Gerda
|
BEWERTUNG |
18.07.2022 von Mario von CzapiewskiMan mag von dem Land aktuell halten, was man möchte, aber abseits von Hollywood, Bollywood und der asiatischen Filmindustrie hat Russland immer wieder große oder gute Filmproduktionen im Angebot, die auch immer wieder mal Kritik am eigenen Land durchblitzen lassen. Gerda ist einer diese Filme, welcher sich in dieser Schiene einordnen möchte und der nun auf DVD und Blu-ray in Deutschland erscheint...
Inhalt
Lera (Anastasiya Krasovskaya) hat ein schweres Leben. Ihre Mutter ist depressiv, ihr Vater gewalttätig und alkoholkrank und ihr Studium ist zeitraubend und anstrengend. Zusätzlich muss sie als Stripperin Gerda in einem Club arbeiten und ist dort bei ihren Kolleginnen nicht sonderlich beliebt. Doch ihre Lebenssituation raubt ihr immer mehr die Kraft.
Der Film präsentiert sich sehr schnell handwerklich kompetent inszeniert und erinnert in seiner filmischen Qualität oft an hochwertige deutsche Produktionen, die sich ebenfalls gerne mit schweren Themen beschäftigen. Gerda hingegen schafft es nie optisch wirklich beeindruckende oder im Gedächtnis bleibende Momente zu schaffen, wenngleich es der Film immer wieder versucht. Stattdessen ist er mit Depri-Kino recht gut und schnell beschrieben.
Man folgt die allermeiste Zeit der jungen Lera und ihrem täglichen „Lebenskampf“. Sei es mit ihrem Stripper-Job, ihrer Familie, den Lebensumständen, ihrem Studium oder der Müdigkeit, die aus der Kombination von allem entsteht. Zusätzlich träumt sie wirr und sieht sich verqueren oder gefährlichen Situationen gegenüber. Hier kommt auch die beeindruckendste Sequenz ins Spiel, in welcher sie durch eine ungewöhnliche Handlung eine Arbeitskollegin vor einer quasi Mehrfachvergewaltigung schützt. Leider bleibt diese Sequenz für sich und findet kaum vergleichbare Momente im restlichen Film. Grundsätzlich ist eine wirklich stringente Handlung abwesend. Vielmehr hangelt sich der Film erzählerisch von einer tragischen Situation zur nächsten, zeichnet ein tristes Bild eines russischen Alltags und deutet auch auf eine alltägliche Angst vor dem vorherrschenden Regime hin.
Gerda als Erotikfilm zu bewerben, ist jedoch fragwürdig. Nie steht die Erotik an sich im Vordergrund oder wird eingesetzt, um den Zuschauer zu bespaßen. Die Darstellungen sind inhaltlich zweckdienlich, real und roh – aber nie wirklich anregend. Auch vor männlicher Nacktheit schreckt der Film, im Gegensatz zu anderen Filmen, nicht zurück.
Gerda hat sicherlich einen guten Hintergedanken, ist aber zu wahllos erzählt, um als spannende Geschichte durchzugehen, zu düster für ein Massenpublikum und zu Highlight-arm, um im Kopf zu bleiben.
Details der Blu-ray
Die Blu-ray-Veröffentlichung bietet den Film in sehr guter Qualität unzensiert mit einer gelungenen deutschen Synchronisation. Der russische Originalton mit optionalen Untertiteln ist ebenfalls mit an Bord. Als Bonus gibt es hingegen nur Werbetrailer. Cover & Bilder © capelight pictures OHG Das Fazit von: Mario von Czapiewski |
|
Kommentare[X]