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Escape Dead Island

Publisher: Koch Media
Entwicklerstudio: DeepSilver
Genre: Action-Adventure
Sub-Genre: Mystery
Art: Midprice
Erscheinungsdatum: 21.11.2014
USK 18

Escape Dead Island   29.12.2014 von GloansBunny

Dead Island gehört für unsere Redakteurin GloansBunny zu Spielekonsolen wie der Schnee zum Winter. Kann Escape Dead Island die Wartezeit auf das kommende Sequel versüßen oder ist es nur ein Stück vergammeltes Fleisch?

 

Cliff Calo könnte es so schön haben. Sonne, coole Freunde und eine kleine Segelyacht sind alles, was der junge Journalist braucht, um seine Freizeit genießen zu können. Besser noch: er kann das Angenehme mit dem Beruflichen verbinden. Denn der Ausflug auf hoher See verpasst Cliff neben einer gehörigen Portion Bräune auch noch die Reise zu dem Eiland Banoi, auf dem sich Gerüchten nach mysteriöse Dinge ereignen. Doch so weit soll es nicht kommen. Als das Boot plötzlich manövrierunfähig vor sich hin dümpelt, muss sich Calo auf ein kleines Archipel namens Narapela retten. Das vermeintliche Urlaubsparadies, gesäumt von unzähligen gestrandeten Containern, entpuppt sich dabei schnell als Cliffs persönlicher Albtraum, der ihm neben unerklärlichen Wahnvorstellungen auch das präsentiert, was angeblich auf der Nachbarinsel Banoi vor sich geht: hungrige Zombies, die kein Erbarmen kennen. Unbewaffnet, verängstigt und allein macht sich Cliff auf die Suche nach einem Ausweg. Doch die Insel und die Zeit machen Calo einen blutigen Strich durch die Rechnung ...
 
Steuerung und Sound: Ächzend und stöhnend durch ein Survival-Experiment...
 
Escape Dead Island versetzt den Spieler in die dritte Perspektive, was automatisch eine etwas eingeschränkte Sicht nach sich zieht, aber das klassische Controllerlayout im Action-Adventure-Stil ist recht intuitiv und schnell erlernt. Und so schleicht, meuchelt und metzelt sich Cliff galant durch Zombiehorden, immer wieder unterbrochen von zahlreichen virtuellen Sterbesequenzen. Denn nach kurzer Eingewöhnungszeit entpuppt sich die Steuerung als ziemlich schwammiges und ungenaues Instrument des Wahnsinns. Lange Reaktionszeiten, unpräzise Zielvorgaben und teils sehr behäbige Bewegungen machen das Manövrieren zu einem Geduldsspiel. Von der tollen Steuerung des großen Bruders ist bei Escape Dead Island kaum etwas zu spüren, auch wenn man das Layout von Shootern und Adventures nicht wirklich vergleichen kann.
 
Beim Thema Geräuschkulisse bewegt sich Escape Dead Island im technischen Mittelfeld. Die Hintergrundmusik ist unauffällig unspektakulär, die Waffeneffekte stimmig, aber wenig imposant und die Synchronsprecher hätten besser eine Runde Nachhilfe im Thema "Wortbetonung und Ausdrucksweise" nehmen sollen. Cliffs Sprüche Marke "Yolo!" wirken mehr lächerlich denn cool, lediglich die im Comicstil eingeblendeten Schriftzüge wie etwa "Riiiing!" neben einem klingelnden Telefon passen relativ gut zum Setting, auch wenn sie nach einer gewissen Zeit eher nerven. Akustisch reißt Escape Dead Island also kaum vom Hocker und bleibt weit hinter der bombastischen Inszenierung von Dead Island zurück.
 

Bildergalerie von Escape Dead Island (12 Bilder)

 
Grafik, Gameplay und Umfang: Gezeichnet von Gedeih und Verderb geht's ab in eben solchiges ...
 
Optisch experimentieren die Entwickler von DeepSilver mit einem Grafikstil, an dem sich die Geister scheiden. Während die einen den Cel-Shading-Look als neuartiges Stilmittel feiern, verteufeln die anderen die bunte Comicaufmachung als realitätsfremdes Ungetüm aus Farben und Stilbrüchen. Die Zwischensequenzen präsentieren sich im gleichen Gewand und können mit einigen hübschen Bildern überzeugen, doch ingame wartet das visuelle Grauen. Lieblose, karge Kulissen, wenig Detailreichtum und zahllose kantig-klobige Objekte säumen die schlauchartigen, sich wiederholenden Levelabschnitte. Zudem findet man mehr Clippingfehler als Sand am Meer und auch die Framerate ist alles andere als stabil. Schade, denn so gehen die gut gelungenen Effekte und der Comic-Charme sang- und klanglos im Schatten der technischen Mängel unter.
 
Das Gameplay ist Neuland für die Serie, denn Escape Dead Island wagt den Sprung weg vom Ego-Shooter hin zum Action-Adventure. Aus der Third-Person-Perspektive heraus schleicht und meuchelt sich Cliff durch zahlreiche Gegnerhorden, die primär aus Zombies und anderem untoten Gesocks bestehen. Die Intelligenz haben diese zwar nicht gerade mit Löffeln gefressen, doch die ungenaue Steuerung und das schlechte Gegnerbalancing machen dem Spieler das Leben wirklich schwer. So kassiert das Alter Ego gerne mal Hiebe aus dem Hintergrund, während der Zombie direkt vor seiner Nase keine Anstalten macht, auch nur einen morschen Finger zu rühren. Spielerisches Gleichgewicht sieht eindeutig anders aus, weshalb man in Escape Dead Island fast schon gezwungen wird, mit Stealthtaktik zu arbeiten, zumal das Fehlen einer Lebensanzeige das virtuelle Ableben nur bedingt vorhersehbar macht. Das schreiend rote Aufflackern des Bildschirms als Warnung erfolgt erst kurz vor knapp, sodass Überleben meist zur Glückssache wird. Hinzu kommt noch ein begrenzter Vorrat an Aktionsmöglichkeiten, welcher durch einen Energiebalken dargestellt wird und mitunter sehr schnell zur Neige geht. Doch zum Glück lässt sich die stoisch vorhersehbare KI leicht austricksen, was einen Neubeginn bei den meist fair gesetzten Rücksetzpunkten etwas erleichtert. Manuelles Speichern ist leider nicht möglich, was besonders ärgerlich ist, wenn man durch diverse Bugs beispielsweise den letzten Savepoint nicht laden und somit immer wieder ein und denselben Levelabschnitt minutenlang durchwandern muss, zum Teil ohne einen einzigen Gegner. Denn auch das Balancing wurde im Gameplay eher stiefmütterlich behandelt. Wo einerseits so etwas wie Spielspaß aufkommt (die Ausflüge in Cliffs Psyche machen wirklich Laune), frustrieren andererseits die sich wiederholenden Schlauchlevel-Sequenzen extrem.
 
Die hübsche Insel ist nur als offene Welt getarnt, meist sind die Pfade strikt vorgegeben und die Kulissen nur bedingt begehbar, der Verlauf linear. Obwohl die Story recht tiefgründig und durchaus unterhaltsam ist, reißen Grafikfehler und permanentes Ablaufen bereits durchlebter, leerer Levelabschnitte ein tiefes Loch in die sonst recht fesselnde und gelungene Mystery-Atmosphäre. Gewaltmärsche von rund 10 Minuten durch ein Gegner- und lebloses bekanntes Areal, nur um am anderen Ende ein nutzloses Foto für den streng linearen Missionsverlauf zu schießen, ist einfach nur nervig und zieht das Spiel künstlich in die Länge. Mehr als sechs Stunden Spielzeit darf man für dieses Mystery-Adventure-Soloabenteuer nicht veranschlagen. Der Wiederspielwert tendiert trotz einiger netter Sammelgegenstände, manch witziger Psycho-Mission und unterhaltsamen Waffenupgrades gen Null. Schade, dass die Entwickler den großen Bruder Dead Island so verwurstet haben. Schlussendlich ist Escape Dead Island nämlich nur eine matschige Ansammlung aus Bugs, Langeweile und einem Hauch Coolness in einer hübschen Hülle aus Kunstdarm!

Das Fazit von: GloansBunny

GloansBunny

Escape Dead Island versucht an die Lorbeeren des großen Bruders Dead Island heran zu kommen, doch leider machen die Entwickler mit dem Mystery-Action-Adventure mehr falsch als richtig. Der gewöhnungsbedürftige Grafikstil ist durchzogen von diversen Bugs, die Monotonie von sich wiederholenden, leeren Levelabschnitten lässt den letzten Funken Atmosphäre im Nu verpuffen und die künstlich in die Länge gezogene Spielzeit von maximal sechs Stunden sind mehr als mager. Gute Ansätze wie etwa die unterhaltsamen Psycho-Missionen, das Upgraden der Waffen und die durchaus spannende Story gehen so leider klanglos unter und finden ihren Höhepunkt in frustrierenden Savegame-Fehlern, detailarmen Kulissen und lästig unspektakulärer Stealth-Pflicht. Das "echte" Dead Island habe ich geliebt und spiele es auch heute noch gerne, doch die skurrile Abwandlung namens Escape Dead Island ist in etwa so spaßig wie eine Scheibe Blutwurst. Im Sale für unter 10 Euro ist dieses Spiel eventuell eine Überlegung wert, aber ansonsten nicht. Fans der Serie sind zu Recht enttäuscht, denn das Warten auf Dead Island 2 kann Escape Dead Island keinesfalls versüßen !


Die letzten Artikel der Redakteurin:


positiv negativ
  • Spannende, mysteriöse Story
  • Dead Island im Comic-Look
  • Witzige Waffen samt coolen Upgrades
  • Interessante Psycho-Level
  • Viele Grafik- und Savegame-Bugs
  • Monotones Gameplay, minutenlanger Leerlauf
  • KI und Balancing nicht gelungen
  • Nervige Synchronisation
  • Kurze Spielzeit (ca 6 Stunden)





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