aber den ganzen Film bis zum emotionalen Ende aufrecht gehalten wird. Das zu beschreiben ist genauso schwierig, wie die Handlung in seiner letzten Konsequenz zusammenzufassen. Denn vor allem die Kinofassung schafft den meisterhaften Spagat, einen in seinem Verlauf nachvollziehbaren Handlungsstrang zu erzählen, dessen Bedeutung jedoch für jeden Zuschauer anders sein wird. Irgendwie versteht man den Film, aber irgendwie auch nicht – und genau das triggert den eigenen Verstand, ohne dass man das Gefühl hat, dass etwas Elementares fehlen würde.
Dieses Gefühl torpediert leider der Director’s Cut, der ebenfalls in dieser Veröffentlichung enthalten ist. Hier bekommt man die vom Regisseur ursprünglich gewünschte Fassung mit vielen neuen Szenen und auch teils neuer Musik. Hier zeigt sich, dass die Genialität des zuvor erwähnten Spagats nicht auf der Vision des Regisseurs gefußt hat, sondern ein Zusammenspiel aus der laufenden Produktion und dem Eingreifen der Produzenten war. Der Director’s Cut versucht viel stärker die Narration des Films in eine gewisse Richtung zu lenken und dämpft oft den gut funktionierenden Fluss des Films mit Einschüben, die die Intention des Regisseurs noch einmal deutlicher machen sollen. Hier wird jedoch zu sehr an der Interpretationsmündigkeit des Zuschauers gezerrt, was die Kinofassung vollständig unterlässt. Sicherlich hat die eindeutigere Vision des Regisseurs ihre Daseinsberechtigung. Wenn es jedoch auch ohne geht und das Fehlen dieser sogar einen Mehrwert ausmacht, sollte man die Autorenschaft an dieser Stelle nicht auf Biegen und Brechen zu hoch hängen.
Für beide Fassungen gilt jedoch: Handwerklich und schauspielerisch wird hier ein Maximum geboten, das selten von so „kleinen“ Filmen gestemmt werden kann. Seien es Jake Gyllenhalls Ausnahme-Performance oder wirklich ans Herz gehende Momente mit Mary McDonnell (Independence Day) oder Beth Grant (Speed). Was hier schauspielerisch geboten wird, ist durch die Bank beeindruckend. Bedenken muss man auch, dass Regisseur Richard Kelly, der später nach einigen Flops mit dem Filmemachen aufgehört hat, zum Zeitpunkt dieses Drehs ca. 25 Jahre alt war, was das herausgekommene Produkt am Ende vollends veredelt.
Damit ist Donnie Darko für jeden Cineast absolutes Pflichtprogramm und schlussendlich einer der ersten großen Filmklassiker des aktuellen Jahrtausends. Auch 20 Jahre nach seiner Erstveröffentlichung funktioniert der Film wie am ersten Tag und zeigt, was alles filmisch möglich sein kann, wenn man die eingetretenen Pfade verlässt. Der Film zeigt aber auch, welche Perlen abseits der Kinoveröffentlichungen zu finden sind, wenn man nur danach schaut.
Details zum 4K Ultra HD Blu-ray Steelbook
Das Steelbook beinhaltet den Film – wie bereits erwähnt – als Kinofassung und als Director’s Cut jeweils auf einer 4K-UHD-Disc. Die hervorragende deutsche Sprachfassung sowie der englischsprachige Originalton sind ebenfalls bei beiden Fassungen vorhanden. Zusätzlich zu den beiden Filmfassungen verteilt sich zahlreiches Bonusmaterial auf den beiden Discs. So finden sich dort Audiokommentare, geschnittene und alternative Szenen, ein Musikvideo, ein Kurzfilm einige Featurettes, ein Making-of und Behind the Scenes Aufnahmen wieder. Das besondere Highlight jedoch ist die zum ersten Mal enthaltende, umfangreiche Dokumentation Deus ex Machina: Die Philosophie von Donnie Darko, die sich in Spielfilm-Länge mit der Entstehung des Films auseinandersetzt. Das hier gebotene Bonusmaterial ist wohl das absolute Maximum, was man heute zu dem Film erhalten kann, und übertrifft viele bisherige Veröffentlichungen des Films. Qualitativ holt das neue 4K-Master, welches auch als Grundlage für die parallel erscheinende Blu-ray-Version dient, vieles aus dem Film heraus und hebt sich besonders farblich deutlich von früheren Veröffentlichungen ab. Perfektes und gestochen scharfes 4K-Bild darf man dennoch nicht erwarten. Trotzdem erhält man hier die bestaussehenste Version des Films. Cover & Bilder © Studiocanal GmbH Das Fazit von: Mario von Czapiewski
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