Kein Cover vorhanden: upload/articles/360_Y9DTPjcp4HsD5kIUhRqk.jpg

Dragon´s Dogma

Publisher: Capcom
Entwicklerstudio: Capcom
Genre: Rollenspiel
Sub-Genre: Action-Rollenspiel
Art: Fullprice
Erscheinungsdatum: 25.05.2012
USK 16

Dragon´s Dogma   06.06.2012 von GloansBunny

Drachen, tapfere Kämpfer und holde Maiden wetteifern in diversen Rollenspielen um die Gunst der Käufer. Vom Weltraum bis zum Abendland reichen die Schauplätze, und nun ist einmal wieder das Mittelalter hoch im Kurs. Ob Dragon's Dogma nur aufgewärmte 08/15-Kost bietet oder mit neuen Ansätzen Würze in die Open World bringt, klären die Sofahelden heute ...

Capcom zählt zu den weltweit größten Publishern und steht für Qualität, innovative Ideen und Vielfältigkeit. Titel wie Resident Evil, Devil May Cry und Streetfighter beispielsweise erzielten solch immense Erfolge, dass die Entwickler gleich mehrere Nachfolger veröffentlichen konnten. Doch die Zeit schreitet voran, und mit ihr die Videospielbranche. Das Nonplusultra im RPG-Sektor ist momentan das Konzept der Open World. Grenzenlos begehbare Areale, eine immense Detailfülle und epischer Umfang sind die Markenzeichen dieser Spiele. Mit Dragon's Dogma möchte Capcom jetzt dem Publikumsliebling Skyrim Konkurrenz machen.

Der Einstieg:

Zu Beginn des Spiels überrascht Capcom mit einem umfangreichen Charaktereditor. Also flugs einen dunkelhaarigen, gestählten Kämpfer mit blauen Augen kreiert (die Muskeln natürlich wohldefiniert, Frau legt ja schließlich auch Wert auf Äußerlichkeiten), eine maskuline Stimme draufgepackt und ein paar dezente Narben angebracht, schon ist er fertig, der individuelle Kämpfer, Magier oder Assassine. Der virtuelle Figurbaukasten ist reichlich bestückt und lässt kaum Wünsche offen.

Die Steuerung:

Dann kann es auch gleich losgehen mit dem Tutorial. In einem düsteren Höhlenabschnitt wird Schritt für Schritt die Steuerung erklärt. Die Analogsticks bewegen sowohl das Alter Ego als auch die Kamera. Die Aktionstasten beherbergen unter anderem schnelle und langsame Angriffe, Sprünge und Defensivmanöver (wie Ausweichen und Blocken) sowie Interaktion mit der Umwelt. In Kombination mit den Schultertasten bewirken sie zudem Attacken unterschiedlicher Höhe und Ausrichtung. Ein umständliches, aber umfangreiches Inventarmenü mit unzähligen Waffen, Gegenständen und Talentbaum plus Questbuch darf natürlich in einem Rollenspiel auch nicht fehlen. Das Digikreuz ist die virtuelle Kommandozentrale für die KI-Mitstreiter, die auf Knopfdruck verschiedene Basisbefehle wie Angriff und Rückzug ausführen. Der Controller wird komplett genutzt und einige Tasten sind doppelt belegt. Die anfangs komplexe Steuerung entwickelt sich aber schnell zu einem herrlich flüssigen Werkzeug der Agilität. Nach kurzer Eingewöhnungszeit gehen sämtliche Manöver schnell und präzise von der Hand.

Story und visuelle Gestaltung:

In einer auf das Tutorial folgenden Filmsequenz lässt Capcom dann sogleich die Grafikmuskeln spielen. Gestochen scharf und lebensecht animiert wandelt der frisch gebastelte Held durch sein Heimatdorf. Doch die friedvolle Idylle wird jäh unterbrochen, als aus heiterem Himmel ein riesiger Drache das Städtchen attackiert. Ein farbenfrohes Flammenmeer auf den Hausdächern entzündend macht das Ungetüm einen Zwischenstopp am glitzernden Sandstrand, um dort seinen Hunger auf Verwüstung zu stillen. Der überraschte Hauptcharakter wittert eine Gelegenheit, greift das schuppige Monstrum an und muss feststellen, dass er nicht den Hauch einer Chance hat. Das Fabeltier wirft ihn zu Boden, fährt die blutbesudelten Krallen aus und verarbeitet kurzum das noch schlagende Herz des Protagonisten zu Finger- bzw. Klauenfood. Doch der Held überlebt auf unerklärliche Weise und gilt fortan als der Auserwählte des Drachen. Dies ist der Beginn einer abenteuerlichen Reise durch eine prächtige Fantasywelt voller Leben, Atmosphäre und einzigartigen Kreaturen.

Auf der Suche nach Antworten, dem geflügelten Feind und dem gestohlenen Organ durchwandert der Krieger tolle, variantenreiche Areale. Weitläufige Wälder, gruselige Dungeons, verschneite Gebirgsregionen, belebte Städte – die Vielfalt an Schauplätzen ist riesig. Zwar sind einige Texturen verwaschen und das fehlerhafte Clipping allgegenwärtig, werden aber durch die vielen liebevollen Details der belebten Spielwelt entschädigt. Die Animationen von Mensch, Natur und Fantasiegestalten sind flüssig, das Spektrum an individuellen Gestalten und Kreaturen ist gewaltig. Genretypische Wesen wie Skelette, Goblins und Riesenspinnen sind ebenso zahlreich vertreten wie spektakuläre mystische Schöpfungen. Gigantische Steingolems, furchterregende Chimären, dick gepanzerte Feuerspucker, bissige Wölfe – in puncto Kreativität und visueller Umsetzung leistet Capcom gewohnt eindrucksvolle Arbeit. Lediglich das ausgeprägte Tearing in den Großkämpfen und die unschönen Pop-Ups sind trotz all der Action nicht zu übersehen. Das verdunkelt das von Mass Effect und Skyrim verwöhnte Spielergemüt doch etwas. Diese kommen im Gegensatz zu Dragon's Dogma nämlich fast gänzlich ohne solche Grafikfehler aus. Schön anzusehen ist es aber trotzdem, und zwar sowohl im laufenden Spiel als auch die Zwischensequenzen in Spielgrafik.

Bildergalerie von Dragon´s Dogma (15 Bilder)

Soundtrack und Vertonung:
Die musikalische Untermalung ist an andere hauseigene Fantasygames angelehnt und entsprechend stimmig an das grafische Setting angepasst. Orchestral vibrierende Chorstücke wechseln sich mit moderneren Titeln und melodischen Flötenklängen ab, erzeugen je nach Umgebung eine beklemmende, antreibende oder freudige Atmosphäre. Die vielen Soundeffekte fügen sich passend ins Spielgeschehen ein, die Geräusche von Natur und Lebewesen sind eindrucksvoll und glasklar platziert.

Kleines Manko: Dragon's Dogma ist auf dem Markt nur mit englischer Sprachausgabe erhältlich. Zwar werden die zahlreichen Dialoge und Äußerungen von Alter Ego, Kumpanen und NPCs mit guten deutschen Untertiteln korrekt übersetzt, allerdings ist das permanente Lesen sehr anstrengend. Lässt man im Kampfgetümmel zu oft den Blick zur Textbox schweifen drohen Orientierungsverlust und rapides Schmelzen der Lebensanzeige. Da hilft nur konsequentes Wegschauen. Die englischen Synchronsprecher transportieren Stimmungen zwar professionell und glaubhaft zum Spieler, allerdings hätte dem ein oder anderen ein logopädischer Schnellkurs nicht geschadet. Die Aussprache ist stellenweise sehr undeutlich und viel zu schnell. Einige wichtige Informationen und Rückmeldungen der Mitstreiter gehen so zwischen Trommelfell und Sprachzentrum schlichtweg verloren.

Gameplay und Wissenswertes:

Die Hauptstory um das gestohlene Herz, den mordlustigen Drachen und natürlich die Rettung der Welt wird von einer wahren Flut von Nebenquests vorangetrieben. An allen erdenklichen und unerdenklichen Orten bitten individuelle Charaktere um die Hilfe des Auserwählten. Verlorene Gegenstände wiederfinden, Eskorte spielen, Monster töten, Botendienste und vieles mehr strecken die Gesamtspielzeit auf etwa 90 bis 100 Stunden. Somit sei es Capcom verziehen, dass sie die hierzulande indizierte Demoversion von Resident Evil 6 nicht mit in die Verpackung stecken durften.

Das Gameplay an sich wird von actionreichen, flüssigen Kämpfen gegen allerlei große und kleine Ungeheuer und Fieslinge dominiert. Hierbei erweist sich das sogenannte "Vasallensystem" als äußerst nützliche und spaßige Neuerung. Bis zu vier KI-Mitstreiter begleiten den Helden und stehen ihm sowohl aktiv im Kampf als auch passiv mit vielen hilfreichen Tipps zur Seite. Der individualisierbare Hauptvasall darf, ähnlich wie der eigene Charakter, sowohl optisch als auch technisch an die eigenen Bedürfnisse angepasst und online anderen Spielern zur Verfügung gestellt werden. Wird er von fremden Personen in Anspruch genommen, so sammelt er Erfahrungspunkte, Gegenstände und auch das ein oder andere Lob. Nette Spielerei mit Nutzen für onlinefähige Konsolenritter, offline ist ein Tausch natürlich nicht möglich. Die künstliche Intelligenz arbeitet sehr zuverlässig und clever, was sich gerade in den weitläufigen Arealen bemerkbar macht. In der atmosphärischen Open World platzieren sich die Mitstreiter strategisch, planen Angriffe und helfen selbstlos, wenn Ärger droht. Schade nur, dass kein Koop-Modus verfügbar ist. Das Vasallensystem wäre eigentlich prädestiniert, um gemeinsam mit einem reellen Kollegen auf Monsterjagd zu gehen. Nichts desto trotz sorgt Dragon's Dogma für langen Spielspaß, viel Action und eine Prise Taktik. Eine gute Mischung aus Angriff, Verteidigung und strategischem Kommandieren der Mitstreiter sind der beste Weg zur finalen Cutszene. Vor allem die Kämpfe gegen große Gegner bieten diverse Vorgehensweisen. Stur die Schwerter schwingen bringt wenig, wenn die Rückendeckung fehlt. Effizienter ist es, ein Ablenkungsmanöver der KI zu initiieren und im richtigen Moment das Monstrum in Shadow of the Colossus-Manier zu erklimmen und auszuschalten. Abwechslung am laufenden Band!

Auch den Trend, den weiteren Spielverlauf aktiv zu beeinflussen, greift Capcom auf. Die Auswirkungen von Taten und Antworten sind zwar nicht so eindrucksvoll wie bei Mass Effect 3, was aber sicherlich auch den etwas zu oberflächlich geratenen Hintergründen der Figuren zu verdanken ist. Auch die Story an sich ist etwas zu seicht, obwohl sie relativ schnell an Fahrt aufnimmt. Doch auch Mass Effect ist nicht Meister aller Klassen, denn eines hat Dragon's Dogma jenem Vorzeigetitel voraus: Das Klassensystem ist nicht starr, sondern flexibel an den Grundwerten ausgelegt. Sowohl das Alter Ego als auch die Vasallen können mit jedem Stufenaufstieg zwischen den bis zu neun Klassen wechseln. Vom klassischen Kämpfer über den Magier bis zum Bogenschützen gibt es viele Arten der Spezialisierung, natürlich mit den entsprechenden Fähigkeiten wie Ausdauer, Präzision etc. im Gepäck.

Apropos Gepäck: Das Inventarmenü ist umfangreich, die Auswahl an Gegenständen, Waffen und Rüstungen ist riesig. Sowohl optisch als auch technisch hat die mitgeführte Ausrüstung immer wieder gewisse Auswirkungen auf den Charakter. So wird der Held zum Beispiel durch schwere Kleidung extrem verlangsamt, klettern und springen ist kaum mehr möglich. Wird die Kluft nass, beispielsweise durch den vom dynamischen Wetter- und Tageszeitensystem einsetzenden Regen, fällt jede Bewegung noch schwerer. Wohl dem, der clever ist und die Ausrüstung mit der eines frischen Vasallen tauscht! Dies ist allerdings nicht gerade einfach, da das Inventarmenü relativ unübersichtlich und kompliziert in der Handhabung ist. Nicht selten nimmt man dann aus Frust einen langen Fußmarsch in die nächste Stadt auf sich, um dort unnötiges Gerümpel zu verkaufen und letztendlich den gesuchten Gegenstand irgendwann im Rucksack des Vasallen wiederzufinden. Und wenn man schon mal bei einem der vielen Händler, Gastwirte oder Kräuterhexen ist, sollte man tunlichst Verbesserungen und Einkäufe tätigen, denn wer weiß, was die nächste Quest zu bieten hat?

Kurz gesagt:

Dragon's Dogma
macht Spaß, sorgt für Action und Spannung. Die Open World, einschließlich der Bewohner, ist abwechslungsreich und schön gestaltet. Viele große und kleine Details, die belebten Settings und die tolle englische Vertonung bieten eine wohlig-bekannte RPG-Atmosphäre. Unzählige Quests, Charaktere und Items warten auf ihre Entdeckung. Mittelalter, oh düsteres Mittelalter, endlich bist Du zurück! Mit Drachen, Helden und Schicksalen, mit tollen Landschaften, Höhlen und Tälern, mit Schwert, Rüstung und Vasallen ...


Das Fazit von: GloansBunny

GloansBunny

Story, Atmosphäre und Setting von Dragon's Dogma ähneln natürlich anderen Mittelalter-RPGs. Auch die Klassen, Fähigkeiten und Waffen hat man logischerweise schon mal in anderen Spielen gesehen. Um absolut innovativ sein zu können, ist der Rollenspielsektor einfach schon zu sehr abgegrast. Trotzdem hat mich Capcoms erstes westliches Action-RPG grandios mit seiner schönen Open World unterhalten und lange Zeit an den Bildschirm gefesselt. Bei knapp 100 Stunden Spielzeit, einem umfangreichen Charaktereditor und unzähligen Quests ist das auch kein Wunder. Die tolle Grafik, einschließlich der Animationen, hat zwar kleinere technische Mängel, allerdings merzen die grandiose Atmosphäre, die Artenvielfalt der Gegner und NPCs sowie die komplexe, aber flüssig-präzise Steuerung diese Mankos wieder aus. Lediglich die stellenweise viel zu undeutliche englische Vertonung sowie die überladene deutsche Textbox und das umständliche Inventarmenü gehen an mein geprüftes Spielergemüt. Aber was soll's. Eine Neuerung hat kein anderer Publisher im Angebot: das Vasallensystem. Clevere, gesprächige und äußerst nützliche KI-Mitstreiter unterstützen den Hauptcharakter aktiv und passiv. Wer nervt oder zu schwach ist, wird einfach ausgetauscht, wer gefällt, wird weiter optimiert – freie permanente Klassenwahl inklusive. Ein Rätsel bleibt allerdings, warum Capcom keinen Koop-Modus integriert hat.

Freunde von Mittelalter, Fantasy, Action und Talentbäumen sollten sich Dragon's Dogma nicht entgehen lassen. Ein wirklich gelungenes Rollenspiel voller Kämpfe, Ungeheuer und Aufgaben!


Die letzten Artikel der Redakteurin:


positiv negativ
  • Atmosphärische Open World
  • Unzählige Details, massig Charaktere
  • Eingängige Steuerung
  • Schöne Grafik, tolle Animationen
  • Sehr lange Spielzeit
  • Clevere Vasallen-KI
  • Englische Tonspur mit überladener Textbox
  • Kleinere Grafikschwächen (Tearing, Clippingfehler)
  • Umständliches Inventarmenü
  • Kein Koop-Modus





Kommentare[X]

[X] schließen