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Guitar Hero Live

Publisher: Activision
Entwicklerstudio: FreeStyleGames
Genre: Geschicklichkeit Musik
Sub-Genre: Partyspiel
Art: Fullprice
Erscheinungsdatum: 23.10.2015
USK 12

Guitar Hero Live   14.01.2016 von Xthonios

Nach mehr als vier Jahren Abstinenz kehrt Activision mit einem neuen Guitar Hero Ableger zurück auf die Bühne und verspricht den Gamern ein neues Spielerlebnis. Auf der GamesCom 2015 konnte jeder Besucher das neue Guitar Hero Live bereits vorab ausprobieren. Seit dem 23.10.2015 ist das Spiel auf dem Markt erhältlich - erstmals auch für die Next-Gen-Konsolen.

 

Es war 2007, als ich an einem Partyabend bei Freunden das erste Mal mit Guitar Hero in Kontakt kam. Es war die Zeit, in der Musikspiele aller Art populär wurden. Egal, ob Rockband, Guitar Hero oder Band Hero, überall shredderten begeisterte Zocker in den heimischen Wohnzimmern auf Gitarren, oder trommelten auf Schlagzeugen aus Plastik ein. Die Verkaufszahlen gaben den Herstellern recht, sodass Activision zahlreiche Guitar Hero Versionen (z. B. GH Van Halen, GH Metallica, GH Warriors of Rock) auf den Markt brachte, um die Spieler mit neuen Songs bei der Stange zu halten. 2011 hallte die Entscheidung von Activision durch die Hallen der Gaming Welt, dass es keine weiteren Musikspiele geben wird und alle weiteren Planungen eingestellt werden. Dies betraf neben Guitar Hero auch die sehr spaßige DJ Hero Serie, in der man mithilfe eines Plattentellers eine DJ Karriere starten konnte. Danach wurde es generell im Sektor der Musikspiele ruhig. Selbst als die Next-Gen-Konsolen erschienen, hörte man nichts Neues. Jetzt nach mehr als vier Jahren veröffentlicht Activision mit Guitar Hero Live eine Neuauflage, auch Harmonix kehrt mit Rockband 4 fast zeitgleich zurück. Eine Art Revival der Wohnzimmerbands.

 

Der Controller

Den ersten Unterschied gegenüber den Vorgängern wird der Spieler am Controller erkennen. Freestylegames und Activision haben sich hier von dem bisherigen Gitarrencontroller mit 5 farbigen Tasten verabschiedet. Stattdessen finden wir nun zwei Reihen mit jeweils drei Tasten vor sowie die Anschlagtaste. Die Noten erscheinen wie auch früher in Form eines Highways und werden farblich in Schwarz (oben) oder weiß (unten) dargestellt. Auf höheren Schwierigkeiten kommen auch Barre oder Quergriffe zum Einsatz, sprich es müssen beide Tasten in einer Reihe gehalten werden. Als letztes Element kann es auch sein, dass NUR die Anschlagtaste geschlagen werden muss. Wer eine richtige Gitarre sein Eigen nennt, wird hier eine gewisse Vertrautheit erkennen, die Handhabung ist deutlich realistischer an das echte Instrument angelehnt, als die früheren Controller. Positiv ist hier auch zu sehen, dass man gegenüber den alten Controllern nicht mehr hin und her rutschen muss oder Akrobatikkunststücke mit seinen Finger vollführen muss. Durch die Änderungen des Controllers wird Neulingen der Einstieg ins Musikgenre erleichtert. Auf den höheren Schwierigkeitsstufen wird es hingegen richtig fordernd (Normal war für mich die Schmerzgrenze), gerade bei den verschiedenen Akkorden und Kombinationen. Geübte Gitarrenspieler dürften sich mit Sicherheit leichter tun, als die ansonsten nur Standardcontrollerspieler.

 

Der einzige Nachteil ist hier der zwingende Kauf des Controllers. Leider ist es nicht möglich, die alten Guitar Hero Controller zu verwenden. Ein großer Schwachpunkt in GH ist die Hardware des Spiels. Um das Spiel spielen zu können, benötigt man den mitgelieferten USB-Dongle für jede Gitarre. Leider kommt hier eine große Schwäche bzw. die falsche Sparsamkeit an der Hardware zum Tragen. In unserem Test traten ab mehr als 3 Metern Verzögerungen auf oder die Gitarre reagierte gar nicht mehr, da immer wieder die Verbindung gesucht wurde. Wer also ein größeres Wohnzimmer hat und vielleicht auf dem Beamer spielen möchte, wird hier schnell frustriert werden. Abhilfe könnte hier ein USB-Verlängerungskabel für den Dongle geben, aber dieser Workaround ist eher Non tres chic. Zudem steht man vor dem weiteren Problem, dass z.B. die XBOX One lediglich drei USB-Anschlüsse hat. Wenn man nun also parallel eine Ladestation für den Akku und üblicherweise eine externe HDD angeschlossen hat, muss wohl oder übel ein USB Verteiler gekauft werden, sollte man zu zweit spielen wollen.

 

Guitar Hero Live

Nach Start des Spiels beginnt man in dem Karrieremodus, im Spiel GH Live genannt. Neu ist hier die Art des Einstieges. Man selbst spielt quasi in der First-Person-Ansicht und ist Teil einer scheinbar echten Band mit echtem Publikum. Das sieht natürlich gerade zu Beginn sehr schick aus und man darf schon ein "Cool" über die Lippen bringen. Man beginnt mit der Auswahl eines von zwei Festivals und spielt jeweils drei Songs nach. Schön gemacht, ist der sogenannte Gang vom Backstage Bereich zur Bühne, man überreicht Dir die Gitarre und schon stehst du vor tausenden von Fans auf der Bühne. Während des Spiels schwenkt die Kamera von Dir sozusagen über die Bühne zu den Fans, sodass man ein Gefühl bekommt, man wäre wirklich auf der Bühne und Bestandteil der Band. Man bekommt hier auch ein realistisches Feedback - sowohl von den Fans wie auch den Bandmitgliedern. Wenn man schlecht spielt, werfen Deine Bandkumpels Dir enttäuschende Blicke zu, die Fans buhen Dich aus oder zeigen Dir den Finger nach unten, im schlimmsten Fall bekommst du Gratisbecher an den Kopf geschmissen. Legst du hingegen eine gute Performance hin, lieben Dich alle. Fans schreien Dir zu, Deine Bandmitglieder bauen Dich auf und bei der Abgabe der Gitarre bekommst du vom Techniker oftmals einen entsprechenden Text "Das war richtig stark".

Generell gesehen sind diese Emotionen nichts Neues, aber in Verbindung mit dem digitalen Publikum macht es einfach mehr Spaß. Auch wenn man sich gerade am Anfang eher auf den Highway und die Noten konzentriert und so die ganze Atmosphäre etwas in den Hintergrund gerät.

 

Guitar Hero Live ist ein netter Zeitvertreib, um sich musikalisch zu betätigen. Leider bietet der Karrieremodus nur 42 Songs an, welche über einen Dutzend Bühnenauftritten verteilt sind. Wer hier also ehrgeizig die Festivals durchspielt, wird nach ca. drei bis vier Stunden das Ende der Karriere erreicht haben. Leider gibt es hier momentan keine echte Erweiterung, sodass der Karrieremodus nach kurzer Zeit gänzlich verkümmern wird. Das ist echt bedauerlich und man kann nur hoffen, dass Activision hier Content nachliefert.

 

Bildergalerie von Guitar Hero Live (16 Bilder)

 

Guitar Hero TV

Neben dem enttäuschenden Karrieremodus gibt es also noch den Multiplayermodus namens GH TV. Auf dieser Onlineplattform hat man die Möglichkeit zahlreiche Songs gegen andere Spieler zu spielen. Man kann hier verschiedene Musikrichtungen auswählen und dann quasi live in einen laufenden Song einsteigen. Allerdings gibt es hier nur einen Versus-Mode, einen Koop-Modus sucht man hier vergebens. In einer dynamisch mitlaufenden Bestenliste kann man seinen derzeitigen Rang sehen, wie man gegen die anderen neun Spieler abschneidet. Jetzt kommen wir jedoch zu einer etwas unverschämten Thematik. Um im Multiplayermodus spielen zu können, benötigen wir sogenannte Durchlauf "Marken". Die Marken kann man sich über den Karrieremodus verdienen, oder aber für echtes Geld im Store kaufen. Wer sich jetzt noch an den sehr kurzen Karrieremodus erinnert, der wird schnell erahnen, wohin das Ganze führt. Ohne Moos quasi nix los. Natürlich kann man in der Theorie die Songs in dem Karrieremodus immer und immer wieder durchspielen, um sich so mühsam die Durchläufe für den Multiplayermodus zu besorgen, aber die Realität wird vermutlich anders aussehen. Activisions Antwort auf diese Frage können wir uns bereits denken. Von offizieller Seite gab es in den Presseinformationen die Aussage, dass man echtes Geld ausgeben KANN (Micropayments), aber man MUSS nicht. Wer sich das Spielprinzip jedoch genauer anschaut, wird wie bereits erwähnt selbst feststellen, dass die (Micro)Payments ein integraler Bestandteil des Spiels ist. Natürlich hat man auch die Möglichkeit einfach nur schnelle Spiele zu spielen und zufällige Songs zu spielen, aber sobald man sich hier einen Song aussucht, schwinden die Spielmarken - und das recht zügig.

 

Ein weiterer Punkt ist die teilweise sehr begrenzte Auswahl in GHTV. Es gibt jede Menge Tracks, aber meistens nur aus einzelnen Musikrichtungen und kaum Neuerscheinungen. Mit Sicherheit können wir aber sagen, dass Activision hier den Gesamtkatalog bzw. die Auswahl mit der Zeit erweitern wird, damit Spieler auch wieder mehr Geld ausgeben, um eben vielleicht doch die gewünschten Songs zu spielen.

 

Party vs. Guitar Hero Live

Jeder, der die alten Guitar Hero Spiele gespielt hat, wird sich an laute Partys bei Kumpel erinnern, wo man mit bis zu vier Leuten das Spiel gerockt hat. Ja das war eines der großen Vorteile dieser Musikspiele. Gemeinsam konnte man hier den ganzen Abend zocken und jede Menge Spaß haben. Hier war es nur nötig, das entsprechend Musikinstrument auszuwählen und schon konnte man als Band loslegen - offline oder online.

 

Mit Guitar Hero Live hat es Activision geschafft, diese Gemeinschaft und Kumpelabende zu sprengen. In GH Live kann man lediglich zu zweit spielen und das auch nur gegeneinander. Aber auch die einst so problemlose Profilauswahl der einzelnen Spieler gehört der Vergangenheit an. Viele Playstation 4 Spieler beschweren sich, dass GH Live an einer Konsole nur als Gast mitspielbar ist. Erfolge und freigeschaltete Songs können so also nicht mit übernommen werden.  Auch die vorhandenen USB-Steckplätze der Next-Gen-Konsolen und die zwingend notwendigen USB-Dongles erschweren die Vorfreude eines Partyspiels.


Das Fazit von: Xthonios

Xthonios

Mit Guitar Hero Live kommt nun also nach vielen Jahren endlich wieder ein Musikspiel auf den Markt. Als großer Fan der alten Guitar Hero Spiele musste GH Live natürlich unter die Lupe genommen werden. Die anfängliche Euphorie wich schnell einer enttäuschenden Realität. Der Traum von der Rückkehr der Partyspiele platzte wie eine Seifenblase. Kein Koop-Modus, lokal nur zu zweit spielbar. Aber selbst online gibt es keine Möglichkeit, hier gemeinsam in die Tasten zu hauen. Hinzu kommt ein recht spärlicher Karrieremodus, der ohne große Schwierigkeiten an einem Abend abgeschlossen werden kann. Im Anschluss bleibt nur noch der Multiplayermodus, der - keine Frage - Spaß macht, solange man noch "Marken" hat, um seine Lieblingssongs spielen zu können. Danach muss der Karrieremodus zum wiederholten Male herhalten - oder das Portemonnaie. Das hinterlässt einen faden Beigeschmack, der das Spiel schnell in der Ecke landen lässt. Bitte versteht mich nicht falsch. Guitar Hero Live ist ein spaßiges Spiel, das Redesign des Controllers bringt jede Menge Fun mit sich, aber am Ende des Tages bleibt nicht genug Motivation, das Spiel weiterhin zu spielen. Seit der Veröffentlichung ist der Preis des Spiels bereits um knapp 50 % gefallen, vielleicht ein Anreiz für den Einen oder Anderen es doch mal zu probieren.


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positiv negativ
  • Stimmungsvoller Karrieremodus ...
  • Zahlreiche Festivals
  • Sehr cooles Bühnenfeeling / First-Person-Ansicht
  • Neuer innovativer Controller
  • ... der allerdings nur knapp 3 Stunden Spielspaß bietet.
  • Nur 42 Songs im Karrieremodus
  • Kein Koop-Modus (weder off- noch online)
  • Micropayment System
  • Schwache USB-Dongles (geringe Reichweite)
  • Kein wirkliches Partyspiel mehr





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