Escape Room
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BEWERTUNG |
11.12.2017 von Beef SupremeEscape Games sind der neue heiße Scheiß, ursprünglich in Japan entstanden. Seit ein paar Jahren kann man auch in Deutschland Bares auf den Tisch legen, um sich wegsperren zu lassen. In der Regel kommt man aber nach ein paar Rätseln wieder auf freien Fuß und nur selten muss man um sein Leben fürchten, wenn man nicht gerade zu unterqualifiziert fürs Existieren ist. In Escape Room stehen die Dinge allerdings ein bisschen anders...
Wenn versnobte reiche Bälger Geburtstag feiern, muss natürlich was Besonderes her, um dem unerträglichen Alltag aus Schampus, Kaviar und gezuckertem Arsch zu entfliehen. Nach entspanntem Vorglühen in einem Schicki-Micki Schuppen für nur lumpige 2 Riesen hat sich Christen, die Freundin des Geburtstagskindes Tyler, was ganz Edles ausgedacht. Vor der Hütte wartet ein Luxus-Van der die 6-köpfige Gruppe an einen unbekannten Ort kutschen soll, denn dort wartet ein sogenanntes Escape-Game darauf, von den Dudes und Girls bezwungen zu werden. Selbstverständlich ohne Handys, dafür mit kleidsamer Seidenaugenbinde, gehört ja alles zum Spiel. Dort angekommen findet sich das arrogante Pack aufgeteilt in verschiedene Räume wieder. Keine Einweisung, keine Infos, nur verschieden gestaltete Räume mit unterschiedlicher Personenzahl drin. Sollen eben zusehen, wie sie da wieder raus kommen. Was allesamt anfangs noch für ein Spiel halten, entwickelt sich, spätestens als die ersten beiden Nervensägen im Säurenebel dahinschmelzen, zum bitteren Ernst. Erst dann fällt dem Rest auf, dass Christen gar nicht mit dabei, sondern irgendwo nackt in einem Käfig eingesperrt ist. Der Plan für den restlichen Abend ist also Überleben, entkommen und bestenfalls noch die Uhr schlagen, denn die Zeit für Christen tickt unaufhaltsam runter.
Nach zwei überlangen und dabei nervend langweiligen Einführungssequenzen die zu allem Übel gar nichts zum Verständnis oder der Handlung beitragen, startet der eigentliche Film mit der Charaktereinführung im Restaurant. Schnell wird klar, dass es sich um die Jahresversammlung des Unsympathen-Clubs handelt. Bis auf eine Ausnahme schaffen es alle Charaktere im Zuschauer das unbändige Gefühl auszulösen, deren Zähne neu zu arrangieren. Und diese Ausnahme, die einzige Person, die man nicht an der nächsten Eiche hängen sehen möchte, wird ohne Grund aus der Handlung entfernt. Nun denn, so bleiben schon wenigstens die emotionalen Momente aus, wenn das Große Abkratzen endlich beginnt. Bis es aber soweit ist, vergehen nochmal locker 20 Minuten. In der Zeit verfolgen wir nerviges Gezicke, arrogantes Geschwafel und notgeile Sprüche. Gelegentlich versuchen sich manche auch im Rätsel lösen, doch dieser Aspekt ist nie wirklich im Vordergrund. Handlung braucht man ohnehin keine erwarten, genauso wenig wie eine clevere Auflösung oder geschickt eingewobene Erklärungen. Das Ende ist derart lahm, spätestens jetzt sollte klar sein, dass es sich hier um reine Zeitverschwendung handelt. Vermitteln Filme wie die Saw-Reihe zumindest die Illusion, dass es eine Möglichkeit zu entfliehen gibt, verzichtet der Film völlig darauf. Genauso wenig wird auf die Motivation des Killers eingegangen, den man im gesamten Film auch nicht zu Gesicht bekommt. In Escape Room geht’s einzig darum, Nervensägen beim Krepieren zuzuschauen. Wenn dann wenigstens was geboten würde, aber abgesehen von der Nummer mit der Säure gestalten sich die Tode recht unspektakulär. Handwerklich passabel umgesetzt, aber nichts, was einen heutzutage noch mehr als ein leichtes Zucken mit der linken Augenbraue entlockt.
Handwerklich gibt’s nicht ganz so viel zu meckern. Wenn es mal jemanden erwischt, wird nicht mit roter Suppe gegeizt, wobei Escape Room niemals Splatter-Qualitäten erreicht. Auch die Lokalitäten sehen ganz nett aus, wobei die Räume an Kreativität vermissen lassen. Das Setting hätte massig Potential geboten, elaborierte Fallen oder ausgefeilte Rätsel zu zelebrieren, doch viel Einfallsreichtum wurde hier nicht an den Tag gelegt. Dafür ist die Bild- sowie Soundqualität über weite Strecken überzeugend. Solange sich alles in Innenbereichen abspielt passen Ausleuchtung und Farben. In Außenarealen sieht das schon wieder anders aus, doch der allergrößte Teil des Films spielt sich in den drei Räumen ab, sodass das kaum noch ins Gewicht fällt. Cover & Bilder © Universum Film GmbH Das Fazit von: Beef Supreme
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