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El Shaddai - Ascension of the Metatron

Publisher: Konami
Entwicklerstudio: UTV Ignition Games
Genre: Action
Sub-Genre: Action-Adventure
Art: Fullprice
Erscheinungsdatum: 08.09.2011
USK 12

El Shaddai - Ascension of the Metatron   19.10.2011 von Xthonios

Am Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde. Die Erde war wüst und leer, und Finsternis war über der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte über den Wassern ... Und Gott schuf den Menschen nach seinem Bild; als Mann und Frau schuf er sie. Und trotzdem erdreisten sich sieben gefallene Engel, ihm mal eben sein Paradies wegzuschnappen. Aber sie haben die Rechnung ohne uns gemacht...

El Shaddai – Ascension of the Metatron. Wer jetzt zu grübeln beginnt, dem will ich ein wenig auf die Sprünge helfen. Vorab: Metatron hat nichts mit Transformers zu tun, denn der Bösewicht heißt so.  Der Metatron ist der höchste Rang der Engel und dient als Stimme Gottes. Aber auch hinter El Shaddai verbirgt sich mehr, als man anfangs vermuten mag. Im zweiten Buch Moses wird Gott, der Allmächtige eben mit jenem Namen assoziiert. Bibelstunde abgeschlossen. Dieses Thema ist ein ziemlich harter Tobak für einen waschechten Atheisten wie mich.

Wir spielen einen Menschen namens Enoch. Im alten Testament finden sich einige Passagen, dass er aufgrund seiner aufrichtigen Gottgläubigkeit vor dem Tode zu Gott geholt wurde und fortan im Himmel lebe. Enoch ist sowohl ein Schriftgelehrter als auch ein Krieger. Gott erteilt ihm die Aufgabe, sieben gefallene Engel zurückzuholen. Semyaza und seine sechs Wächter Sariel, Ezekiel, Arakai, Azazel, Baraqau und Armaros sind auf der Erde gelandet, um die Menschen nach ihren Idealen zu manipulieren. Bevor also Gott nun den ganzen Planeten fluten lässt, erhalten wir also die Chance, die Menschheit zu retten und diese Abtrünnigen zu läutern. Unterstützt werden wir von vier Erzengeln – in Form von Schwänen – und dem Engel Luzifel, welcher sowohl Euch zur Seite steht, wie auch stets mit Gott in Kontakt steht.

Wer sich vorab nicht ausgiebig mit der Geschichte des Spiels beschäftigt, wird am Anfang gänzlich verwirrt und mit einer scheinbar zusammenhanglosen Story konfrontiert.
Auf der Erde angekommen, bekommt man erst mal eine visuelle Schelle. Wer hier unsere Erde in den klassischen Farbgebungen erwartet hat, wird schwer enttäuscht werden. Um den Turm der Engel zu finden, machen wir uns also auf die Reise und erleben eine optische Darbietung, jenseits unseren Verstandes. Die ersten Level präsentieren sich in zaghaften fast schwachen Wasserfarben. Alles wirkt verwischt und doch lebendig, selbst der Himmel wirkt wie eine große fließende Fläche. Auch die Gegner haben sich scheinbar der Landschaft angepasst und wirken fließend und grazil, um den Gesamteindruck nicht zu stören. Wie rücksichtsvoll. Im Turm angekommen, hämmern bunte Farben, mathematische Formen, Feuerwerke und Winkel aller Art auf unsere Wahrnehmung ein. Doch dies ist keinesfalls alles was uns erwartet. Neben einer futuristischen Stadt im Stile von Bladerunner oder Ghost in the Shell erwarten uns zahlreiche farbenprächtige Landschaften im klassischen 2D-Stil sowie eine Unterwasserwelt in einer Farbenvielfalt, die mit Worten nur schwer zu beschreiben sind. Hier gilt wirklich die Devise, Bilder sagen mehr als 1000 Worte. Einfach unbeschreiblich und am ehesten mit dem Spiel Child of Eden zu vergleichen.

Inmitten dieser LSD-verdächtigen Welt laufen, springen und kämpfen wir als Enoch durch die Zeitepochen.
Auch wenn er lediglich einen Doppelsprung beherrscht, stellen die verschiedenen „Laufpassagen“ immer wieder Herausforderungen dar. Meist erhält man während dieser Passagen immer wieder Fragmente der Geschichte und wird dadurch gelegentlich überraschend abgelenkt und hüpft ins Leere. Hier kommen uns die positiven Speicherpunkte zugute, die einen in solchen Momenten meist nur wenige Meter zurückwerfen.

Aber nun mal weg von all der visuellen Pracht und der ständigen Sinnesüberflutung und kommen mal zur Steuerung und dem Kampfsystem.
Man bewegt sich mit dem linken Analog-Stick und hüpfen tut man mit der A-Taste. Soviel zum Thema Bewegung. Aber auch der Kampf klingt ähnlich einfach und präsentiert sich mit der klaren Ansage „Und möge er X drücken, so oft er kann“. An sich ein absoluter One-Button-Smasher, allerdings gibt es hier feine Unterschiede. So unterscheiden sich die möglichen Kombinationen, die Enoch ausführt, durch die Verzögerungen zwischen dem Druck zweier Tasten. Auch die Waffenauswahl ist anders als bei zahlreichen anderen Spielen. Enoch selbst verfügt über keine eigenen Waffen, sondern nimmt sie seinen Feinden ab und verwendet diese Waffen anschließend gegen ihre einstigen Besitzer. Da Enoch stets nur eine Waffe bei sich tragen kann, ist auch hier eine gewisse Taktik gefordert, wenn z. B. mehrere Gegner mit verschiedenen Waffenarten bekämpft werden müssen. Auch wenn es effektiv nur eine Angriff- und eine Blocktaste gibt, so kann man zusammen mit Sprüngen und Ausweichmanövern diverse Angriffstaktiken entwickeln.

Solltet Ihr einmal in einem Kampf sterben, bedeutet dies nicht, dass alles umsonst war.
Da die Erzengel und auch Luzifel über Euch wachen, habt Ihr die Möglichkeit mittels schneller Tastendrücke (LB RB A X) Euch sozusagen selbst wieder ins Leben zurückzurufen und mit frischem Einsatz weiterzukämpfen. Zwar wird es mit jedem Male etwas anstrengender und hektischer Euch zurückzuholen, doch diese Art von „Try or die“ bringt Abwechselung in die bisher üblichen Spielmechanismen.

Wenn Ihr bis hier durchgehalten habt, dann habt Ihr einen ersten Eindruck von El Shaddai erhalten.
Aber glaubt nicht, dass Ihr nun alles über dieses Spiel wisst. Denn das Spiel vollständig zu beschreiben ist ein Ding der Unmöglichkeit. Ein Spiel für Mainstream-Zocker ist es definitiv nicht, denn entweder liebt man dieses Spiel oder man hasst es. Gerade wenn man glaubt, alles zu durchschauen, ändert das Spiel plötzlich die Richtung und hinterlässt erneut riesige Fragezeichen über Euren verdutzten Gesichtern. So kann es zum Beispiel passieren, dass – eben noch in einem modernen 3D Level – plötzlich eine 2D Zwischensequenz reingeschnitten wird. Mehr verrate ich an dieser Stelle jedoch nicht.

Kommen wir einmal zu einem weiteren nicht außer Acht zu lassendem Element:
der Musik. El Shaddai setzt auch hier neue Maßstäbe an Kreativität. Der Soundtrack des Spiels kann sich problemlos mit dem visuellen Bombardement auf unsere Sinne messen. Zahlreiche Arten von Musikrichtungen wurden scheinbar in einen Topf geworden, ordentlich durchgemischt und anschließend neu kombiniert. All dies führt nur zu einer logischen Schlussfolgerung: El Shaddai ist kein simples Xbox-Spiel, sondern ein echtes Kunstwerk.

Aber natürlich gibt es auch Momente, an dem selbst meine Faszination für dieses Spiel an seine Grenzen stößt.
So umwerfend die optische Darstellung mancher Sequenzen oder Level ist, so verwirrend und unübersichtlich ist es auch manchmal. Ob es einen kleinen Wettbewerb zwischen den Designern gab, wer die meisten Spieler in den Wahnsinn treiben kann? Man weiß es nicht. Aber wenn Hintergründe in den Vordergrund rücken und so das gesamte Spielgeschehen verdecken, schießen einem unwillkürlich Gedanken wie „Was zum Teufel“ oder „ÖRKS?“ durch den Kopf. Vielleicht erfährt man in solchen Momenten, wie die Wirkung eines pangalaktischen Donnergurglers (Per Anhalter durch die Galaxis) ist. BOING !! Denn eines gönnt Dir El Shaddai das ganze Spiel über nicht: etwas Erholung für Deinen Schädel. Das Spiel an einem Tag durchspielen? Wer das schafft, ohne mit einigen Ausfallerscheinungen am nächsten Tag aufzuwachen, hat meinen Respekt verdient.

Das Fazit von: Xthonios

Xthonios

Noch nie ist mir ein Fazit so schwer gefallen. Wenn man es mit einem Wort beschreiben müsste, wäre es: SPLUNSCH! Genau so fühlt sich das Gehirn nach mehreren Stunden El Shaddai an. Was am Anfang wie ein wildes Farbenspektakel mit sphärischen Klängen beginnt, entwickelt sich mit der Zeit zu einem packenden und einfach wirklich beeindruckenden Spiel in diesem Jahr. Wird man am Anfang einfach in das Geschehen geworfen und kommt sich vor wie ein ahnungsloses Etwas, frisst einen das Spiel auf und man wird regelrecht wieder völlig durch den Wind ausgeworfen. Das Spiel entpuppt sich als ein unheimlich intensives visuelles und auditives Erlebnis, in dem die Story großgeschrieben wird. Aber diese Ganzheit macht es auch zu einem sehr anspruchsvollen und schwierigen Titel für all jene, die einfach nur zocken wollen. Denn eines ist El-Shaddai ganz sicher nicht. Ein Spiel für alle Gamer.


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