FIFA 17
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BEWERTUNG |
01.10.2016 von TorstenMit FIFA 17 kündigte EA den großen Umbruch an, die Werbemaschinerie versprach nicht weniger als eine Initialzündung innerhalb der Serie. Eine neue Engine und der brandneue Story-Modus sollten die Aufholjagd der Konkurrenz stoppen und dem gebürtigen Platzhirsch die Thronfolge sichern. Doch am Ende ging der Plan leider nicht so ganz auf.
The Journey
Seit Jahren stellen die Spiele 2Ks NBA-Serie die qualitativen Vorreiter des Karriere-Modus. EA mischt nun mit, indem sie neben dem üblichen Karriere-Modus nun einen „echten“ Story-Modus mit ins Spiel nehmen. Anders als im Karriere-Modus übernehmen wir hier einen vorgegebenen Charakter, bei dem wir lediglich den gewünschten Verein der (englischen) Liga wählen dürfen. Wir starten den Modus als 17jähriger Alex Hunter, der sein erstes Turnier gewonnen hat. Von da an durchleben wir den Aufstieg des jungen Talents, der zusammen mit Kumpel Gaz die ersten Höhen und Tiefs in der englischen Premier League erlebt. Dabei geht es aber nicht nur um die Spiele auf dem Platz, bei denen wir uns jedes Mal entscheiden dürfen, ob wir nur Alex oder das ganze Team spielen. Es geht auch um die ganzen Nebensächlichkeiten abseits des Profi-Fußballs. Wie entwickelt sich die Freundschaft zu Gaz, kommt Alex bei den Fans oder bei seinem Trainer an? Und was twittert seine Mutter über ihn im Netz!? Anrufe sind ihr wohl zu persönlich. Bei aufkommenden Dialogen haben wir stets drei Antwortmöglichkeiten. Die Antworten haben Auswirkungen auf die Beziehungen zu der Öffentlichkeit. Wollen wir dem Trainer gefallen, stoßen wir damit eventuell den Fans vor den Kopf. Dazu kommen immer wieder gesteckte Ziele, die wir im Spiel erreichen sollen. All das hat Auswirkungen auf den späteren Verlauf des Spiels. Das ändert allerdings nichts daran, dass sich am Ende gewisse Ereignisse nicht verhindern lassen und die möglichen Auswirkungen längst nicht so stark wie erwartet ausfallen. Die Story und deren Inszenierung sind etwas kitschig ausgefallen, die Charaktere leicht überzeichnet, aber Spaß macht das Abenteuer Fußball auf jeden Fall.
Das Spiel auf dem Rasen
Auf dem Rasen hat sich dieses Jahr einiges geändert. Vieles davon ist durchaus positiv zu bewerten. So darf nun mittels L2-Trigger der Ball zum Gegenspieler abgeschirmt werden. Der ballführende Spieler kehrt dann seinem Kontrahenten den Rücken zu, die Ballabnahme ohne Foul wird dadurch fast unmöglich. Gekonntes Zustellen oder der Angriff mit zwei Verteidigern sind dann die Optionen des Gegners, allerdings bleibt es oft sehr schwer an den Ball zu gelangen. Bei Torschüssen kommt die Möglichkeit des Flachschusses hinzu. Ging der Ball bislang bei „aufgeladener“ Schusstaste unweigerlich immer weiter gen Himmel, so genügt ein vor dem ausgeführten Schuss angetippter, erneuter Druck der Schusstaste, um den Ball hart aber flach auf das Tor zu zimmern. Eine gute Alternative für mittlere bis kurze Distanzen. Das gleiche gilt für Kopfbälle. Diese lassen sich nun im gleichen Steuerungsprinzip als Aufsetzer ausführen. Besonders sinnvoll, wenn der Stürmer nah am Kasten steht. Standardsituationen erleben ebenfalls eine Frischzellenkur. Bei Einwürfen ist es im neuen FIFA möglich, sich an der Linie hin her zu bewegen, sowie den Einwurf anzutäuschen. Freistöße werden über eine Markierungsanzeige ausgeführt, die eine bessere Übersicht auf die Spielsituation ermöglicht. Bei Strafstößen wird neuerdings der Anlauf manuell ausgeführt. Das bringt neue Möglichkeiten hinzu, selbst ein Sprint ist möglich, sollte aber tunlichst vorher im Training einstudiert werden. Neue taktische Möglichkeiten erweitern das Spiel, allerdings längst nicht so stark wie bei PES 2017. Hier darf dann aber auch eine „falsche 9“ aufgestellt werden.
Die Torhüter sind auch in diesem Jahr wieder gewohnt stark, lassen aber dennoch einige Bälle abklatschen. Dafür lässt die Verteidigung Spieler wieder leichter durchmarschieren. Das Zweikampfverhalten ist allgemein deutlich griffiger ausgefallen und erfordert im Gegensatz zu Konamis Konkurrenzprodukt entschieden mehr Timing und Eigenarbeit, das automatisierte Pressing ist fühlbar, aber allenfalls behindernd. Lange Bälle sind glücklicherweise nicht mehr ganz so tödlich wie noch in FIFA 16 und das den Spielaufbau entziehende Kick´n Rush entfällt größtenteils. Man ist geneigt, das Spiel auf die Flügel zu verlagern, denn Kopfbälle sind noch einen ganzen Deut gefährlicher. Allerdings wird allzu oft klar, dass es dann bei sprintstärkeren Verteidigern doch effektiver ist, am Ende doch wieder den Weg durch die Mitte zu wählen. Antrittsstarke Dribbler sowie physisch starke Spieler dominieren im neuen Jahrgang allzu leicht die gegnerischen Verteidigungslinien. Mitspieler wollen nicht so recht mitziehen und bieten sich in diesem Jahr auch weniger eigenständig an, was zu mehr Alleingängen animiert, bis sich dann die Gelegenheit für den einen tödlichen Pass bietet. So kommen zwar durchaus schöne Spiele zustande, aber es bedarf noch einiger Patches, um die Spiel-Balance auf ein ähnlich hohes Niveau zu bringen, die PES 2017 in diesem Jahr gefährlich werden könnte
Ein beinahe tadelloser Umstieg auf eine neue Engine
Vor drei Jahren kam mit FIFA 14 die Fox-Engine für die Current-Gen-Systeme. Der Umstieg war damals vielversprechend und bot gerade im Zweikampf ein völlig neues Gefühl, verlief aber alles andere als flüssig. Ähnlich große Anlaufschwierigkeiten gibt es mit der neuen Frostbite-Engine, die auch in der Battlefield-Serie eingesetzt wird, nicht. Zwar gibt es noch einige Clipping-Fehler und im Netz finden sich zuhauf witzige Clips von absurden Engine-Fehlschlägen. Diese sind aber längst nicht so schlimm und vor allem nicht so häufig anzutreffen, wie es in den einschlägigen Youtube-Channels beschrieben wird. Auffällig ist allerdings, dass es bei stark herausgezoomter Kameraperspektive öfter mal zu Rucklern kommt, wenn Bälle hoch und weit geschlagen werden. Im direkten Vergleich wirken außerdem die Spielergesichter längst nicht so schön wie in den jüngsten PES-Spielen. Der Wiedererkennungswert einzelner Stars lässt noch etwas zu wünschen übrig, die Mimik ist eher schwach. Dafür ist die Darstellung des Rasens und des Stadions schöner ausgefallen und selbst die Fan-Ränge wirken belebter. Der Ball wirkt etwas zu hart aufgepumpt und springt gerne zu hoch ab, Lattentreffer sind deutlich häufiger als real anzutreffen, aber das kennen FIFA-Fans ja bereits. Die Soundkulisse ist jedenfalls wieder einmal hervorragend, das Kommentator-Duo auf Dauer nervig. Hier bleibt also alles beim alten. Das Fazit von: Torsten
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